Agt. Obercrrnt Aagotö.
Bekauntwachnug.
Nach einem Erlaß der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel an die Handelsliammern vom 14. ds. Mts. find die von dem letzteren zur Prüfung der Vollständigkeit der eingekommenen Bestandsanmeidunqen über Web», Wirk- und Stückwaren in den einzelnen Oberamtsbezlrken auf- gestellten Vertrauensmänner befugt, bei der Durchsicht der eingelaufenen Meldungen die Unterstützung der Ortsbehör- den in Anspruch zu nehmen.
Dergleichen ersucht di« Handelskammer die Ortsbehör- den um nochmalige Aufforderung der säumigen Melde- pflichtigen zur Einsendung ihrer Meldungen unter Hinweis auf die Straffolgrn.
Die Ortsbehördeu de- Bezirks werden daher auf die ihnen in vorliegenden Fällen obliegende Unterstützung der Vertrauensmänner und der Handelskammer noch besonder» hingewiesen.
Nagold, den 18. August 1916.
I. B.: Rcg.-Assessor Ernst.
detr. Ausdrefche» des Brotgetreides der «e»e» Ernte.
Die Vorräte des Kommunaloerbands aus der alten Ernte sind zu Ende; der Kommunaloerband benötigt daher c Durchführung seiner Seibstwirtschast schon in den näch- i Tagen neue« Brotgetreide.
Die Landwirte, insbesondere diejenigen, bei welchen es sich um die Abgabe größerer Mengen Brotgetreide an den Kommunaioerband handelt, wollen aufgefordert werden, «inen Teil ihre» Getreides alsbald auszudreschen und drm Kommunaioerband zur Verfügung zu stellen.
Dir zur Abnahme bereit stehenden Mengen wollen alsbald hieher angezeigt werden.
Den 19. August 1916.
I. D.: Ernst, Reg.-Affeffor.
Auf die in dem deil. Sonderabdruck enthaltenen Bekanntmachungen des Stellvertreters des Reichskanzlers u. des Präsidenten des Kriegsernährungsamtes über Speisesette vom 20. Juli 1916, sowie die Verfügungen des Ministerium» des Innern hierüber vom 12. August 1916 — Beilage zum Staatsanzeiger Nr. 190 — wird noch besonders hingewiesen.
Nagold, den 19. Aug. 1916.
K. Oberami:
F. B.: Reg.-Affeffor Ernst.
Die amtlichen Tagesberichte.
WTB. Großes Hauptquartier, 19. August Amtlich. (Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Einer gewaltige« Kraftavstreugnng ««serer «erhürrvete» Gegner habe« «nseretapfere« Truppe» in opferfreudiger Ausdauer siegreich getrotzt. Etwa zu gleicher Zeit setzten nachmittags nach dem bis zu äußerster Heftigkeit gesteigerte» Borbereitnngsfener englisch- französische Maste» nördlich der Somme auf der etwa SV Kilometer breiten Front OviüerS—Elery und sehr erhebliche französische Kräfte rechts der MaaS gegen den Abschnitt Thiaumont—Flenry, sowie gegen unsere Stellnnge» im Ehapitre- und Bergwald zu« Sturm a«.
Nördlich der Somme wütete der Kampf bis tief in die Nacht. An mehrere» Stelle« drang der Gegner in unsere »orderste Linie ei« und wurde wieder geworfen. Beiderseits der fest in »nferer Hand gebliebenen Guillemout hält er gewouueue Grabenteile besetzt. Zwischen Guillemont und Manrepas
Aber der Kaiser glaubt und hofft. .Ich habe den Eindruck, daß die Menschen, die jetzt in den Schützengräben liegen, zu Hause ander« sein werden . . . Prägen Sie ihnen ein, sie sollen das, was ihnen jetzt durch Kopf und Herz gegangen ist, in Zukunft mitnehmen.* Der Kaiser ist voller Stolz aus Heer und Volk. .Man muß doch sagen, unser Volk ist groß, daß es, ohne zu murren oder mit der Wimper zu zucken, sich für eine große Sache einsetzt nnd sich dafür opfert.- In Demut gibt der Kaiser dafür Gott die Ehre. .Das ist vom Herrn unserem Volke gegeben." Und mit Gottvertrauen blickt er in di« Zukunft. .Grüßen Sie die Leute draußen. Prägen Sie ihnen ein feste« Gottvertrauen ein."
