In England haben wir seit langer Zeit schon den außen« petzenden Be;mittler zwischen Europa und der übrigen Welt gesehen, den Agenten, der an beiden, an dem Käufer wie an dem B.wkSufr:, verdient. Dctz wrUw'-rischas l che Funktionen vor: dcr geographischen Lage adhängcn, ist dabei eine Grundlage, die nach beiden Richtungen gewerter und im Auge behaiten werden muß: einmal nach der Bermiit« lertätigkeit der britischen Insel für Europa und Amerika, zweitens aber nach der geographischen Aufgabe Mitteleuropas, das industrielle und rohstoffeinführende Westeuropa mit dem Rohstoffe und Landerzeugnisse aussührenden europäischen Osten und mit Asien zu verbinden. Beides sind ganz geirennte Ausgaben, jür die es eine Arbeitsteilung geben kann. Diese darf natürlich nicht so gesoßt werden, daß Mitteleuropa vom Meere abgehoben wird, ebenso wenig, wie wir England seine Mittleroerdiensts zwischen europäischen Staaten neiden oder entreißen wollen. Tritt man von dort aus feindlich in unsere Kreise, wie es jetzt geschah, dann geht es natürlich hart aus har», und es fragt sich, ob das ftmdiette, erzeugende Mitteleuropa nicht, bei weitem wirtschaftlich stärker sich erweisen wird als die handeltreibende Nur-Seemacht.
Wenn jüngst der bekannte Militärkritiker der „Times", Oberst Repinglon. mit echt englischer Anmaßung sagte, daß die Führung Europas mtt Recht den Engländern gehöre, so mag man zugleich des Wortes aus der letzten Kanzler- rede sich erinnern, wo Bethmonn Hottwsg sagte: es war das Verhängnis Europas, daß die englische Regierung französische und russische Eroberunzszlele begünstigte, die »hne einen europäisch n Krieg nicht zu erreichen waren. To steht die Führung Europas von Englands Gnaden aus, das alte, aber leide: von vielen noch immer nicht geglaubte Lied, daß England Europas Völker gegeneinander hetzt und bluten läßt, damit cs se bst freiere Hand im Welthandel habe.
Diese Feststellung zeigt England in gewissem Sinne als Europas Feind? Wer das noch nicht aus dem viel- hundertjährigen Kamps Englands gegen Frankreich und aus dem Ring von Srützpunkten um Europv — Calais, Lissabon, Gibraltar, Malta, Saloniki und griechische Inseln — erkannt hat, muß es an dem Aushungerungskrieg gegen die Mittelmächte und gegen die Neutralen erkmmn. Mit voller Deutlichkeit geht das aber aus den Ziffern der Handelebilarn hervor. Englands Außenhandel mit der außereuropäischen Weit ist etwa LVzMal so groß w e der mit Europa, Deutschlands Außenhandel, der bekanntlich an absoluter Größe dem englischen kaum mehr nachsteh!, wer dagegen in Europa verankert, außerhalb Europas ging nur die Hälfte des europäischen Außenhandels Deutschlands. Die englische Handelsbilanz gegenüber den überseeischen Gebieten hat sich im Laufe des Krieges ganz gewaltig verschoben. Die Passtoitäi gegenüber L:n Beuinigten Staaten wuchs von 34 Mill. Psund Sterling in der ersten Hälfte 1914 auf 115 Mill. Psund Gierling -n der ersten Hälfte 1S16: gegenüber Kanada wurde sie aus einer aktiven von 1,5 zu einer passte e-r von 23 Mill. Pfund Strr- ling. Störten England die 4 Milliarden außereuropäischen Außenhandels Deutschlands mehr oder die 8 Milliarden des europäischen? Vermutlich störten jene 4 Milliarden es nicht allzn heftig, wenn es nicht gemeint hätte. daß Deutschland durch den acht Milliarden großen europäischen Amsatz allmählich die stärkere Kraft gewinnen könnte, England zunächst fast ganz aus dem europäischen Geschäft zu drängen und clodcmn die geschwächte Insei trotz ihrer bevorzugten L ge auch noch in ihren überseeischen Beziehungen mehr und mehr lahmzulegen. Für Amerika wäre es dann aber nicht nur gleichgültig, ob es seinen Umsatz mit England oder mit Deutschland macht, sondern es wäre sogar vorteilhafter für Amerika, wenn aus vielen Gebieten der verteuernde Vermittler ausgeschaliet würde. England als praereptvr Europas konnte den primus inter pare», der da auf dem Kontinent wuchs und wuchs, nicht länger gewähren lassen: der war dem Insulaner ein Dorn und Greuel, weil er wie ein bodenständiger Fabrikant seststand.
