A. Hbercrrnt Nagold.
Betr. Hagelversicherung «nö Hagelstatiftik.
Die Herren Ortsvorsteher werden ersucht, bei jeder fich bietenden Gelegenheit den Landwirten die Versicherung ihrer Felderzeugn sie gegen die überall im Lande drohende Hagel- gesahr dringend zs empfehlen. Dabei wird darauf hinge- wiesen, daß die norddeutsche Hagelversicherung! gejellschaft in Berlin auf Grund der von dem wiirttembergischen Staat mit ihr abgeschlossenen Uebercinkunst vom 9. Januar I960 verpflichtet ist, die Feldflüchte sämtlicher versicherungssuchenden Landwirte in Württemberg gegen Hagelschaden in Der- ficherung zu nehmen, und daß die württ. Landwirte, wenn sie der norddeutschen Hsgelvelstcherungsgesrllschost beitreten, infolge der Uebernahme der Verpflichtung zur Nachschuß- letstung aus die Staatskasse zur Bezahlung eine« Zuschlag« von 40"/, der Vorprämie an dm staatlichen Hageloerstche- lungssondr von der Gefahr der Anforderung einer Nach- schußpriimte unbedingt befreit, also gegen feste Prämie versichert sein werden. Dir für die einzelnen Markungen geltenden Prämiensätze erfahren die Bersicherungslustigen von den im Oberamkbezirke ausgestellten Agenten. Der Sitz der Generalagent^ für Württemberg und Hohenzollern ist in Stuttgart; im hiesigen Bezirk sind Agenten tätig in: Nagold. Altenstkig-Etadi, Ebhausen, Effringen, Giiltlingm, Hatterbach, Untertalheim, Walddorf. Wtldderg.
Nach einer Mitteilung der Gmeralagenlur Stuttgart kann jeder Versicherungsnehmer seine Halm-, Hülsen- und Oelsrüchie dem wirklichen E tragswert entsprechend mit bei- spiele weise 800 -H, 1000 1200 -6 usw. pro Hektar in
Deckung geben ohne an die Sätze in § 9 der Versicherung«- bedingungen gebunden zu sein, denn bei den gegenwärtigen Höchstpreisen sollten normale Halmfruchtbrstände mit mindestens 700—800 ^ pro Hektar »erfichert werden, da sonst im Schadenfalle d e Versicherten nicht auf ihre Rechnung kommen. Antragsgemäß wird die norddeutsche Hageloer- ficherungsgesellschast reduktionsfrrie Urberschreitungen der Sätze ln § 9 der Bersicherungsbedlngungen bi« zu 50"/, genchmigen.
Bei diesem Anlaß bringt das Obrramt in Erinnerung, daß der Ortsoorsteher nach jedem Hagelfall ohne Verzug an die K. Meteorologische Zentralstation Stuttgart Anzeige Bericht nach Formular I (A. Bl. 1901 S. 179/180) und spätestens «ach 4 Woche« einen Bericht nach Formular ll (S. 18l/182 a. a. O) an das K. Statistische Landesamt in Stuttgart zu erstatten hat. Ein genügender Vorrat an Formularen ist stets bereit zu halten.
Den 4. Mai 1916. Kommerell.
Da sich wieder eine Nachfrage nach Zuckerfuttermitteln geltend macht, werden die Ortsvorsteher angewiesen, Bestellungen aus Rohmelaffe und Rohzucker bis spätestens LL. Mai entgegenzunehmen und die Bestellungen alsdann zusammengestellt an die Firma^Berg u. Schmid hier weiterzugeben.
Nagold, den 5. Mai 1916. Kommerell.
Die amtlichen Tagesberichte.
WTB. Großes Hauptquartier, 6. Mai. Amtlich. (Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Südöstlich und südlich von Armeutieres waren Unternehmungen unserer Patrouille« erfolgreich. Es wurden Gefangene gemacht und L Maschinengewehre, sowie 2 Miuenwerfer erbeutet. Bei Givenchy en-Goheüe wurde ein englischer Angriff gegen einige von uns besetzte Sprengtrichter glatt abgeschlagen.
Nordöstlich von Bienne le Chatea« (Argonnen) scheiterte eine größere französische Patronillen- «nteruehmnng «ach Rahkampf.
