am 10. März eine feindliche aus Infanterie und Kavallerie zusammengesetzte Abteilung durch eine Flankenbewegung unsere Abteilungen nördlich von Scheik Osman zu über« raschen. Sie wurden zurückgewvrfen und ließen Lote und Verwundete am Platz. Am 15. und 16. März unternahmen unsere auf Amad nordöstlich von Schelk Hs««« ent« sandten Abteilungen einen überraschenden Angriff, der ge« lang. Der Feind gab nach zweistündigem Widerstand Amad auf und zog sich nach Süden zurück, trotz seiner schweren Geschütze, die oou Scheik Osman hergeführt worden waren und trotz der Kanonen eines Kreuzers, der sich östlich von Aden befand. In dieser Schlacht verlor der Feind 7 Offiziere und mehr als 300 Tote. Unsere Verluste dagegen betrugen etwa 30 Mann.
Konstantinopel, 9. Mai. WTB. Nach Nachrichten aus Bagdad hat sich heraus gestellt, daß die von General Townshend zur Erlangung eines freien Abzugs aus Kut- el-Amara angeborene Million türkischer Pfund sich nicht, wie er behauptet hatte, in seinem Besitz befunden hat; er hätte sie vielmehr später aus England kommen lassen müssen.
Kairo. 9. Mai. WTB. (Reuter.) Zwei feindliche Flieger warfen gestern über Port Said Bomben ab. Es wurde kein Schaden angerichtet. Drei Zivilpersonen wurden verletzt.
Kriegsschäden und Reichstag.
Der deutsche Reichstag trat am Dienstag das erste Mal nach den Osterferien wieder zusammen. Zu Beginn der Sitzung verliest Präsident Dr. Kämpf unter allgemeiner Spannung die beiden sozialdemokratischen schleunigen Anträge Albrecht und Genoflen und Bernstein und Genossen zwecks Haftentlassung des im Anschluß an die Vorgänge auf dem Potsdamer Platz am I.Mai verhafteten Abgeord- neten Br. Liebknecht. Der Präsident schlägt vor. beide Anträge ohne weitere Debatte riner Kommission zu überweisen. Das Haus beschließt demgemäß.
Das Haus tritt dann in die erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung von KriegsschL- de« im Weichsgevirt ein. Die Begründung übernimmt als erster Redner der Ministerialdir. des Reichsamts Dr. Ionquieres. In der Diplomatenloge erscheinen unter Führung des Unterstaatssrkretärs Wahnschaffe zahlreiche Mitglieder der bulgarischen Sobranje, die vom Präsidenten begrüßt werden.
In der Beratung wird fortgefahren. Freiherr von Hlechenverg (Zentrum) stellt mit Genugtuung fest, daß auch Elsaß-Lothringen in das Gesetz einbezogen ist. Abg. Hm- met (Soz.) meint: Es wäre sehr wünschenswert gewesen, wenn.die Regierung schon früher mit der Schadenfeststellung vorgrgangen wäre.
Abg. Siehr (F. B.) spricht für die der ostprsüßischen Bevölkerung dargebrachte Hilfe herzlichsten Dank aus. Abg. Fyvma (Natl.): verlangt, daß der Kreis der zu Ent- ! schädigten erweitert werde, namentlich auch auf die, die durch Fliegerüberfälle zu Schaden gekommen sind und um ihres deutschen Namens willen Einbuße an Hab und Gut erlitten haben. Nachdem noch Aba. Freiherr von Kamp (Dtsch. Fr.) und vorher Abg. Kreitz (Kons.) Stellung ge- nommen haben, wird die Weiterberatung aus Mittwoch vertagt.
Vermischte Nachrichten.
Insgesamt sind jetzt aus die vierte Kriegsanleihe 8704 Millionen Mark, gleich 81,3 °/g des gesamten gezeichneten Betrags eingezahlt, davon nach der Abrechnung vom 6. Mat mit Hilfe der Darlehenskassen nur 53,2 Millionen Mark, also nur wenig über 4"/<, der bisher überhaupt geleisteten Einzahlungen.
Die bulgarischen Abgeordneten treffen am Donnerstag in Hamburg ein.
Wie der Reichsanzeiger meldet, ist die Uebereinkunst zwischen Deutschland und Italien betreffend den Schutz an Werken, Literatur und Kunst und an Photographien oom 9. November 1907 am 13. April 1916 durch Vermittelung der schweizerischen Regierung von der italienischen Regierung
Die Wlogesenwacht.
