Auch dieser über da« Ziel hinausgehende Gegenstoß in die feindliche Stellung unterbrach die Räumungsarbett in den Granaltrichlern nicht. .Trichter nach Trichter säu- brrten unsere Leute, .verpatzten" sich dann die französischen Fleischkonserven und setzten ihre Arbeit fort, solange noch irgendwo Arbeit da war," erzählten die Offiziere des Re­giments. Gleichzeitig war es dem Dizeseldwebel Beruhöft gelungen, drei sranzösische Mtnenwerssr mit Schlitten, einen Flammenwerfer und vier Schnellademus- keten zu erbeuten. Auch er hatte wie Buchholz seit An­fang des Krieges in den Reihen des Regiments gefachten und manchen heißen Tag erlebt. Mit ganz besonderer Er- ditterung hatten die Wackeren von der Wasserkante unter dem gelben Gesindel der Anamiten aufgerämt. die, mit langen Messern bewaffnet, als .Nelloyeurs" in der.Stärke von je 20 Mann jeder französischen Infanteriekompagnie zugeteilt waren. Nur die Jäger es fochten hier Leute von insgesamt sieben Insanterieregimentern und vier- gerdataillonen hatten sich in einer bei den Franzosen in diesem Kriege seltenen Anwandlung von Gefühl für Waffenehre diese Gesellschaft verbeten,dious Lämirons vos braves xens" (wir bewundern eure braven Leute), sagten die gefangenen französischen Offiziere immer wieder, und Neid und Bewunderung sprach aus ihren Mienen. Noch ein anderes war deutlich aus ihren Bemerkungen herauszulesen. Jahrzehntelang war derretour otkensik" iy?e eigenste Insanterievertridigungsarl gewesen, und nun wandte der Deutsche sie an mit einer Anpassungsfähigkeit und einem Erfolge, dessen harte Lehren zu schwerer Ent- täuschung bei den Regimentern des eisernen Korps geführt hatten.

So hatte fast drei Tage lang an vielen Stellen des .Damenwegs" die ergebnislos Angriffsschlachi getobt. Trotz gewaltiger Artillerisoorbere tung und guter Zusommen- arbett der Waffen, trotz offenkundiger Aufopferung der be­sten französischen Infanterie waren nur wenig- zurückgekehrt von denen, die das »Vive 1a Uranos!" aus den Lippen, im erst n Anlauf den Damenweg überschritten hatten. Was zurückkam. teilweise noch hartem Raufen, trug das gren­zenlose Entsetzen des Unterlegenen !m Nahkamps in den bleichen Zügen.

Mit glühendem Eisen hat der Krieasgott das Wort .Chemia des Domes" in seine Jahrbücher geschrieben, mit goldenen Lettern wird es in der dankbaren Erinnerung des deutschen Volkes leuchten.

Wiederzusammentritt des Landtags.

Stuttgart, 6. Juni.

p Die Zweite Kammer trat gestern nachmittag nach längerer Pause zu einer Kliegrtagung wieder zusammen, die in der Hauptsache der Etatsberatung gewidmet sein wird. Präsident v. Kraut gedachte mit Worten innigen Dankes der Ausdauer unserer tapferen Truppen und ihrer glorrei- chen Führer, insbesondere auch der Leistungen der württem- belgischen Truppen, die in vollen Ehren bestehen.

Ministerpräsident Dr. Freiherr v. Weizsäcker über­mittelte dem Hause die wärmsten Grüße des Königs, dessen landesväterliches Sorgen und Hoffen auf einen baldigen, rechten und gerechien Frieden gerichtet sei. Offen und ms- geheim arbeite das feindlich! Ausland mit den verächtlichsten Mitteln aus die innere Spaltung Deutschlands; seine Hoff­nung sei vergeblich. Nicht der Mühe wert fei es, in Würt­temberg ein weiteres Wort zu verlieren über den englisch­amerikanischen Gedanken, das deutsche Volk von seinen Führern getrennt zu sehen. Seinem König voran stehe Württemberg unerschütterlich fest zur Verteidigung des an­gegriffenen deutschen Vaterlandes und seines Kaisers. (Leb­hafte Zustimmung.) Partikularismus irgendwelcher Art habe in Schwaben keine Stätte. Der Ministerpräsident er­wähnte rühmend den Opfersinn von Stadt und Land und erinnerte daran, daß der vom rvürtt. Volk bei der 6. Kriegs- anteihe gezeichnete Betrag ungefähr drei Viertel der ge­samten württembergischen Staatsschuld ausmache, und daß die Zeichner Ehre sei ihrer Vaterlandsliebe! in be­sonders großer Zahl die Besitzer kl irrer Börsen seien. Mit tiefstem Schmerz gedenken wir der kostbaren Menschenleben, die die Fortsetzung des Kriegs aus unserer Mitte reißt, mit tiefster Empörung derer, die das Friedensangebot des Kai- fers nicht gehört haben, weil sie, die Angreifer, das Ziel ihres Angriffs nicht erreicht haben. Immer wieder wagen sie es, die Schuld an dem Friedensbruch zu leugnen. In diesem Zusammenhang erinnert« der Minister daran, daß der letzte russische Gesandte in Stuttgart ihm in den histo­rischen Tagen vor dem Kriegsausbruch gesagt habe: .Eng­land will den Krieg, es will die deutsche Flotte vernichten I" Also da» Anerkenntnis der Schuld an dem Kriege und zugleich die vorsichtige Ablenkung der Sesamtschuld aus «Inen Genossen. Sie alle sind schuldig. Das verdiente Schicksal hat indessen die Regierung de« Zaren betroffen. Präsident Wilson hat dieses Schicksal «in .wunderbares, ermutigendes Ereignis" geheißen; er scheine sich der Ent­wicklung der Dinge in Rußland zu freuen, wir auch, wenn sie das Kommen des von der gesamten gesitteten Menschheit ersehnten Friedens fördern Helsen.

