chen drr Gemeinschaft des Meeres stehen. Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten wurde beschlossen die Generaldebatte zum Etat nach den Ausschußberatungen erfolgen zu lassen. Aus Antrag Dr. v. Kiene (Z.) wurde der Etat dem Finanzausschuß überwiesen. Angegangen waren eine Anfrage Wieland <N.) betr. Behebung der Kohlenknappheit, eine Anfrage Bogt Weins- berg (B.K.) wegen des Preises für das seit 22. März adzuliesernde Brotgetreide und eine Anfrage Nübling (B. K>) wegen der Ausfuhr von Dinkel au« den Kommv- nalverbänden. — Nächste Sitzung: Freitag, 22. Juni */,4 Uhr. T.O.: 2. Beratung des Etat«.
Die Geheimnisse der Entente.
Berlin. 7. Juni. WTD.
Die „Rordd. Allg. Zeitung" bringt unter der Ueber- schüft .Die Geheimnisse der Entente" einen Artikel, worin es heißt:
Seit dem Sturz der zarischrn Regierung machen die Westmächte verzweifelte Anstrengungen, die Offenlegung des großen Schuldduches der Entente zu verhindern, von dem einige Seilen, wie e« sch-int, der provisorischen russischen Regierung bereits bekannt geworden sind. Eine ungeheuer- liche Bertuschrmgsarbeit ist im Gonge. Ueberall regt sich das böse Gewissen. Freiwillige Helfer springen den amtlichen Vertretern der Entente bei, um den drohenden Zusammenbruch des Systems der Lügen und Täuschungen aufzuhalten, durch das der größte Raubzug der Wrltge- schichte in einen Kamps für Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie »«gefälscht worden ist.
Im Einverständnis mit ihrer Regierung sind auch einige englische Sozialisten auf dem Weg nach Petersburg, darunter Ramsay Macdonaid. Er wird, wie er kürzlich an- gekündigt hat. mit seinen Kollegen versuchen, in Petersburg eine Einigung über die Geheimoerträge und nichtöffentlichen Verpflichtungen zu erzielen. Seine russischen Freunde werden leicht prüfen können, wie wett ihn die englische Regierung in da» geheime Material eingeweiht hat und wie viel sie ihm zu verschweigen sür nützlich hielt.
Gedenkt man des verdeckten Spiels, das der englische regierende Ausschuß mit dem Parlament und selbst mit dem weiteren Kabinett in allen Fragen der diplomatischen, militärischen und maritimen Abmachungen getrieben hat, so wird man an die Aufrichtigkeit der englischen Staatsmänner auch jetzt keine hohen Erwartungen knüpfen. Strhi doch geschichtlich fest, daß Lord Grey in den entscheidenden Tagen vor Kriegsausbruch ein so wichtiges Faktum wie das deutsche Angebot bezüglich Belgiens gegen englische Aeutralitätszu- sage dem Kabinett einfach verschwiegen hat.
Die englische Regierung hat ihren sozialistischen Abgc- sandten durch Reuter eine Art Einführungsschreiben mit auf den Weg geben lasten, das in bemerkenswert plumper Weise von dem Hauptpunkte abzulenken sucht. Der Kern dieses Schreibens ist nämlich die Behauptung, daß den Alliierten der Krieg in e nem Zustand völliger Unbereilschaft aufgezwungen worden sei.
Welches unglaubliche Armutszeugnis wird damit der Entente ausgestellt! Ein mit allen diplomatischst. Mitteln vorbereiteter Krieg soll die Alliierten militärisch unvorbereitet getroffen haben? Wäre das richtig, so hätten sich dir Ur- Heber des Krieges das Todesurteil vor den eigenen Völkern gesprochen. Tatsächlich sind sie aber fest dass» überzeugt gewesen, daß sie alles getan halten, was nach menschlichem Ermessen das Gelingen des Bernichtungskampses gegen Deutschland sichern mußte. Darüber haben wir Zeugniste von allen Setten.
