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^ 96
Donnerstag, den 26. April
1917
Wettere
delrslhisse mit M 5«« Tme« versenkt.
10 VV Tage!
Zum 26. April.
An diesem 26. April sind es 1000 Tage, daß Deu'.sch- land in dem M ieqe um Sein oder Nichlsekr, gegen eine halbe Welt in Flammen sicht, wie sie noch keine Fest gesehen.
Eintausend! Dei Dichter läßt den Mönch von Heister» Nach sagen: »Bor Gott sind 1000 Jahre, wie ein Tag!*' Rach dem hätten also löOO Tage herMch wenig zu bs- deuten; Äerdings, wenn es Tage gewtftn wären, oekbmcht in so nMabzewandlem Sinnen und Läumen, wie es den Mönch ü.'.fi l, als er im stillen Kköstergarlen dem Bang der Amsel tauschte, Mt sich von dem verzückten LiK) und der Spring quelle ewig gleichmäßigem Fall einspikmen zu 'lasten in Gedanken Uder Zeit und-Änendlichbeit.
Die 1000 Tage, die über unseren Sch itrl Metzgrbraust sind, find aber allee andere gewesen, als wrltübgewandtes Träumen; sie warm eine einzige Tat; rin einziger Kamps mit Hen HöllennEchten de» Haffes und der Tücke, mit Rot und Leid, die dieser Kamps auch in unsere Reihen getragen; und ein einziges Tragen von P istungen, die uns der Himmel gisandt haben Mrg zur Läuterung unseres Möllens und Wertes.
Ein Rückblick aus «ll das, was die '1000 Tage uns < gegeben, «ns-genommÄ?, ist er vonnöten? Kau«. Denn weil es eben der Tage W69 sind und waren, von denen «in Jeder deck Hohelied der Treue derer an den Fronten ' sang und singt, von denen'»uns Zeder neue Sorgc And neue Mühe bracht, trägt -es Möohl ei» Zeder auch ln seinem Inern. nm? dieser eintaufMdtätige Krieg war Md ist, sein ' und bleiben muß.
Mehr angebracht scheint demgemötz auch Ei Bukblick; nicht im Sinne »ttvatgsr im Schatze kommender Tage schlummernder Wnzeletelgniste, denn diese vermögen wir si: nicht aWisehm. sondern im Sinne des Geistes -und der Tat, die deutschen VMes sein müssen auch über diese 1060 Tage hinaus. Richtschnur Wunen uns da sein die schönen Worte, die gerade iüDen letzivergangenen Wochen, in denen es grüt, die K. Krisge-auleihe rmszubringen, aus dem Munde führender Männer zu unserem Bolke gesprochen wurden. Au« allen diesen Worten klingt ehern heraus der Hinweis,
daß Lmtz des Bielen und Großen, das bereits von uns geleistet und getragen worden ist, noch Vieles und Große« zu tun bleibt gerade in den allernächsten Wochen. Trat doch an dls Seite unserer Feinde noch ein neuer Gegner; »ad das nicht in Gestalt eines Zaunkönigreiches, sondern unter der Flügge eines halben Erdteiles; und werden, vielleicht gerade unter Inanspruchnahme der Mittel dieses Gegners, in kommenden Tagen die Feinde nochmals versuchen, unsere Fronten zu du-chbrechen und unsere günstige Stellung zu erschüttern. Ein Umstand, der uns mit harten Kämpsm, wuchtigen Zusammenstößen da und dort rechnen läßt. Kommen noch dazu die Maßnahmen zur Organisation der Arbeit hinter der Front; die da oder dort tief ins wirtschaftlich; Leben eingreisen dürsten; und kommen noch dazu die Spannungen aus dem Gebiete der Volks- erniih ung, die, werden sie uns auch nie und nimmer beugen können und beugen dürfen, doch nicht kleiner werden ; geht es doch hinein in die letzten Monate, deren Ansprüche w?r — in Erwartung der neuen — aus alter Ernte und alten Vorräten zu decken haben. So werden also gerade die kommenden Wochen und Monate ein großes Volk, groß im Tragen und Schaffen und Vertrauen, sehen müssen, soll uns nicht dieses oder jenes, was errungen und erzwungen worden ist, wieder verloren gehen. Daß dies in militärischer Hinsicht geschehen könnte, ist ausgeschlossen, denn aus die Zusicherungen, die nach dieser Seite hin von maßgebender Seite gegeben worden sind, können wir bauen, wie aus das Evangelium. Nach der anderen Seile hin aber, auf der sich laut gewordene Berechnungen usw. allerdings nicht als unbedingt richtig erweisen könnten, tst's an uns, uns mit Allem, was da noch kommen möchte, abzufinden mit dem festen Glauben an das Geibelwort: »Und t dräut' der Winter noch so sehr... es muß doch Frühling ' werden !"