Da» Haus ehrte sodann das Andenken des Trafen Zeppelin, dem der Präsident einen tkf empfundenem Nachruf widmete. Auch des verstorbenen Abg. Speth-Wangen (3.) wurde in ehrender Weise gedacht.

Der Minister des Innern, Dr. v. Fleischhauer, erklärt« sich zur Beantwortung der Anfrage des Abg. West­meyer (S. B.) über die Wahlbewegung anläßlich der Land­lagsersatzwahl in Heidenheim bereit, wenn der Abg. West­meyer wieder anwesend sein wird.

Eine Eingabe der Steinarbeiter wurde nach den vom

Abg. Mal 1 utat (S.) begründeien Anträgen des Aus­schusses für innere Verwaltung, sowett sie sich auf die bessere Durchführung der Arbeiterschutzbestimmungen und die Reoi- flon der Steinbruchbetriebe bezieht, der Regierung zur Be­rücksichtigung. soweit sie eine bessere Berücksichtigung der Natursteine bei Staatsbauten zum Gegenstand hat, der Regierung zu: Erwägung übergeben.

Nächste Sitzung'Mittwoch, 6. Juni, 10 Uhr. T.O.: Antrag der Sozialistischen Bereinigung, der nunmehr auch der Abg. Hornung beigetreten ist, wonach vom Reichsgericht in Leipzig tzje Aushebung der gegen den Abg. Hoschka verhängten Untersuchungshaft für dis Dauer der Tagung der Ständig gemäß der Bersaffungsurkunde und der ein­schlägigin gesetzlichen Bestimmungen verlangt werden soll; ferner 1. Beratung des Etats.

Gesetzliche Haushaltzulagen.

Eines der wichtigsten Friedensproblems wird das Be- völkerungsproblem sein, die völkische Kraft Deutschlands durch vermehrten Nachwuchs zu heben und immer weiter erstarken zu taffen. In den Parlamenten und in zahlreichen Schriften ist aus die ungeheure Bedeutung einer Hebung unserer Doikskrast hingewiesen worden, und mit den Gründen, die uns den starken Geburtenrückgang der letzten Jahre gebracht haben, sind auch Mittel in Menge erörtert worden, um die Bevölkerung wieder eine zahlreiche Nachkommen­schaft als einen Segen ansehen zu lasten. Sieuernachlässe für kinderreiche Familien, Geburis- und Stillprämien, verbesserte Wohnungsverhültniffe und Gewährung von Vor­teilen in jeglicher Form, dabei Einwirkung in sittlicher Richtung und Aufklärung find zum Teil schon durchgeführt, zum Teil erst vorgeschlagen. Aber wer sich tiefer mit der Sache vertraut gemacht hat, der muß bekennen, daß mit all diesen Mitteln das Uebel nicht an der Wurzel gefaßt wird.