Die Mogesenwacht.
Gin Aviegsrornan aus -er Gegenwart
von Anny Wothe. Nachdruck verboten
Amerikanisches vopxrixdt 1914 Anny Wothe, Leipzig.
(Fortsetzung.)
„Ist auch das letzte Stück aus vergangenen Nagen, sonst ist nichts mehr von dem alten Kerl von einst übrig- geblieben. Können mir das Dings da mit ins Grab legen, Kameraden — ins Grab."
Er schob das Glas wieder ins Auge und nickte Bökenbusch und Helmbrecht zu.
„Schieben Sie mich ölten Krüppel man wieder ins Haus. Schwester," bat er die Pflegerin, leise zusammen- schauernd. „Es wird kalt."
Gehorsam iai die Schwester nach des Kranken Wunsch.
Barenbusch und Helmbrecht sahen ihm still nach.
„Der arme Kerl." meinte der Hauptmann, „wirklich ganz hoffnungslos?"
Günther Helmbrecht nickte.
„Siehst du, Raimar,- sagte er. „dem Zadeck hebt der Krieg auch das Gold aus der Seele, alle Schlacken sind von dem Edelmetall seines Inneren abgesallen. Das heißt auch siegen! Ein großes deutsches Volk voll sittlicher Kraft, von ungeahnter Riesenstärke wird auch nach dem Kriege dastehen, bereit und imstande, der ganzen Welt zu trotzen.
Aus dem linke» Maasnfer spannen sich Artillerie- und Jufauteriekämpfe in der Gegend südöstlich von Haneonrt fort. Sie brachten uns wiederum einige Erfolge, ohne völlig zum Abschluß zu kommen.
Südlich von Warnet»« hatte Vizefelbwebel Frankl am 4. Mai einen englischen Doppeldecker abgeschossen und damit sein 4. feindliches Fln-zeng außer Gefecht gefetzt. S. M. der Kaiser hatte seiner Anerkennung für die Leistungen de« tüchtigen Fliegers durch die Beförderung zum Offizier Ausdruck verliehen.
Südöstlich von Diedenhofe» mußte ein französisches Flugzeug «otlandeu. Seine Insassen sind ge- fangen genommen.
Eine größere Zahl französischer Fesselballons riß fich gestern abend infolge plötzliche« Sturme- loS und trieb über unsere Linie«. Mehr als LS find bisher geborgen.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist im allgemrir en unverändert.
BalkankriegSfcharrplUtz:
Eines unserer Luftschiffe ist sos einer Fahrt «ach Saloniki nicht znrückgekehrt. Es ist nach englischer Melbnng abgeschossen und verbrannt.
Oberste Heeresleitung.
Saloniki, 6. Mai. 'WTB. (Reuler.) Das Zeppelin- lufischiff erschien ungefähr 2 Uhr morgens. Ein Kriegsschiff im Hafen schoß drei große Feuerpseile ab. Einige Sekunden später bestrahle rin Scheinwerfer den Angreifer, der gerade über der Mitte der Stadt war. Eine Flut von Granaten folgte. Französische Brandgranaten erhellten dis ganze Stadl. Der Zeppelin setzte seinen Kur» gegen die See fort und bot den Kriegsschiffen ein gutes Ziel. Er stieg aus nieder, fuhr im Zickzack und verschwand schließ- lich7 Er hatte sich offenbar selbst in Dampfwotken gehüllt. Dann wurde plötzlich zweimal ein scharfer Knall vernommen, dem eine Helle Flamme folgte. Da« Luftschiff war in die Mündung des Wardar gesellen. Ein französischer Flieger, der in der Finsternis ausstieg, behauptet, das Luftschiff mit zwri Bomben getroffen zu haben.
London, 7. Mai. WTB. (Amtlich.) Vizeadmiral de Robeck meldet: Die Uederlebenden der Besatzung des bei Saloniki abgeschossenen Zeppel ne, 4 Offiziere und 8 Mann, wurden zu Gefangenen gemacht.