Diese bekannten, durch die Vergleichung der Auße - handekzahlen bestätigten letzten Kiiegsmsachrn warfen ihren
ren. Dann bedars ich freilich wieder ihrer Dienste."
Axemberg war einige Minuten früher von Exzellenz von Dogendors entlassen worden als Haffo. Als er das Zelt des Höchstkommandiercnden verließ, trat ihm Oberst von Steinberg entgegen. „Nun Hans — olles gut abge- lausen?" fragte er leise.
Hans lachte ihn strahlend an und berichtete kurz über äußeren Verlaus des Fluges. „Nun bist du wohl sehr müde Hans?" O — es geht an. Ich werde wohl mit Hasso noch eins kleine Promenade machen, um die steifen Knochen zu bewegen. „Vielleicht gehst du aus ein Weilchen in mein Zelt hinein. Ich habe rämlich eine kleine Ueberra- schu l g für dich. Weißt du, wer gestern mit der Ampulanz hier im Lager angekommen ist?" „Wer denn?"
„Schwester Karola." Axemberg stieß einen jauchzen- den Ruf aus und wollte blindlings davonstürmen, nach dem Krankenzclt hinüber. Aber der Oberst hielt ihn lachend zurück. „Langsam, langsam, mein liebe: Hans! Es ist ja nicht unbedingt notwendig, daß du das Kwnkerzelt im Sturm nimmst. Auch dürfen wir nicht vergessen, daß eure Verlobung noch Geheimnis bleiben soll. Hier ist nicht der passende Ort. sie zu proklamieren, falls ihr beide euch ver- ratet. Also sei so gut und warte noch fünf Minuten, bis ich Schvester Karola habe in mein Zell herüderbitten lassen, dort körn! ihr euch ungestört begrüßen."
Er füh le Axemberg in sein Zell und schickte einen Burschen hinüber mit dem Auftrag, Schwester Karola möchte sofort zu Oberst von Stetnberg kommen.
„So' mein lieber Hans, ich glaube, Rola wird sich
langen Schatten auf die Gegenwart. Aber da zeigt s'ch die ganze englische Bertbrduuo. Da cs ihm nicht gelang. Deutschland zu vrrr.ichttrr, ehe Amerika finanziell und kommerziell jo groß wurde, müßte es jetzt trachten, sich wenigstens die europäische Kundschaft, so gut es gehr, zu erhallen. Diese Kundschaft geht aber in dem Grade England verlöre.-, wie sie im Krüge bluten muß. Andererseits hätte wohl ein klar blickendes England selber ein Interesse, sich dir letzte Kraft zu wahre , um im Wettbewerb mit dem neuen überseeischen Nebenbuhler nicht von vornherein den kürzeren zu ziehen. „Zwar ist noch keineewegs zu erwarten", sagt der Nationalökonom Professor Brodnitz im „Bankarchiv" vom 15. November, „daß New Pork an die Stelle Londons irrten werde. Die Union ist noch n'cht genügend kopiialsaturiett, um die Nolle des W l'bankiers spielen zu können, sie hat auch nicht annähernd die gleich günstige Lage inr Weltverkehr., Aber es wäre eine eigene Ironie der W.ltgrsch'cht«, wenn England sich durch den Kampf gegen Deutschland ein amerikanisches Problem geschaffen hätte und zu seiner Lösung in Zukunft nun gerade deuische Methodrn anwenden müßte".
England bedars unserer Lehren in kaufmänr.ischer, vornehmlich in weltwirtschaftlicher Beziehung nicht, und was sich tzier dem Blick ergibt, wird vermutlich den führenden Männern England?, soweit Kampsiewu! sie nicht blind gemacht hat, längst bekannt sein. Englands Rolle als Feind Europas muß, wie die Dinge heute liegen, dort viel eher zur „isolalMn" (die keine splendid mehr sein kann) führen als es ihm gelingen könnte, uns zu isolieren. Die New Po Ke. Börse kann ihn eine Warnung sein: st« hält zwar Enzlrmd» Kredit und Wirtschafte Kraft heute i och für gut genug auch noch stärkere Verschuldung an Amerika zu ttagrn, aber sie hat zugleich ein Interesse Saran, dies« wirtschaftliche Whängigk ir zu steigern, um selber an die Stelle Londons zu treten. Uns geht dieser Wettstreit drsto weniger an, je nuhr wir den nach Südosten geöffneten Weg als unsere zweite Tür zu: W ltwirtschcttl offen haben und ft mehr wir die rvirischastl-chs Entw cklung des europäischen Osten» und Südostcns diese Gebiets auf eine Wirtschaft?- friedliche Arbeit mit uns hinwe.st.
