Der Geekrieg.

London, 19. Juni. WTB. Lloyd« melden, daß der rnglische DampferGafsa" (3922 Bruttoregistertonnen) versenkt wurde.

Marseille. 19. Juni. WTB. Der kleine englische Dampfer Sardinia ist gesunken. 20 Mann der Besatzung sind gerettet. _

DaS neue Kabinett i« Italien.

Rom. 18. Juni. WTB.Giornole d'Italia" gibt die endgültige Ministerliste wieder, die Bo - selli am Samstagabend dem König oorlegte.; Diese lautet: Vorsitz: Boselli. politischer Kommissar für Kriegs­dienste: Bissolati, Inneres: Orlando, Unterricht: Rusfini. Krieg: Morrone. Flotte: Lorsi, Eisenbahn und Handklsichisfahrt: Arlotti. Justiz: Secchi, Finanzen: Meda, öffentliche Arbeiten: Bonsni, Post: Fera, Kolonien: Colo- stmo, Landwirtschaft: Reineri, Industrie und Handel: Re- nava, Minister ohne Portefeuille: Comandini. Boselli behielt sich vor, dem König die Ernennung eines weiteren Mini­sters ohne Portefeuille oorzuschlagen. Die neuen Minister versammelten sich am Sonntag nachmittag bei Boselli und werden am Montag dem König den Eid leisten.

Zum Tode des Generalobersten v. Moltke.

Ueber die näheren Umstände des plötzlichen Todes des Generalobersten von Moltke gehr uns noch folgender Bericht zu: Bei der Gedächtnisfeier für den verstorbenen General- seldmarschall Freiherrn von der Goltz Pascha, die die Deuisch-Asiatische Gesellschaft im Reichstagsgebäude ver­anstaltet hatte, erhielt auf seinen Wunsch der stellvertretende Generalstabsches Generaloberst von Moltke das Wort zu einem Nachruf im Namen der Armee und des General­slabes. Er sprach etwa 10 Minuten lang packende Worte der Freundschaft für den Verstorbenen. Dann nahm er wieder seinen Stuhl ein und der türkische Botschafter be­gann in deutscher Sprache einen Nachruf. Während seiner Rede er mochte etwa 5 Minuten gesprochen haben sahen die Nächstfitzenden den Generalobersten auf seinem Stuhl sich strecken und stöhnend hintenüber sinken. Die benachbarten und einige anwesende Aerzte eilten sofort herbei und legten den Ohnmächtigen aus den Boden. Der Vor­sitzende schloß sofort die Versammlung und bat die Teil­nehmer, den Raum zu verlaßen, da dem Generalobersten von Moltke ein ernster Unfall zugefioßen sei. Die Aerzte, denen die Oberschwester und eine Schwester des Lazaretts des Reichslagspräsidenten mit helfender Hand beigesprungen waren, stellten nach einigen Minuten den durch Herzschlag eingetretenen Tod fest. Es war ein ergreifendes Bild: der Verstorbene, ausgestreckt auf dem roten Teppich der in eine Trauerhalle umgewandelten Wandelhalle des Reichstages, lag unter der Marmorbüste seines Freundes und Kameraden des Teneralseldmarschalls Freiherrn von der Goltz Pascha, dem er kurz vorher so schöne Worte treuer Kameradschaft gewidmet hatte, das brechende Auge auf das Standbild Kaiser Wilhelms I. gerichtet, das inmitten des Kuppel­raumes steht.

Neue Unruhen in Dublin.

London, 19. Juni. WTB. Nach einer Reutermel­dung kam es gestern in Dublin zu Unruhen, als die Po­lizei gegen einen Unfug-Umzug einschritt, der mit einer republikanischen Fahne von einer Gedächtnisfeier für zwei kürzlich Hingerichtete Sinn-Feiner zmückkehrte. Drei Po- lizribeamte trugen Verletzungen davon, 7 Personen wurden verhaftet. _

Die Generaldebatte im Landtag.

p Stuttgart, 19. Juni. In der Fortsetzung der Generaldebatte erklärte Abg. Ströbe! (BK) das Be» lasten des altbewährten Grundsatzes: Die direkten Steuern der Einzelstaaten sollen auch über den Krieg auf den bisherigen Fall beschränkt bleiben. Für die Zukunft müsse ein plan­mäßig ausgebautes Höchstpreissystem für sämtliche landwirt­schaftlichen Produkte, konstante Höchstpreise für die ganze Ernte und möglichst einheitliche Preise für alle 4 Getreide- arten festgesetzt werden. Der Stand der Tierzucht in Würt­temberg befriedige vollauf. Die diesjährige Emte werde ein Drittel bis zur Hälfte größer sein als 1915. Ein möglichst schonendes Vorgehen bei Uebertretungen der Land­wirte sei angezeigt. Dem widersprach der Abg. Keil (S.) unter Hinweis auf das Ergebnis der Nacherhebungen bei den Landwirten. Gegenüber dem Wucher sei ein Mangel an Energie zu beklagen. Abg. Baumann (N.) betonte, E gewaltige Bedarf des Reichs an Mitteln mache einen Strich durch die Theorie des Finanzministers von der Ab­scheidung der Sleuergebiete. In der Ernährungssrage sei das wichtigste die Förderung der Produktion. Die Zoll- Politik des Reichs sei durch den Krieg gerechtfertigt.