Ja. -es muß, es wird Frühling werden, bald, und Friede über diesem rintausendsten Tage des Ringens, und zwar, wie wir, das deutsche Volk, ihn wollen und brauchen. Ein Frühling und Friede, der uns über dem eintausendsten Tage und besten Nachfolgern erstehen läßt das neue Rrich von eintausend Jahren! Ein neues, heilige«, deutsches tausendjähriges Reich, an dem sich zum letztenmal Anderer Neid und Bosheit versucht haben und, wie jetzt, so auch in oller Zeit alles Böse zu Schanden werden soll.
So schlummert Großes, Heiliges lm Schoße diese« 1000. Tages; lasten wir ihn also nicht vorübergehen ohne ein neues Treuegeiöbnis: wie wir es waren all die tausend Tage, so wollen wir auch sein und bleiben, »ein einig Volk von Brüdern; in kekner Not uns trennen und Gefahr" l Einig bi« zum letzten Schlag, zum — geb's Gott — "bal- digen, siegreichen Endel
Sie Wwllttize Politik der Woche.
(Abgeschlossen am 20. AprU.)
Hat der Appell der deutschen Regierung an die Opfer- sreudtgkeit des Volkes bei der 6. Kriegsanleihe wieder volle Wirkung getan, so dürfte Wilsons Appell an den Idealismus der amerikanischen Geschäftsleute weniger Widerhall finden. Der amerikanische Präsident hat in dem Aufrufe an sein Volk vom 16. April eigen ! ch nur von Geschäften gesprochen. Landwirte und Kaufleute sollen Hand in Hand bei der Lieferung der Heeresbedürsntfle zusammenarbeiten. und sie sollen dabei auf die üblichen Gewinne verzichten. Das werden sie tun: sie werden auf die üblichen Gewinne verzichten und lieber außergewöhnliche beanspruchen. Schon in Erwartung de» Krieges haben die smarter Gsschästsleuie riesige Spekula- lionekäuse zu wesentlich erhöhten Preisen gemacht, sicherlich doch nicht aus nationaler Opferwilligkeit, sondern um dem Risiko entsprechend auch gewaltige Verdienste einzuheimsen. Da die amerikanische Regierung eine Erhöhung der Einkommensteuer und eine Krtegsgewinnsteurr ange» kündigt hol, so werden diese Lasten gleich mit dem Preise eknbezogen werden.
Herr Acquith freilich hat sich im englischen Uute Hause angestrllt, als ob er ebenso wie Wilson an den Idealismus des amerikanischen Volkes glaube. Amerika sei au» Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Ritterlichkeit in den Krieg eingeireten. Wie wahr! Die Duldung englischen Unrecht» und die scharfen Proteste gegen Deutschlands Vorgehen entsprachen ebenso der Gerechtigkeit, wte die massenhafte Munitlonslieserung der Menschlichkeit und der Beitritt zu der nummerisch weitaus stärkeren Gruppe der Ritterlichkeit l Asquith wurde aber beihnahe übertroffen durch den irischen Nationalisten Dillon. der erklärte, die amerikanischen Iren würden Mann für Mann in das amerikanische
Ver Meg ckes Lykiens.
Rsman aus dAN Schwedischen von E. Kuylenstierna-Wenster. 27Z (Nachdruck verboten.)
Es ronid Mi für mich fein, wenn ich .von der Einsamkeit wegEomme. Schwester Anna hat mir vorgeschlagen, zu ihr nach Vexö zu ziehen. Wie Du weißt, wohnt sie dort als reiche''Witwe und wir haben uns immer sehr lich gehabt, obgleich wir uns jetzt seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Die Möbel werde ich irgendwo versorgen, damit Du fiel: bei Deiner "Rückkehr wohlbehalten-wieder- , findest.
WaS mir am meisten leid tut, ist die große Entfernung von Vaters Grab- Mein lieber, guter Thomas war gewohnt, mich immer in der Nähe zu haben. An Blumen fehlt es indes ruckst auf seinem Grabhügel, denn Deine süße, so treue, gute Wnnuor hat nur versprochen, oft auf den.Kirchhof zn gehen. Ach, was für ein prächtiges Mädchen ist doch Deine Gunoorl 'Ich habe mich von Herzen an sie angeschlossen.
. Lieber Alf, halte fest au ikr; sie gibt gewiß eine gute vrau für meinen Jungen. Hast Du denn keine Zeit, etwas öfter und etwas mehr an sie zu schreiben? Sie sieht so blaß und betrübt aus und arbeitet wie eine fleißige Biene vom Morgen bis zum Abend. Sie hat es nicht lackst' Als! Und Du darfst nicht vergessen, daß sie bieS i ares gewissermaßen Deinetwegen tut, denn, obgleich sie es ' unr nicht gesagt hat, weiß ich doch aus sicherer Quelle, baß sie jetzt eine angesehene, reiche Baronin sein könnte.
Sei nicht böse, mein lieber Junge, über das, was ich hier geschrieben habe! Du weißh ich hege kein Mißtrauen gegen Dich, aber trotzdem Du jetzt groß und selbständig dich bleibst Du doch mein Kind und ich habe es fürs beste gehalten, offen mit Dir zu reden.
