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»Hk 71 Montag, den 26. März 1917
Wettere 8M0 Tlillllkii W lnlsen ll-Me versenkt.
Deutscher Reichstag.
Berlin. 23. März. WTB. Am Bundesratsttsch Staatssekretär Ir. Helffettch,
Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um lUhr 10 Minuten.
Aus der Tagesordnung steht zunächst eine kurze An- frage des Abg. L i st (Nar.) über Beschlagnahme von Vermögen von Kriegsfliichrigen und von fahnenflüchtig gewordenen.
Ministerialdirektor Delbrück erwiderte: Die Frage beschäftigt die zuständigen Stellen, doch sind die Erörerun- gen noch nicht abgeschlossen.
Es folgt die Beratung der Novelle zum Gesetz betreffend dem Absatz von Kalisalzen.
Die Vorlage geht an eine Kommision von 21 Mitgliedern.
Sodann wird die Beratung des Etats des Ministeriums des Aeußem bei den einmaligen Ausgaben (Kanalsprojebte) fortgesetzt. Ca liegen eine Reihe van Anträgen vor. darunter eine Forderung von 100000 für Vorarbeiten von Entwürfen zu einem Troßschtfsahrtsweg vom Rhein zur Donau über den Neckar und zur Schiffbarmachung des Oberrheins und einer Verbindung über den Bodensee m t der Donau, ferner auf Schaffung eines Rsichsamt« für Wasserstraßen. Eine Resolution auf Bewilligung von 100000 ^ für die Ausarbeitung eines Projektes für einen Großsch ssahrtsweg von Aschaffenburg nach Pasfau ist bereits gestern angenommen worden.
Abg. Dr. Mayer (3 ): Der Krieg Hai die Notwendigkeit einer leistungsfähigen Wasserstraße zwischen Rhein und Donau nahegelegt, diese Frage Ist keine rein füddeusche. sondern eine allgemeine deutsche Sache und interefiert auch in hohem Maße Oester!eich. Wir stimmen der Resolution auf Bewilligung von 100000 zu.
Abg. Feuerstein (Soz.): Eine große Wasserstraße in Süddeutschland hätte im Kriege sicher unschätzbare Dienste leisten können. Für Württemberg ist der Anschluß an die Reichswasserstraßen eine Lebensfrage. Durch den Gedanken der Schiffahrtsabgabe zerstörte Preußen alle süddeutschen Kanslprojedte, nachdem Baden schon den ersten Spatenstich getan hatte.
Roman aus dem Schwedischen von E. Kuisienstierna-Wenster. 1(H (Nachdruck verboten.)
Wie erbärmlich war eS, daß man eine Heirat als das einzige annehmbare Lebensprogramm für ein armes sogenanntes besseres Mädchen betrachtete! Die Cousinen und die Fräulein Grüner konnten es sich leisten, alte Jungfern zu werden, für diese brauchte man also keine Pläne zu schmieden, aber sie und Görel waren die Köder, die man an die Angel steckte, sobald sich irgendeine Aussicht für einen Fischfang zeigte. Deshalb also, weil Alf Malmberg Aussicht auf Avancement hatte, deshalb durfte sie, trotz aller Stichelreden, auch ferner die Schule besuchen. Ach, wie grundfalsch war doch das! Sie schlug zornig mit der Grammatik auf die Bettkante, dann aber flog ein kindliches Lächeln über ihr Gesicht. Etwas Gutes hatten Mamas Gedanken schließlich doch; nun durfte sie jedenfalls ruhig weiter lernen. Gunvor nickte befriedigt, dann stützte sie den einen Arm auf ihr Kopfkiffen, legte den Kopf auf die Hand und wiederholte mit schlechter englischer Aussprache: »Vs lovs, wir lieben — ^ou lovs, ihr liebt — tbez! lovs, sie lieben.*
Wenn die Wogen hoch gehen.
Auf dem Schlöffe war Hofball, und weithin schim- , Merten die hellerleuchteten Fenster des königlichen Schlosses. ° Aber lange, ehe die Fanfare den Schluß des Balles verkündigte, taumelten champagnertrunkene Gäste die Schloß- Appe hinunter. Es galt, sich in irgendeinem Cafs einen Tisch zu sichern, wenn man nicht umsichtig genug gewesen war, sich schon am Vormittag einen zu belegen.
— In den Ordenssälen des Schlosses waren auf langen Tffchm viele und gute Gerichte aufgestellt gewesen, und die «aste hatten sich nach Herzenslust daran gütlich tun können.
.-Ich gehe immer gleich zum Souper", sagte ein wohl- oeleibter Großkaufmann. „Die Gastgeber bekommt man ia Loch nicht zu sehen, he, he, he!"
