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1917

Amenka und der Krieg.

1 .

Als Deutschland am 4. FM. 19'5 die GewLUr um England und Irrland als Kkiegsgeviet erklärte, nüd aus die oölkerrcchtswidttzs u-.d barbarische Utzsperruig Dlwsch« landg. mit der Gngkand «tzlqrstmkdensmraßen dm Zweck - versolcst, ein Volk sw 70 Millionen EzahunzKn. durch u den Ü-Bsstknsg antwortete, trat Wffssn mit einer Prot st- note vour 13. FM. 1915 dem schroff ^'-rgegeN. Er droht?, Deutschland flir dis Belichtung eines jeden amerikanischen Schiffes und jedes arreckkanischen KensüMlidens versrit- wörtlich Zu mach'». Auch aus die dswsche Ankündigung vom 8. Febr Kl6. daß bewaffnete HarH^isschtHs mhne Varvurg vetssntzt werden wüdm, «folyte «eine Drotzwte 'Amerikas, dis den Abbruch der BsMtzMgsn

in Aussicht stellte u d Dmtschland z« Mer Milderung des U Miol Kkb ges v ranlatzte. Aus der andereo Seils aber begnügte sich Amerika gegenüber d: n zahlreichen Böl- ^ krrrechüwerietzuuaen der Zrhnserbaades.'' seinem Maggen» schminke! und seiner syst«natffch n BevrWsung d;r Neutra- len aMschlichl'ch Mit papierenen Protesten,' ja gewährte EngiMd sogar dis Erlautznls. unk be^affnetsn'HandrÄ- schiffsn die amerttzan'-schen -'Häsen arrMtwse«. Ihm nicht genehm« Diplormrten der Mittelmöchte wies Amerika aus; " und die vsn derMSse" gekopevte und z«m ^Kricgs-k-Zhr- zevF unlZrwandrlteAN-am" «uM- nr-ry Mrsr k.rdkosm gcrtchllichm 5^mödie den englßchrA ErseMtznern wis-ser zur B?rskqungxges1M. Murz und -gut, döe amerikanische NeutralM WM feinWch getzen uns, und Mseitiq für de« Zehnvechrnd. den sie Mt Kriegsmaterial mH Geld in uv» gchemem UÄsange umerpsttzte. 'Auch Ne Zahl der aus seiten des Zehr,Verbundes kämstschd?» a«e»lkanis<hs» Frei Willigen war ich! uubtträHtsich- 550W chr der «Mische» und 9000 iN der sravzöflschsn Armes.

Die diKch «MErlschs ArstwendWetzen gedrttens Er- Bffaung d N ungetzrmmten U Boot-KÄges am 1. Februar 1917 seraKaßls Ne amercksrnkhe RMierung, trotz größte ' «Wchts«dhmr ach den H ßetzliche» 'omsrikanische-.» Eng- londrhsnM bei der Frsts tzung der «Versperreebiet«. sofort zu jähem Abbvch d«-- dibl'^^ti?ch?n Bez'ehurigen zu

Deutschland. Die nächst« Folge war Ne Bewaffnung der amerikanischen Handekdampftr und die Besch'agnahme der in aNerikanischen Häsen liegenden deutschen Sch ffe. End­lich sp ach Wilson die Be Hängung drs Kciegezustandrs aus und ließ sich aus seinr Botschaft vom 2. AM vom Kong­reß die Genehmigung dazu erteilen.

