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junge Leute verschiedenen bedauerlichen Unfug, so z. B. knickten sie junge Bäumchen imGries" um, rupften Kraut- und Kohlraben-Aecker und kegelten mit den Kohlraben auf der Straße; an Gartenzäunen rissen sie Latten weg, in der Tübingervorstadt warfen sie einem Bäcker die Fensterscheiben ein, Kartoffel­säcke, die auf einem Wagen lagen, schnitten sie auf, so daß die Kartoffeln auf die Straße rollten und anderes mehr. Die Thäter sind bereits verhaftet.

Balingen, 5. Okt. Zufuhr zum heutigen Ob st markt sehr stark; Käufer waren aus weitem Umkreis, dem oberen Bezirk, der Tübinger Gegend, dem Hechinger Bezirk rc. in solcher Menge erschienen, daß die Preise rasch anzogen. Pommerner Birnen per Sack 1314 Knausbirnen 1113

Mostäpfel 1013 per Sack. Der Bedarf ist

noch lange nicht gedeckt. Händler mit fremdem Obst fänden hier raschen Absatz.

Obertürkheim, 6. Okt. Auf dem hiesigen Bahnhof war in voriger Woche stets hessisches und einmal inländisches Mo st ob st zu haben. Elfteres fand zu 4.80, 5 u. 5.20, letzteres zu 5.40 pr. Ztr. raschen Absatz. Neue Zufuhren werden aus der Schweiz erwartet.

Eßlingen, 4. Okt. Die bürgerlichen Kolle­gien haben, als die Hornissen und Wespen in Masse auftraten, für das Einbringen eines Hornissen-Nestes L 50 A Wespen-Nestes ä. 30 ^ ausgesetzt. Unsere ländliche Bevölkerung rückte den Schleckmäulchen tüch­tig zu Leibe. Eingeliefert wurden mit voller Brut natürlich 74 Hornissen und 984 Wespen- Nester, wofür zusammen 332 20 aus der

Stadtkasse bezahlt wurden. Mancher der eifrigsten Jäger trug über 20 davon. Rundschau.

Aalen, 4. Okt. Heute früh verunglückte in der Zellstofffabrik Unterkochen der 48jährige Arbeiter Gg. Stegmaier von Zimmern, OA. Gmünd, auf jammervolle Welse. Er wurde von der Transmission erfaßt und gegen die Decke geschleudert. Ein Schädel­bruch führte nach kurzer Zeit seinen Tod herbei.

Tuttlingen, 3. Okt. Die sozialdemokratische Partei stellte als Kandidaten für die bevorstehende Landtagswahl den Apotheker Auster aus Stuttgart auf. Damit ist die Zahl der Kandidaten auf 4 ge­stiegen. Albbote.

Neuweiler (Baden), 4. Okt. Kaufmann Leppert in Neuweiler, Bez.-A. Bühl, hat in seinem Keller eine Petroleum-Ader entdeckt. Nachdem vor­her eine Prüfung stattgefunden, bot ihm ein Konsor­tium den Preis von 80000 Herr Leppert wollte sich aber nicht entschließen zuzusagen, da er sich noch größeren Vorteil von der Entdeckung verspricht.

München, 6. Okt. Der Prinz-Regent ist einer schweren Gefahr glücklich ent­ronnen. Bei der Vorführung der Preis­stiere beim gestrigen Oktoberfest riß sich ein Blendstier los und überannte mehrere Personen. Der Prinz-Regent rettete sich vurch einen raschen Seitensprung. Mehrere Menschen wurden verletzt.

München, 3. Okt. Adele Spitzeder ist mit Hinterlassung von 8000 Schulden nach der Schweiz geflüchtet. Zwei hiesige Gläubiger reisten derselben nach und nahmen ihr in St. Gallen über

3000 «^! Effekten ab, welche bei den Schweizer Be­hörden deponiert wurden.

Darmstadt, 6. Oktober. Reichskanzler v. Caprivi wird morgen zum Besuch des Großherzogs hier eintreffen. Aus diesem Anlaß findet im groß­herzoglichen Palais ein Diner statt, an welchem 32 Personen Teil nehmen.

