Die hessische Londesbroimarke trägt auf gelbem Pa­pier die Bezeichnung des Kommunaloeibands, von dem sie ausgegeben ist, und die WorteLandesbrotmarke gültig bis 15. August 1916 für 50 s Brotware".

Stuttgart, den 11. Mai 1916. Fleischhauer.

Bekanntmachung.

Auf Grund des § 2 der Kaiserlichen Verordnung vom 31. Juli 1914. betreffend das Verbot der Aus- und Durch­fuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung und dem Be­triebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs zur Verwendung gelangen usw., bringe ich nachstehendes zur öffentlichen Kenntnis:

Es wird Verbote« die Ausfuhr und Durch­fuhr von:

Abfällen von der Glasbereitung und von Glas (Glas­brüchen, -bnich, -gälte, -schäum, Hsrdglas; Scher- den von Glas und von Glaswaren der Nr. 768 des Statistischen Warenverzeichnisses).

Berlin, den 10. Mai 1916.

Der Reichskanzler.

Im Aufträge: Müller.

Der amtliche Tagesbericht.

WTB. Grußes Hauptquartier, 15. Mai. Amtlich. (Tel.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

In viele» Abfchuilten der Frout war die beider- feitige Artillerie- «ud Patrouilleutätigkeit lrbhaft.

Bersuche des Geguers, unsere »eu-ewo««eue Ttellnug bei Hullnch wieder zu «ehme», wurden, faweit sie nicht schon in unserem Artilleriefeuer zusam- meubrache«, im Nahkampf erledigt.

Im Kampfgebiet der Maas wurden Angriffe der Franzosen am Westhauge desToten Mannes" und beim Cailleltewald mühelos abgewieseu.

Oestlicher «uv Balkankriegsschauplatz:

Keine besonderen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung.

Zar Nikolaus II.

Das Erinnerungsbuch des amerikanischen Staatsmanns Andrew D. WhiteAus meinem Diplomaienleben" ist kürz­lich in einer zweiten deutschen Ausgabe erschienen (Leipzig, R. Doigtländer). White, der auch in Berlin Botschafter gewesen ist, war nicht gerade ein bedeutender Kops oder großer Diplomat. Aber er war ein durchaus wohlmeinender Mann und ein scharfer, objektiver Beobachter, der die ihm gebotene Gelegenheit, die hervorragenden Persönlichkeiten Europas in der Nähe zu sehen, gut benutzte. Wir ver- öffentliche!-- hier, was White an mehreren Stellen seines Werkes über den jetzigen Kaiser odu Rußland zu sagen weiß:

.... Bald wurde ich auch dem Thronfolger, dem jetz'gen Kaiser Nikolaus II, vorgestell«. Er schien ein freundlicher junger Mann, aber einige feiner Bemerkungen fetzten mich sehr in Erstaunen und enttäuschten mich. Im Jahre vorher hatte die in einem großen Teile von Rußland chronische Hungersnot einen akuten Charakter an­genommen. Typhus und Cholera waren ihr Gefolge, hat­ten sich in ungeheuerlicher Weise verbreitet und viele Opfer verlangt, ebenso wie im Mittelalter im Westen Europas. Aus den Bereinigten Staaten waren große Sendungen von Geld und Getreide gekommen, und da während des Jahres nach meinem Eintreffen in Petersburg immer wieder neue Gebiete von der Hungersnot überfallen wurden, schickte man mir von Phi'adelphia aus abermals 50 000 Rubel, um sie dort zu verteilen. Ich begann nur. mit dem Thronfolger ein Gespräch Über dieses Thema im allgemeinen und bezog mich daraus, daß er Präses des Hilfe Komitees sei. Er er­widerte mir, daß seit der Ernte im ktzten Herbst keine Not mehr bestehe und daß von einer Hungersnot keine Rede mehr sein könne. Diese Worte wurden in einer so leicht­fertigen und gleichgültigen Manier hingeworfen, daß ich im höchsten Grade erstaunt war. Tatsächlich trat die Hungers­not, wenn auch nicht so ausgedehnt wie im Jahre zuvor, in dieser Zeit viel heftiger und nachhaltiger auf, weil die Bauern in Finnland und in den mittlerer: Gebieten des Reiches gar nicht darauf vorbereitet waren. Im Winter hatte das Volk fast überall das Zuchtvieh schlachten müssen und alles verbrannt, was cs irgend entbehren konnte. Aus Finnland wurde mir Brot gebracht, da« aus Farrenkräutern breitet war. eine Nahrung, die Pferden oder anderem Bich zu geben ich für eine Schmach angesehen hätte. Seine Kaiserliche Hoheit, dir Erbe des Thrones, schien aber von alledem nicht einmal eine Ahnung zu haben.