Die Bedeutung der Tatsache, daß dis letzte neutrale Großmacht al? 11. Gegner in die Reche unserrr Feinde eintrilt, wollen wir nicht unterschätzen: aber offenbar wird die Wirkung des neun Zustandes sich in absehbarer Zeit kaum anders als im Zustande der bisherigenNeutralität" süßem. Denn Amerika ist keine Militärmacht, will es vielm h erst unter dem Drucke der Kriegserklärung wer­den. Aber auch seine entstehenden Heere kommen zunächst nicht für dm europäischen Kriegsschauplatz in Betracht; die zunchmerrde Spannung der m.z konischen und auch wohl der sap mischm Frage verbietst ene Trupyenentblö- tzung des Landes. In ssiaer Botschaft nennt W lson Ne Kriegsmk-te!. dir er. außer der Verstärkung des Land Hee­res, «eaen uns im Zussrnmenacheiten mit dem Zehnorrbavh anzuwenden gedenkt; Gewährung großer Kredit« an den Berbak's; OrganisatiM und-Mob lmschrrng aller materiel­len tzch- k äste, um Krb gMüeriar in grStzerem Umfange als bisher zu liefere; sofortige und oollständize Ausrüstung Der Marine zur Bekämpfung von V Booten.

Der sstr den Verband wertnsllsts Teil der amerika- amerikanischen Hilfe wird das Geld sein: «der Geld spielt in dicie-u KM« nicht mehr die Rslle, wie stührr. Außer- dsrn dürfte es schwer und gefäqrluy sein, Barge-d nach Amerika zu ostschifsen; das vslgkschosftn« Geld wird also drüben bleiben müssen und wird für die Zahlung der Kriegtmat nailkserurrgen verwandt werden. Die Verschul­dung des Zchnserbsnde» an Amerika wird dadurch zwar erleichierl. aber auch vergrößert.

Bor die ««plante Verstärkung der Kri<Wmate iollle- serungm nach Europa ist jeN-ch jetzt das Nuffch-: U-Boot gesetzt, das seine Tätigkeit ohne Rücksicht aus eine ameri­kanische Ncu rali ci: ausübm kann und dessen Erfolge und praktische Wirkungen unter diesen Umstünden stärker sein werden, als olle vorsichtigen diplormn.scken Vorstellungen und jeder Appek auf die Menschlichkeit, Friedere liebe und arsch,östliche AnstäMiqkeit Ame ilms.

Vei» Weg ckrs L-mcksns.

Roman «mS dem Schwedischem von E. Kuylenstierna-Wenster. 1A (Nachdruck verboten.)

Auch Alf War verändert, wenn auch in geringerem Maße. Seine Arbeit lsZte Beschlag auf einen großen Teil seiner Gedanken mit einer eisernen Energie nahm er sich vor, Gunvor seine Liebe erst zu gestehen, wenn er eine Stellung bekleidete, die ihn ihrer Familie gegenüber vor jeder Demütigung schützen würde; denn jetzt wußte er ' gewiß, das kleine Mädchen mit den strahlenden Augen mußte seine Lebensgefährtin werden. In Gedanken an sie : wurde ihm Das Herz gar so weich, und seiner sonstigen . Gewohnheit ganz entgegen, hatte er seiner Mutter nun ' schon mehrere Male Blumen und Lern Vater Backwerk mit nach Hause gebracht; Ler Vater war auch in diesem Punkte wie ein Kind.

Einmal chatte Gunvor Baron Gote genannt und an der Weife, wie sie ss tat, begriff Alf, daß der Baron > Gote Gunövr auszckchüete, und er fragte barsch: .Schätzen Sie-ihn fehÄ «

--.Ach nein, ich nicht, aber die Meinigen."

.-,Er ist ^natürlich reich?"

»,Ja sehr, und überdies der letzte seines Geschlechts

»Jung/elegant, angenehm?"

Gunvor wollte Alf ein wenig eifersüchtig machen; ih . «Ugen strahlten schelmisch und erwartungsvoll, aber s Ujurde sofort ernsh als Alf ruhig sagte: .Sie könnten st Mcht denken, seine Frau zu weichen?"

Sie Hörte ja so Deutlich die Fortsetzung seiner Wori me er nicht aussprach, aber also lautete: .Du gehörst mir, mir allein!" und sie antwortete:Nein, denn i iiede ihn nicht, und mit so einem Menschen kann man do "Mt das ganze Leben zubringen."

