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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw

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Erscheint Di-ns la g , Donnerstag und SamStaz. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung s Psg. di- .steile, sonst 12 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Kekaimlrnachirng

der ßentrasseitung des Wohlthätigkeitsvereins, vetreffeud die Anterstühung der bedürftigen Kcrgelbeschäöigten.

Nachdem für die Hagelbeschädigten dieses Jahrs von mehreren schwer betroffenen Gemeinden dringende Gesuche bei uns eingekommen und von anderen noch ähnliche Gesuche zu erwarten sind, bitten wir behufs deren Unterstützung um Einsendung von Beiträgen an unser Kassenamt mit dem Anfügen, daß wir nach näherer Ermittlung die uns zukommenden Gaben ebenso wie in früheren Jahren zum Besten der ärmeren Hagelbeschädigten nach dem Grad der Bedürftigkeit vertheilen und für eine zweckmäßige Verwendung der­selben sorgen werden.

Stuttgart, den 21. August 1890.

Köstlin.

Die gemeinschaftlichen Aemter

ersuchen wir unter Bezugnahme auf Vorstehendes, der Sammlung von Geldgaben in ihren Gemeinden sich zu unterziehen und die gesammelten Beträge uns behufs Einsendung an die Centralleitung des Wohl- thätigkeitsvereins in Bälde zu übermitteln. In Folge des reichen Erntesegens werden sich wohl viele fröh­liche Geber finden.

Calw, den 30. Sept. 1890.

Oberamtmann Dekan

Supper. Braun.

Deutsches Reich.

Der Reichstag ist bekanntlich bis zum 18. Nov. vertagt. Es wird indessen in parlamen­tarischen Kreisen sehr bezweifelt, ob das Plenum an

Donnerstag, den 23. Oktober 1890.

jenem Tage wirklich bereits zusammentreten wird; vielmehr wird erwartet, daß sich der Wiederbeginn der Session noch etwas weiter hinausziehen werde. Die Arbeiterschutzkommission tritt bekanntlich am 4. November wieder zusammen. Sie ist aber noch so weit im Rückstand mit ihren Arbeiten, daß es sehr erwünscht wäre, wenn ihr das Plenum des Reichs­tages noch etwas länger freie Zeit gewährte. Vor Neujahr wird der Reichstag doch nicht in die Lage kommen, sich wieder mit dem Gesetz zu beschäftigen.

Der Kaiser hat befohlen, daß am Ge - burtstage der Kaiserin mit 21 Schuß zu salu­tieren und über die Toppen zu flaggen ist, genau wie am Geburtstage des Kaisers selbst. Die Kaiserin Friedrich wird nicht, wie die Blätter behaupten, den Winter in Rom, sondern in Berlin zubringen. Der Hochzeitstag der Prinzessin Viktoria ist auf den 19. November festgesetzt.

Die ReiseCaprivi's nach Italien wird vor Eröffnung des preußischen Landtages stattfinden, d. h. in der ersten Woche des folgenden Monats. Der Reichskanzler wird, wie verlautet, mit der ital­ienischen Reise seinen Besuch in München verbinden.

Potsdam, 18. Okt. Die feierliche Ein­weihung des Mausolesums Kaiser Friedrichs fandheute statt, derselben wohnten das Kaiserpaar, die ältesten Prinzen, die Kaiserin Friedrich mit den Prinzessinnen-Töchtern, der Großherzog und die Frau Großherzogin von Baden, der Großherzog von Hessen und andere Fürstlichkeiten bei. Nach dem Gesang des Domchors hielt Oberhofprediger Dr. Kögel das Weihegebet. Die Feier schloß mit der Segenerteilung durch Oberhofprediger Kögel.

DerReichsanzeiger" schreibt: An die Kaiserin Friedrich ist von vielen Personen, welche das Andenken des unvergeßlichen Kaisers Friedrich am Sarge desselben feiern möchten, die Bitte gerich­tet worden, Zutritt zu dem heute geweihten Mau­

LbsnnemeritSpreiS vierteljährlich in der Stadt 30 Pfg. und 20 Pfg. Trägerlohn, durch d'e Post biogen Mk. 1. 15, sonst io ganz Württemberg Mk. 1. 35.

soleum bei der Friedenskirche zu Potsdam zu ge­währen. Ihre Majestät ist tief gerührt über die bei diesem Anlaß hervorgetretenen Zeichen der Anhäng­lichkeit und Verehrung für den hohen Entschlafenen; sie hegt keinen heißeren Wunsch, als diese Gefühle zu pflegen und zu erhalten. Für jetzt ist es jedoch nicht möglich, den Besuch des Mausoleums zu ge­statten, weil noch Arbeiten in demselben ausgeführt werden müssen. Sobald diese aber zum Abschluß gediehen sind, wird die Stätte, wo Kaiser Friedrichs sterbliche Hülle ruht, den weitesten Kreisen der Be­völkerung zugänglich gemacht werden.

Tages'Neuiykeiten.

(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.s Seine Majestät der König haben am 17. d. M. die erledigte Hauptlehrstelle an den Klaffen V und VI des Realgymnasiums in Stuttgart dem Oberpräzeptor Schmidt am Reallyceum in Calw unter gleichzeitiger Verleihung des Titels eines Pro­fessors auf der VIII. Stufe der Rangordnung aller­gnädigst zu übertragen geruht.