Ais Erklärung dafür wurde mir später von Personen erzählt, die ihm von Kindheit nahe gestanden hatten und ihn ganz genau konnten, daß der Hauptzug seines Cha- rakters absolute Gleichgültigkeit seiner Um- gebuna gegenüber sei, gleichviel ob Menschen oder leblose Gegenstände. Tr habe trotz seiner großen Höflichkeit und Liebenswürdigkeit noch nie in seinem ganzen Leben irgend eine tiefere Gemütsbewegung verraten. Diese Behauptung wurde durch alles, was ich bei Hose an dem Thronfolger zu beobachten Gelegenheit hatte, nur bestätigt. Teilnahms- los schien er bald hier, bald dort umherzugehen, w»det er

in freundlicher Weise bald mit dem einen, bald mit dem andern sprach, wem ihm Reden gerade bequemer als Schwei­gen schien, im übrigen jedoch absolut gleichgültig gegen alles, was um ihn her oorging, war.

Nach seiner Thronbesteigung sagte mir jemand, der mehrfach Gelegenheit hatte, ihn zu beobachten und in sol- chen Dingen ein Urteil besaß:Er kennt weder sein Land noch sein Volk, und wenn es nicht unumgänglich notwen­dig ist, geht er überhaupt nicht aus dem Haufe."

... Als ich mit dem jungen Fürsten, der damals noch nicht aus d?m Throne saß. mich unterhielt und sah, wie sehr er in seinem eigenen Reiche ein Fremdling war, wie er gar nicht einmal davon unterrichtet war, daß die Hungersnot ein zweites Jahr in verschiedenen großen Be­zirken seines Landes wütete, da tönten mir wie schon so oft OxenstiernaL Worte an das Ohr:Zieh' nur hinaus mein Sohn, und steh', mit wie wenig Weisheit die Well regiert wird."

Es ist ein schmerzliches Erkenntnis, das ich hier aus- sprechen muß. daß Nikolaus II. von allen Herrschern Euro- pas Karl IX. von Frankreich am ähnlichsten ist, jenem Karl IX, der sich unter dem Einfluß seiner Familie, männ­licher und weiblicher Verwandten, unter dem Einflüsse von Höflingen und Priestern dazu hergab, das Blutbad der Bartholomäusnacht gutzuheißen.

Daß die Strafe such Nikolaus II. und sein Haus treffe» wird, ist nur zu sicher.

.Am 24. August 1898 beantragte dis russische

Regierung im Namen des Kaisers Nikolaus II. die Ein­berufung eines Kongresses, der den fortgesetzten Kriegsrü­stungen der Nationen eine Grenze stecken und damit zu einem dauernden Frieden beitragen sollte. Nachdem sich die Mächte zustirnmend geäußert hatten, versandte Gras Mura- wieff, der russische Minister des Aeußern, am 11. Januar 1899 ein Rundschreiben, das vom Standpunkte Rußlands aus die Punkte festsetzte, die zur Diskussion kommen soll­ten. Schwerwiegende Gründe lagen vor, die Hauptstadt einer der Großmächte als Versammlungsort nicht zu wählen. Auch dis Schweiz schien durch Anarchisten und Nihilisten, die in großen Scharen dort Unterkunft gefunden hatten, und durch die Ermordung der Kaiserin von Oesterreich, die kurz vorher in Gens am Hellen lichten Lege einem Anar­chisten zum Opfer gefallen war, ln Mißkredit gekommen zu sein. Man traute ihrer Regierung nicht die Fähigkeit zu, dem Kongreß den erforderlichen Schutz zu gewähren. Die russische Regierung machte daher den Vorschlag, den Kon­greß im Haag abzuhalten. Nachdem alle Mächte ihre Zu­stimmung erteilt hatten, wurde die Eröffnung aus den 18. Mai festgesetzt.

Zunächst waren die Vorschläge Kaiser Nikolaus II. in der ganzen Welt mißvrrstanden worden. Weit und breit nahm man als sicher an, er habe sich für eine allgemeine Abrüstung ausgesprochen und dieses Märchen fand auch rapide Verbreitung. In Wahrheit hatte der Zar das weder beantragt noch überhaupt bezweckt; die Maßnahmen, die er in Angriff zu rühmen gedachte, sollten nurden ständig wachsenden Kricgsrüstunqen ein Ziel setzen".