Jetzt will ich Dich nicht länger mit meinem Ge- «itzel aushalten, sondern schließe mit den herzlichsten
rußen von Deiner treuen, betrübten alten Muttert*
. . Dls schrieb sofort an seine Mutter und schickte ihr
Geld. Vor allem, was die Mutter von Gunoor schrieb, prägte sich ihm hauptsächlich ein, daß sie jetzt eine reiche Baronin sein könnte, und dies spornte ihn zu neuen Anstrengungen an.
Reich und angesehen sollte auch seine Gattin sein. Noch-zwei Jahre in der mächtigen Handelsstadt, und dann heim und einen Platz ausgesucht zu dem großen Fabriksunternehmen, von dem er schon als Junge geträumt hatte. Damals hatte er sich gar oft darüber gegrämt, wenn ihm, sobald, es sich um einen kühnen Versuch handelte, stets der Bescheid gegeben wurde, das Kapital sei schon „festgelegt". Da droben in Norrland stoffen die gewaltigen Ströme Lahm, ohne daß deren Wasser nutzbar gemacht wurden, bis endlich sicherlich einmal eine ausländische Gesellschaft daherkam und das Flußgebiet zu ihren Zwecken aufkaufte. Auf Liese Weise würde allerdings die Industrie des Landes auch Llühep, aber die Bewohner wären nur noch Handlanger.unter fremder Oberherrschaft.
Alfs Gesicht nahm «inen harten Ausdruck an, während er stumm und verschlossen nmherging in der Riesenfabrik, wo seine Tüchtigkeit täglich gepriesen wurde und wo er für künstzge Zeiten Kenntnis^ sammelte.
Im alte« Lande.
Roberts und Wallys großartiges Konfekttonsgeschäft zur Herstellung „eleganter und einfacher Kleider" hatte sich zu einem der modernsten und demgemäß gesuchtesten Häuser in seinem Fach aufgeschwungen. Die Damen der Gesellschaft fanden auch, daß dieses Geschäft ein wahres Dorado WM, und der Besuch dort konnte tatsächlich ein Vergnügen genannt werden. Man saß dann in dem schönen Empiresalon, wo die feinsten Stoffe in Seide und Wolle nebst dem elegantesten Ausputz auf den Tischen zwischen den Modezeitungen ausgebreitet lagen und wo man jederzeit einige „raffiniert moderne" Gewänder auf den Glieberformen ansgestellt sehen konnte. Die matt- braunen Wände wurden da und dort von riesigen Wandspiegeln in Gokdrahmen unterbrochen, und in einer Ecke stand ein Spiegelwandschirm, der den Eingang zu einem Kabinett verbarg, Ivo eine Spirituslampe, Brenneisen und
Puder auf die Damen wartete, die ihren: Äußern bei Sturm oder Kälte etwas aufzuhelfen wünschten.
Fräulein Robert, eine kleine rundliche Dame in einem tadellos sitzenden schwarzen Kleid und mit kleinen, scharfen, stechenden Augen in einein intelligentest und vor allem scharf beobachtenden Gesicht hatte ein recht vornehme- Publikum und ihre Rechnungen waren auch so »erstklassig" wie nur möglich.
Gunvor Hartvig hatte nun seit zwei Jahren tagaus, tagein an den Verhandlungen über Farben und Schnitt teilgenommen, und sie fühlte sich manchmal todmüde, wenn wieder einige der vielen Modedämchen ihren Rat und ihre Aufmerksamkeit ganz speziell für sich in Anspruch nahmen.
Jetzt, beim Beginn des Herbstes, herrschte besondere Eile im Geschäft. Die Tür nach der breiten Marmortreppe stand kaum einen Augenblick still: immer wieder verkündete das Rascheln von seidenen Stoffen und der Duft von feinem Parfüm die Zlnkunst neuer Besucher.
Wenn die Damen nun im Herbst vom Land herem- strömten, war eine Frage di« wichtigste von allen, die ängstliche Frage, ob sie dicker geworden seien. Immer und immer wieder wurde diese Frage gestellt. Man mußte schlank sein. Die Schneiderinnen sollten das Unmögliche möglich machen, einerlei durch welche Künste.
Gunvor stand mitten drin in all diesen Eitelkeiten und zerbrach sich dm Kopf, um neue Vorschläge zun: Aus-; putz von diesem oder jenem Kleid zu machen. Sie Haftes sich ein stereotypes Lächeln und «ine gewisse unnahbare ' Artigkeit in ihren: .Wesen ange wohnt. Die Verwunderung und Neugier der zlunden üver Fräulein von Hurtnigs Stellung in diesem Atelier hatte sich allmählich gelegt, aber ab und zu nmrige Gunvor doch noch von aufdringlichen Fragen belästigt, die sie dann immer kurz aber vollkommen döst ich bcauttvo riete.
Sie hat jedenfalls ih r „air". sagten die Kunden, wenn sie die Treppe hinunterg.mgen. Armes Mädchen, es ist nicht leicht für sie, eine sollst« Stelle zu bekleiden; aber eS ist ja ein'seines Geschäft, »v,o sie einer guten Behandlung sicher sein kann. (Fortsetzung folgte
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