Mürzzuschlag, 5. Okt. Die Abreise deS Kaisers Wilhelm, des Kaisers Franz Josef und des Königs von Sachsen nach Rad- mer erfolgte nach dem Diner ckiuatoirs programm­mäßig um 1 Uhr unter brausenden Hochrufen des zahlreich versammelten Publikums. Der Ort prangte m festlichem Schmucke. Bei der Fahrt von Mürz­steg nach Neuberg brach infolge des Scheuwerdens eines der Pferde die Stange des Wagens, in welchem sich die Majestäten befanden, ohne daß ein weiterer Unfall stattgefunden hätte. Die Majestäten bestiegen einen Reservewagen und setzten die Fahrt nach Neu­berg fort. Nach amtlicher Feststellung lag keinerlei Verkehrshindernis vor.

Stockheim. Die anhaltend prächtigen Septem­bertage, in deren Fußstapfen auch der Oktober allem Anschein nach zu treten gewillt ist, haben den Reife­grad der Trauben der Art befördert, daß mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, der fern- dige sei an Qualität jetzt schon erreicht. Da außer­dem der heurige Herbst gegenüber seinen Vorgängern quantitativ ziemlich vorschlägt, schauen die Winzer vergnügt darein und wenn nicht alle Hoffnungen trügen, gehört der heurige Jahrgang dann zu einem der besten in den letzten Jahrzehnten: Heu, Frucht, Kartoffeln in Menge, nur der Obstsegen ließ zu wün­schen übrig.

Von einem weiblichen Wildiebe wird derMagd. Ztg." aus Trier berichtet? Die Wald­ungen des gräflich Kesselstädt'schen Majorats in der Nähe von Hermerskeil wurden schon seit längerer Zeit durch einen Wildschützen heimgesucht, ohne daß es den Förstern gelungen wäre, denselben auf frischer That zu ertappen. Der Wilderer trieb sein Handwerk mit der Schlinge und dem Stutzen; doch schien seine Treffsicherheit nicht so groß zu sein, als seine Ge­wandtheit im Schlingenlegen. Am Sonntag früh fand nun ein Jagdaufseher des Grafen ein junges Reh in einer Schlinge erwürgt' vor. Er legte sich auf die Lauer; nach mehrstündigem Warten gelang es ihm, zwei Personen festzunehmeu, die sich das das Wild aneignen wollten. Das Merkwürdigste an der Sache ist nun, daß der Wilddieb eine Wrlddiebin war, die Witwe eines Waldarbeiters aus Conz. In ihrer Begleitung befand sich ihr zwölfähriges Töchter-, chen. Beide trugen Körbe auf dem Rücken, wie sie die Frauen der Gegend zum Holzsammeln verwenden. Offenbar sollten dieselben zum Heimtransport des Wildes dienen. Eine Haussuchung, die in der Woh­nung des Weibes vorgenommen wurde, förderte eine Jagdgewehr mit allem Schießbedarf zu tage.

lieber einen raffinierten Schmug­gel schreibt man dem M. N. N. aus Luxemburg: Dieser Tage hatten die französischen Zollbeamten an der luxemburgisch-französischen Grenze einen guten Tag. Ein mit Hausteinen beladener Eisenbahnwaggon wurde von einem Beamten einer näheren Untersuch­ung gewürdigt und dabei die Entdeckung gemacht, daß die Steinblöcke mit Spiritus gefüllte Blechkap­

seln bargen! Dieser ingeniöse Schmuggel schemt schon lange betrieben worden zu sein. Der Absender rst ein Luxemburger; sb er selbst oder in fremdem Namen handelte, iverden die Gerichtsverhandlungen: ergeben.

. Ueber das Treiben einer Engel­macherin Schwarz in Warschau finden sich m den Blättern fast unglaubliche Einzelnheiten. Bis jetzt wurden fünf ihrer Helferinnen in Haft genommen und nach den bisherigen Ermittelungen schützt man die Zahl der von der Hebamme getöteten Kinder auf 150. Zugleich aber erkannte man in der Frau eine bereits mehrfach bestrafte Verbrecherin, welche in Wilna wegen Diebstahls eine einjährige Gefängnis­strafe abzubüßen hatte, darauf vor 0 Jahren als Mitglied einer Diebsgesellschaft in Moskau ergriffen und mit ihren Complicen zu langjähriger Zwangs­arbeit in Sibirien verurteilt worden war. Von dort gelang es ihr zu flüchten, und nachdem sie sich einen gefälschten Paß verschafft hatte, ließ sie sich in War­schau nieder.

