denken praktisch ausnutztn. Denn der Erfinder ist sowohl Denker wie Dichter, das letzte vielleicht noch mehr als das erste. Niemand hat das Vesser gewußt, als gerade der Mann, dem d:e technische Fähigkeit in jeder Beziehung ab­ging. als Goethe. Denn auch auf seinem eigensten Gebiete, der Dichtkunst, war er nie Techniker. Riemer mußte ihm. die Versmaße aufzeichnen.Ich habe das Unglück, der- gleichen immer zu vergessen", schreibt er an ihn, und .ich mochte nie da» Handwerk einer Sache, die ich treiben wollte oder sollte, lernen", bekennt er in Italien. Trotzdem fleht in den Wandrrjahr«!: .bei der Ausbreitung der Techwk hat man keine Sorge; sie hebt nach und nach vte Mensch­heit über sich selbst und bereitet der höchsten Vernunft, dem reinsten Willen höchst zusagende Organe". Da» schönste Denkmal seiner Wertschätzung der Technik ist aber der fünfte Akt des Faust, e» ist geradezu das Hohelied der Technik. Denn die Trockenlegung de» Meerstrande». der Bau von Kanälen und Häfen, die Schaffung einer großen Flotte ist nicht nur dazu da. die müßigen Stunden eines blinden al­ten Mannes al» Zeitvertreib au, zufüllen, sondern hier denkt er sich die drei .großen Dinge, die er erleben möchte", verwirklicht, nämlich den Panamakanal, den Kanal zwi­schen Donau und Rhein und den Suezkanal, von denen er am 21. Februar 1827 so begeistert zu Eckermann spricht« .Zwecklose Kraft unbändiger Elemente! Da wagt mein Geist, sich selbst zu überfliegen; hier möcht ich Kämpfen, dies möchte ich besiegen! Und e» ist möglich I" .Der Völ­ker breiten Wohlgewinn" will er mit .klugem Sinn betä­tigen". .Ergreift da« Werkzeug, Schaufel nur und Spaten! Das abgesteckte mutz sogleich geraten. Aus strenge» Ord­nen. raschen Fleiß, erfolgt der allerschönste Preis; daß sich Las größte Werk vollende, genügt e-n Geist für Tausend Hände." So spricht der Hundertjährige in dem Augen- blick, wo er erblindet. Bielen Millionen Räume zu eröffnen, wo sie .tätigfrei" wohnen können, das ist sein Hohr» Ziel, dennnur der erringt sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muß." Schöner kann man das Ziel der Technik gar nicht ausdrücken. In diesem ewigen Kampf, in diesem sieghaften Durchdringen durch Grsayren und Schwierigkeiten beruht gerade ihr We- sen, das ist ihr kulturelles Ideal. So ist Faust mit hun­dert Jahren, als blinder Greis der jugendliche Vorkämpfer der Industrie, und wie er die Verkörperung de» Deutsch- tums überhaupt ist, so ist er fast der Repräsentant dessen was wir mit dem Schlagwort .Esten" bezeichnen können Aber auch die Beziehung zu Potsdam fehlt nicht; Faust gewinn« ja dem Kaiser die Schlacht, durch die erst diese Ausnützung der Technik für da» Heil von vielen Millionen möglich wurde. Darum ist Ken e Rede davon, daß wir wieder zu .Weimar", zum Volk der Dichter und Denker, .heradstnken", es dars nicht heißen Weimar oder Pots­dam und Esten, mit der Entscheidung zu der letzten beiden Gunsten, sondern unser Ziel muß sein Weimar und Pots­dam und Esten! Oder um mit Max Eyth zu reden: Wort und Weikz ug. Und das ist auch ganz in Max Eyths Sinn.

Die amtlichen Tagesberichte

WTB. Großes Hauptquartier, 14. Okt. Amtl. Tel.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Auf dem nördlichen Teile der Front setzten die Engländer wie an denvorhergehenden Tagen ihre rege Aufklärungstätigkeit fort.

