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und
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1917
Mf den LaMrieMaMell licke -esm-em EreiM
M Württemberger bei Anas.
m.
Der 23. April ein Großkampftag! In früher Morgen» stunde setzt der englische Insanteriearrgriff, von zahlreichen Panzern begleitet, nach kurzer Feusroorbsreitung gegen die Regimenter Alt-Württemberg und Kaiser* Friedrich ein. Mit ungeheuren Verlusten brachen die mehrmals geführten Stöße im Feuer der von Schwester» u--d Hilsswaffen kräftig unterstützten Infanterie zusammen. Zerschmettert und von Geschossen durchlöchert liegen dir ParrznungMme vor der Front des Verteidigers, besten Tapferkeit und Opfermut höchste Anerkennung verdient. Mittags und abends ver- suchie der Engländer erneut, das Schicksal des Tsg:» zu seinen Gunsten zu wenden. Vergeben»! Trotz Panzern und Trommelfeuer wurde er geschlagen. Ein englischer Regünrntssührer und 30 Manu, die Reste seine« Regiments verbleiben dem Kaiser Friedrich-Regiment. Besonderer Dank gebührt auch unserer Artillerie, die während einer am Nachmittag eintretenden Kampfpause, die in hartem Ringen liegenden Nachbardioifionen kraftvoll unterstützt. Auch dort war dem mit Uebermacht eingreifenden Feinde kein Erfolg beschieden. Nur hei Taorelles und Guemsppe vermochten die Engländer kleine Vorteile zu erringen. Sie standen in keinem Vergleich zu dem furchtbaren Verluste, den die britische Macht an diesem Ehrentage deutscher Waffen erlitt. Am 25. April versuchte der Feind durch neu heran- geführte Truppen, das weit gesteckte Ziel feiner Angriffe, Aufrollen der Siegfrieds stellung zu erreichen. Me am Vortag bei seinen Vorstößen gegen die südlich der Division gelegenen Front, so war »hm auch heute nur blutiger Miß» erfolg beschieden. Am Vormittag des 28. April wiederholten sich nach varangegangsne« Trommelfeuer die englischen Angriffswellen; in dichten Masten wollte der Engländer sich wieder einbohren. Das Kaiser Frtedrich»Regtme«t gebietet ihm mit stählerner Stirne und unerschütterlicher Ausdauer in Verbindung mit dem Vernichtungsfeuer unserer Artillerie Halt.
Bet all diesen Kämpfen hatte diese württembergisch« Division trotz der feindlichen Urbergewalt keinen fußbreit Boden verloren. Der dritte große Durchbruchsoersuch ist an der schwäbischen Mauer unter ungeheuren Verlusten des
Gegners gescheitelt. Unsere Infanterie und Artillerie war musterhaft. Nicht Maffeneinsatz an Menschen und Material entscheidet eine Schlacht, dte sittliche Kraft sbsiegt in diesem Völkerringen. Mit Stolz blickt das Vaterland auf seine Söhne, die solchen Heldenmut bk weisen. Seine Majestät der Kaiser aber hat der rühmlichsten Führung, dem rühmlichsten Heldentum der beiden württembrrgtschen Divisionen sein« Allerhöchste Anerkennung durch die Verleihung des Ordens ?our 1e mettte an deren Führer zu teil werden lasten. Zahlreiche Kreuze I. und II. Klaffe, sowie von Seiner Majestät dem König verliehene württembergische Kriegsauszeichnungen sind durch die Befehlshaber den unentwegten Kampsesheiden persönlich an die Brust gehestet worden.
Tanks.