Der amtliche Tagesbericht.
WTB. Großes Hauptquartier, 5. Dez. Amtl. Tel.
Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des
HeverslseM«schtlls Kronprinz Aupprechl von Bayern:
Im Frühnebel stießen nach kurzer starker Artilleriewirkung englische Abteilungen östlich der Straße Albert—Warlencourt vor. Sie wurden durch Feuer zurückgewiesen.
Bei nachmittags sich bessernder Sicht wurde der Geschützkampf an der ganzen Sommefront stärker und blieb auch während der Nacht lebhafter als in der letzten Zeit.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Front des
Generalseldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Südlich der Bahn Tarnopol- Krssne stießen bei Augustowka vergeblich russische Abteilungen gegen ein ihnen jüngst entrissenes Grabenstück vor.
Front des Generalobersten Erzherzog Joseph:
Während erneute Angriffe der Russen am Capul, nordöstlich von Dorna Watra im Putna-, Tro- tosul und Uz-Tal ohne jeden Erfolg blieben, haben deutsche und österreichisch-ungarische Truppen an den Vortagen verlorene, für uns wichtige
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nicht lange bitten lassen. Ich gehe hinaus. Zehn Minuten werde ich draußen Sch ldwach stehen."
Und Rola kam wirklich sehr schnell. „Papa?"
Es lag allerlei in dieser Frage. Ihr Baier nickte nur und deutete aus den Zelteingang.
„Zehn Minuten Rola! Nütze sie gut."
Sie küßte den Baier zum Dank und eilte in das Zelt Dort wurde sie gleich in zwei starken jungen Armen aufgefangen.
Hans — mein tapfere- Hans — mein Held! jauchzte sie mit verhaltener Stimme. Er küßte stsüund stieß lauter heiße, zärtliche Kosenamen hervor. Dann küßte er sie wieder.
Dann trat aber Oberst von Sieinberg nach einem vernehmlichen Räuspern ein. Er hatte wirklich Schildwach gestanden. „So Kinder — nun muß es genug sein. Schwester Karola die Pflicht ruft! Auf deinen Posten mein Kind! Rola seufzte lies auf und sah Hans schelmisch an. „Dann muß ich wohl." Er hielt sie fest Und vor den Augen des „Gestrengen" küßte er sie nochmals herzlich.
„Sehe ich dich noch einmal, meine Rola?"
„Sehen vielleicht, Hans. Aber allein werden wir nicht mehr sein, auch nicht unter dem Schutz der besten Väter. Wir müssen also unbedingt schon jetzt Abschi d nehmen. Papa bitte, dreh dich doch mul rum. Die Aussicht durch den Zeltzang ist wunderschön." Was wollte Oberst von Sieinberg tun? Er stand nochmals Schildwach.
Dann machte sich Rola aus Axrmbergs Armen los, huschte an den Vater heran und gab ihm einen Kuß.
„Ta k Väterchen — tausend Dank. Nun gehe ich brav aus meinen Posten. Damit eilte sie hinaus.
Höhenstellungen im Sturm zu rückgewonnen. Aus sieben zum Teil sehr erbitterten Kämpfen blieben am Werch Debry (südlich des Tartaren-Paffes) über 100 Mann und 5 Maschinengewehre, am Mt. Nemira (nördlich des Öjtotz-Tales) 350 Gefangene und 8 Maschinengewehre in unserer Hand.
Heeresgruppe des Generalseldmarschalls von Mackensen:
In der Verfolgung den Widerstand feindlicher Nachhuten brechend, hat die 9. Armee die Bahn Bu- karest-Targoviste-Pietrositr ostwärts überschritten.
Die Donau-Armee folgte nach ihrem am unteren Argesul gegen starke zahlenmäßige Überlegenheit erfochtenen Siege, an dem insbesondere die 217. Jnf.-Div. rühmlichsten Anteil hatte, dem weichenden Feind bis an den Abschnitt mit dem linken Flügel kämpfend darüber hinaus.
Der Ost-Flügel wies in der Donau-Niederung russisch-rumänische Angriffe blutig ab.