Zu allererst stand ich der ganzen Angelegenheit sehr skeptisch gegenüber. Was ich während meines Aufenthaltes in Petersburg von Kaiser Nikolaus I I. kennen gelernt hatte, berechtigte nicht zu der Erwartung, daß sein Gesichtskreis weit und seine Energie ausdauernd genug sein würde, um so umfassende Reformen, wie sie sich die Gebildeten ver­sprachen, durchzusühren. Ich mußte jener Unterredung, die ich bei meinem Empfang alr Gesandter mit chm gehabt hatte, gedenken. Bon der Hungersnot, die ganze Gebiete seines Reiches verheerte und Tausende seiner Bauern dahin­raffte, hatte er keine Ahnung. Daß Nikolaus II. einen liebenswürdigen Charakter besaß und in seiner phlegmati­schen Weise das Beste- seines Volkes wollte, unterlag keinem Zweifel. Aber die Gleichgültigkeit gegen seine ganze Um­gebung, die in jeder seiner Handlungen zutage trat, seine Energielosigkeit auch gegenüber den selbstverständlichsten Angelegenheiten, die dem Wohls seines Landes galieri, vor ollem aber seine Nachgiebigkeit in der Vergewaltigung der baltischen Provinzen und des Großhcrzogtums Finnland riesen die Ueberzcugung in mir wach, daß seine Willenskraft niemals ausreichen werde, der mächtigen Strömung, die von der gewalttätigen Kriegspartei seines unermeßlichen Reiches ausging, Widerstand zu leisten. Deshalb sträubte sich alles in mir, als amerikanische Zeitungen die Nachricht verbreiteten, man habe auch mir aus diesem Kongresse eine Rolle zugedacht, einen solchen Posten anzunehmen.

Die Kampfe zwischen Grzernrrr und Trapeznut.

Konstantinopel, 13. Mai. WTB. Amtlicher Kriegs­bericht: An der Irakfronl keine Veränderung. An der Kankasnsfrant unternahm der Feind, nachdem er im Zentrum im Abschnitt von Kope aus seinen Stellungen verjagt worden war, am 29. April, indem er sein« am 28. April gescheiterte Offensive erneute und verstärkte, eine Reihe von heftigen Angriffen in fünfmalige« Ansturm gegen de« Alerg Kope und den Aerg Aasttli, der nördlich des Berges Kope liegt, um seine neuen Stellungen wiederzuer­obern. Alle diese Angriffe wurden durch unsere Gegenan­griffe zurüLgeschage«. Das wirksame Feuer unserer Ar- tillerie räumte furchtbar in den Reihen der zmückgehenden feindlichen Kolonnen auf. In diesem Kampfe machten wir mehr als 100 Gefangene. Auf den übrigen Abschnitte» dieser Front unbedeutende Patrsuillengesechte. Drei feindliche Ikugzenge überflogen gestern die Halbinsel Gal- lipoli. Sie flüchteten nach Tenedos, als die unseren erschienen und mit ihnen zusammentreffen wollten. Ein feindlicher Krenzer versuchte in den Golf von Sigtzajik, südlich von

der Küste von Bourla einzudringen, mußte sich aber nach Samos zurückziehen, nachdem er mit zwei wirkungslosen Schüssen auf unser Feuer geantwortet hatte. Drei unserer Geschosse hatten Volltreffer erzielt. Auf den anderen Fron­ten nichts von Bedeutung.

Der Heidenkaurpf unsrer Ostafrikaner.

London, 14. Mai. WTB. (Reuter.) General Smuts meldet drahtlich: Die denlschen Gruppen entfalten unter der persönlichen Führung von Lettow MorSec eine S<- dentevde Gütigkeit bei Kondoa-Irangi. Sie versuchten in der Nacht vom 9. Mat einen Angriff, dem ein heftiges Bombardement vorsnging, sie wurden aber mit schweren Verlusten zurückgeschlagen. Der Feind setzie seine Offensive am 10. und 11 . Msi weiter. An letzterem Tage machte er eine letzte Ansprengung gegen den linken britischen Flügel, die aber zurückgewksen wurde. Unsere Verluste sind un­bedeutend. Nach einem »n-effätigte« Bericht wurde ge­meldet. daß belgische Kräfte von Ruanda bis Kigali vor- gedrungen sind, nachdem sie ans schwachen Widerstand ee- stoßen waren.

London. 13. Mai. WTB. Wie Reuter aus Mosch in Ostafrika vom 11. Mai meldet, wiederholte der Aeind gestern einen Angriff bei Kondoa-Irangi, wobei er sich eines Ge­schützes vom Kreuzer Königsberg bediente. Er wurde in- folge der vorzüglichen Haltung unserer Truppen zurückge­schlagen. 50 tote Feinde, darunter zwei Europäer, wurden von unseren Truppen ausgesunden. Die britischen Verluste sind gering. Man vermutet, daß der deutsche Oberkom- mandierende von Lettow-Borbec bei dem Angriff zuaegen war. General Bandeventers Geschütze taten ausgezeichnete Dienste.