Aus Stadt und Land.

Nogold, 20. Juni 191S.

KWWMK «hvrukakec.

Dem Unteroffizier Karl Kübler von Ebershardt, beim Landst..Inf.-Ba1aillon Calw wurde Ser Preußische Rote Adlerorden verliehen.

Die Lebensmittelversorgung der wiirtt. Knr- tmb Badeorte. In den letzten Lagen hat in Stuttgart auf Einladung der Württ. Fletschoersorgungsstelle und der Landeegetreidestelle eine Besprechung zwischen Vertretern der beteiligten Landesversorgungssteken und Sberamtsoor-

ständen, Stadtoorständen und Gasthofbefitzern aus den wichtigsten württ. Kur- u. Badeorten über die Versorgung dieser Plätze mit Fleisch. Fett, Käse. Eiern, Zucker, Mehl und Teigwaren während der bevorstehenden Fremden»«- kehrszeit statt. Dabei wurde seftgestellt, daß der Besuch dieses Jahr wesentlich stärker zu werden verspricht als im Jahr 1914. Die zu erwartenden Schwierigkeiten einer ausreichenden Beköstigung der Gäste wurden eingehend er­örtert. Bon den württ. Berteilungsstellen wurden die schon getroffenen Maßnahmen dargelegt und weiterhin tunlichste Berücksichtigung der Bedürfnisse der Badeorte, soweit es im Rahmen unserer einheimischen Vorräte und Kontingente möglich ist, in Aussicht gestellt. Dabei wurde aber betont, daß da, wo Aufbringung und Verbrauch von Reichswegen geregelt ist. die Versorgung nur unter entsprechender Mit­wirkung der beteiligten Reichsstellen möglich sei. Es wurde dann mit vollem Recht daraus hingrwkesen, daß unsere schwäbischen Badeorte in steigendem Maße aus Nord- und Westdeutschland besucht würden und daß darum ihre Ver­sorgung mit Lebensmitteln keineswegs eine nur württem- belgische sondern eine allgemeine Angelegenheit sei.

Gegen de» Unfug der Kriegsprophezriunge« durch Kartenlegerinnen, Hellseherinnen u. a. weise Frauen, die mit dem Aberglauben deraufgeklärten" Pariser seit­her glänzende Geschäfte machten, zieht jetzt man höre und staune die französische Presse ganz ernsthaft zu Felde. .Das Volk", so schreibt derTemps",ist selbst an dem Uebel schuld, weil es in der Lüge und in dem Betrug die Bestätigung feiner Wünsche hofft. Wenn einmal der Krieg zu Ende sein wird, wird man stauneu, was alles an un­sinnigen Weissagungen verbreitet und geglaubt wurde.« Wenn man bedenkt, wie die französischen Blätter, der Temps" an der Spitze, früher Stimmung für Madame THLbes und andere okkulte Größen machten, sv muß man jetzt annehmen, daß die getäuschten Siegeshosfnungen des französischen Volkes allmählich eine ernüchternde Wirkung auf die Presse auszuüben beginnen.

Vom Kuckuck, dem Propheten unseres Waldes. Allgemein bekannt ist dieser Graurock, der kn der schönen Jahreszeit in den deuischen Wäldern seinKuckuck" Kuckuck" ertönen läßt. Aus der Lehre Zoologie kennen wir den Kuckuck als einen sehr bequemen Herrn, der seine Eier zur Frühjshrzeit in die Nester anderer Vögel legt und diesen dann das Heranfüttern seiner Nachkommen ge­trost überläßt. Außerdem zeichnet er sich durch eine große Gefräßigkeit aus und wird, da er alltäglich eine Unmenge von Insekten vertilgt, von den Landleuten allgemein ge­schätzt. Im Volke genießt der Kuckuck den Ruf eines Orakels. Wenn jemand zum erstenmole im Frühling den Kuckucksruf vernimmt, so soll er schleunigst an den Geld­beutel greisen. Ihm wird dann das Geld niemals knapp werden. Jedenfalls eine schöne Sache i Junge Mäd­chen hören auf und zählen die Kuckucksruse nach, um die Anzahl der Jahre zu erfahren, die vergehen werden, bis sie unter die Haube kommen. Ehefrauen stellen nach der Menge der Kuckucksrufe die Anzahl von Kindern fest, die ihnen noch geschenkt werden sollen. Einige Leute sogar bemessen ihre Lebenszeit nach der Zahl der Kuckucksruse! Eine unangenehme Beschäftigung. So wird noch dem Rufen des Graurocks manche andere Bedeutung beigelegt. Jedenfalls ist auch in der Stellung, die der Kuckuck im Reiche des Aberglaubens einnimmt, der Grund zu suchen, warum dieser Vogel so allgemein geachtet wird.

