Berlin. 24. März WTB. Am Bundesratstisch Lisco, likvrm'pjs'el v. Sletn.

Präsident Dr. Kämpf eröffnet diefotzung um 11.20 Uhr.

Aus der Tagesordnung steht zuächst der Bericht füber die Genehmigung einer Widerklage gegen den Abgeordne­ten Behrens (D. F). Die Genehmigung wird nicht erteilt.

Es folgt die Beratung über die Herabsetzung der Mindeststrafen des Militärstrafgesetzbuches.

Kriegsminister o. Stein: Anerkannt muß werden, daß Mindkststrasen wohl nicht unbedingt die notwendige Disziplin im Kriegs gewährleisten. Der Entwurf entspricht den Bedürfnissen, die sich aus dem Kriege ergeben haben. Ich bitte das Gr setz möglich« bald in Kraft treten zu lassen.

Die Vorlage geht an einen Ausschuß von 21 Mil­liedern. Hierauf wird die zweite Lesung des Etats des eich justizamt- fortgesetzt.

Abg. Bell (Z): Bei Bestrafungen wegen Kriegs- wuchers oder wegen Verstoßes gegen die Verordnungen muß mehr Rücksicht auf d e Temeinschädlichkrit genommen werden. Dem Reichsjustizamt tut die Zuführung von neuem Blut not, und zwar durch Anfügung einzelner Ab- teiluttgen anderer Restarts, insbesondere vom Reichsamt des Innern.

Staatssekretär Lisco: Der Kompeienzkmiflikt tritt keineswegs so häufig ein. wir angenommen wird. Eine Reform hat bis nach dem Kriege Zeit. An Blutleere leidet das Reichsjustizamt keineswegs.

Abg. Dr. Arendt (D. F) befürwortet den Antrag aus Erhöhung der Gruudstücksbeleihurgsgrenze über die bisherige Mündrlsiä erheit hinaus im Interesse des schwer geschädigten Hausbesitzes.

Abg. M ü l l e r - Me i n i nge n(F. B ): Die Novelle zur Vereinfachung der Rechtspflege ist nicht so harmlos, wie sie aussicht. Süddemschland bedankt sich dafür. Ich hoffe, daß die Vorlage bald wieder verschwindet.

Daraus wird die Weiterberatung auf Montag 1 Uhr j vertaqt. Schluß ^3 Uhr. z

Sie KSmyse au der Acre.

2 .

Wie die Ecke bei Commicourt weit noch Westen, so stieß nach Südwesten die Zacks bei Grandcourt am tiefsten in die feindliche Stellung hinein und sah sich gleich jener dem sie aus Front und Flanke konzentrisch fassenden Feuer ausges tzl. Dies machte sich um so mehr geltend, als diese zweite .windige Ecke" zudem eine größere An­zahl von weiteren Dörsem umsotzte: nämlich Ser re, Puisieux, Miraumont, Irle« und Pys. Zwar waren alle düs.' schönen französischen Ortschaften durch das Feuer der Bundesgenosten der Franzosen längst in völlig gestaltlose Trümmerhaufen verwand:!! und unterschieden sich kaum mehr von den sie ehemals umgebenden Ackc geblei­te die ebenfalls nur noch einen Wust von Granattrtchtsrn darstellten. Namentlich das die westliche Ecke dieser Ab­schnitts bildende Dorf Ser re war buchstäblich vom Bo­den wegrasiert. Die .Befreiung" dieser Dörfer, welche von den feindlichen Heeresberichten mit komödiantischer Be­geisterung herooraehoben wird, kommt also zu spät, um in ihren ehemaligen Bewohnern andere Gefühle als die einer recht platonischen Genugtuung auszulösen. Trotz ihres an menschliche Wohnstätten auch nicht im entferntesten mehr gemahnenden Zustandes übten indessen diese nur noch auf den Kauen unterscheidbaren geographisch!» Punkte auf die feindliche Artillerie noch immer eine vesondere Anzieh­ungskraft aus. Nimmt man hiezu, daß dir sei nachgerade recht unwirtlich gewordene Abschnitt der deutschen Stellung durch den Ancrekach und die beiden sumpfigen Ober­läufe durchströmt wird, aus denen er innerhalb des Dorfes Miraumont zusemmenrinnt, so erhellt, daß gerade hier der Befehl diese Stellung mit einer weiter bergwärts gelegenen zu vertauschen, mit besonderer Freude begrüßt wurde.