Daß Frankreich an nichts andere« gedacht hat, als die militärischen Mittel zum Reoanchekriege restlos bereit zu stellen, bedarf keines Beleges. Die französische Regierung war sich ihres Erfolges sehr sicher. Am 9. Januar 1913 hat der politische Direktor im belgischen Ministerium sür auswärtige Angelegenheiten, Baron von der Elfi, einen Bericht über eine Unterredung mit einem französischen Staatsmann niedergeschrieben, über besten Aeußerrmgen es heißt: «?s ist sicher, sagte er mir, daß die Ueberlegenheit des französischen Geschütze» derart ist, daß die Deutschen in einem Artillertekamps bald aushören würden zu feuern; sie würden durch unser Schnellfeuer vernichtet werde«. Sie find auf einen falschen Weg gekommen und bleiben hartnäckig auf ihm. Diese Persönlichkeit glaubt, daß der Krieg in kurzer Zeit unvermeidlich sei, da Deutschland seine Hegemonie ln Europa errichten wolle. Jedermann in Frankreich wünsche ein Ende des niederdrückenden Zustandes der Unruhe, der zu lange andaune, und man fühle sich bereit. Das englische Eingreifen, fuhr er fort, ist, wiewohl kein schriftliches Abkommen besteht, tatsächlich schon in seinen kleinsten Ein- zrlhetten geregelt, als ob ein Vertrag zwischen den beiden Ländern abgeschofsen wäre. Die englischen Truppen werden ln Calais, Dünkirchen und Boulogne landen. Die Lage Rußlands ist viel bester, als man denkt. Seine Arme« ist in gutem Stand und wird im Kriegsfall wichtige Mitwirkung leisten.
S» der französische Staatsmann nach dem Zeugnis seine« belgischen Kollegen. Aber auch di« zarische Regie- nmg hatte nicht den geringsten Zweisel, daß sie das militärische Spiel sicher in der Hand halt». Wir erinnern nur an die berühmten Artikel Suchomlinows. die in scharfem Offeufiogetst geschrieben, im März und Juni vor der Entscheidung über Krieg und Frieden erklärten, daß Rußland Kriegs berett sei und daß man alles getan habe, um dem Gegner bei der Mobilmachung zuvorzukommen. Auch das triumphierende Echo, das sich damals so laut in der fran- zöfischen Presse vernehmen ließ, ist dem Gedächtnis der Zettgenosten nicht entschwunden. Wie fest aber die englische Regierung glaubte, für ihre militärische Aufgabe aus dem
Festland völlig vorbereitet zu sein, das hat der frühere englische Krieasminister Haldane in dem bekannten Buche Begbies durch ausführliche Mitteilungen bewiesen. Schon für 1913, das Jahr des Trey>Cambon-Brieswechsels, erklärte der Vertrauensmann Haldanes: Großbritannien war vollkommen vorbereitet, alle seine Verpflichtungen zu erfüllen. — Es ist aber eine Umkehrung der Vernunft, zu sagen, daß die britische Regierung überrascht worden sei. Es war nichts mehr zu tun, als mit Gewehr bei Fuß zu flehen und auf die Stunde zu warten.
Die Vorbereitungen zum Bernichtungskampf gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn waren also mit aller Sorgfalt getroffen. Getäuscht hat man sich nur über die deutsche Schlagkraft, über die Stärke uuseres österreichisch' ungarischen Bundesgenossen und über die Werbekrast unserer guten Sache.
Herr Ribot hat sich nun bereit erklärt, demnächst alle Dokumente über die Vorgeschichte des Krieges zu veröffentlichen. Don deutscher Seite sind im Laufe des Krieges schon manche geheimen Dokumente ans Licht der Oeffent- lichkeit gezogen worden. Es wird auch weiterhin Möglich sein, Herrn Ribot das Gedächtnis hier und da, wo es schwach werden sollte, zu stärken. Wo will er beginnen? Will er bis zu dem Monat zurückgehcn, wo sich französische Rachsucht, zaristische Eroberungeluft und englischer Geschäftsneid zum erstenmal in der Einkreisur-gspolitik sich zusammensanden? Das würde ein Dosier von gewaltigem Umfang werden. Oder will er mit jener Petersburger Reise Poineares im August 1912 beginnen, wo sich Frankreich durch seinen Ministerpräsidenten zur Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit verpflichtet hat?
Fand doch bereits im November jenes Jahres der Grey-Lambonsche Briesrvechsel statt, durch den offiziell die Basis für die englisch-französische Operation gegen Deutschland festgelegt wurde und vor dem es kein Zurück mehr gab. Der Bericht, in dem die deutsche Regierung wenige Monate später von diesen geheimen Schriftstücken vertrau- liche Kenntnis erhielt, schloß mit den prophetischen Worten: „Die Ermutigung, die die englische Regierung direkt und indirekt andauernd dem französischen Chauvinismus zuteil werden läßt, kann eines Tages zur Katastrophe führen. Die Saal, die König Eduard gesät hat geht auf." Wie tief dann Herr Ribot in die geheimen Papiere greifen will, um Iofsces Augustbefuch in Petersburg von 1913, die Pariser Aprilverhandlungen von 1914 mit Guy — eng- lisch-russifche Marinekonvention! — zu beleuchten, das werden wir mit Intereffe verfolgen.