Le Hasre, 15. Mai. WTB. Der belgische Kolo- nialmintster teilt mit, daß eine belgische Brigade Kigali, den Hauptort der Provinz Ruanda in Deutschostafrika besetzt haben.

Die Lage bei Saloniki.

Aus Lugano wird demBerliner Lokalanzeiger" be­lichtet: DerSecolo" meldet unter dem 12. d. M. aus Saloniki, die Tätigkeit der Ententearmee sei in eine neue Phase getreten. Der größte Teil der Truppen habe sich zur Grenze von Florina bis Serres begeben, wo er in Be­rührung mit dem Feinds getreten sei. Vielfach betrage die Entfernung zwischen den beiden Heeren nicht mehr als 4 km. Täglich fänden Artillerie- und Kavalleriekämpse statt. Ernste Zusammenstöße der Infanterie hätten aber bisher nicht stattgesunden. Die Serben würden andauernd nach Saloniki befördert und im Norden der Halbinsel Chal- kidike untergebracht.

Athen, 15. Mai. WTB. (Reuter.) Die Gesandten der Entente haben keine Verständigung von Setter! ihrer Regierung empfangen, daß ihre Regierungen die Frage der serbischen Truppentransporte als abgeschlossen betrachten.

Der Seekrieg.

London, 12. Mai. WTB. Mvrning Post meldet aus Washington ocm 10.: Das Staatsdepartement hat eine amtliche Untersuchung über die Versenkung der Cymric ungeordnet. Das Staatsdepartement hat Zweifel über den Charakter des Schiffes. Wenn die Cymric von der Admiralität gechartert war, Munition beförderte, oder Transportdienste tat. dann würde das Staatsdepartement sie als Kriegsschiff ansehen, das ohne Warum, g torpediert werden durste.

London. 14. Mai. WTB. (Reuter.) Dis Admiralität teilt mit, daß das britisch« Segelschiff Galgate am 6. ds. Mts. von einem deutschen Unterseeboot, 50 Meilen westlich von Quessant torpediert wurde. 12 Mann oer Besatzung landeten in einem Boot in Brest. Ein zweites Bost mit 13 Mann wird noch vermißt. Der Maat sagte aus, daß der Segler beidrehie, als das Signa! zum Verlassen des Schiffes gegeben wurde.

London. 12. Mai. WTB. Di; Times meldet aus Washington vom 12.: Taft hat als Vorsitzender des amerikanischen Roten Kreuzes das Staatsdepartement aus- gefordert, dagegen zu protestieren, daß England Medizi- nalarttke! nick» nach Deutschland gehen lasse, weil damit England die Genfer Konvention von 1906 verletze.

Neuyork, 15. Mai. (Funkspruch v. Vertreter d. WTB.) Washingtoner Depeschen melden, die Regierung bereite einen Protest an England wegen seiner Politik vor, Verschiffun­gen von Hilfsmitteln des amerikanischen Roten Kreuzes, die für die Mittelmächte bestimmt waren, auszuhalten. Staatssekretär Lanstng empfing einen Brief von dem früh­eren Präsidenten Taft, der jetzt Vorsitzender des Zentral­komitees des Roten Kreuzes ist, in dem dieser eine solche Maßnahme dringend fordert. Tafts Brief brachte zum erstenmal an den Tag, daß England es formell abgelehnt habe, die Erlaubnis sür Verschiffungen von Hilfsmitteln an die Mittelmächte zu gebe«, außer wenn sie für ameri­kanische Hospitäler und sonstige amerikanische Anstalten be­stimmt sind.

Diese Ausnahmen, sagt Taft, seien wrrllos, weil infolge des Mangel« an Mitteln seit Oktober letzten Jahres in den kriegführenden Ländern von Amerika keinerlei Anstalten unterhalten worden seien. Taft sagte in seinem Brief, die Leiter des amerik. Roten Kreuzes sind der Ansicht, daß gemäß der Haager Konvention, welche die Verein. Staaten und alle kriegführenden Mächte unterzeichnet haben, die Verein. Staaten ein vertragliches Recht heben, daraus zu bestehen, daß Artikel, die ausschließlich der Kranken- und Berwun- detenpflege dienen und in Form von medizinischen Artikeln von dem amerikanischen Roten Kreuz an das Rote Kreuz