Der Kriegsberichterstatter der „Boffischen Zeitung-, Dr Mo; Ordorn, schreibt über dte englischen
Vis Einführung dieser Waffe im großen Maßstabe ist charakteristisch sür das Wesen des Krieges, den wir führen. Die Ohnehin schon wett gediehene Mechanisierung des Kampfes wird vsn unseren Feinden aus die Spitze getrieben. Sie suchten dazu ihre Usbrrlegenhsit in der — bisher! — unbeschränkten Materialbeschaffung methodisch auszunutzen Da« alle« ist Seist von Englands Geist: England ging auch, ganz logisch in der Herstellung der Ungetüme voran. Die französische Heeresleitnng, die ein besseres militärisches Gefühl besitzt, zögerte zuerst, shne weiteres zu folgen. Erst die aufgeregte Agitation der Pariser Presse verleitete sie dazu, wie mehrere Gefangene bestätigt haben. An verschiedenen Stellen sahen unsere Truppen an der Aisne-Front, die östlich von Lraonne standen, in der Morgenfrühe des 16. April ganze Schwärme der gedrungenen, dicken Viereck« herankriechen. Es war das Zeichen des Angriffs: sie wurde« den französischen Sturmkolonncn vorangeschickt. Die Hauptmasse war zuerst an der kho- lera-Ferme sichtbar, an der Kreuzung der großen Straß« Laon—Reims und des Weges, von Guignicourt nach Pontavert. Es waren gleich mehrere „Kompagnien- — Gruppen von je 8 Wagen — zusammen. Ein Stück weit kamen sie, in Richtung Guignicsurt. Wälzten sich
in Abständen hintereinander, langsam aus der Straße vor und entwickelten sich plötzlich, fortwährend aus ihren Maschinengewehren und Reooloerkanonen wie besessen feuernd, gerade nördlich von Berry au Bac in ausgeschwärmter Linie zur Schlachtordnung. Auf diesen Augenblick hatte unsere Feldartillerie gewartet. Nun legte sie los und überschüttete die Tanks mit einem H«gel von Geschossen. Da» nicht allein. Unsere Artilleristen wollten den Eisenbestien näher an den Leib. .Sie spannten die Pferde vor ihre G< schütze und fuhren aus ihren Stellungen heraus über» kahle Feld de» Ungetümen entgegen. Offiziere und Kanoniere, die mir davon erzählten, strahlten noch übers ganze Gesicht, als sie schilderten, wie sie im französischen Feuer abbauten und vorrückten und nun aus ganz geringen Entfernungen, oft nicht weiter als 150 Meter, ja noch weniger vom Ziel getrennt, ihr Feuer eröffnet«». Mit eine« Male war eine wilde Bewegungsschiacht entbrannt. Feldgeschütze gegen Tanks! Und die Feldgeschütze siegten.
Mil erstaunlicher Sichrrhrit wurden die feindlichen Monstra erledigt. Unsere Leute genoffen mit grimmigem Bergnügen dis langentbehrte Artillrristenfrrude, wieder einmal direkt schießen zu können, den Feind vor Augen, nicht aus das Geheiß und die Korrektur des Beobachters scheinbar ins Blaue hinein. Sie stellten ihre Rehre ein und schaffen mit leidenschaftlichem Eifer über Bister und - Korn. An einer Stelle sah sich die Mannschaft eine« Geschützes plötzlich a«s 50 Meter einem Tank gegenüber, der aus einer Mulde heranschnaubte — nach wenigen Minuten war er abgetan.
Dte Wirkung dieser über alle Begriffe kühnen Be- kämpstmgsmethode war außerordentlich. Es war hier ja nicht damit geschehen, daß ein Ziel getroffen, eins feindliche Gruppe außer Gefecht gesetzt, daß es still wurde, wo es früher gefeuert hatte. Hier gab es ganz andere Zeichen des Erfolges. Ungeheures Krachen und Knallen ertönte. Das Benzin, die Munition der Tanks explodierten. Da» Panzertier barst unter Gebrüll auseinander, und mit Jubel und Schauern zugleich sahen die Artilleristen an den Geschützen und an den versteckten Beobachtungsposten, sahen die Infanteristen in ihren Gräben und Amlugstellen, wie Stichflammen aufblitzen, lodernde Brände entstanden and der ganze Koloß sich in eine glühende, kochende, rat- schimmernde Masse verwandelte. Dann sank er zusammen.
Im ckei- L-Zede.
Original-Roman von Hermann Preist 31 (Nachdruck verboten.)
„Ich wollte das Fenster nicht öffnen, um nicht irgendwelche Spuren zu verwischen."
„Gut", sagte der Untersuchungsrichter, „da im Hause keine Spuren vorhanden gewesen sind, bleibt nur die Annahme übrig, baß der Mörder durch das Fenster eingedrungen ist und auf demselben Wege das Haus wieder verlassen hat."
In diesem Augenblick kam atemlos ein Beamter aus dem Garten gestürzt.-
„Nun?" fragten der Kommissar und Untersuchungsrichter wie aus einem Munde.
„Ich habe eine Spur gefunden. — Unmittelbar unter dem Fenster beginnt die Fußspur eines Mannes, die sich m dem frischgefallenen Schnee deutlich abzeichnet. Sie Nchrt quer durch den Garten zur Straße."
»Sonst nichts?" fragten die beiden.
»Nein, sonst nichts."
»Nur eine Spur?"
»Ja, nur eine."
»Merkwürdig", sagte der Untersuchungsrichter, „wenn mese Spur mit dem Morde in Verbindung zu bringen ist, w entsteht die Frage, wie kam er ins Haus?"
Em banges Schweigen. —
Nach kurzer Pause sagte der Untersuchungsrichter zu den Beamten: „Bitte, bleiben Sie noch einen Augenblick iÄ. möchte den Grafen Oldensloh in Ihrer Gegenwart weiter hören."
Der Sekretär begann aufs neue zu schreiben.