Nun scheint noch ein besonderes Geheimnis die Reifs zu umgeben, die der Präsident Poincare kurz vor dem Ausbruch des Krieges nach Petersburg unternommen hatte. Es war die Zeit, wo der früher zögernde Ton der rufst- schen Diplomaten gegenüber der deutschen Diplomatie nach dem Zeugnis des „Matin" fest geworden war. Potncar- muß gewisse Versprechungen mitgebracht haben, die sich auf russische Orientwünsche bezogen. Es ist in jenen schicksalsschweren Tagen, wie bestimmte Anzeichen vermuten lasten, unter persönlicher Mitwirkung Poincarts eine wesentliche Bedingung des russischen Eintritts in den Krieg festgelegt worden.
Wenn dies alles, wie Herrn Rrbots Zusage in Aus- , sicht stellt, demnächst vor aller Welt offenliegen wird, dann ! wird Poincarees Rolle als Kriegstreiber noch deutlicher umrissen sein, als bisher schon. Legt Ribot auch nur dis Wesentlichsten dieser Geheimnisse klar, so wird er bereis un- enditch viel znr Reinigung der vergifteten Atmosphäre Lei- tragen.
Eine elsatz-lothr. Absage an Frankreich.
Straßburg, 7. Juni. WTB.
Präsident Dr. Ricklin führte in der Zweiten Kammer u. a. folgendes aus: Bor Eintritt in unsere kurzen, nur geschäftlichen Verhandlungen sei es mir gestattet, einige Worte an Sie zu richten : Meine Herren! Wieder ist ein Jahr seit unserer letzten Krtegstagung verflossen; den Frie- den hat es aber der Welt nicht gebracht. Im Gegenteil, der Krieg nimmt fortgesetzt schrecklichere Formen an und zieht Immer neue Nationen in seinen blutigen Bann. Und doch fleht die ganz« gesittete Menschheit den Frieden herbei und begrüßt jedes Anzeichen der Beendigung dieses so viel Jammer und Elend verursachenden Weltkrieges mit unverhohlener und innigster Freude. Die stete Friedens- berettschaft de» deutschen Volkes hat sein Kaiser durch ein ebenso hochherzige« wie aufrichtige« Friede« angsbot zum Ausdruck gebracht und dadurch vor aller Welt die Verantwortung für die Fortdauer der unsäglichen Leiden, unter denen nicht nur die kriegführenden Länder, sondern die ganze Welt seufzt, von ihm abgenommen. Die Deutschen werden es ihrem Kaiser nie vergessen und insbesondere werden wir Tlsaß-Lothringer es ihm nie vergessen, daß er durch die Darbietung seiner Friedenshand sich bereit gezeigt hat, den Leiden moralischer und materieller Art, di« der Krieg über unser Land gebracht hat, ein Ende zu machen. Wir segnen jede Handlung, die das Kriegselend auch nur um einen Tag abzukürzen geeignet ist und verwerfen alles, was angeblich um unser Los zu ändem unierommen wird, tatsächlich aber nur die Fortdauer des Krieges und dabei unserer Leiden bewirkt. Das elsaß-lothringisch« Volk hat i« seiner erdrückenden Mehrheit keinen Krieg und auch diesen Weltkrieg nicht gewollt. Was es wollte, war, den Ausbu seiner staalsrechrllchen Stellung, in seiner Zugehörig- kett zum Deutschen Reiche zu vollenden und im übrigen seiner friedlichen Arbeit nachzugehen. In dieser Hinsicht hat der Krieg gar nichts bet uns geändert. Wir legen dieses Bekenntnis laut und vor aller Welt ab. Möge es überall grhört werdeu und möge uns bald der Frieden beschert
werden. Die hauptsächlichste Vorlage, die unserer Beratung und Beschlußfassung unterbreite! wird, ist der Landeshaus- haltsetat. Durchdrungen von dem Gefühl der Verantwort- lichkeit, das aus uns lastet, und unter voller Berücksichti- gung der durch den Krieg geschaffenen Lage unseres Landes u. seiner Bevölkerung werden wir unsere Verhandlungen so zu führen w'-ssen, wie es das Interesse unseres Landes gebietet.
Der Weltkrieg.
Der amtliche Tagesbericht.