Die jungen Leutnants bildeten Gruppen für sich, und
Abg. List. (Nat): Wir stimmen den Anträgen zu. Der Neckarkanal ist für Württemberg äußerst wichtig und sollte auch Eßlingen im Interesse der dortigen Industrie erreichen. Ein« Zusammenfassung aller Wasserstraßen ist im Interesse des Reiches, wie Kanäle überhaupt Relchsmi- gelegenheiten sind. Die Fehler die bei der Eisenbahn gemacht worden sind, selben bei den Waffelstraßen nicht wiederholt werden. Abg.Wüller-MeintngenfD. F.) Auch ich schließe wich den Wünschen nach dem Rhein-Donau- Wasserweg von Herzen an.
Staatssekreiär Dr. Helfferich: Im Bundesrat ist inzwischen ein Antrag Württemberg« über das Kanalprojekt eingegangen. Ich hoffe, daß die Prüfung so geführt wird, daß bis zur dritten Lesung zu den hier vorliegenden Anträgen Stellung genommen werden kann.
Nach weiterer Depatte wird der Titel angenommen. — Der Antrag betreffend Schaffung eines Reichsamts für Wasserstraßen wird durch Hammelsprung mit 125 gegen 110 Stimmen angenommen. — Der Antrag betreffend staatlicher Prüfung der Projekte wird abgelehnt, die Forderung von 100000 wird bewilligt. — Hieraus wird der Rest des Etats des Reichsamts des Innern erledigt.
Es folgt der Etat des Reichsamies. Hierzu beantragt der Hauptatt^schuß Herausgabe der Kriegegewinne, die durch Übermäßige Preis« entstanden sind, Bekämpfung des Kriegswuchers, Einschränkung der Pfändbarkeit von Löhnen und Gehältern, Verbot des Malzhandels.
Die Sozialdemokraten fordern ein Gesetz zur Rechts- versolgurig in solchen Fällen, in denen ein ordentliches und ein besonderes Gericht rechtskräftig sich selbst als unzusiän- big oder einander gegenseitig als zuständig beze chnet haben. Die Fortschrittler wün'chen, daß die Bekanntmachung über die Bersolgung von Zuwiderhandlungen gegen Vorschriften über wirtschaftliche Maßnahmen auf Zuwiderhandlungen gegen Dorschrtsien aus Grund des Belagerungszustandes ausgedehnt werde». Tin Kommisstonsantrag endlich verlangt eine Erweiterung der Grundstücksbeleihung über die bisherige Mündeistcherheü hinaus.
Abg. Dr. Belzer (Z.): Durch das ganze Bolk geht ein Schrei der Entrüstung über das Gebahren der Kriegswucherer und deren gelinde Bestrafung. Im Gegensatz hierzu stehen die harten Strafen für kleinere Leute, die meist aus Gutmütigkeit oder aus Unkenntnis aegen die vielen
wenn sie erst ein paar Hofbälle mitgemacht hatten, fühlten sie sich ganz daheim da; aber die „neugebackenen" nahnien die Sache feierlicher und ließen ihre Augen eifrig umherschweifen, um nicht etwa einem Vorgesetzten den ihm zukommenden strammen Gruß vorzuenthalten.
„Sieh da", sagte ein Oberlandgerichtsaffeffor zu seinem Freund, einem Landgerichtsrat, „da kommt ein wahrer Mehlsack mit einem Roggenhalm aus den sieben mageren Jahren angetanzt."
„Weißt du, wer es ist?"
„Ob ja, ein Fräulein Grüner, die jüngste Tochter eines alten steinreichen Kammerherrn, die Heuer vorgestellt wurde, weil ihr Vetter, Leutnant von Hartvig, es allem Anschein nach gewünscht hat."
„Wie gut du die Verhältnisse kennst!"
„Mein Freund, ich habe vier Schwestern, lauter typische junge Damen der Gesellschaft. Dixi!"
„Nun, und wer ist denn dann der Mehlsack, um bei diesem kräftigen Vergleich zu bleiben?"
„Ein Baron Gote der letzte seines Geschlechts, ein Herr, der heiraten muß, damit die Familie nicht ausstirbt. Zur linken Hand hat er ja allerlei Erben, aber nun muß er sich, des Ansehens halber, auch einen zur rechten an- schafsen. Na, heißt man das nicht sein Haus bestellen? Merkwürdigerweise scheint er indes zu dem edlen Zweck der Erhaltung seines edlen Stammes für alle Zeiten ein blutarmes Adelssräulein ausgewählt zu haben. Die Kleine scheint sich indes nichts aus Mehl zu machen."
„Ich batte keine Ahnung, daß du ein so ausgezeichneter Chronist bist, es ist ja ganz erbaulich, deinen Berichten zuzuhören. Ist es der, der sich eben vor der kleinen Grüner verbeugt?"
„Ja, ganz recht. Ein kluger Kerl, er engagiert sie zu einem Walzer, dann braucht er sich nicht anzustrengen. Platz zum tanzen ist keiner da, wenn sie sich nicht um sich selbst drehen wollen. Und von einer Unterhaltung kann in dem Gedränge ja auch keine Rede sein."
