Die Knegsereiguisse -er letzten Woche.

(Abgeschlossen am 22. Mürz.)

Zwei Ereignisse von weittragender Bedeutung beherr­schen das Kriegsbild der vergangenen Woche: Das Zurück­nehmen unse er Front im Westen und die Revolution in Rußland. Inwieweit durch die letztere der Verlaus des Krieges beeinflußt wird, läßt sich noch nicht klar erkennen, da sich die Revolution im Anfangsstadium befindet und wir auf wld rspruch volle, gefärbte Meldungen angewiesen find. Im W.ste-i dagegen ruht unser Urteil auf zuver­lässiger Grundlage.

Das Zmücknehmrn unserer Front zwischen Arras und Soiffons har sich ohne G ärung durch den Feind plan­mäßig vollzogen. Dem Feinde sind weder Geschütze noch Maschmrngeweh'e, noch irgendwelche Beute in die Hände gefallen. Unsire Verluste sind äußerst gering. Die Fran­zösin geben in ihr.m Heeresbericht vom 17. Mürz nach­mittag« s wa 100 Mann an, die Engländer überhaupt keine Zahl. Dagegen haben die Engländer wie auch die F onzr-s.n bei ihrem Nachrücken ziemlich erhebliche Ver­lest- eriitle.'.

Im allgemeinen sind die Franzosen am 17., 18. und 19. März etwas rascher vorwärts gekommen als die Eng­länder, da wir in diesem am weitesten nach Südwesten vor- sprmgenden Frontabschnitt naturgemäß am raschesten zu- rückg gangen sind. Am 20. März hatten die Französin mit ihren vordersten Abteilungen ungefähr den Abschnitt der Mette südlich Chauny erreicht. Nördlich der Oise arbeiteten sie sich gegen den Crozat-Kanal vor. Ihr linker Flügrl besetzte mir Kavallerie vorübergehend Roupy (12V, Kilometer südwestlich St. Quentin), das von dieser aber wieder geräumt werden mußt..

Am 21. z kam die Vorwärtsbewegung der Fran­zosen zum Stchen. An einzelnen Stellen wie an der Aisne, östlich Soissons, wurden die vordersten Abteilungen der Franzosen wieder zurückgeworfen.

Die Engländer gewannen im Anschluß an die Fran­zosen langsam an Boden und hatten bis zum 21. März mit ihren Spitzen etwa die Linie nordwestlich Roupy Roisei-Bertiricomt - Gegend südöstlich Arras erreicht. Auch ihre vordersten Abteilungen mußte an einigen Stellen vor unseren Nachhuten wieder zurückgehen.

Das Nachrücken ist unseren Feinden recht schwer ge- gemacht worden. Aus ihren Berichten geht hervor. Laß die Täler des Cwzat-Kanals und der Mette unter Wasser ge­setzt und Ortschaften, die dem Feind Unterkunst und Stütz­punkte bieten könnten, in Asche gelegt worden sind.

Die ungsArte und unbemerkte Räumung und Los­lösung vom Feinde verdanken wir in erster Linie der grün­den Führung ud dem geschickten Verhalten unserer Trup­pen, die sich wieder ihren Feinden weit überlegen gezeigt hahen. Die feindliche Ausklärung hat völlig versagt. Wir verstehen jetzt die große Bedeutung der schweren Luftkämpse der letzten Wachen, in denen unsere Luftstreitkcäsie den französischen und englischen Fliegern außerordentlich hohe Verluste b.ibrachten und ihnen jeden Einblick in und hinter unsere Front verwehrten. Ebenso wenig haben die berühm­ten englischen und französischen Patrouillen gegen , ber un­seren sehr geschickt geführten und umsichtig handelnden Of­fizierpatrouillen und Nachhuten erreicht.

Auch unsere Maßnahmen zur Abwehr der feindlichen Spionage h .ben sich glänzend bewährt. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß unsere Absichten den Tausenden von Franzosen, die sich in dem geräumten Gebiet befunden haben, bekannt gewesen find. Die Franzosen und Englän­der jenseits u .secer Front haben" jedoch keinerlei Nachricht erhalten, weder über Zeit noch Ort, noch Umfang der Räumung. Der Weg dor hin war erfolgreich verbaut.

Don dm Kriegsereignisfen an der Westfront ist ferner der energisch geführte und siegreiche Vorstoß im Südostreil des Waldes von Malancoutt zu erwähnen, bei dem wir 8 Offiziers und 485 Mann, Maschinengewehre und Minen- werser erbeuteten.