Die Sommeschlacht dauert an. Eine Wiederholung der feindlichen Angriffe nördlich der Somme in der großen Breite wie am 12. Oktober gelang in unserem Sperrfeuer nicht. Zwischen der Ancre und Morval kam ein starker Teilangriff bei Gueudeeourt zur vollen Entwick­lung. Er wurde abgeschlagen. Die aus der Lime von Morval bis südlich von Bouchavesnes vorbrechenden Angriffe führten fast durchweg zu schweren Nahkämpfen, in denen die sran-

Die Kriegsbraut.

Original-Roman von H. L o u r t h s - M a h l e r.

(Fortsetzung.)

.Wie Sie befehlen, mein gnädiges Fräulein. Aber erst müssen Sie mir meine Belohnung auezahlen ich bitte nochmals ergebenst um die Rose in Ihrem Gürtel nur als Freundschaftspsand"

.Muß das sein?"

Er nickte heftig.

.Ja, es muß sein."

Wieder sah sie zu Hasso hinüber. Der neigte sich eben mit einem Ausdruck heißer Bewunderung über den Sessel Nataschas.

Da tastete Rota nach der Rose in ihrem Gürtel und reichte sie Axemierg.

.Heißen, innigen Dank." sagte er leise und seine Augen strahlten so glücklich in die ihren, daß sie sich einer leisen Rührung nicht erwehren konnte.

Aber dann nahm sie seinen Arm und begann gleich wieder ein Wortgefecht.

Hasio von Falkenried w'ch an diesem Abend kaum noch von der Sette der schönen Russin. Sie hatte ihn vollständig bezaubert. Und scheinbar hatte auch er einen tiefen Eindruck aus sie gemacht, denn ihre Augen flammten zuweilen in die seinen, daß es wie ein Feuerftcom durch

zösische Infanterie überall unterlag. Die Truppen der Generale von Böhn und von Garnier sind im vollen Besitz ihrer Stellungen. Im Süd­teil des Waldes St. Pierre-Vaast wurden den Franzosen bei früheren Angriffen erlangte Vor­teile wieder entrissen. 7 Offiziere, 227 Mann und mehrere Maschinengewehre wurden eingebracht. Mit besonderer Auszeichnung fochten das Füsilier-Regiment 36, das Infanterie-Regiment 48 und die Division des Generalmajors von Dresler und Scharfenstein.

Südlich der Somme lebte der Kampf um Ab- laincourt von neuem auf und brachte uns Er­folge. Teile sächsischer Regimenter brachten in einem frischen Handstreich den Ostteil des Ambos­waldes (nördlich von Chaulnes) wieder in unseren Besitz und nahmen hierbei 6 Offiziere, 400 Mann gefangen.

Im Maasgebiet vorübergehend heftig gestei­gerte Artillerietätigkeit. Oestlich der Maas ein­zelne bedeutungslose Handgranatenkämpfe und schwächere ergebnislose feindliche Vorstöße.

Oestttcher Kriegsschauplatz.

An vielen Stellen der Front westlich von Luzk rege Gefechtstätigkeit.

Kriegsschauplatz in Siebenbürgen.

Die Verfolsiung an der Ostfront machte gute Fortschritte. Auch an der Straße Csik SzeredaGymes-Paß hat der Gegner nach­gegeben.

- An den Grenzpäffen des Burzenlandes ge­wannen die verbündeten Truppen Gelände. Die Rumänen büßten hier 292 Gefangene, darunter 8 Offiziere, sowie 6 Maschinengewehre ein.

Westlich des Vulkanpasses wurden feindliche Angriffe im Gegenstoß abgeschlagen. An einer Stelle hat der Gegner auf der Kammlinie Fuß gefaßt.

Balkankriegsschauplatz. Heeresgruppe der Geveralseld«arschalls von Mackensen:

Keine Ereignisse.