Kin Kvregsromcm ceus dev Kegenwavt
von Anny Wothe. Nachdruck verboten
Amerikanisches voxxri^bt 1914 Anny Wothe, Leipzig.
(Fortsetzung.)
- „Es ist kein Opfer!" rief Barenbusch hastig. „Soldat bleibt Soldat! Auch hier haben wir Soldaten nötig, wenn sie auch vielleicht nur ausnahmsweise den bunten Rock tragen. Der Arzt, wenn er auch jetzt erlaubt hat, daß ich wieder mit hinausgehe, um weiter für unser Vaterland zu Kämpfen, bezweifelt überhaupt, daß ich mit meinem Arm wieder auf die Dauer werde Dienst tun können. Ich müßte dann sowieso den Abschied nehmen, und Ihr Opfer, Eva Maria, wäre umsonst."
„Jetzt wollen Sie mich nur trösten," stammelte Eva Maria, während ihr eine Träne langsam über die blaffe Wange stoß. Unsicher sah sie zu Barenbusch auf, der sich ihr in heißer Leidenschaft zunetgte. Da klang plötzlich Trommelwirbel an ihr Ohr, und über Eva Marias gespanntes und verwirrtes Antlitz zuckte ein Lächeln wie Sonnenschein.
»Unsere Kinder," sagte sie, unwillkürlich Barenbuschs Hand ergreifend, „unsere Kinder".
. Durch das geöffnete Tor marschierte unter dem Singen
«Wacht am Rhein" eine in feldgrau gekleidete Kinder- schar, Buben und Mädel, voran Komtesse Gisela, ebenfalls
gekündigt worden. Sie tritt daher gemäß ihrem Artikel 8 am 23. April 1917 außer Kraft.
Verschiedene Blätter taffen sich melden, daß der österreichisch-ungarische und der bulgarische Konsul die griechische Hauptstadt mit ihrem Personal und den Archiven verlassen haben und sich nach Laukai zurückgezogen haben.
Der „Morning Post" wird aus Tientsin berichtet, daß die Lage in Shanghai ernst werde. Die Rebellen hätten Tschoutsun besetzt.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 11. Mai ISIS.
Kriegerbeerdigung. Gestern vormittag wurde der im hiesigen Ressrvelazarett verstorbene Landsturmmann Michael Fink, vom Ersatzbataillon des Res.-Inf.-Rgt. 126 (1877 geboren) auf unserem Soldatensriedhofe bekgesetzt. Die Vereine und Stadtkapelle, sowie Kameraden und Einwohner gaben dem Toten das Ehrengeleits zur letzten Ruhestätte. Herr Stadtpfarrer Stemmler übergab die sterblichen Reste der Kühlen Erde und lichtete an die Hinterbliebenen und Versammelten aufrichtende Worte der Tröstung. Herr Oberstabsarzt Dr. Baader legte namens des Kgl. Reseroe- lazaretts einen Kranz nieder, ebenso ein Kamerad namens des Ersatzbataillons und ein Soldat namens dcr im hiesigen Lazarett weilenden Kameraden. Möge er in Frieden ruhen!
i Die württembergische» Molkereigenosseusch asten. In Stuttgart fand eine Versammlung der Molkereigenossenschaften und aller sonst an der Milchwirtschaft beteiligten Interessenten statt. In seiner Begrüßungsansprache wies Landtagsabgeordneter Körner, der die Versammlung einberufen hatte, daraus hin, daß wir, da niemand wisse, wie lang der Krieg noch dauere, hinter der Front unsere Pflicht ganz gewissenhaft tun und zusammenhallen müssen. Wir müßten daraus hinwirken, daß die Schranken für die Erzeugung von Nahrungsmitteln jeder Art. voran der Milch und der aus ihr hergestellten Lebens- und Genußmittel (Buttes Käse usw.), fallen müssen und daß alles beseitigt werden müsse, was verbiete, die Arbeitsfreude zu erregen. Der demnächst zusammentretende württembergische Landtag werde sich mit den einschlägigen Fragen zu beschäftigen haben. Die Milch sei auch in der Kriegszeit mit 24 ^ der Liter ab Stall und etwa 30 ^ frei ins Haus immer noch das billigste Nahrungsmittel Nach einer sehr angeregt verlaufenen Erörterung wurde einstimmig beschlossen, durch einen Antrag Strau ß°Notzingen die Generaldirektion der Württ. Staatseisenbahnen zu ersuchen, so rasch als möglich die zur Mtlchbeförderung bestimmten Zugoerbindungen den durch die Sommerszeit geschaffenen neuen Verhältnissen anzupaffen, da sonst die Zufuhr von Mich sich weiter vermindern müsse. Die Anschaffung von Kühletnrichtungen durch d!e Landwirte könne bei den niederen Milchpreisen und der Beschlagnahme des Kupfers zur Zell nicht in