Dennoch haben auch hicr die zur Deckung der Zurück­nahme der Front bestimmten Truppen, es ihrem Gegner nicht leicht gemacht, auf dem preiegegrbcnen Gelände Fuß zu fasten. Ihre Patrouillen und Ncchiulen im Zusammen­wirken mit der über die Geiändeoelhältnisse natürlich ge­nauesten unterrichteten Artillerie hielten den Gegner unter so wirksamem Feuer, daß er nur sehr langsam sich entschloß, die zerschossenen, verschlammten und durch die deutschen Sprengungen bis zum letzten Rest zerstörten Andeutungen ehemaliger Gräben zu besetzen, welche die Trümmerwüsten durchzogen, die einmal Puisieux oder Miraumont geheißen hatten. Nur ganz langsam räumten die hier tätigen Si­cherungsabteilungen, dem allgemein erteilten Befehl gemäß, »on den gegen den 28. Febr. allmählich sich zusammen­ziehenden stärkeren Abteilungen des Feindes die aufzuge­benden Geländeabschnitte. Am genannten Tage fand der Feind endlich den Mut zu größeren Angriffshandlunaen, die aber bereits im Feuer der Nachhuten und Artillerie zus tminen'orachen.

Der Weltkrieg.

Der amtliche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 24. März. Amtlich. Drahtb.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Beiderseits von Somme und Oise spielen sich täglich Gefechte unserer Sicherungen mit Vor­

truppen der Gegner ab, die nach den häufigen verlustreichen Zusammenstößen nur zögernd vor­fühlen, vielfach schanzen, und in ihrer Bewegungs­freiheit durch die von uns getroffenen Maßnah­men behindert sind.

Gestern griffen die Franzosen unsere Posten westlich La Fere, längs der Ailette-Niederung und bei Neuville und Margival an; sie sind überall zurückgewiesen worden.

In der Champagne gelang es unseren Er­kundungstrupps, an mehreren Stellen der Front Gefangene aus den französischen Linien zu holen. !

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Front des Generalseldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:

Nach Feuervorbereitung bei Smorgon, Bara- nowitschi und am Stochod vordringende Aufklä­rungsabteilungen der Russen wurden vertrieben. Südwestlich von Dünaburg ist ein feindliches Flugzeug, am Dryswiaty-See ein Fesselballon von unseren Fliegern abgeschoffen worden.

Front des Geveralodersten Erzherzog Joseph:

Wirksames Feuer von Artillerie und Minen­werfern leitete Angriffe ein, bei denen unsere Truppen südlich des Trotusul-Tales die russischen Stellungen auf dem Grenzkamme zwischen Solyom- tar und Czobanos-Tal im Sturm nahmen und 600 Gefangene einbrachten.

Bald darauf einsetzende Vorstöße der Russen nördlich des Magyaros sind gescheitert.

Heeresgruppe des SeueralseldmarschM o. Mackensen:

Nichts Neues.

Mazedonische Front:

Die Lage ist unverändert.

Die Kämpfe zwischen Ochrida- u. Prespa-See und bei Monastir scheinenden vorläufigen Abschluß gefunden zu haben.

Vom 12. bis 21. März wiederholten sich täg­lich die Angriffe der Franzosen, die dazu beträcht­liche Teile ihrer 76., 151. und 57. Division, so­wie mehrere Kolonial-Regimenter eingesetzt haben. Am 15. und 18. März vom Feinde errungener Geländegewinn wurde durch unsere Gegenangriffe am 20. und 21. März wettgemacht; die beherr­schenden Höhen im Berggelände westlich und nördlich des Beckens von Monastir, die das Ziel der Franzosen waren, sind fest in unserer Hand.

Die verbündeten Truppen haben in zähem Ausharren in schwerem Feuer und in kraftvollem Angriff sich vortrefflich bewährt. Das Zusam­menwirken von Infanterie, Artillerie und Hilfs­waffen war nach klarem Wollen sicherer Führung vorbildlich. Es hat dem Feind sehr schwere Verluste beigebracht, durch die die augenblickliche Ruhe bedingt zu sein scheint.

Die Truppe sieht weiteren Kämpfen voll Ver­trauen auf ihr Können entgegen.

Der Erste Generalquartiermeister:

Ludendorff.

Die feindliche» Pkäue dnrch Hindeubnrg vereitelt.

