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Meter hüben und drüben eingerückt waren. Die Halle in dieser ihrer ursprünglichen Gestalt hatte Säulen (nicht Pfeiler), was sich aus der wohlerhal­tenen, einfach verzierten Hälfte eines für die Peters­kirche selbst zu kleinen, für sich genommen aber immer noch mächtigen WürfelknaufkapitälS ergiebt, sowie aus Bruchstücken des Schafts und der attischen Basis. Größere, weiter nach dem Hofe zu vorgeschobene, die Form von Pfeilersockeln an sich tragende, in Einer Flucht mit den Seitenschiffen der Kirche verlaufende Unterbauten lieferten sodann den Beleg dafür, daß nach vielleicht kurzem Bestand die ursprüngliche Säu­lenhalle durch eine Pfeilerstellung ersetzt wurde, und nun erst konnten die genannten Flügel der Vorhalle mit einem Stockwerk überbaut uno unter ein und dasselbe Dach mit den Seitenschiffen gebracht werden, wobei gleichzeitig die bisher von den zwei Westtürmen um ungefähr 1 m abstehende Vorhalle durch Mauern mit jenen (den Türmen) in Verbindung gesetzt worden ist. Durch diesen in Folge der Ausgrabungen er­mittelten Sachverhalt ist eine von dem Landeskonser­vator, sowie von Architekt Th. Hoffmann von Anfang an aufgestellte Vermutung zur vollen Gewißheit er­hoben.

— Vom 1. November ds. Js. an wird die Gemeinde Agenbach, OA. Calw, vom Bestellbezirk des Postanits Calw abgetrennt und demjenigen des Postamts Teinach zugeteilt.

Eltingen OA. Leonberg, 21. Oktbr. Am letzten Samstag wurde in unserem Gemeindewald eine große Treibjagd gehalten, woran sich etwa 30 Schüzen beteiligten. Trotzdem das regnerische und stürmische Wetter an diesem Tag für die Jagd sehr ungünstig war, wurde doch ein sehr schönes Jagd­ergebnis erzielt. Es kamen zur Strecke: 2 Hirsche, 3 Alttiere und 1 Rehbock. Angeschossen wurden: 1 Hirsch und ein Alttier.

Stuttgart, 21. Okt. Heute nacht 11 Uhr 5 Min. treffen mit dem Berliner Zug die Herzogin von Edinbura sowie der Großfürst und die Großfürstin Wladimir von Rußland hier ein zum Besuch unseres Königspaares.

Stuttgart. Zufolge Allerhöchster Entschließ­ung Seiner Majestät des Königs ist aus An­laß des auf den 20. Oktober fallenden Geburtstages des Generalfeldmarschalls Grafen von Moltke, an welchem der um das deutsche Vaterland so hochver­diente große Heerführer sein 90. Lebensjahr zurück­legt, in den sämtlichen evangelischen Schulen am 25. Oktober eine Schulfeier abzuhalten unter Ausfall des regelmäßigen Unterrichts.

Stuttgart, 20. Oktbr. Nach dem Modell von Professor Donndorf ist nunmehr das Stand­bild des Fürsten Anton von Hohenzollern in der hiesigen Erzgießerei von Pelargus in Erz fertiggestellt. In den nächsten Tagen wird es nach Sigmaringen überführt, wo auf dem Schloßplatze die Enthüllung stattfinden wird. Der Fürst trägt Generalsuniform und hält eine Papierrolle in der Hand; er ist in der Zeit seines Wirkens als preuß­ischer Ministerpräsident dargestellt. Am Sockel ist eine Germania angebracht, unter welcher sich die In­schrift befindet: „Soll die Einheit Deutschlands aus dem Reiche der Träume in die Wirklichkeit treten.

so darf kein Opfer zu groß sein." Diese Worte bilden den Kern der Abdankungsurkunde, mit welcher Fürst Anton im Dezember 1848 sein Land an Preußen abtrat. Eine Inschrift auf der Rückseite des Sockels lautet: „Von Verehrern aus ganz Deutschland er­richtet." Das Denkmal gereicht Meister Donndorf wie auch dem Erzgießer zur Ehre und wird der Stadt Sigmaringen ein schöner Schmuck werden. Frkf. I.