Im Osten nimmt die russische Revolution anscheinend immer größeren Umfang an und zieht immer weitere Kreist in die Verwirrung hinein. Die Hauptursache s r den Ausbruch der revolutionären Bewegung ist in der mangeln­den Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln in­folge der sich immer mchr steigernden Tra.-sportschwierig- detten zu suchen. Wenn die neue Regierung der Ernäh- rungsschw ettgdeiten Herr werden will, so dürste dies kaum anders als aus Kosten der Truppenernährung geschehen können. Das aber dürfte auf die Armeen nicht ohne Einfluß sein Dazu kommt, daß unter Len verschiedenen Armeesährern keine Uebereinstimmung herrscht. Einige h rdm sich der revolutionären Regierung ängeschlossin, andere sollen dem Zaren treu geblieben sein. Und wie weit unter Len Truppen im Innern des Lande» die Demoralisierung Platz gegriffen hat, beweist die an zahlreichen Stellen er- folgte E mordung von Offizieren. Daß in der Marine die R volmron zu bedenklicher Lockerung der Disziplin ge­führt h tt, erhellt aus der Ermordung des Oberkommandie­renden der Ostseeflotte.

Auch läß! sich noch kein Urteil darüber gewinnen, wie . sich di; sozialistische Arbeiterpartei stellen wird. Zweifellos ist sie sriedenssreundlich. Eine Einstellung der Arbeit in den Fabriken für H-ereebedars muß jedoch aus die Front sehr bcld von nachteiligem Einfluß sein. Auch mit der Partei des hohen Adels, die in der Armee stark vertreten und zwttfellos dem Zaren treu ist. muß die R gierung rechnen, und es kann die Sympathie der russischen Evelleute nicht besonders heben, wenn ste sehen, daß ein großer Tett des Grundbesitzes ihrer Familien zum Staatseigerttum er­klärt wird.

Ern abschließendes Urteil über die Folgen der revolu­tionären Bewegung und ihren Einfluß auf den Verlaus des Krieges kann man vorsichtigerweise jedoch nicht abgeben, denn alle Nachrichten, die zu uns dringen, gehen über die ruffische Telegraphenagemur, die ganz in den Händen der neuen Regierung ist. und werden außerdem noch von den Eng ändern kontrolliert. So viel aber scheint sicher, daß ein Staat, der mit schweren inneren Krisen kämpft, einen Krieg nach außen nicht mit dsr nötigen Kraft zu führen vermag.

In gewisser Beziehung scheint sich der Einfluß ^er Revolution aus dis Front geitent gemacht zu haben, denn es ist seit ihrem Beginn zu keiner ernsten Gesechtshandiung gekommen. Der Russe verhielt sich ruhig. Immer waren wir die Angriefer, und unsere Truppen stießen, wie jüngst bei Saderesina, auf ganz geringen Widerstand.

In Mazedonien ist die zehntägige Schlacht um die Höhe nördlich von Monaft'r zu Ungunsten der Fran­zosen entschieden. Wir h^beu überall die gewonnenen Stellungen gegen stärkste Angriffe behaupte;, die Franzosen in der Srenenge abzewiesen und anfängliche geringfügige Vorteile der Engländer östlich des Dorjanfecs ihnen wieder entrissen.

Der Weltkrieg.

Der amtliche Tagesbericht.

WTB. Gruße- Hauptquartier, 26. März. Amtlich. Drahtb.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Am Kanal von La Bassee, und auf dem Süd­ufer der Scarpe, war gestern der Geschützkampf heftig.

Im Hügelgelände südwestlich von St. Quen­tin stießen unsere Truppen gegen die über den Somme- und Crozatkanal vorgedrungenen fran­zösischen Kräfte vor und fügten ihnen in heftigen Gefechten starke Verluste zu. 100 Gefangene, . mehrere Maschinengewehre und ein Infanterie- - geschütz sind eingebracht worden. j

Oestlich des Aüettegrundes, und gegen die j Linie Lew llyNeuville, führte der Gegner erheb- ! liche Teile mehrerer Divisionen, nach lebhaftem Artilleriefeuer, zum Angriff gegen unsere vorge­schobenen Abteilungen, die den an einzelnen Stel­len dreimal anlaufenden Feind verlustreich ab­wiesen.

Bei Craonelle, nördlich der Aisne, ist ein Vorstoß der Franzosen im Nahkampf gescheitert.