Sie, Herr Graf", begann der Untersuchungs- - „vermissen Sie in diesem Zimmer und an Ihrer ermordeten Tochter irgendwelche Kostbarkeiten? — Was trug sie an diesem Abend?" —
m trug drei Brillantringe von großem Werte, einen nnE» m n nn Haar und ein Diadem; außerdem zwei goldene Armbänder . . . Alle Sachen sind vorhanden."
„Und Sie haben keine Vermutung, wer dieses scheußliche Verbrechen begangen haben sollte?"
„Nein", erklärte der Graf.
„Ist irgend einer Ihrer Diener in Unfrieden von Ihnen gegangen?"
„Nein, nicht daß ich wüßte."
Während des Verhörs waren die Sicherheitsmannschaften herangekommen, die der Polizeikommiffar aus Berlin beordert hatte.
„Herr Kommissar", wandte sich der Untersuchungsrichter an diesen, „Sie haben wohl die Liebenswürdigkeit, in Gemeinschaft mit den Leuten dafür zu sorgen, daß in diesem Hause bis auf weiteres alles unverändert bleibt. Jetzt in der Winternacht läßt sich von draußen so gut wie nichts unternehmen. Wir müssen den morgenden Tag ab- warten, um noch einmal die Fußspuren zu untersuchen und eventuell festzustellen, ob sich irgendwelche Spuren an der Hausmauer befinden."
Der Untersuchungsrichter drückte auf eine elektrische Klingel, auf deren schrillen Klang der Kammerdiener herbeieilte.
„Wollen Sie dafür Sorge tragen", Hub der Untersuchungsrichter an, „daß alle Bedienten den Platz einnehmen, den sie im Augenblicke der Mordtat innehatten. Ich Litte auch Sie, meine Herrschaften", er wandte sich mit diesen Worten an die Umstehenden, „ein Gleiches zu tun."
In kurzer Zeit standen die Paare wieder zum Tanze gruppiert, die älteren Herren nahmen an Len Spieltischen im großen Festsaal Platz und die Damen gingen in den zweiten Nebensaal, wo sie im Augenblick der Tat das Eis genommen haften.
Während die Gesellschaft sich aus dem Boudoir in den Festsaal über den Korridor, der an der Zimmerflucht vorbeiführte, begab, schlug der Untersuchungsrichter mit dem Polizeikommissar den Umweg über den Wintergarten ein.
Als sie in der Mitte des geräumigen Zimmers standen, das in völliges Dunkel gehüllt war, vernahmen sie ein leises Stöhnen.
An der Tür befand sich der Knopf der elektrischen
Leitung. Ein Druck und die prachtvolle Kristallkrone flammte auf.
Da sahen die beiden Männer hinter Palmen verborgen auf einem niedrigen Rohrsessel ein junges Mädchen, das offenbar ohnmächtig war. Der Untersuchungsrichter trat zu der Schweratmenden, während der Kommissar einen Diener herbeirief.
„Wer ist diese Dame?" fragte er ihn.
„Es ist Baroneß Kammorowsky, die beste Freundin der Tochter des Herrn Grafen."
„Wie kommt sie in den Wintergarten?" fragte der Untersuchungsrichter.
In diesem Augenblick betrat Herr von Hallersleben, der bisher mit dem Arzte an dem Lager seiner toten Braut geweilt hatte, das Zimmer. Er hörte die Frage des Untersuchungsrichters und beeilte sich ihm zu antworten.
„Als wir den Schrei der unglücklichen Eleonore vernahmen, eilten wir zum Teil über den Korridor, zum Teil durch den Wintergatten hierher. Vor ihr sah ich aus der Garderobe Fräulein von Kammorowsky treten, die ebenfalls hierher eilte. Bei dem Anblick ihrer blutüberströmten Freundin fiel sie in Ohnmacht, ich fing die Niederfallende » auf und begleitete sie zu diesem Sessel. In der allge- k meinen Verwirrung und Aufregung habe ich vergessen noch 8 einmal nach der Baroneß zu sehen." 8
Damit zog Herr von Hallersleben ein stark parfisi" miertes Taschentuch aus der Seitentasche des Fracks und s. fächelte der Ohnmächtigen Luft zu. j
Es dauerte nicht lange, bis die junge Dame sich er- ^ holt batte.
Der Untersuchungsrichter trat an sie heran.
„Verzeihen Sie, meine Gnädigste, wenn ich gerade in diesem Augenblick, da Sie sicher tief von einem traurigen Unglück, das über dieses Hans gekommen ist, ergriffen sind, eine Frage an Sie richten muß. Ich höre soeben, daß Sie als erste Zeugin das Zimmer betraten, aus dem Ihre ermordete Freundin um Hilfe rief. Ist Ihnen vielleicht —"
(Fortsetzung folgt.)
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