WTB. Großes Hauptquartier, 7. Mai. Amtlich. (Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Westlich der Maas wurde die Gesechlshandlnug auch gestern nicht zu Evbr geführt. Besonders war die Artillerie aus beiden Seiten sehr tätig. Oestlich des Flusses ist in der Frühe ein französischer Angriff in der Gegend des Gehöftes Thianmont gescheitert.
An mehreren Stellen der übrigen Front wurden feindliche Erknndnugsabteiluugeu abgewiefe«, eine deutsche Patrouille brachte südlich von Lihons einige Gefangene ein.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Russische Torpedoboote beschossen heute früh wirkungslos die Nordostküste von Kurland zwischen Rojen und Markgrafen.
Balkaukriegsschauplatz.
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Großes müssen wir vollbringen, aber riesengroß werden auch die Früchte sein."
„Du hast recht, Günther, jeder werdende Tag zeigt cs und an sich selber sieht man ja täglich neu« Wunder ersahen. Auch dein Antlitz strahlt, trotz de» Mitleides mit dem armen Zadeck. Auch du hast heute einen Sieg errungen ?
„Ja, Freund, das habe ich, Gisela ist meine Braut!"
Raimar von Barenbusch faßte des Freundes beide Hände.
„Da segne Euch Gott! Wie mich das freut! Welch ein Schatz wird dein."
„Du stehst daran. Raimar, daß auch du noch immer hoffen kannst.-
Barenbusch« Antlitz wurde finster.
„Laß! Da« ist vorbei! Esa Maria denkt gar nicht mehr an mich. Und wenn ich morgen wieder hinausziehe in den Kampf, dann wird sie mich bald vergessen haben."
„Du bist bitter, Freund. Auch Gisela hatte ja ähnliche Ansichten wie Eva Maria. Die beiden Mädchen sind eben entschlossen, ihr Leben und das Vermögen, das sie von ihrem Bater geerbt, in den Dienst des Vaterlandes zu stellen, um das zu sühnen, was ihr Vater verbrach. Das Deutschtum wollen sie pflegen und niemand ist mehr dabei als ich, aber ich habe meiner süßen, kleinen Braut verständlich gemacht, daß wir das auch zusammen können. Und das,^ Raimar, solltest du auch tun."
„Laß das, bitte. Eva Moria hat mich feit Wochen gepflegt, mit Aufopferung grpflegt, aber nicht anders als
Der österreichische Tagesbericht.
Wien, 6. Mat. WTB. Amtliche Mitteilung vom 6. Mai, mittags:
Russischer Kriegsschauplatz.
Truppen der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand vertrieben südwestlich von Olyka die Russen au, einem unmittelbar vor der Front liegenden Wäldchen. Sonst keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Die Kampstätigkeit war im allgemeinen gering. Ein feindlicher Gegenangriff auf die von un« genommenen Siel- lungen am Rombon wurde abgrwiesen.
Auf der Hochfläche von Lasraun wurden die Italiener aus ihren vorgeschobenen Gräben nördlich unseres Werkes Luseme vertrieben.
Deutschland und Amerika.
Seitdem der deutsche Kaiser in seinem P.'otesttelegramm an Wilson wegen der Benutzung von Dum-Dum-Geschoffen durch englische Truppen den Präsidenten Wilson als den „tzeroorra-endssen Vertreters,r Grundsätze der Meusch- kichkeit" bezeichnet», hat Wilson, wie die lange und bunte Reihe seiner „Noten" an Deutschland beweist, dies schmük- kende Beiwort bereitwilligst angenommen, ohne aber seiner „einzigen Leidenschaft" (wörtlich so Wilson» Biograph Hall!) für England im geringsten zu entsagen. Au« den Dokumenten, die er uns unermüdlich über den Ozean sandte, konnte man stets nur rin langsames und stetiges Anwachsen der Anforderungen Wilsons an Deutschland seststellen und zwar haben sich die Ansprüche de« Präsidenten in demselben Maße gesteigert, in dem da« Entgegenkommen Deutschlands zunahm. Als Deutschland in seiner Note vom 4. Februar 1915 die Gewässer «« Großöritaunie« «ud Irkaud in Beantwortung der englischen Blockadeerklärung als Hriegs- aeßiel erklärt hatte, wandte sich Wilson in seiner ersten Note vom 13 Februar desselben Jahres in „aufrichtiger Hochjchätzunq und mit den freundschaftlichsten Gefühlen" mit dem Hinweise an Deuischland, daß Amerika in der Vernichtung amerikanischer Schiffe oder Leben eine „unentschuldbare Verletzung neutraler Rechte" erblicken müsse. „Zur Information" teilte Wilson der deutschen Regierung mit, daß er gleichzeitig wegen des Flaggrnrmßbrauches bei der englischen Regierung vorstellig geworden sei. Der Präsident zeigte hier das Bemühen, ausschließlich amerikanische Interessen, die er für berechtigte hält, zu vertreten und Licht und Schatten seiner Neutralität gleichmäßig zu verteilen.