DemSchw. Merk." schreibt man von Hirsau: Ganz neuerdings hat I)r. Hager vom k. bayr. Nationalmuseum in München, ein Haupt­kenner und Erforscher der von Kloster Hirsau vom Ende des 11. Jahrhunderts an ausgehenden, über Schwaben, Franken, Thüringen rc. sich erstreckenden romanischen Kirchenbauten mittelst länger fortgesetzter Ausgrabungen auf dem mit Erde und Schutt über­lagerten Boden der Vorhalle unserer Peterskirche baugeschichtlich höchst wichtige Entdeckungen gemacht. Es steht nunmehr fest, daß die beiden nördlichen und südlichen Flügel der Halle mit ihrer gegen den offenen Hof gekehrten Front ursprünglich nicht in einer und derselben Achse mit den betreffenden Seitenschiffen der Kirche lagen, vielmehr schmäler, d. h. um etliche

Feuilleton.

Das Totenschiff.

Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenemDer fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar

von ZS. Klark Hlussekk.

(Fortsetzung.)

Van Vogelaar verließ bald die Kajüte und ging mürrisch und vor sich hin murmelnd hinaus, ohne mich auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Auf dem Tische stand unter Anderem ein Stück Pökelfleisch ich weiß aller­dings nicht, von welchem Tiere, welches sich als sehr wohlschmeckend und nahr­haft erwies; dies bildete im Verein mit einigen Mehlkuchen und einem Becher Sherry­wein und Wasser mein Frühstück. Ich langsam, da ich wußte, daß Vanderdecken nicht rauchen würde, so lange ich frühstückte, und ich zugleich die geheime Absicht hegte, ihn des Wartens so überdrüssig zu machen, daß er hinausgehe und die Kajüte Jmogene und mir allein überlaffe. Jedoch meine Kriegslist blieb ohne das ge­wünschte Resultat: er fuhr plötzlich aus seinem wachen Traumzustande auf und be­fahl Prius, hinabzusteigen und etwas von dem Tabak, den sie aus dem Wrack ge­rettet, abzuschneiden und herbeizubringen. Hierauf richtete er seine Gestalt empor, strich sich mehrmals den Bart, blickte uns Beide wechselsweise scharf prüfend an und sagte:Das Wetter verspricht im Allgemeinen bester zu werden, doch dieser Wind muß wahrhaftig aus einem Hexenmund wehen und dabei von einer Zauberin her­rühren. die tiefe, kräftige Lungen besitzt. Ich hoffe aufrichtig, Herr, daß Sie uns kem Unglück gebracht haben mögen."

»Ich hoffe nicht." entgegnete ich kurz.

Es giebt ungünstige, feindselige Gestirne am Himmel." fuhr er mit einer Stimme fort, die wie das Echo irgend einer tieftönigen, melodischen Glocke in der

Lust vibrierte,und unter diesen existieren auch derartige Menschen. Nördlich vom baltischen Meere wohnt auf moskowitischem Gebiet ein Stamm unheimlicher Ge­sellen, die den Wind behexen und ihre Schiffe mitten durch die widrigsten Stürme steuern können. Sie wohnen nicht allzu weit von Britannien," schloß er anzüglich.

Sie sind Holland ebenso nahe, Mynheer," gab ich zurück.

Ach, Kapitän!' milchte sich Jmogene dazwischen,Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß Herr Fenton an der Ungunst des Windes Schuld sei oder bei seiner Richtung eine Hand im Spiele gehabt habe?"

Er stützte sich auf den Ellbogen des rechten Armes und legte die Hand an die Stirn, während er mit den langen, mageren, aussatzfarbigen Fingern der anderen Hand leicht auf den Tisch trommelte und langsam entgegnete:Nun, Mynheer Fenton, Fräulein Dudley muß wenigstens zugeben, daß Ihnen ein seltsames Glück anhaftet. Wie stark war gleich die Besatzung Ihres Schiffes?"

Vierzig Mann, Herr."

Nun, achten Sie doch, welch ein Glücksstern über Ihnen wacht! Von vier­zig Mann fallen Sie allein über Bord! Doch das Glück steht Ihnen bei und Sie werden von Van Vogelaar gerettet. Dann ferner: Von vierzig Mann gelangen Sie allein auf ein Schiff, mit dessen Nation die Ihrige in Feindschaft lebt! Doch das Glück verläßt Sie nicht und man empfängt Sie mit Gastfreundschaft, ja, man heißt Sie willkommen, kleidet, speist Sie und giebt Ihnen ein Obdach!"

Ich verbeugte mich stumm.

Doch das ist noch nicht Alles! Vergangene Nacht fallen Sie vom Bollwcrk- geländer. Welche Zauberkunst wohnt Ihnen denn inne, daß Sie sanft auf der Be­sonntste niederfallen und flugs darauf ungesehen in Ihr Bett verschwinden? Nicho- las Houltshausen ist unter uns ob seines scharfen Auges berühmt. Hat er nicht hoch und teuer geschworen. Ihre Gestalt nach dem Sturze schwarz aus den Schaum­fluten des Kielwassers auftauchen.gesehen zu haben? Was war eS denn da, was er schaute? Kann etwa die Seele mir nichts dir nichts ihre Körperhülle adkreife» wir der Schmetterling seinen Balg?"