Am 24. März, abends, griff ein Fliegerge­schwader Dünkirchen an. Mehrere Brände wur­den beobachtet.

Gestern verlor der Feind im Luftkampf 11 Flugzeuge.

Auf dem

Oestlichen Kriegsschauplatz

Efeu" (etwa 500 T) 5) Die amerikanischen Dampfer Illinois" (5225 L), undCity of Memphis" (5252 T). der spanische DampferBiviria" (3034 T) und der holländische DampferLa Campine" (2557 T). 6) An Schiffen, deren Namen beim Nachtangriff oder weil sie keine» Namen an der Bordwand führten, nicht festgestellt werde» konnte, wu den vernichtet: Ein unbekannter beladener Damp­fer vo 2 etwa 3000 Tonnen aus einem Convoy heraus durch Torpedoscknß, ein englischer bewaffneter Dampfer von etwa 3000 Tonnen, ein Dampfer von 3500 Tonnen, ein Tankdomp er von etwa 3000 Tonnen, ein Dampfer von etwa 8000 Tonnen, ein norwegischer Dampfer von etwa 2500 Tonnen, ein Dreimastschoner von 300 Tonnen, sowie 3 englische und 2 französisch- Fischkutter.

Mit vorstehenden Schiffen find, soweit bisher bekannt, u. a. etwa 34000 Tonnen Kohlen, in der Haup suche nach Frankreich bestimmt, 3000 Tonnen Brennöl, 3300 Tonne» Erz, von Hueloa nach Wefthartlepool unterwegs, 3300 Tonnen Getreide und 9900 Tonnen Lebensmittel, abgesehen von den mit den F'rschersahrzrugrn versenkten Fischen vernichtet.

Das amerik. Kriegsprogramm.

Berlin, 26. März. Ueber das Programm für de» Kongreß der Bereinigten Staaten wird erneut milgeteilt, ein pMi ch s Bündnis mit der Entente werde nicht erwogen.

Mitteilungen in französischen Blätiern zufolge umfaßt d r militärische Plan der Regierung in Washington nach­stehende Punkte: Mobilisierung der gesamten Flottenstreit- kriiste unter Benutzung von Stützpunkten an der engl scheu und an dsr französischen Küste. Oeffnung der amerikanischen Häfen und Wersten sür die Kriegsschiffe der Entente, un­begrenzte Lieferung von Kriegsmaterial an die Entente und Sicherung üec Transporte nach Wladiwostok, Mobilisierung der Mlizsn zur Sicherung der inneren Ruhe, Requirierung aller Kriegs- und Handelsschiffe in den amerikanischen Hä­sen für den Gebrauch der amerikanischen Kriegsmarine (Deutschland wird hie:sür Entschädigung erhalten, es sei denn, daß die Schiffe als Repressalie sür die oelsrrktm amerika­nischen Schiffe konfisziert werden), Mobilisierung der ame­rikanischen Handelsmmi! e, Eröffnung großer Kriegskredike und Mobilisierung der Eisenbahnen und KriegsNateria!-- industrien.

Me Revolution in Rußland.

Die Hauptstädte beginne« z« Hunger«.

Berlin. 26. März. Aus Stockholm wird demLok. Anz." gemeldet: Die Rsichsduma erließ einen Aufruf a« da» ganze Volk, besonders an die Landbevölkerung, wort» es heißt: Ms Vorräte, die der Regierung genau bekannt sind, reichen nur wenige Tage. Das Heer ist ebenfalls dem Hunger ausgesetzt. Mitbürger, Bauern, eure heilige Pfl cht ist. die zu versorgen, dis Euch von dem verhaßten Joch befreien, damit sie nicht der Hunger wieder in die Arme der Unterdrücker treibt.

Aus Stadl und Bezirk.

Nagold. 27. März W7

Ghrrnlsf-l-

Befördert wurde zum Leutnant der der Reserve des Inf.-Regts. Nr. 121 Paul Seibold (Horb) in Liese« Regiment.

G sreiter Gottlob Henne von Mindersbach erhielt die Silberne Verdienstmedaille.

und an der

Mazedonischen Front

ist bei meist geringer Artillerie- und Vorfeldtä­tigkeit die Lage unverändert.

Bombenabwurf unserer Flieger auf Truppen- z lager bei Snevce, südöstlich des Doiransees, hat- ! ten sehr gute Wirkung. i

Der Erste Generalquartiermeister: l

Ludendorff.

Der Seekrieg.

Die Schiffe der gestern gemeldete« U Bost-Be«te.