Mazedonische Front:

Im Cernabogen scheiterten die erneuten, auch nachts fortgesetzten serbischen Angriffe. Die Lage ist unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister:

Ludendorff.

WTB. Großes Hauptquartier, 15. Okt. Amtl. Tel.

Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des

Generalseldmarschalls Kronprinz Rupprecht van Bayern

Starker Artilleriekampf beiderseits der Somme, der sich über die Ancre nach Norden ausdehnte und zwischen Courcelette und Rancourt, sowie an der Front BarleuxAblaincourt größte Heftigkeit erreichte. Englische Angriffe führten nördlich von Thiepval zum Handgemenge in unse­ren Linien. An einer Stelle setzte sich der Feind fest. Sonst ist er überall mit schweren Verlusten zurückgeworfen. In der Gegend von Les Boeufs

seine Adern rann. Freilich wandte sie jedesmal verwirrt und schamhaft die Augen ab, wenn er solch einen Blick von ihr aufgefangen hotte. Aber dies süße Spiel erregte ihn nur noch mehr.

Natascha von Kowaleky zeichnete Hasio ganz auffal­lend aus. Sie war gegen alle Herren kühl und unnahbar und nur für ihn Halle sie die heißen Blicke und das sinn­verwirrende Lachen. Das bemerk'.e Hasio nur zu wohl und es erfüllte ihn mit einem wahren Glücksrausch. Jeden­falls gelang Natascha bei dieser ersten Begegnung, was noch keiner Frau gelungen war Hasio von Falkenried in Fesseln zu schlagen. So gewaltig war das Gefühl, das so plötzlich in seiner Brust entfacht worden war, daß er alle Klarheit des Denkens verlor. Er konnte sich nicht mehr aus dem Bannkreis ihrer zauberischen Macht lösen.

Wie ein Träumender ging der sonst so Kühle, zielbe­wußte Mann an diesem Abend nach Hause. Zum ersten Mole gehörten seine Gedanken nicht seiner Arbeit, sondern sie irrten sehnsüchtig hinter der schönen Russin her. Immer wieder flüsterte er ihren Namen vor sich hin.Natascha! Natascha."

Und er sah sie vor sich, mit allen Reizen holder

Weiblichkeit geschmückt.

» *

Natascha von Kowaleky hatte sich mit ihrer Mutter kurz vor Hassos Ausbruch aus der Schlieoenschen Billa entfernt.

Ein elegantes Automobil nahm vor dem Portal d!e beiden Damen aus. Das Auto hatten sie vorläufig nur gemietet, aber bereits die Absicht ausgesprochen, ein solches

wurde der Gegner abgewiesen. Die Franzosen griffen zwischen Barleux und Ablaincourt an. Sie haben im Dorfe und in der Zuckerfabrik Ge- nermont Fuß gefaßt. Im Uebrigen wurden sie zurückgeschlagen. Der südliche Teil von Ablain­court ist in unserem Besitz.

Heeresgruppe des deutsche« Kronprinzen:

Zeitweise stärkeres Artilleriefeuer östlich der Maas.

Oestttcher Kriegsschauplatz.

An der Front westlich von Luck hielt die ge­steigerte Gefechtstätigkeit an. Starkes Artillerie- seuer, das sich etwa aus die Front von Siniawka (am Stochod) bis östlich von Gorochow erstreckte, leitete russische Angriffe ein, die gestern auf das Waldgelände südlich von Zaturcy und die Gegend von Bubno beschränkt blieben und abgeschlagen wurden. Auch zwischen den von Pluhow und Rohatyn nach Tarnopol führenden Bahnlinien und an der Narajowka wurde es lebbafter.

In den Karpathen gewannen wir die am 21. Sept. verlorene Kuppe Smotree zurück.

Im Kirlibaba-Abschnitt erlangten österreichisch­ungarische Truppen im Angriff Vorteile und nah­men 444 Mann gefangen.