Schweizer Grenze. 23. März. WTB. Aus Paris wird gemeldet: Uebrr die Gründe für dm Beschluß der deutschen Heeresleitung, die deutsche Front in der P cardie zurückzunehmen, macht der dortige Korrespondent des ,A BC". der den Frontabschnitt an der Ose besucht Hai, sol- gende bisher nicht bekannte Mitteilungen; Für die zweite Hälfte des Monats März war eine gewaltige letzte An­strengung Frankreichs und Englands an der Westfront an- gekündigt. Die Vorbereitungen dafür waren riesenhaft. Das angehäuste Material übersteigt alle Vorstellungen. Hunderte von Geschützen jeglichen Kalibers waren gegen jeden Angr.ff der deutschen Front gerichtet. Auf jedes Gra­benstück, aus jedes Teitchen der Stellungen, die die französi­schen und englischen Flieger seit Monaien sondierten, soll­ten Tausende von Granaten nledergehen. Die Initiative schien somit den Alliierten zu g« hören, und dis deutschen T uppen hätten sich vor der Notwendigkeit gesehen, dem schnellen Sturm Widerstand zu leisten. Im gleichen Au­genblick sollten Nußland, Italien und die Sünail-Armee ihrerseits offensive Operationen unternehmen. Hindenburg und Ludendorff ist es beglückt, oke Initiative zu bewahren. Es gelang ihnen, die gewaltigen Borbe ellungen des Fein­des nutzlos zu machen Die feindlichen Pläne sind von vomherein durch einen Schachzug von genialer Einfachheit gescheitert.

Kriegsfeiudliche Unruhe« i» Italien.

Berlin. 23. März. WTB. Der.Lo'salanzelger" mel­det aus Wen: Wiener Blätter melden aus Budapest: Nach brtesl chm Meldungen haben nicht nur in Mailand, sondern auch in anderen Städten Obrrttalien« und Mittel- ttaiiens, sowie in kleineren Orten anderer Gebiete ernste

Unruhen stallgesunden. Die Bewegungen begannen saß überall mit Hungerrevolten, doch sind auch kriegsfeindltche Kundgebungen und Manifestationen für den Frieden erfolgt. Dir Truppen mußten in zahlreichen Fällen eingreifen. Ihre Disziplin hat sich die her angeblich bewLhrl. Eie erhielten jedoch in den Städten, in denen sich die Derwaliung in den Händen der Sozia listen befindet, nur sehr geringe Un­terstützung seitens der städtischen Polizeimannschasten. Die Zensur unterdrückt in italienischen Blättern Mitteilungen über die Bewegungen.

Der Seekrieg.

Durch «nsere U-Boote verseukte^Schiffe.

Amsterdam. 23. März. WTB. Aus Blissingen kommt die Nachricht, daß der belgische DampferNarois", der von der engl,scheu Regierung requiriert war, versenkt worden ist.

Bergen, 23. März. WTB. Der DampferBcrgeti". von Cardiff nach Bordeaux, mit Kohlen unterwegs, ist versenkt worden. Drei Mann find umgekommen.

Die Opfer derMöwe"

1. Voltaire, ein englischer Dampfer mit einem 12 Cm- Grfchütz (8617 BRT): in Ballast, 2. Hallbjorg, norwägi- scher Dampfer (2 587 BRT): Stückgut, 3. Mount Trmpte, englischer Dampfer mir einem 7.5 Cm-Geschütz (9794 BRT): Lebensmittel, Stückgüter, Pferds. 4. Duches of Cornwall, englischer Seegler (152 BRT): Fische. S. King George, englischer Dampfer (3852 BRT): Explosivstoffs, Lebens­mittel, Stückgut, 6. Camprian Rangs, englischer Dampfer (4235 BRT): Weizen, Stückgut, 7. Georgie. englischer Dampfer mit einem 12 Cm-Grschütz (10077 BRT): Weizen. Fleisch Pferds, 8. Parrowaalö, englischer Dampfer, (4652 BRT): Munition, Lebensmittel und Kriegsbedarf, 9. Saint Theodore, englischer Dampfer, (4l92 BRT): Kohlen. 10. Dramaüst, englischer Dampfer, (5400 BRT): Munition, Früchts, 11. Nantes, ftanzösicher Segler (2600 BRT): Salpeter, 12. Asnieres französischer Segler (3100 BRT): 13. Hudsohn Maru, japanischer Dampfer (3800 BRT): Stückgut, 14. Radnorschire. englischer Dampfer mit einem 12 Cm-Geschütz (4300 BRT) Kaffee und Kakao, 15. Minich. englischer Dampfer (3800 BRT): Kohlen, 16. Netherdy Hall, englischer Dampfer (4400 BRT) Reis und Stückgut, 17. Jean, canadischer Segler (215 BRT): Zucker, 18. Staut, norwegischer Dampfer (200 BRT): Walöl, 19. Brecknockshiere. englischer Dampfe- mit einem 12 Cm-Geschütz (8400 BRT) Kohlen, 20. Frence Princa englischer Dampfer (4800 LRT): Hafer, Mais, Cornest- bees, 21. Eddi, englischer Dampfer (2650 BRT): Kohlen.