Wir standen im Halbkreise und hörten, wie nun der Kaiser sich mit einzelnen Geistlichen unterhielt. Der «alte Schein der Lompen. mit dem trüben Licht de« Tage» ver- mischt, fiel in ein paar ruhige, ernste, feste Augen, wenn von den Opfern de« Kriege» die Rede war; sie blitzten aus. wenn von tapferen Taten berichtet wurde, sie glänzten, wenn ein Scher- Anlaß zum Lachen gab. Wieder fiel dar Herz, liche Wohlwollen, die still« Achtung aus, mit welcher der Kaiser sich unterhielt. Tr nahm den Angeredetrn jede Befangenheit und gab alle« Zutrauen. Zwei Feldgeistliche mit dem Eisernen Kreuz erster Klaffe bemerkte er und ließ sich erzählen, wie sie es, noch unter der Waffe, erworben hätten. Bei dieser Gelegenheit lobte er die Haltung der Geistlichen mV der Waffe, wie er vorher denen im feldgrauen Amtsrock seine Anerkennung und Zustimmung ausgesprochen hatte. Mit einem Bayern scherzte er, und nahen dabei
haben wir nachts unsere vorgebo-ene Liste durch Befehl planmäßig etwas oerkürzt. Mit ungeheure« Blatopferu hat der Feind seine im ganze« geschei- terte» Anstrengungen bezahlt. Garbe, rheinische, bayrische, sächsische und württembargische Truppe« behaupte« unerschütterlich ihre Stellnnge».
Nechts der Maas ist der wieberholte franzö- fische Ansturm nach teilweise erbitterte« Ninge« unter schwerste« Verluste» für be» Angreifer ge- brochen. Im Dorfe Flenry wird der Kampf noch fortgesetzt. Im Ostteile des Ehapitrewaldes wurden im Gegenstoß über 1VV Gefangene gemacht. Im Bergwalb wurden völlig zerschostene porgefchobene Grabenstücke dem Gegner überlaste«.
Oestlicher KriegSschnnplntz:
Front des Geueralfeldmarschalls v. Hindenburg:
Das Gefecht westlich de« Nobelste- wurde gestern fortgesetzt. Die ongreifenden Russen sind restlos zurück- geworfen. Sie ließen an Gefangenen S Offiziere, SSV Man», sowie 4 Maschinengewehre in unserer Hand.
Der Feind steigerte an vielen Stellen der Stochod- front merklich sein Artilleriefener. Beiderseits von Rubka—Gzerewiszoze find örtliche Kämpfe im Gange.
Bei Szelwow .wurde» schmachere rnstische Angriffe zum Scheiter» gebracht, bei Zwirriaeze Bortruppe« des Gegners znrückgeworfe».
Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl:
Nördlich der Karpathen ist di« Lage unverändert. Die Magnrahöhe, nördlich de» Capul, ist von den verbündete» Truppen im Stur« genommen, vv« Gefangene find eingebracht. Gegenangriffe find ab- gewiese«.
Balkankriegsfchnuplatz:
Der Gegenangriff ist südlich und östlich von Florina im gute» Fortschreiteu.
Südwestlich des Doiransees wiederholten sich mit Unterbrechungen sie Gefechte an den bulgarischen Vorstellungen.
Oestlich der Struma ist der Brnndibalkan (Sar- lija Planina) überschritten.
Oberste Heeresleitung.
WTB. Großes Hnnptqnnrtier, L0. Aug. Amtlich. (Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich der Somme flaute di« Kampftätigkeit allmählich ab. Bei Ovillers dauerten Nahkämpfe noch bis zum Abend an. Vereinzelte englische Angriffe sind nordwestlich von Poziöres und beiderseits de» Fon- reanxwaldes abgewiesen. Nach den jetzt vorliegenden Meldungen haben am 18. August mindestens 8 englische und 4 französische Divisionen am Angriff teilgenommen.