WTB. Großes Hauptqnartier, 7. Juni. Amtl. Drahtb.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls
Kronprinz Rupprecht von Bayern:
Zwischen Aper« «nd Armentieres tobt seit gestern der Artilleriekampf in unverminderter Kraft. Heute früh ist «ach «mfangreicheu Spreng, «nge« «nd stärkstem Trommelfeuer mit Infanterie- angriffe« der Engländer die Schlacht in Flandern voll entbrannt.
Ir außergewöhnlicher Heftigkeit hielt auch vom La Bassee-Kanal dis aus das Süduser der Scarps die Feuertätigkett an.
Bei Hulluch, Loos, Lieoin u. Roeur sind heute vor Tagesanbruch starke englische Teilangriffe gescheitert.
Heeresgruppe des Deutschen Kronprinzen:
Bald nachdem niederrheinische Füsiliere an der Straße Pinon—Iouq in erbittertem Handgemenge eine Anzahl Gefangene aus den französischen Gräben geholt, und die Aufmerksamkeit des Gegners dorthin gelenkt hatten, setzten sich frühmorgens südlich vsn von Pargany-Filain Teile von metningischen, hsnsserischen, schleswig-holsteinischen und brandenburgischen Regimentern tn Besitz der feindlichen Stellungen am Ehemin-des-Dame« in fast zwei Kilometer Ausdehnung. Durch Artillerie, Minsnwerfer und Flieger wirksam unterstützt, begleitet von Pionieren und Trupps des in den Kämpfen der letzten Wochen besonders bewährten Sturmbataillons Nr. 7. nahmen die Kompanien trotz hartnäckigem Widerstand des Gegners das befohlene Angriffsziel.
Gegen die gewonnene Linie richteten sich nach heftigen Feuerwellen starke feindliche Gegenangriffs bis in die Nacht hinein. Sie find sämtlich abgewiefe» worden, 14 Offiziere, S4S Mau» wurden als Gefangene,
1 Reooloerkanone, 15 Maschinengewehrs und mehrere Granaienwerfer als Beute eingebracht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls
Herzog Albrecht von Württemberg:
Nichts besonderes.
Gestern wurde» acht englische Flugzeuge iw Luftksurpf abgeschofsen, davon eines durch Leutnant Potz, der damit den 34 Lustsieg errang.
Aus dem
Oestttchen Kriegsschauplatz
und an der
Mazedonischen Front
keine größeren Grfechtshandlungen.
Der Erste Generaiquarttermkistkr:
Ludsndorff.
Bo« den Fronten.
Berlin, 6. Iur-i. WTB.
Nach kurzem Abschwellen hat der Vrttlleriekawps im Wytschaetebogen am 5. Juni wiederum die Form heftigen Zerstörung»- und Trommelfeuers angenommen. Die gute Wirkung der deutschen Artillerie konnte durch Flieger-und Erdbeobachtung sestgestellt werden. Die Engländer setzten ihre Zerstörung belgischer Dörfer weit hinter der Front sott. Mit schwersten Kalibern wurden verschiedene Ortschaften, unter ihnen besonders Berwick unter Feuer genommen. Englische Erkundnngeabteilungen, die nach starker Feuer- Vorbereitung am Nachmittag und in der Nacht vorgiugeu, wurden im Wytschaetebogen teilweise in erbitterten Nah- kämpfm abgewtesen. An der Arroesronl versuchten die Engländer wieder einmal rach stärkster Feuervmbereituvg im al'en heißumstrittenen Gelände zwischen Cavrelle und Roeux vorzustoßm. Trotz schwerster Blutvpfer vermochten sie lediglich einen geringen Geländegewinn am Bahnhof Roeux von etwa 300 Meter Ausdehnung zu erzielen, wo die Kämpfe nach im Gange sind.
St. Quentin lag wiederum unter Feuer. Die Kirche bl. Marlin erhielt nicht wenige: als 70 Schuß. InPon- iruet drangen deutsche Patrouillen ein und brachten weiße und schwarze Franzosen gefangen zurück.
In der Gegend von Braye versuchten die Franzosen wiederum vergeblich, die ihnen in der Nacht vom 3. aus den 4. 6. entrissenen Gräben zurückzuerobern. Am Abend des 4. 6. und in der folgenden Nacht stürmten sie nach stärkster Feusroorbereitung dreimal vergeblich an, um jede«' mal unter schwersten Beilufien zmückgewiesrn zu werden- Am 5. 6. 30 Uhr morgens versuchten die Franzosen nach . stärkster Feueroorbereitung einen heftigen Angriff gegen oen Winterberg. Uater empfindlichen Verlusten mußten sie m ihre Ausgangsgräbcn zurückfluten. In der westlichen Ch»m pagne dauert der Arttllerirkamps an.