Er nickte still und erst nach einer Panse sagte e »Aber sein Name und seine Stellung locken Sie doch, m

Achten, daß dem Sie sich zu eigen geben, eh ebensolche Stellung- im Leben einnähme."

.Nein- wenn ich mich jemand zu eigen gebe, so g

schteht es ohne Nebengedanken an äußere Vorteile, sondern nur deshalb, weil ich ihn liebe."

Alf wendete rasch den Kopf weg und gleich darauf verabschiedete er sich. Er war sich nicht bewußt, baß er ihre Hand krampfhaft in der seinigen preßte, und daß seine Augen flammten und sie mit tausend Versprechen und Gelübden für die Zukunft anflehten, aber Gunvor nahm alles mit, gleich als seien es gefundene Schätze, die sie unter ihr Kopfkiffen legen könnte, wie man es mit einer Glücksblume macht, um schöne Träume herbei zu zaubern.

Die Baronin ließ in dieser Zeit oft ihre Augen prüfend auf ihrer jüngsten Tochter ruhen und fand sie un­beschreiblich einnehmend.

.Du wirst sehen, sie nimmt Baron Gote; in der letzten Leit ist sie ja gradezu freundlich gegen ihn geworden" vertraute die Mutter Görel an.

Mit geschwellten Segeln.

Mf war zu seinem Chef berufen worden uüd er machte sich ohne Eile auf den Weg; er wußte, nun war er in Ungnade gefallen, und nun galt es, entweder seine ausgesprochene Ansicht oder die sichere Zukunft im Bau­amt selbst zu opfern. Doch Alf wußte stets, was er wollte, und so klopfte er, ohne zu zögern, an die Tür seines hohen Vorgesetzten und trat auf dessenHerein!" mit einer höflichen Verbeugung über die Schwelle.

.Ach, Sie sind es, Herr Ingenieur! Treten Sie näher und setzen Sie sich!"

Alf setzte sich dem grauhaarigen, im Augenblick ziemlich nervösen Baron, der mit seinen vornehmen, weißen Händen einen Bogen Postpapier in immer kleinere Qua­drate zusammenlegte, gerade gegenüber. Schließlich schlug der Baron seine freundlichen blauen Augen auf und sagte langsam:Dies ist ja eine recht unangenehme Ge­schichte."

Alf lächelte fast, schwieg aber.

Sie kennen doch wohl die Veranlassung dieser Unter- iredung?"

Ja. Herr Baron!"

Wien v

Der Weg zu einer Verständigung mit Rußland.

i.

WTV. DieRordd. Aklg. Zlg " schreibt in ihrer Sonniagsnummer:

Nie provisorische Regierung in St. Petersburg hat un­ter dem 10. April eine Kundgebung erlassen, die in ihre» wesentlichen Punkte;-- mit den mehrfach wiederholten Erklä­rungen Deutschlands und seiner BrMndetcn äderen-stimmt. Danach erstreben beide Parteien kichts anderes als die Si­cherung des Daseins, der Ehre und der Entwickelunzsfrei- hr'.t ih er Völker. Weder im Wunsche, noch im Interesse der Mittelmächte liegt es. daß das russische Volk sus dem Kampfe erniedrigt, oder in seinen Lebensbedi gur.gen er- schüttett heroorgeht. Wir beabsichtigen nicht. Ehre oder Freiheit des russischen Volkes anzutasten und haben keinen anderen Wunsch, als mit einem zufriedenen Nachbarn in Eintracht und Freundschaft zu leben. Dabei liegt es Deutschland völlig fern, sich in die Neuordnung der russischen Verhältnisse einzumtschen, öder gar in der Srunde. wo dia russische Freiheit geboren wurde. Rußland von neu->m de- Nahen zu wollen. Der russische Heeresbericht vom 11. ds. Mts. int, wenn er ein militärisches Unternehmen der deut­schen Truppen, das von einer unabweisbaren, örtlich be­grenzten. taktischen Natrvenigkert vorgeschrieben war. «st­eine größere Krtegshandlung von allgemeiner Bedeutung ausfaßt. Wenn das russische Volk noch länger blutet und leidet, statt sich ruhig und ungestört dem inneren Ausbau seiner Freiheit zu widmen, so ist rrichr Deutschland daran schuld. Dre Schuld lieqt dort, wo Interesse am Fortgang des Krieges besieht. Wo findet der in der Erklärung vom 10. AM ausgesprochene Friedensw-llen des russischen Volke» den größten Widerspruch? Bei seinen eigenen Verbündeten. England. Frankreich und Italien und die ihnen ar geschlos­senen Alliierten haben bei Ablehnung drs F iedensangebots der Mcktelmöchie es ganz mwerhüöt ausgefsrochen, daß sie nur Frieden sch ießen würden unter der Bedingung, daß Deurschiand wetter ihm rechtmäßig zugehörender LLnderstriche beraubt, Oesterreich-Ungarn zertrümmert, die Türkei aus Europa verdrängt und in Kieinasien in weitem Umfange aufgeteilt werde. Das russische Volk wird, niemand wird es anders erwarten, den Berpflich'unqen ceaen stine Ber-

Sie hätte eine unangenehmere sein können."

In diesem Augenblick schlich sich des Baron- brauner Dackel von seinem Ruheplatz unter dem Schreibtisch herbet und beschnupperte Alf halb neugierig, halb mißtrauisch. Alf beugte sich vor und streichelte den Hund, immer noch höflich auf des Barons weitere Anrede wartend.

Wie lange sind Sie jetzt schon bei uns, Herr In­genieur?"

Drei Jahre."

Und Sekretär Pallm nun schon achtzehn Jahre. Da­müßte doch eigentlich ich meine, es ist nicht zu ver­wundern» wenn er denkt hm, hm, Sie, Herr Ingenieur, hätten begreifen müssen, daß es nicht am Platze war, auf, eine Unrichtigkeit in einem Protokoll Hinzuwelsen."

Die Unrichtigkeit war sehr auffällig, Herr Baron."

Wohl möglich, wohl möglich! Wer gerade darum muße man behutsam Vorgehen, und ein Wortwechsel mit einem Vorgesetzten, einem erfahrenen und im Dienste ergrauten Mann, wie Pallin, war zum wenigsten ebenso unrichtig, Herr Ingenieur."

Ich hätte ihn auch am liebsten vermieden, wenn e» möglich gewesen wäre. Aber ich konnte doch ein Protokoll nicht unterschreiben, dessen Inhalt ich mißbilligte, und ich bitte Sie, Herr Baron, mich zu entschuldigen, wenn ich mir zu bemerken erlaube, daß meine Meinung auch jetzt noch dieselbe ist und ich sie nicht ändern kann."

Der Baron runzelte die knochigen Brauen und an d« Nasenwurzel zeigte sich eine tiefe Falte. ;

Sie sind ein wenig zu - zu jung", sagte er langsam und mit nachdrücklicher Würde,um eine Meinung z« haben, die von der Ihrer Vorgesetzten abweicht, und Sekretär Pallin glaubte deshalb in seinem guten Recht zu sein, wenn er Sie durch mich bitten läßt, sich bei ihm wegen Ihrer kühnen Worte vonSchweifwedeln nach oben" undZurücksetzung" zu entschuldigen. So etwa- kann sich der Sekretär von seinem Assistenten natürlich nicht gefallen lauen, und ich, Herr Ingenieur Malmberg, rate Ihnen in aller Freundlichkeit, die Sache so zu ordna^ wie es Ihre Schuldigkeit ist."

(Fortsetzung folgt.)