Rechts der Maas wiederholte der Feind gestern abend seineAngriffeim Thianmont—Fleury-Abfchnitt. Er ist in das Dorf Flenry erneut eingedrungen, im übrigen aber abgewiesen. Nordwestlich Les Werkes Tlianmont und im Ghapitrewalde blieben feindliche HandgranatenvorstSße ergebnislos.
Englische Patrouille« wurden bei Fromelles und nordwestlich von Lievi« znrückgefchlage«. Wir machten bei Leintrey eimge Gefangene.
Anlaß zu bemerken, wie «an einmal staunen werde, wenn all die Anekdoten über die Heldentaten einzelner Leute herauskämrn. Voll guter Laune, voll Frohsinn war alles, was der Kaiser sagte. Der Kaiser ging, mit einem liebenswürdigen Lächeln, wie er gekommen war.
Wirts han-name» nnd Wirtshansfchilbe. In aller Zeit hatte bei uns jede« Haus, nicht wie heute «Ine Nummer sondern «inen besonderen Namen wie zur Sonne, zum Adler, zum goldenen Lamm, zu« blauen Eber, zu« roten Krebs, zum goldenen Kreuz, zum Nußbaum, zu« Rad, zur Krone. Auch Titel hoher Würdenträger wie: König. Bischof, und sogar Tiernamen, di« man sonst als Spottnamen zu »erwenden pflegt, wie Äffe, Schwei«, Hase, kamen »or. St« wurde» später »irlfach zu Familiennamen. Außer der Inschrift wies aus dem Namen des Hause« noch ein Bild »der ein Giebel-eichen hin. Hierdurch gewannen die einzelnen Häuser einer Stabt etwas Persönliche». I« allgemeinen haben in unserer Zeit nur noch Wirtshäuser und Apotheken die alte Sitte behalten. Ab« auch unser« schöne Wiktshausnamen, wie ,zu« goldene» Löwen," »zu« Rößle". .zu« Schwan" .zur Traube", .zum Anker", .zu« grüne» Kranz" und wie st« sonst all, heißen, kommen uebfi den entsprechenden Schilbern »ehr und mehr eluräumen. Ei« erscheinen namentlich in den größeren Städten nicht «ehr oornehm genug und in Folge unserer Ausländerei find Namen an ihre Stell« getreten wie: Hotel Monopol. Hotel Tentral, Hotel kontinental. Derartige Namen find nicht nur undeutsch nnd in ihrer Farblafigkeit zugleich un-
Oestlicher KriegSfchartPlntz:
Front des Geueralfeldmarschalls v. Hindenburg:
An der Verifina, nordöstlich von Djeljatitschi, wurden russische Uebergangsversnche vereitelt.
Beiderseits von Nudka—Czerwiszeze, am Stochod, ist das Gefecht mit feindlichen, auf das Westufer vorgedrungenen Truppen noch im Gange. In erfolgreichem Gegeuaugriff wurden hier « Offiziere »SV Mau« gefangen geuomme« und S Maschinengewehre erbeutet
Oestlich von Kisielin warfen wir die Nuffeu aus einigen vorgeschobenen Gräben.
Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl:
Nördlich der Karpathen kein besonderes Ereignis.
Im Waldgebirge fetzte« deutsche Truppe« sich i« de« Besitz der Höhe Kreta, südlich von Zabie, und wiese« starke feindliche Gegenangriffe an der Magrer« ab.
Balkarrkriegsschrurplatz.
Biklifta (südlich des Prespo-Eees) und Bauiea sind geuowmeu. Nördlich des Ostrowvsees ist die serbische Driuadivifiou von den beherrschenden Höhen Dzemaat Jeri und Meterio Tepefi geworfe«. Ge- gerraugriffe find abgewiese«.
Oberste Heeresleitung.
Neue U-Booterfolge.