— Nach der „Schwäb. Rundschau" ist die „W ürtt. Landeszeitung" von dem vorigen Be­sitzer, Herr Förster, in den Besitz des Herrn Kommer­zienrats Kohlhammer übergegangen. — In der heute, 22. Okt. erschienenen Nummer meldet die Redaktion das Eingehen des genannten Blattes und empfiehlt an dessen Stelle den Weiterbezug der deutschpartei- lichen „Württ. Volkszeitung", andernfalls der vom

1. Okt. ab bezahlte Abonnements-Betrag auch zurück­bezahlt würde. Die Württ. Landeszeitg. besteht fest 1880. Der erste Besitzer war Verlagsbuchhändler Metzler.

— Buffalo Bills Wild-West-Vor- stellungen haben ihr Ende in Stuttgart erreicht. Sie haben bis zuletzt ihre Zugkraft bewährt, denn trotz des Regenwetters der drei letzten Tage war der Be­such stets ein guter. Die Vorstellungen wurden wegen des schlechten Wetters kurz abgemacht und auf etwa 1 Stunde reduziert. Bei dem fortwährenden Regen war kein Animo in der Vorstellung, der schlüpfrige Boden verbot auch den Reitern ein schnelles Tempo. Am Samstag waren etwa 200 Dragoner des Dragoner- Regiments „König Olga" in der Vorstellung. Der Regimentskommandeur Oberst v. Sick hatte für seine sämtlichen Unteroffiziere und die Besten der Mann­schaft den Eintritt erlegt und ihnen noch freie Fahrt ermöglicht. Am Abend desselben Tages konzertierte die Kapelle Buffalo Bills im Kaiserhof. Ein Kurz- 'scher Gesellschaftswagen brachte die Leute nach 11 Uhr nachts in ihr Lager am Neckar. Gestern nach der letzten Vorstellung wurde das Lager sofort ab­gebrochen und kurz nach 10 Uhr erfolgte die Abreise per Extrazug nach Straßburg. Oberst Cody folgt heute mittag. In Straßburg werden Dienstag, die Vorstellungen Buffalos beginnen. Nach diesen werden die Leute alle entlassen, nur einige Pferdewärter bleiben bei den Tieren, welche bei Straßburg in Baracken überwintern, zurück. Nächstes Frühjahr kommt die ganze Truppe wieder zusammen, um eine neue Rundreise anzutreten. Diese soll in Brüssel und Antwerpen beginnen.

Besigheim, 19. Okt. Zur Stichwahl erläßt das sozialdemokratische Wahlkomite folgenden Aufruf:

An die sozialdemokratischen Wähler!

Herr Payer hat die von der sozialdemokra­tischen Vertrauensmännerversammlung am 12. Ok­tober in Bietigheim ausgestellten Forderungen an­genommen und sich verpflichtet, im Falle seiner Wahl baldmöglichst im Landtage zu beantragen und dafür einzutreten,

1. daß das Gemeindewahlrecht für alle Würt- temberger wieder hergestellt, also nicht mehr vom Einkauf in das Gemeindebürgerrecht ab­hängig gemacht werde,

2. daß die im Gesetz über die Gemeindeangehö- !

rigkeit vom Juni 1885 ausgesprochene Ver­pflichtung zu persönlichen Frohndienften gänz­lich abgeschafft werde,

3. daß der Wahltag auf einen Sonntag verlegt, werde und

4. daß die Abstimmung mittelst Kouverts wieder eingeführt werde.

Wir fordern deshalb laut Beschluß derselben Vertrauensmännerversammlung alle Wähler des Herrn Kittler auf, bei der am nächsten Dienstag stattfindenden Stichwahl für Herrn Payer zu stim­men, um so zu verhindern, daß das Wahlergebnis für die Lebenslänglichkeit und andere reaktionäre Zwecke ausgebemet werde.