Die gestern als versenkt gemeldeten Schiffe sitzen sich zusammen aus 1) Englische Schiffe: Die bewaffneten DampferBttka" (3549 T.);Drnpark" (1980 T.). das englsche BewachungsfahrzeugGranton" mttHecings- lovaer G. M. 34" tm Schlepp, die DampferGlynymel" (1394 T.),Memnon" (3203 T), und das Lazmebsch ff Bsturlas" (12 002 T), der S'glerSi>. Joseph" uud die FischeckahrzrugeRobert",Rmsie",Ieffanie", ^Gratia", Lent Lilly",Hyacinih",Lase".In'.rrnosi",Nelly". Ena",Keft.al",Reinde-r",Formet Ms Not",T y" undAvonoe". 2) Französische Schiffe: BarkSully", SchonerLa Marne", .Eugene Robert",Anois",Ma- dekin ",Davust". die SeglerAittcuBa",Marie Lowse" aus Fecamp,Marie Louis" aus St. Malo,Americain" di« Lois-nschonerMaria Ioonne und Covdousin", die F schrrfahrzeuze »Peter Jean", .Henry Louis",Dien de Garde".Nozal".Rupella".Louis XIV.",Beide Ma­ria".Iuliette",Camille Emile",R. 1289".L. R. 1329", Madeleine'.Felicite,"Madonna und Entente Cordiole". 3). Der italienische DampferMedusa" (e w i 1000 T ). 4 Norwegische Schiffe: Die Dampfer .Jolsirino" (1155 T.), Wttfred" (1121 T.). ..Csida" (t824 T). ..Elaama.brn" <954 T.).Ronald" (302 i T.).Expedit" (680 T ).Tcisk" (1138 T.),Fiaer Jarl" (1348 T ), und der Segler

Dir Einkomme«- ««d Kapitalstenerpflicht -er Kriegsanleihe«.

Im Hinblick aus die zur Zeit zur Zeichnung aufgelegte 6. Kriegsanleihe und dm hemnnahendm Zeitpunkt sür die Abgabe der Steuererklärungen ist Anlaß zu den folgende» Hinweisen gegeben.

I. Die 1.5. Kriegsanleihe ist auf 1. Apnt 1917 voll steuerpflichtig. Wer am 1. AM 1917 z. B. 10000 der oerfck'iedeken Kriegsanleihen besitzt, hat daraus den sünf- prozmtigen Iahreszins mit 500 in seiner Steuererklä­rung anzugeben.

Die Zeichnungen aus dis 6. Kriegsanleihe sind nur zu versteuern, wenn und soweit Einzahlung vor dem 1. April 1917 erfolgt. Für die nach dem 1. April erfolgenden Ein­zahlungen entfällt die Steuerpflicht. Dagegen sind diejeni­gen Kapitalien, dis zur Entrichtung der späteren Einzah­lungen aus 1. April verzinslich angelegt sind, nach de» Stand am 1. April zu o rsteuern.

II. Hat ein Steuerpfl.chtiger seine Kriegsanleihe unter Zuhi senahme des Kredits gezeichnet und ist er dadurch am 1. April 1917 Zinsen schuldig, so sind dich Schuldzinsen bei der Einkommensteuer abzugsfähig; bei der Kapitalsten«! ist ein Schuldzinsmabzug zufolge ausdrücklicher gesetzt cher Bestimmung ausgeschloffen: es kann aber ein Steusmachiaß im Sinn von Punkt III nachstehend eintreten.

III. Bei Kriegsanleihe, die unter Zuh lsenahme von Bankkredit. Au nähme von Hypoihekenschuldcn. Verpfän­dung von Wertpapieren und Lebensversicherungspolleen usw. gezeichnet worden sind, ist die Steuswerwaltung wegen der besonderen Verhältnisse bei der Kriegsanleihe bereit, denjenigen Teil der Kapstalsteuer nachzulaffen. der weniger zu entrichten wäre, wenn der Abzug der Schuldzinjen bei der Kapitalsteuer gestattet wäre. Wer aus einen solchen Nachlaß Anspruch erhebt, hat in seiner Kapitalstruererklä- rung oder in einem Gesuch an das Bezirkssteueramt seines Wohnsitzes den durch die Zeichnung von Kriegsanleihe er­wachsenden Schulöztnsendetrag unter Anschluß der Belege nachzuweisen. Der Nachlaß wird auch sür die aus früher gezeichneten Kriegsanleihen noch geschuldeten Zinsen bewilligt.