Einen Weg auf diesem Gebiet, der mehr Erfolg verspricht» als alle die weither in Betracht gezogenen, beschreitet Staatsanwalt A. Zeile» in Zweibrücken in einer bei I. Heß in Stuttgart heraus gegebenen Schrift, die betitelt ist .Gesetzliche Zulagen für jeden Haushalt". Staatsanwalt Zeller sieht die Hauptgründe für die absichtliche Beschrän­kung der Kinderzahl an dis wachsende Bequemlichkeit und Genußsucht, sowie Abneigung der Frauen gegen die Be­schwerden der Schwangerschaft und Kindererziehung. dann die fortschreitendeTeuerrmg und damit die Zunahme der Schwierig­keit, den Nachwuchs zu ernähren und ihn ins selbfierhaliungs- säbiae Alter zu bringen. Während gegen den ersten Teil dieser Gründe nur mit seelischen Einwirkungen und Belehrungen vorgegangen werden kann, wird für die wirtschaftliche Befähigung zur Kindererziehung das System der Familien- beihilsen in Borschlag gebracht, da die seither schon in Anwendung gekommenen oder empfohlenen Mitteln. (Er- b urtsprämien, Steuerermäßigungen, Versicherungen usw. von ausschlaggebender Wirkung nicht sein können.

Grundsatz bei den Vorschlägen der Schrift ist. daß ein Eingreifen des Staats auf die Gestaltungen der Fami­lienbeziehungen und auf Erziehung nicht stotifindet, daß die Ehesreudigkeit gehoben und jede Gleichmacherei vermieden wird. In letzterer Beziehung ist daher vorgeschlagen, die Beihilfen nicht bloß nach der Kopfzahl einer Familie, sondern auch nach dem Einkommen und nach der Aus­bildung, die dem einzelnen Kinde gegeben werden will, zu bemessen also die Ungleichheiten in den verschiedenen Familien zu berücksichtigen.

Obenan bei den Beihilsen steht dis Haushaltungsbei- Hilfe, die jedem Ehepaar in der Höhe von 150 Tausend­stel des Gesamteinkommens gewährt werden soll mit der Maßgabe, daß Witwern und Witwen der Anspruch aus die volle Beihilfe zufieht, der die Kinder erzieht. Bei der Kinderbeihilfe wird mit Rücksicht auf das Stoateinteresss, das möglichst« Einfachheit in der Kindererziehung erheischt, die Beihilfen nicht in vollem Betrag der Auslagen gegeben. Geschähe dies, so würde auch der Familiensinn noiierden. Doch werden für jedes Kind gleicher Weise die Beihilfen gewährt als eine gerechte Bertetlung der gesamten Posten der Erhaltung und Vermehrung der Bolkskraft auf die AllgemeinheU. Im Einzelnen soll jedes Ehepaar und jede Mutter als Wochenbrihilse 30 Tausendste! des Einkommens (oder je nach diesem 60 bis 300 ^s) erhalten. In den ersten 14 Lebensjahren de« Kindes erhallen di« Eltern Erziehungsbeihilsen, die mit zunehmendem Mer von 30 aus 40 Tausendstel des Einkommen» (oder von 50 bis 250 -6 aus 100 bi« 500 ^k) steigen. In der zuletzt er­reichten Höhe wird dann di« Beihilfe weitergewährt, solange das Ki«d nicht selbst etwas verdient. Kommt es aber in eine Lehre, so wird eine einmalige Lehrgeldbeihilfe von 60 Tausendstel des Einkommen» (oder 150 bis 400 ^k) ge­währt unter Wegfall der vorgenannten Erziehungsbeihilsen; besucht es ein« Mittelschule, wobei das Kind auswärts in Kost und Wohnung gegeben werden muß. so tritt eine vom 10. bis 20. Lebensjahr wachsende Erziehungsbeihilse von 80 bi« 120 Tausendstel des Einkommens (oder 600 bezw. 900 bi» 500 bezw. 1500 ^l) in Kraft. End- ltch gibt es noch eine Hochschulbeihilse von ISO Tausend­stel des Einkommens (oder 600 bi« 2400 ^). Die Hälfte dieser Beihilfe wird gegeben, wenn das Kind während des Miltel­und Hochschulbesuchs in der häusllichen Gemeinschaft verbleibt. Die beiden letztgenannten Beihilsen werden wie unenigeld- licher Unterricht nur dann gewährt, wenn ein bei der betr. Schule zu bildender Rat den Schulbesuch des Schülers bewilligt. Dann ist noch vorgesehen ein« Beihilfe nach Schulbesuch bis zur Erlangung eines Berufseinkommens, als in der Höhr der zuletzt bezogenen Hochschulbeihilse weitergewährt wird, ferner eine Tinjährigenbeihilfe in Höhe von 2 Tovsendstel des Einkommens (oder 1000 bis 3000

^l) und für Mädchen eine Ausstaliungsbeihilse mit 300 Tausendstel des Einkommens (oder 400 bis 10000 ^.) Entsprechend dem Zweck des ganzen Planes kommen Bei- Hilfen zu dem Zwecke, sich außerhalb der Ehe selbstän­dig zu machen, beim Mädchen so wenig in Frage wie beim Knaben. Nur die Familiengründung soll gefördert werden.