Bietigheim, 19. Okt. In einer auf heute Nachmittag einberufenen Wählerversammlung für Essich sprach Professor Egelhaaf aus Stuttgart. In läng­erer Rede beleuchtete derselbe klar und deutlich Ziel und Bestrebungen der Demokratie und zeigte den an­wesenden Arbeitern, daß gerade die deutsche Partei es sei, die sich bestrebe, für ihr wahres Wohl zu sorgen. Die Bestrebungen der Sozialdemokratie ver­glich er mit einem Mann, der sein Haus eingerissen habe; aber erst dann, wenn er in seinem neuerbauten Hause wohnen werde, sagen könne, wie es aussehe, der sich also zuvor also gar kein Bild von demselben mache. Angesichts der vollzogenen Vereinigung der Demokratie und Sozialvenwkratie ermahnte er auch die konservativen Wähler, sich an der Wahl zu be­teiligen. Die mit warmer Ueberzeugung gesprochenerr. Worten waren vielen aus dem Herzen gesprochen. Den Dank der Anwesenden gegen den Redner brachte zum Schluß Kameralverwalter Haffner ans.

Besigheim. Wahlergebnis der Stich­wahl zwischen Essich und sil ayer. fTel. d. Schw. Merkursj. Essich gesiegt mit 2332 gegen Payer mit 2031 St. Im Einzelnen liegen Nachrichten vor aus: Lauffen Essich 200, Payer 283. Bönnigheim Essich 401, Payer 20.

Oberndorf a. N., 19. Okt. Eine unan­genehme Entdeckung machte diesen Morgen der türk­ische Oberstlieutenant Mustapha Bey, Mitglied der k. ottomannischen Gewehrprttfungskommission. Aus sei­nem Schlafzimmer war der Koffer, in welchem der­ber Offizier seine wertvollsten Habsetigkeiten aufbewahrt hatte, während der Zeit da der letztere in dem Zimmer schlief, fortgenommen worden. Später fand man den. Koffer auf der Dachbühne des Hauses mit gesprengtem Deckel. Es fehlten ca. 500 ^ an Goldgeld. Die in dem Koffer verwahrten Wertpapiere im Betrage von 6000 -A, sowie die sonstigen daselbst befindlichen Wertgegenstände hat der Dieb unberührt gelassen.

Ulm, 20. Okt. Gestern abend entfernte sich die 37 Jahre Witwe Schurr, Mutter zweier Knaben im Alter von 9 und 12 Jahren, seit dem Tod ihres Mannes Dienerin der Oberamtspflege und der Ober-- amtssparkaffe, aus ihrer Wohnung und kehrte nicht, dorthin zurück. Heute früh wurden die Kleider einer Frau am Ufer der Donau bei der Gänslände ge­funden und als diejenigen der Schurr agnosziert.

Ravensburg, 18. Okt. Der Chlorkalk ist. bekanntlich das beste Mttel, Anstcckungsstoffe, sowie üble Geruchsstoffe zu zerstören. Da in neuester Zeit die Maul- und Klauenseuche wieder in bedenklicher

„Ich habe Ihnen doch den Verlauf meines Unfalles genau erklärt," ent- ! gegnete ich. „Wenn bei dem glücklichen Ungefähr, anstatt in das Wasser auf dis Besanrusten zu stürzen, irgend welche Hexerei im Spiele sein soll, nun so bin ich eine Hexe, fähig, auf dem Besenstiel gegen den Mond zu reiten."

„Ach, Herr Fenton, Kapitän Vanderdecken macht sich nur über Sie luftig," meinte Jmogene. „Es ist wahr, Mynheer," fuhr sie fort, indem sie eine Miene mädchenhafter Würde annahm, was mich ungemein beruhigte, da cs mir die Ge­wißheit gab, daß sie das alte Gleichgewicht ihres Geistes wiedergefunden und nun eine bestimmte'Nolle zu spielen begann, „daß wir glaubten, Sie seien letzte Nacht über Bord gefallen. Ta wir hiervon ganz fest überzeugt waren, so können Sie sich denken, wie gewaltig Ihr unerwarteter Eintritt uns Alle in Erstaunen setzte. Ich selbst war so erschrocken, daß mir ein Schrei entfuhr, wie Sie zweifellos gehört haben müssen. Ich meinte wahrhaftig. Sie wären vom Tode erstanden; selbst Kapitän Vanderdecken hat sich noch nicht ganz von seiner Ueberraschung «holt und möchte sich gern glauben machen, daß Si, ein Hexenmeister seien — Sie. der Sie noch so jung und ein englischer Mattose sind! Und dann." fügte si- leise lachend hinzu, „wenn Sie ein Schwarzkünstler sein wollen, so müssen Sie sich wenigstens einen eben so langen und grauen Bart, wie der des Kapitäns ist, anschaffen."