Kriegsschauplatz in Siebenbürgen.

An der Ostfront erfolgreiche Kämpfe mit feind­lichen Nachhuten. An den Grenzpässen des Burzen­landes keine wesentliche Veränderung. Beiderseits des Szurduk-Paffes wurden rumänische Angriffe abgeschlagen. Von dem vorgestern besetzten Teil des Kammes ist der Gegner wieder vertrieben.

Balkankriegsschauplatz.

Heeresgrvppe des Generalseldmarschalls von Mackensen:

Unverändert.

Mazedonische Front:

Starke feindliche Angriffe sind westlich der Bahn Monastir-Florina gescheitert. Angriffsversuche öst­lich der Bahn wurden niedergehalten. Andauernde Kämpfe im Cernabogen ohne Aenderung der Lage.

Der Erste Generalquartiermeister:

Ludendorfs.

Der Stand des U-Boot-Krieges.

Kapitän z. S. o. Kühlwetter schreibt im Bert. Lok.- Anz.: Die überraschende und überau« erfolgreiche Tätigkeit unserer U-Bo -te im Nördlichen Eismeer macht natürlich unseren Gegnern «trade im jetzigen Augenblick ciniges Kopf- zerbrechen. Es ist kein Geheimnis mehr, daß die Ernte in England und Frankreich, auch in Rußland, schlecht ist. Das gleiche wird van der Ernte in den Bereinigten Staaten und in Kanada gesagt. Daran« folgt, daß unsere Gegner einmal Getreide einjühren müssen, um ihre Bevölkerung zu ernähren, außerdem aber auch, daß diese« Mehr von weiter her bezogen werden muß. Zu größerer Einfuhr sind mehr Schiffe riöiig, und das einzelne Schiff kann nach Argenti­nien oder gar Australien, die als Getteidelieferanr-n in Frage kommen, sehr viel seltener fahren al« r ach Kanada oder den Bereinigten Staaten. Also muß jeder Erfolg des U-Boot-Kriege« jetzt schwerer in die Wagschale fallen als zuvor, die Schiffsraumknappheit schärfer empfinden l«sien.

Irn Weißen Meer komm! noch etwas anderes hinzu.

Rußland» südliche» Ein- und Aurgangstor ist geschlossen.

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nächstens zu kaufen, sie seien nur noch nicht entschlossen, für welche Marke sie fit, entscheiden sollten. Und sobald sie eine eigene Billa bewohnen würden, wollten sie auch Pferde und Wagen von ihren russischen Gütern kommen lassen. Eine Weile saßen sie sich schweigend gegenüber und sahen sich bei dem Schein der oorübergleiienden Laternen ins Gesicht. Endlich neigte sich die Mutter vor und sah der Tochter scharf und forschend ins Gesicht.

Nun?" fragte sie gespannt.

Natascha zog den eleganten Pelzmantel fröstelnd um sich zusammen. Ihre feinen Nasenflügel vibrierten.

Er ist es," sagte sie leise.

Nun und?"

Was willst du, Olga?"

Du weißt es. Wirst du Erfolg haben?"

Natascha richtete sich entschlossen aus, ihre Augen blitz­ten kühn und scharf.

Ich muß und ich will. Wir haben diesmal schon einen empfindlichen Fehlschlag zu verzeichnen. Die kleinen Erfolge zählen kaum. Wenn ich diesen Esup aussühren kann, ist alles andere wett gemacht. Deshalb gilt es hier, alle Kräfte einzusetzen und jede Chance klug zu nützen."

So ist es. Es freut mich, daß du dir darüber klar bist," erwiderte die ältere der beiden Damen, die Natascha jetzt sonderbarerweise nichtMutter", sondernOlga" nannte.

Zweifeltest du daran", fragte Natascha spöttisch.

Olga zuckte die Achseln.

Du sprichst dich nicht genügend über deine Pläne aus."

Fortsetzung folgt.