Betracht kommen. Nach einem Antrag Körner, worin besonders auch auf d!e einseitige Regelung der Milchpreis- fragen von den Interessen der Verbraucher aus aufmerksam gemacht ist, sollen aus allen vier Kreisen Württembergs Sachverständige einberufen werden, die unter Leitung der Zentralstelle für die Landwirtschaft ein Gutachten darüber abzugeben haben, welches unter Annahme eines Heupreises von 4 ^ für den Zentner und unter Berechnung der übrigen Futtermittel im Verhältnis zu diesem Heuprets der für die Kriegszett angemessene Milchpreis ist. Dieser von den Sachverständigen festzusetzende Milchpreis soll der Festsetzung eines einheitlichen für ganz Württemberg geltenden Erzeugsrhöchstpreises für das nächste Wirtschaftsjahr zu Grunde gelegt werden. Jedes einseitige Vorgehen der Oberamtsbezirke, jedSr kleinliche Versuch, Unterschieds auszustellen, jeder unnötige Druck auf die Milch- Produzenten ist zu unterlassen. Landwirte und Milch- gsnoffenschaften, die sich verpflichten, wertvolle und deshalb besonders teure Futtermittel zur Vermehrung ihrer Milch- erzeugung zu Kausen, sollen durch Prämien oder Zuschüsse unterstützt werden. Ein Unterschied zwischen den einzelnen Berwendungsmten der Milch soll nicht gemacht werden. Nach dem Erzeugermilchhöchstprei« richten sich die Preise
im feldgrauen kurzen Rock, gelben Ledergamaschen und uniformartiger Jacke.
Die Kinder sangen voll Eifer:
„DurH hunderttausend zuckt es schnell.
Und aller Augen blitzen hell.
Der Deutsche, bieder, fromm und stark.
Beschützt die heil'ge Landesmark.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein."
„Still gestanden!" kommandierte Gisela.
Die Kinder standen wie eine Mauer.
In jedem Auge ein frohes Leuchten, ein ernstes, bestimmtes Wollen.
„Das Gewehr über!"
„Achtung!"
„Präsentiert das Gewehr!"
„Gewehr ab!"
Lachend und jubelnd stob jetzt die kleine Schar auseinander.
Gisela wandte sich, die Hand an der Mütze, mit übermütigem Glückslächeln zu Helmbrecht.
„Melde mich gehorsamst zur Stelle, Herr Oberleutnant."
Der haschte beglückt nach Giselas Hand, die soeben den Degen in die Scheide stieß, um dann mit ihm zu Eoa Maria und Barenbusch zu treten, die von einer Anzahl Kinder umringt standen, während die übrige kleine Gesell-
von Butter, Rindschmalz, Käse und allen aus Milch hergestellten Erzeugnissen. Ein Reihe von Einzelwünschen soll noch dem Ministerium des Innern übergeben werden. — Es wurde schließlich die Notwendigkeit der Organisation aller Milch- und Milchprodukts-Erzeuger und der sofortige Zusammenschluß sämtlicher wirtschaftlichen Verbände in einen großen milchwirtfchaftlichen württembergischen Landesverband, damit die Staatsregierung sich an diesen wenden kann, in der Versammlung anerkannt. Mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Land unhMWch, König und Kaiser, auf unser Heer, unsere Flotte unDmser Vaterland, schloß der Vorsitzende, Landtagsabgeoroneter Stiesel, die einmütig verlaufene Versammlung.
Vorkommen falscher Reichsbanknote«. Nach einer Bekanntgabe des K. Bayerischen Staate Ministeriums für Derkehrsangelcgenheiten sind in letzter Zeit falsche Reichsbanknoten zu 50 Mark zum Vorschein gekommen. Don echten Noten unterscheiden sie sich durch folgende Merkmale: 1.) Sie fühlten sich glatter an, 2.) In dem Text auf der Vorderseite „zahlt die Reichsboukhauplstrllr in Berlin ohne Legilimationsprüfung dem Einlieserer dieser Banknote" sind die Wort« „zahlt" und „ohne" schwer leserlich, 3.) Die beiden Bildnisse der Germania besonders die Haare sind mangelhaft — wie ausgewischt — dargestellt.
r Stuttgart. Ein schönes Geld hat die Stadt Stuttgart dieser Tage eingenommen. Sie hat von Juwelier Männer für die Juwelen der Gräfin Landsberg geb. Holl- derger, die ihr mit der Lands berg'schen Erbschaft zugefallen und auf 410000 geschätzt waren, den schönen Betrag von 600000 ^ als Kavsspreis erhalten. Einen Teil des Landsberg'schen Schmuckes hat Männer bereits weiteroeräußert.