Die gestern gemeldete Gefangenenzahl vom 3. Dez. erhöht sich auf 12 5 0 0, bei der 9. Armee sind noch 2000, bei der Donau-Armee 2500 Mann, letztere 22 Ins.- und 6 Art.-Regi- menter angehörend, hinzugekommen.
In der Dobrudscha keine größeren Kampfhandlungen.
Mazedonische Front:
Oestlich der Cerna haben sich neue Gefesisie entwickelt.
Serbische Vorstöße bei Bahovo und Nonte an der Moglenafront sind gescheitert.
Der Erste Generalquartiermeifter:
Ludendorff.
Derrtjches Reich.
Ueber die Kriegsziele.
GKG. Köln, 4. D-z. In einer Versammlung in Bon« sprach gestern laut der „Köln. Bolkszig." der Zenkums- führer Dr. Spahn über di; politische Lage und erklärte: „Eimn Anspruch England?, daß nicht die Kriegskarte, sondern die Heercsstärke bei dem Friebensschlutz maßgebend sein sollte, erkennen wir eicht an. Wir verlangen Fric- denLverstchelurgeu, die teilweise in Geb'slserwetterungcn, teilweise in anderen realen Garantien bestehen."
Die Schlacht am Arges«!.
Berlin, 4. Dez. WTB. Amtlich. Der Arxesul, an dem am 3. Dez. die Schlacht stalisand, ist ein Gebircsstrom von wechselnder Brr';«. Diese beträgt bei Pitecc! lir südwestlich Titu zwischen 200 und 300 w. Der Fluß hat hier eine Woffertiefs bis zu?20 m. An verschiedinen Stellen sind Furten vorhanden. Weiter abwärts verengt sich das Bett. Der reißende Strom wird hier überall zum absoluten Hindernis. Dir vochandenen Brücken haben eine Länge bis zu 300 m. Wäre es nicht geglückt, durch starkes Nachdrängen dm Fsrnv am Sprengen der Brücken und planmäßigen Besetzen der am jenseitigen User b.ftnd-- lichen ausgevauten Stellungen zu verhindern, so wäre varausstchtlirh sin längen Aufenthalt vor dem stacken Abschnitt unvermeidlich gewesen.
' Der Seekrieg.
London, 5. Dez. WTB. Lloyds melden, daß der britische Dampfer „King Bleddyn" (4387 Brutto: egister- lonnen) versenkt wurde.
Rotterdam, 5. Dez. WTB. Der holländische Dampfer „Kediri", der vor einiger Zeit aus der Reise nach Marseiile versenkt wurde, hatte eins Ladung Zucker jür Frankreich an Bord.
Hans sah ihr mit heißen Blicken nach und atmete lies auf. Und dann preßte er die Hand des Obersten so fest in der seinen, daß dieser eine Grimasse schnitt. Und dann verließ er nach einigen Dankeswsrten das Zelt des Obersten. Langsam wie ein Träumender ging er d«rch das Lager, über das der Abend herabgesunken war, bis hinüber zu dem Krankeuzelk. Bor dem Eingang desselben ging er langsam auf und ab und sah hinein. Zuwkilm hatte er das Glück und erhaschte auf einen flüchtigen Moment den Anblick der Geliebt.n in dem matten, flackernde« Kerzenlicht. Endlich errinnerte er sich des Freundes. Wo war Haffo geblieben?
Als er nach ihm Ausschau hielt, sah er ihn aus sich zukommen. Schnell war Axemberg an Hassos Sette und schob dis Hand in seinen Arm. Also komm, Haffo, wir gehen am Krankenzelt vorbei und du schaust dir im oor- übergehen meine Rola an. Und wenn du sie nicht für die wundervollste Krankenpflegerin erklärst schwöre ich dir ewige Feindschaft. Er zog Hasso mit sich fort, nach dem Kcan- kenzelt hinüber. Gegenüber der Tür faßten sie im Dunkel» Posto und sahen in das schwach erleuchtete Zrlt hinein. Lautlos glitten drinnen die Pflegerinnen von einem Lager zum andern. Gerade dem Zelteingang gegenüber stand ein Tisch mit Medikamenten, der ziemlich hell erleuchtet war. Und an diesen Dsch heran trat jetzt dis plumpe, unförmige Gestalt Schwester Magdas. Ihr Antlitz wurde scharf beleuchtet. Sie beugte sich vor und ließ in ein Glas Wasser aus einer Medizinflasche Tropfen fallen.
Fortsetzung folgt.