Bertt«, 20. Aug. (Tel. WTB. Am«.) Durch unsere Unterseeboote wurden am 19. Aug. in den Ge- wässern der eregttsche« Ostküste ein feindlicher Kleiner Kreuzer und ein Zerstörer vernichtet. Ein weiterer Kleiner Kreuzer und ein Liuieufchiff wurden durch Torpedotreffer schwer beschädigt.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Unter der Faust Englands.
Das „Genfer Journal" meinte kürzlich noch, das Interesse der Schweiz erfordere er, daß England durch den Krieg nicht geschwächt werde. Die Politik Englands habe sich stets mit den Interessen der Schweiz, die verlangen, daß kein Staat aus dem Festland« eine Vorherrschaft aus- übe. in vollem Einklang befunden. Darum müsse man hoffen und wünschen, daß England und der Bieroerband siegreich au« dem Krieg« hervorgrhen. Da- politische Glaubensbekenntnis, das hier mit aller wünschenswerten Offenheit abgelegt wird, galt und gilt wohl auch in den meisten neutralen Staaten. Sie treffen sich mit England in der Forderung, die gewissermaßen da» Staatsgrund- gesrtz England« darstellt: Ein ohnmächtige« europäisches Festland unter der Ober- und Alleinherrschaft des britischen Inselreicher I Nach dem völligen Scheitern der Verhandlungen der Schweiz mit dem Bieroerband betreffend die Kriegsversorgung der Schweizer Republik schreibt nun das- selbe „Genfer Journal": „Die einzige Tür, di« der Schweiz noch offen bleibt, weist nach Deutschland; man muß als Letzte» versuchen, durch Verhandlungen mit Deutschland einen moäus vivenäi zu finden." Deutschland soll also helfen und England soll siegen! Die Welt malt sich gar seltsam im Kopse dieser „Neutralen", die nicht nur in der Schweiz wohnen, di« auch in Holland, in Dänemark und Norwegen daheim sind.
Wie alle Neutralen steht auch die Schweiz unter der wirtschaftlichen Aussicht Englands. Während aber die Seefahrenden unter den Neutralen immer noch über eine ge- wisse Ellbogenfreihrit verfügen» ist di« Schweiz in der Frage der überseeischen Einfuhr völlig der Gnade und Ungnade des Bierverbandes ausgrlieserl. Oh ne England« Erlaubn is
schön, sondern sie zengen an« »a« einer «it falschem Schein prunkendem »roßmannssncht »nb eitel« Selbstüberhebung, »ie st« in de« letzte» Zeiten »or dem Ansbruch des gegen- wärtigen Krieges in manchen Kreisen unsere» »olkes auch sonst schon vielfach unangenehm tzervortrat. Der Inhaber eines Manopol« beansprucht ei» »echt ganz für sich allein, mit Ausschluß aller andern; «in zentrale« Hotel »ill ge- wiflermaßen der Mittelpunkt der ganzen Stabt ober de« gesamten Frembenverkehr« sein, auch wenn es in Wirklichkeit gar kein Recht hat, diese« Anspruch zn erheben; und ein kontinentaler »ill di« Lenl« glaube« machen, sein Ruf erfülle den ganze» Kontinent, bas ganz« festländische Eu- rapa. Wieviel einfacher und bescheidener «nb dabei schöner als solche «nmahrhastigen Anpreisungen find jene alten sinn- »allen Wirtshaus»«»«, l Mir wolle» also an ihnen fest- Hallen und, »enn mir neue Namen brauchen, sie derart bilden, baß sie 1« ihrer Eigenart jene« alten Namen gleichen, und daß mir uns als Deutsche ihrer nicht zu schämen brauchen.
Stunnzeiten find Saalzetten, denn es sind Entscheidungszeiten der Geister. Je mehr die Welt van Unruhe und Furcht der Dinge, di« da kommen sollen, aufgewühlt wird, best, tiefer «erben die Furchen, in »eich« der Sämann den guten Samen streuen Kanu. In diese« Gnu« bricht unsre Zeit dem Kommen de» Reiches Gotte» doch Bahn.
A. Stöcker.