-o- Walddorf. Das seltene Fest der goldenen Hoch- zeit dursten der frühere Schulthei ß Walz und seine Ehefrau im Kreis« ihrer Kinder und Enkelkinder feiern. Der Jubilar erfreut sich noch trotz f iner 76 Jahre einer großen Rüstigkeit, während feine zwei Jahre jüngere Frau schon seit längerer Zeit etwas leidend ist. S. M. der König ließ sein Bild in Goldbronze überreichen. Möge» dem Jubelpaare noch manches schöne Friedensjahr beschert sein.

«ns de« Rachbarbezirke».

Boll«aringe«. Dieser Tage kam die Trauernach- richt hieher, daß Baptist Maurer. Reservist. Sohn des Engelwirks, am 13. Juni durch ein Schrapnell getroffen aus dem Felde der Ehren gefallen sei. Den Angehörigen wendet sich die herzliche Teilnahme zu.

r Rottenbnrg. In der Domkirche wurde am Sonn­tag Generaloikar Dr. Sproll feierlich zum Bischof geweiht. Um V»9 Uhr begann unter «lockengeläute die Abholung im bischöfl. Palais, wobei alle hiesigen Verein« mit Fahnen Spalier bildeten. Unter den Klängen de« Ecce Sacerdos Magnus zog der K-nsekrator. BischvsKeppler, begleitet von der amtierenden Geistlichkeit, und der Erwählte in Begleitung der beiden assistierenden Bischöfe Dr. Kistein von Mainz und Dr. Waitz von Feldkirch in die festlich geschmückte, dicht gefüllte Vomkirche ein. wo sofort der feierliche Gottesdienst begann, während dem die Weihehand, lung vollzogen wurde, bestehend in der Salbung und An- legung der bischöflichen Insignien. Bon 11 Uhr ab fand Empfang der Gratulanten im bischöfl. Palais statt. Um 12 Uhr begann, der Kriegszeit entsprechend, ein einfaches Festmahl im Hotel Bären. Dabei sprachen Bischof Dr. von Keppler, Regiernnqsdirektor Sieger, Vorstand des kath. Kirchenrats, als Vertreter des Staatsministers des des Kirchen- und Schulwesens, Dr. von tzabermaas, Weih- bischof Dr. Sproll. Domdekan Prälat Walser und Bischof Dr. Kirstein. Bischof Dr. Paul Wilhelm v. Keppler und Weihbtschof Dr. Sproll find aus nächsten Mittwoch vom König nach Bebenhausen eingeladen worden.

p Stuttgart. Das älteste noch lebende Mitglied der ersten Tagung des Reichstags, Reichsgertchtsrat a. D.

Karl o. Streich, beging am Montag in Stuttgart, wo er seit seiner Zurruhesetzung im Jahr 1»97 lebt, seinen 90. Geburtstag. Karl v. Streich war Vertreter des 13. württ. Reichslagswahlkreises (Aalen). Bon 1866 bis 1868 und von 187079 vertrat er den Bezirk Gmünd im Landtag. Bon der Ständedammer wurde er zum lebens­länglichen Mitglied ver württ. Staatsgerichtshosr ernannt. Er gehörte auch der I. Session des deutschen Reichsgerichts an und wirkte von 187918»? als Mitglied des Reichs- gerichts in Leipzig.

r Wiesenbach OA. Gerabronn. Der 36 jährige Sägewerksbesitzer Wilhelm Keidel. hatte sich durch einen Nagel an der Hand verletzt und der scheinbar unbedeutenden Wunde keine Beachtung geschenkt. Nun ist er plötzlich am Wundstarrkrampf gestorben.

Landwirtschaft. Handel vud Verkehr.

r Stuttgart. 18. Juni. Wie die Zentraloermitt­lungsstelle des Württ. Obstbauoereins mitteilt, wird der ge­rade noch zur rechten Zeit eingetretene günstige Witterung«- Zuschlag nicht nur der Traudenblüte und der Heuernte, sondern auch dem Wachstum der Gemüse, das bereits er- heblich stockte, zu gute kommen. Aus die Ernteausstchten für Kern- und Steinobst, besonders aber auf unsere Haupt- obstart, die Aepsel, hat die naßkalt« Witterung nur insofern eingewirkt, als die Schädlinge stark überhand nahmen. Spezialberichte über den mutmaßlichen Anfall in den etn- einzelnen Bezirken werden i« Laufe der nächsten Woche ausgegeben.