Eine wichtige Frage, die sich nach der Darlegung dieser verlockenden Vorschläge erhebt, ist die. woher sollen die Mittel genommen werden, um den größzügigen und Erfolg versprechenden Plan durchführen zu können? Die Schrift sagt hierüber: Die Gesamtheit der in jedem Bun- desstaat gewährten Beihilfen wird aus sämtliche im Bun- desstaat bezogenen Einkommen nicht Steuern nach osr Höhe anteilmäßig ausgeschlagen. Nach Beispielen aus der Wirklichkeit berechne! die Schrift einen Gesamtbedarf von rund 10 Milliarden ^ für das ganze Reich, wozu noch ein Ausgleichverirag von etwa 2*/z Milliarden «4 kommen würde. Glücklicherweise hülle sich aber nichi der Reichsschatzsekretär oder irgend ein Finanzminister um die Deckung dieses gewaltigen Betrages zu sorgen, sondern die Deckung wäre in der Beihtlfenordnung von selbst ge­geben, da es sich nur um eine Verschiebung von Eindom- menletten handeln würde.

Die außerordentlich klar durchdachten und nach allen Richtungen hin oorausschauend ausgebauten Vorschläge des Verfassers verdienen ernste Beachtung, das umsomehr, als es sich um ein Problem handelt, an das letzten Endes der Fortbestand der ganzen Nation gebunden ist.

Der Weltkrieg.

Dev amtliche Tagesbericht»

WTB. Großes Hauptquartier, 6. Juni. Amli. Drahtb.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls

Kronprinz Rupprecht von Bayer»:

Die Artillerieschlacht im Wytschaete-Abschuitt hat mit nur kurzen Unterbrechungen ihren Fortgang genommen. Starke Erkundungsvorstöße des Feindes wurden abgeschlagen. Abends und nachts war die Kamps- täligbeit auch nahe der Küste und längs der Artoisfcont gesteigert.

Bei Anbruch der Dunkelheit griffe» die Eng­länder mit starke«, tiefgestaffelten Kräfte« auf dem Nordnfee der Gcarpe an. Zwischen Gavrelle und Fampoox wurde der Feind nrrter schweren Ber- lnsteu durch bayrische Regimenter znrückgeworfe«. Wetter südlich drangen seine Truppen nur beim Bahnhof Roeux in unsere Stellung. Dort wird um kleine Graben­stücks noch gekämpft.

Heeresgruppe des Deutsche» Kronprinzen:

Am Chemin-des-Dames und in der West-Champagne war die Artilleristätigkeit wechselnd stark.

In der Nacht zu gestern versuchten die Franzos m noch einen dritten Angriff nordwestlich von Brays. Auch dieser Anlauf brachte ihnen keinerlei Gewinn, kostete sie da­gegen beträchtliche Opfer. Ebenso vergeblich und ver­lustreich griffen starke französische Kräfte morgens am Winter­berg unsere Gräben an.

Heeresgruppe des Geueralfeldmarschalls

Herzog Albrecht von Württemberg:

Nichts Wesentliches.

Eines nuferer Lnftgeschwader warf auf mili­tärische Anlagen von Sheerrretz (Themsemündung) über SVVO Kilogramm Bombe» ab. Gute Treff- Wirkung wurde beobachtet.

I« zahlreiche» Lnftkämpfe» längs der Front büßte der Gegner 11 Flugzeuge ei«.

Leurnant Almemöder errang seinen 25. und 26 , Leut­nant Boß seinen 33. Luftsieg.

Auf dem

Oestttchen Kriegsschauplatz

und an der

Mazedonischen Front

ist bei stellenweis auslebendem Feuer und Borfeldgesechien die Lage unverändert.

Ans dem Ostufer der Struma warfen englische Flieger Brandbomben anf die reifende« Getreide­felder.

Der Erste Generalquartterm-ister:

Ludsndorsf.

Bo« den deutsche« Fronte«.

Berlin, 5. Juni. WTB.

Am Wytschaetebogen wurde die feindliche Artillerie in der Nacht zum 4. Juni von den deutschen Batterien unter wirksames Feuer genommen. Infolge dessen war am Bormittag des 4. Juni das feindliche Feuer in diesem Frontabschnitt matt. Bon 1 Uhr nachmittags an steigerte es sich wieder zu außsrgewönlicher Heftigkeit. Eine nach heftiger Feuervorberettung südlich des Bächchens Douoe vorgehende englische Abteilung wurde teile schon vor oen Hindernissen abgewiesen, teils, wo sie eingedrungtti war, im Gegenstoß wieder geworfen. Eine um Mitternacht vom 4. zum 5. Juni westlich Wytscharte vorgehsnde stärkere