Rechtspflege.
Zum Tode verurteilt.
Angeklagt wegen Mords und schweren Raubs stand der 19 Jahre alte Fabrikarbeiter Leonhard Gsandner von Ditzingen vor dem Stuttgarter Schwurgericht, der in der Nacht oom 8./9. Januar ds. Is. in dem Wsld auf dem Wege von Feuerbach nach Weil im Dorf den 59 Jahre alten Fabrikarbeiter Anton Wetzler von Weil im Dorf hinter einem Baum auslauerte, ihn mit einem schweren Prügel niederschlug und ihm einen Stich in die linke Halsseite bis aus die Wirbelsäule beibrachte, wodurch der alsbaldige Tod des Wetzlers herbeigesührt wurde. Dem Ermordeten nahm Gsandner seinen Wochenlohn im Betrag von etwa 48 ab. Die Verhandlungen, denen auch Generalstaateanwalt Dr. v. Kiene beiwohnte, führte Land- gerichtsdirektor Jäger, die Anklage vertrat Oberstaatsanwalt Böller.
Gsandner bekannte sich der Tat schuldig. Der Angeklagte hatte keinen eigentlichen Beruf erlernt. Sehr häufig wechselte er seine Stellung, las viele Schundromane und war ein leidenschaftlicher Kinobesucher. In einem Geschäft, wo er als Laufbursche tätig war, wurde ihm gekündigt, weil er seine Arbeit durch Romanlesen vernachlässigte. Seit Mitte April o. I. war er in der Hauff'schen Fabrik in der Mäderkltnge (Feuerbach) beschäftigt und hatte dort einen Wochenlohn anfangs voi 35 der sich schließlich bis zu 49 ^ erhöhte. Nach Beendigung der Arbeitszeit machte er gewöhnlich den Weg nach Weil im Dorf mit Wetzler, der in der Fabrik neben ihm arbeitete. In der Folge bekam der Angeklagte mit Wetzler Händel, so daß er den Entschluß faßte, ihn, wie er angab, „einen Possen zu spielen." Unter dem Borgeben, er müsse nach Stuttgart zu der Beerdigung eines Freundes, blieb er am Tage vor der Mordtat oom Geschäft weg. nachdem er sich seinen Wochenlohn von 43 (es war ein Samstag) hatte ausbezahlen lassen, und besuchte in Stuttgart nicht weniger als drei Kino. In elnim Kino in der Friedrichstraße sah er sich Len Detektiofilm „Der Fund im Neubau", in dem Mord und Totschlag eine große Rolle spielte, an und kam. wie er in der Derhandlulkg sagte, dabei aus den Gedanken, es dem Wetzler auch so zu machen. Er trug sich mit dr:
schüft sich vergnügt den Verwundeten zuwandte, die sie streichelten, mit ihnen plauderten oder sie auf den Schoß nahmen.
„Was willst du denn einmal werden?" fragte Barenbusch einen fünfjährigen Knirps, der seinen Kindersäbel noch immer in der kleinen Faust hielt.
Die blauen Kinderaugen tauchten tief in die stahlharlen des gereisten Mannes.
„Ein deutscher Mann!" sagte der Junge stolz, „wie Vater war."
„Und du?" fragte Barenbusch einen anderen.
„Ein Soldat, und wenn ich groß bin, schieße ich alle Franzosen tot. die über die Grenze kommen, das mußt du auch tun."
„Das will ich auch, mein Kleiner."
Und sich zu der Mädchenschar wendend, die sich um Eoa Maria drängte, fragte er, zärtlich einem kleinen Blondkopf über die Locken streichelnd:
„Und was willst du werden. Mädelchen?"
„Eine deutsche Frau, wie Schwester Goa Maria, die so lieb zu den Kranken ist, und immer mit uns briet. Gelt, du hast sie auch lieb?"
„Sehr lieb, mein Kind," sagte Barenbusch laut, und sein Blick tauchte tief in den von Eva Maria, die befan- gen die Wimpern vor dem heißen Bitten in seinen Augen senkte.
Fortsetzung folgt.