Melker und einige von seinen Kameraden, die lustigsten Löwen des Regiments, verließen den Ball schon
Verordnungen verstoßen. Abg. Heine (Soz.): Der Wucher mutz streng bestraft werden. Sympathisch berühren da die Borschristen des alten Landrechtes, daß wucherische Gewinne dem Staate verfallen. Die Erhöhung der Unpfändbarkeit der Gehälter muß auch die Ruhegehälter der Angestellten und A> beiter umfassen. Abg. Dooe (F. B.) empfiehlt den Antrag seiner Partei und tritt für Straflosigkeit bei Rechtsirrtümern ein. die auf Grund der Belagerungszustandes entstanden sind. Der Begriff des Wuchers sollte gesetzlich genau präzisiert werden, damit die anständigen Elemente nicht abgeschreckt werden und den schlechten die wirtschaftliche Betäiigung überlasst». Abg. Dr. Iunck (Natt.): Der Staates kcetär sollte eine präzise Erklärung über die ges tzliche Regelung der Frage, übermäßige und unlautere Gewmne zu erfassen, abgrben. Bei der Gestaltung des Kriegsrechts sollte der Reichstag gehört werden. Die Einziehung von Vermögen feindlich rr Staatsangehöriger war wohl aus Grund des Ermächttgungsgefttzes zulässig, trug aber den Charakter einer Demonstration. Bester wäre ein Gesetz geschafft worden, denn auch im Kriege muß Recht gellen. Ich billige das Vorgehen des Bundes- rats als eine Bergellungsmaßnohme, bedaure aber die Verletzung der von England zerstörten Heiligkeit des Rechtes. Nach dem Kriege müssen zunächst die Schranken des Koa- liltonsrechtes fallen. Das Reichsjustizamt muß eine würdigere Stellung bekommen und nicht auf begutachtliche Mitarbeit der anderen Ressorte beschränkt werden. Das Patentamt und dar Bersicherungsgebiet gehören zum Reichsjustizamt. Abg. Warmuth (D. F.): Die Erhöhung der Pfändbarkettsgrenze der Gehälter ist nötig. Bei Zwangsvollstreckungen müssen kleinen Leuten die Kosten verbilligt werden. Der Zwangsoergleich außerhalb des Konkurse» ist zu fördern.
Staatssekretär Dr. Ltsco: Es wird erwogen, ob es möglich ist, auf dem Wege des Zioilprozesses übermäßige Kriegsgewinne einzuziehen. Ein gestriger Bundesratsbe« schluß läßt die Pfändbarkeit des Ruhegehaltes privater Angestellter nur zu, wenn er 2000 Mark übersteigt.
Daraus wird die Weilerberatung aus Samstag vormittag 11 Uhr vertagt.
Außerdem Herabsetzung der Mindeststrafen im Militärstrafgesetz, Postetat. Schluß ^7 Uhr.
um Mitternacht, um noch einen ordentlichen Ma wärmer im Hotel RydLerg zu sich zu nehmen, wo in bi. Nacht der schwedische Punsch in heimtückischen gold: ' Strömen floß.
Durch einen reinen Zufall hatten die Ingenieure Malmberg, Brolin und Ball, sowie Doktor Ram an diesem Abend im Hotel Rydberg gespeist und saßen nun in dem Cafs, wo sie sich ein Sofa mit den d«zu ge
hörigen Lehnstühlen „angeeignet" hatten. Sie schienen von dem Lärm und der Lustigkeit ringsum vollkommen unberührt; nur ab und zu warfen sie einen Blick auf die andern Tische, wo dies oder jenes »ihnen bekannte Gesicht auftauchte.
Alf war wie gewöhnlich still und zugeknöpft. Er hatte! in Doktor Rams und Ingenieur Vrolins Unterhaltung ein k paar Bemerkungen eingeworfen; doch diese hörten jetzt: Vall zu, der eine Geschichte erzählte, über die i
sich Nam mehrmals vor Vergnügen auf die Knie schlug und lustig, aber nicht laut ausrief: „Ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet!"
Alf gehörte zu den Menschen, die keinen Scherz verstehen, und er konnte weder eine pikante Geschichte vortragen noch eine leichte spielende Unterhaltung führen; deshalb saß er auch jetzt teilnahmslos da und hotte nur zerstreut zu.
Plötzlich wurde er von einem taumelnden Vorübergehenden angestoßen — es war Melker, der ihn auch schon! anschrie: „Sie entschuldigen sich nicht?"
„Doch, aber nicht auf Befehl von Schreihälsen; da müssen Sie mich entschuldigen, Herr Leutnant", antwortete Alf ruhig mit einem flüchtigen Gruß gegen den Leutnant» den dieser aber nicht in acht nahm.
„Sie sind überdies unverschämt."
„Der Tadel fällt auf Sie zurück", versetzte Alf.
„Mach keinen Skandal, sonst gibt es eine verteufelt unangenehme Geschichte!" flüsterte Ram. „Aber, wir wollen bezahlen!" fügte er laut hinzu. Doch Melker stürzte auf den Tisch zu.
(Fortsetzung folgst)