22. LsLerine, englischer Dampfer (2900 BRT): WUzen.

23. Rhodanth«, englischer. Dampfer (3000 BRT): in Ba­iast, 24. Esmeraldas, englischer Dampfer (4630 BRT): in Ballast, 25. Otaki. englischer Dampser (7400 BRT) mit einem 12 Cm-Geschütz, Demstsrion, englischer Dampfer mit einem 7.5 Cm-Geschütz (6000 BRT): Holz, 27. Houvernor, englischer Dampser mit einem 12 Cm-Geschütz (5500 BRT): in Ballast.

Bon diesen Priesen hat der englische Dampfer Iar- rondsle am 31. Dezember 1916 mit 479 Gefangenen einen deutschen Hasen, der japanische Dampser Hudson Maru am 16. Januar 1917 mit den Besatzungen von Drama- List, Rübnorehke, Minieh, Neterby. Holl, Nentss Asnieres den Hasen von Pernambuco erreicht. Die übrigen wurden versenkt.

Bereitet England eine Seeschlacht vor?

Rotterdam. 24. März. Der , Kriegszeitung" wird ge­meldet: Seit einigen Tagen treffen hier wiederholt Nach­richten über eine sehr bald zu erwartende englische Fiotten- akrion gegen Len Feind ein. Es wird auf eine Rede htn- gewirsen. die Iellicos am 8. März gelegentlich einer Be­sichtigung verschiedener Plätze der Ostküsts in Newcastle hielt, und in der er unter anderem sagte: Es g-bt in der englischen Flotte keinen Offizier, keinen Mann, der nicht mit Ungeduld aus de» Tag der endgültigen Abrechnung mit dem Feind wartet in einer entscheidenden Seeschlacht, deren Ausgang nur für England siegreich sein kann und den heimtückischen Unterseebootkrieg ein für allemal beendet. Es scheint tatsächlich in britischen Marinekre s-n dis Auffas­sung vorherrschend zu sein, daß es nur ein Mittel gegen die für England immer unerträglicher werdende U-Boot- Gesahr gäbe, nämlich eins Offensive der engbschm Seest eit- Kräfte. In Cardiff ereigneten sich selbst öffentliche Kund­gebungen zugunsten einer beschleunigten OffersivZ der Flotte gegen die Kieler Bucht. Bei dieser Geleaenhsit wurde ein Flugblatt veröffentlicht, in dem es heißt: Wozu besitzen wir eine Flotte, dis von der ganzen Welt als die stärkste an­erkannt und unüberwindlich bezeichnet wird. Die Kampf- schiffe Englands müssen unsere Handelsflotte schützen, indem sie den Feind in seinem Unterschlupf aufsuchen :und ver­nichten. Der Verfasser dieser Flugschrift ist Präsident der Be einigung der Cardiffer Reeder. Im Zusammenhang mit dieser Bewegung steht das Austauchen von Meldungen über einen großen Angriff aus Zrebrügge. (Südd. Ztg.)

Der Abbruch der Beziehungen zwischen China und Deutschland.

Berlin, 24. März. Der hiesige chinesische Gesandte Hai dem Auswärtigen Amt in einem Telegramm seiner Regierung mitgeteilt:

Pe'üng, 14. März 1917. Um unsere Achtung vor dem Völkerrecht zu beweisen und um Leben und Gut un­serer Staatsangehörigen zu schützen, verkünde ich hiermit daß die chinesische Regierung vom heutigen Tage ab keine diplomatischen Beziehunge. mehr zum Deutschen Reich un­terhält.