In dem Blick, mit dem Vanderdecken sie während ihrer Auslassungen be­ttachtete, war auch nicht das geringste Anzeichen übler Laune zu verspüren, ja man hätte ihn beinahe weich und mild nennen können, während doch sonst in seinen Augen beständig das Feuer heißer Gedanken und düsterer Leidenschaften loderte.

„Verehrte Dame," begann ich steif und ceremoniell, den Wink befolgend, welchen mir ihr Benehmen gab, „ich bin kein Zauberer. Doch um Ihretwillen möchte ich einer sein — denn dann würde ich den Wind umspringen lasten und ihn so handhaben, daß er unser Schiff mit schaumsprühendem Hinterteil vorwärtsjagte, bis eS in die spiegelglatten, ruhigen Gewässer des Zuider See's einlerkte."

Dies schien auf Vanderdecken einigermaßen Eindruck zu machen; er überlegte ein wenig, dann sagte er mit einem Anflug von Höflichkeit in seiner Anrede: „Wenn

Sic dies nn Stande wären, Mynheer, sollte mir Ihre Gegenwart — und wären Sie Beelzebub selbst — sicherlich hochwillkommen sein."

Jmogene's Lächeln verriet ihr Entzücken über das augenscheinsiche Gelingen ihres Vorhabens, die Gedanken dieses leidenschaftlichen Mannes allmählich und un merkbar von seinem seltsamen Argwohn, daß ich mit dem Teufel im Bunde sei abzuleiten.

„Haben Sie jemals, Herr Fenton," äußerte sie sich, „etwas von jener nördlich des baltischen Meeres wohnenden Nation, von welcher der Kapitän vorhin sprach, gehört?"

„Jawohl, meine Dame," erwiederte ich; „sie ist allgemein unter dem Namen Russische Finnen bekannt und es sind unzweifelhaft Zauberer, indem sie an die Schiffskapitäne die verschiedenartigsten Winds verkaufen, wie sie von letzteren gerade gebraucht werden. Ich kannte den Master eines an der finnländischen Küste liegen­den Fahrzeuges, der mit Ungeduld auf den Wind wartete, welcher ihn nach einem bestimmten fernen Hafen tragen sollte. Er wandte sich an einen alten Zauberer, welcher ihm einen Sturm abzulafsen versprach, der ihm ermöglichen werde, bis nach dem Vorgebirge Rouxella zu kommen, doch nicht weiter, denn seine Brise kündigte ihm den Gehorsam, sobald ein bestimmter Punkt erreicht war. Der Kapitän nahm in der Meinung, daß ein Wind nach Rouxella den leichten Brisen und trügerischen Windstillen an der finnländischen Küste immer noch vorzuziehen sei, das Anerbieten an und zahlte dem Zauberer zehn Kronen, ungefähr sechsunddreißig Schilling nach englischem Gelds, und ein Pfund Tabak, worauf der Beschwörer einen ungefähr eine Elle langen und zwei und einen Viertel Zoll breiten Lappen an den Vorder­mast knüpfte. Derselbe hatte drei Knoten, und der Zauberer befahl ihm, den ersten Knoten zu lösen, sobald er die Anker lichte. Er that wie ihm geheißen, und sofort sprang eine frische, günstige Brise auf."

„Ist dies wirklich aridem?" fragte Vanderdecken zweifelnd und seine Arme über dem Barte hallend.

„Ich kannte den Kapitän sehr wohl, Mynheer," antwortete ich, „er hieß. Jenkyns und seine Brigg war die „Treue Liebe" benannt."