Letzte Nachrichten

(Sämtliche SL.S.)

Berlin. 20. Juni. Tel. Die Nat.-Z. meldet aus Kopenhagen : Wie der Londoner Berichterstatter derBer- lingske Tidende" telegraphiert, erklärt der militärische Sachverständige derTimes" in einer Ueberstcht über die militärische Lage, daß die Alliierte« jetzt gleichzeitig auch aus der asiatischen Front die Offensive ergrei- fe« wollen. Bald werde man den ganzen Horizont, wohin man sich auch wende, in Flammen stehen sehen. (N. T.)

Berlin. 20. Juni. Tel. Der Lok.-Anz. meldet aus dem Haag, daß die englische Admiralität alle Teile der englischen Flotte ans entfernten Gewässern znfammenzieht. zeigt sich aus einer Meldung aus Mel­bourne, wonach ein« japanische Flottille in den australischen Gewässern angekommen sei und in Melbourne von den Behörden begrüßt wurde. In dem Bericht über die Be­grüßungrede ist nicht ein einziger englischer Marineoffizier erwähnt, während sonst, wenn die englische Flotte anwesend gewesen wäre, dem englischen Höchstkommandierenden die Pflicht der Begrüßung obgelegen hätte. (N. T.)

Berlin, 20. Juni. Tel. Die Boss. Z. meldet au Genf: Aus Parts wird berichtet: König Ko«stanti« und die Königliche Familie werden Athen verlasse« und nach Schloß Dekali« überstedeln. Die Gesandten des Bierverbands seien beauftragt worden, eine gemeinsame Erklärung an das griechische Volk zu erlassen, die die Gründe für das Vorgehen des Bieroerbands gegen die griechische Regierung darlegen sollen. (N. T.)

Ottawa, 18. Juni. WTB. Die Zahl der Cana­dier, die im überseeische» Heer stehen, beträgt 340000 Mann.

Köln, 20. Juni. Tel. Die Köln. Z. meldet von der italienischen Grenze: Die Zusammensetzung der «ene« italienische« Regierung ruft in den schärfsten linksnationalistischen Kreisen Enttäuschung hervor, trotzdem ihr Vertrauensmann Bisolati darin sitzt. Popolo d' Italia meint das Ergebnis sei unbefriedigend. Man macht sich auf neue Kundgebungen, vertreten durch die äußerste Linke, gefaßt, die ihre Unzufriedenheit mit der Regierung bekun­den wird. (N. T.)

Wie«. 19. Juni. WTB. Amtlicher Bericht vom 19. Juni mittags:

Russischer Kriegsschauplatz

In der nördlichen Bukowina und in Ostgalizen keine be­sonderen Ereignisse. Nor döstlich von Lopuszn o griff der Feind mit großer Uederlegenheit unsere Stellungen an. Das be­währte Infanterie-Regiment Nr. 44 schlug, unterstützt von vor­trefflicher Artilleriewirkung, die nenn Glieder tiefe« Stnrmkolonne» ohne Einsatz von Reserve« zurück. Der Feind erlitt schwere Verluste. Auch ein in diesem Raum versuchter Nachtangriff scheiterte. Bei Gorochow und Lokaczy wiesen wir starke russische Gegenangriffe ab. Am oberen Stochod wurde Raum gewonnen.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Sestern abend wiederholte sich das sehr heftige Feuer der Italiener gegen unsere Stellungen zwischen dem Meere und dem Monte Dei Sei Busi. Gin Versuch des Feindes, bei Selz vorzugehen, wurde sofort vereitelt. Im Nord- abschnitt der Hochfläche von Doberdo kam es zu leb­haften Minenwerfer- und Handgranatenkämpsen.

An der Dolomitenfront scheiterte ein feindlicher Nachtangriff bei Rosregdo. An der Front zwischen Brenta und Astico wiesen unsere Truppen wieder zahlreiche Vorstöße der Italiener, darunter einen starken Angriff nördlich vom Monte Meletta ab.

Südlich des Busibollo wurde der nächste Höhen- rücken erobert. Drei feindliche Gegenstöße mißlangen. In diesen Kämpfen wurden über 700 Italiener, darunter 25 Offiziere, gefangen genommen. 7 Maschinengewehre und einen Minenwerfer erbeutet.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

An der unteren Bojnfa in dm letzten Tagen Ge- schützkämpfe.