Am 7. Mat 1915 war der als britischer Hilfskreuzer eingetragene, mit Munition beladene Dampfer „Lnsttania" von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden. Herr Wilson erhob in je ner Note vom 18. Mai die Forderung, dir deutsche Regierung möge diese Handlung in aller Form mißbilligen, Gcnugtuuug geben und für den Schaden in vollem Umfange aufkommc.:. Darüber hinaus versuchte Wilson im Vertrauen auf das bisher bewiesene Entgegenkommen Deutschlands einen Angriff in die AStzrnng des Ilnterseeöeetkri-ges, indem er Garantik n dafür verlangte, daß die Grundsätze der Kriegführung, für die dir deutsche Regierung in der Vergangenheit so klug und so fest ringe- treten sei, ausrechterhalten würden. Es folgte ein reger Notenwechsel zwischen Berlin und Washington, drr wiederum getragen war von derp aufrichtigen Wunsche Deutsch, lands, mtt den Bereinigten Staaten zu einer restlosen Der- ständigung zu gelangen. Herr Wilson steigerte seine Ansprüche, je mehr das deutsche Entgegenkommen sich bemerkbar machte. Er griff aus di« Versenkung der Dampfer „Falabs" und den Angriff auf den Dampfer „Cushing" zurück und er- klärte schließlich, daß alle von der deutschen Regier-ng behaupteten Tatsachen für die „Frage der Gesetzmäßigkeit unerhebiich" seien. Wilson hatte sich hier bereit« aus dem ihm unbequemen Gestrüpp der Tatsachen und Umstände zu einem Vri*tiv hindurchgearbritet, mit dem er den deutschen KauGöoolKrie, rahmkegeu will. Diese Absicht trat bereits deutlich hervor. Ein bemer kenswerte» Eingeständnis machte
jeden unserer Kameraden. Wie Stein ist sie geworden, nie sah ich sie wieder lächeln. Rur wenn die Kinder, diese armen, kleinen, elternlosen Kinder, die sie hier ausgenommen, sich um sie scharen, sehe ich einen weichen Zug tn ihrem so hart gewordenen Gesicht."
„Ja, es ist seltsam mtt diesen kleinen Gesellen. Mir wurde rs himmelangst, als ich hörte, daß die Kinder hier in unser stilles Lazarett kommen sollten. Ich hielt es ge- radezu für ein Verbrechen an den Kranken. Aber schon am ersten Tage merkte ich, daß ihr Spiel und Lärmen keinen der Leidenden störte. Selbst die Augen der Schwer- verwundeten wurden hell, wenn da« Kinderlachen in den alten Ritiersaal Hineinklang, wo jetzt die vielen Betten stehen."
„Uns ollen ist es," ergänzte Barenbusch, „als tut fich der Himmel auf, wrnn uns die Braun- und Blauäuglein anlachrn, aber Eoa Maria bleibt auch den Kindern gegenüber ernst und still. Sie hat das Lachen »erlernt, und ich — ich kann er sie leider nicht lehren. Aber still, da kommt sie."
Eoa Mari« trat im weißen, laugschleppenden Ge- wände, mit dem roten Kreuze aus der Brust und in der Schwesternhaube, langsam aus der Kirchentür in den Schloßhos.
Hier und da grüßte sie einen Verwunderen oder sprach ein freundliches Wort mtt dem einen oder anderen. Es war fast, als scheute sie sich, der Linde zu nahen, unter der Günther und Raimar wartend standen.
Focksetzung folgt.