Ueber den in Nancy verhafteten Spion Bon net schreckt derPetit Parisien": Die Ankunft dieses Elenden in Nancy war von Belfort telegraphisch durch einen Polizeünspektor, der infilierte, signalisiert worden. Er war dem General de Miribel während dessen ganzen Inspektionsreisen im Osten gefolgt. Auf der ganzen Strecke hatte er zahlreiche Korrespondenzen abgeschickt, deren Bestimm­ungsort man noch nicht kennt. Während Bonnet noch französischer Offizier mar, führte er eine Existenz, die mit seinen Mittel nicht im Verhältnis stand. Ferner war er dem Trunk ergeben und wurde des­halb mit einer Pension von 800 Frcs. aus der Armee entlassen. Da faßte Bonnet, ein ehemaliger fran­zösischer Offizier, die verabscheuungswürdige Idee, Renseignements über unser Vertheidigungssystem zu sammeln und sie dem Feinde auszu liefern. Er em­pfing von der deutschen Regierung monatlich 300 Frcs. und außerdem täglich 15 Frcs. für seine Reisekosten. Bonnet hat übrigens nach den uns aus autorisierter Quelle zugehenden Informationen nicht allein operiert. Die Rundreise des Generals de Miribel, Chef des großen Generalstabs der französischen Armee, soll von mehreren deutschen Militäragenten überwacht worden sein."

London, 6. Okt. Der Massen-Ausstand der Hochofen-Arbeiter in Schottland hat am Samstag begonnen; von 78 Hochöfen sind nur noch sechs im Betriebe. Die Zahl der Ausständigen wird auf nahezu 6000 geschätzt. Die Eisenproduktion Schottlands dürfte, wenn der Streik andauert, um etwa 5000 Tonnen wöchentlich geschmälert werden.

Uerinischtcs.

Der Firma Junker L Ruh in Karls­ruhe, Fabrikanten der rühmlich bekannten Junker- L Ruh-Oefen, (Permanentbrenner mit Mica- Fenstern), ist auf der Landwirtschaftlichen Jubiläums- Ausstellung in Köln ein Ehrendiplom für vorzügliche- Leistungen zuerkannt worden.

Heiße W a s s e r A u t o m a t e n. Aus Paris wird geschrieben: Die Reihe der Waage-,. Chokolade- und Parfümerie-Automaten, mittelst deren sich der Spaziergänger an verschiedenen Punkten der.

Fässern, Bruchstücke der Deckausrüstung und dergleichen; ein schreckliches Zeugnis von der Heftigkeit und Wut des vom Sturmwind gepeitschten Weltmeeres, aber zugleich auch ein Symbol seines Triumphes über die, welche verwegen seine Fluten durchschneiden.

Plötzlich ergriff mich Jmogene am Handgelenk und ries mir aufgeregt zu- O, sieh doch! es ist ein Mann darauf er scheint sich an's Steuerrad zu klammern, um sich aufrecht zu halten sieh jetzt hin, Geoffroy, wo die Schwellung uns das Deck wieder zuneigt!"

Ich sah ihn augenblicklich. Das Steuerrad befand sich auf einer Erhöhung des Hinterdecks, wo die Kajütenfenster waren, und aufrecht an demselben stand auf der Steuerbordseite ein Mann, dessen Hände die Speichen des Rades umfaßten. Es däuchte mir, als wenn er sich mit dem Steuer abquälte, denn er schwankte hin und her wie man es bei einem Steuermann zu sehen pflegt, der alle Kräfte anstrengt, um das Schiff im richtigen Kurs zu erhalten.

Ist er wahnsinnig?" schrie ich.Wahrhaftig, es muß so sein! Hunger, Durst und die Qualen der Verzweiflung haben seinen Geist verwirrt. Aber er könnte dennoch wenigstens einmal zu uns herüberschauen! Und wäre er wirklich toll, so sollte unsere Nähe trotzdem seine Aufmerksamkeit erwecken."

O, laß uns zu Gott beten, daß er seines Verstandes nicht beraubt sein möge," flüsterte Jmogene;er ist sicherlich ein Matrose und ein Landsmann von uns. Und wenn er wahnsinnig sein und hierher gebracht werden sollte, wie würden diese Leute mit ihm verfahren ?"

Ja, und ich stimme Dir bei, laß uns zu Gott beten, daß sein Geist nicht gelitten haben möge!" rief ich;denn man verschaffe mir die Unterstützung eines starken, wackeren, englischen Matrosen, und ich glaube ja. ich glaube, ich könnte es mit diesen Burschen hier aufnehmen, und, ohne daß sie mir Widerstand zu leisten vermöchten, ihr Schiff irgend einem östlichen Hafen zusteuern;" denn bei ihrem AuSruf:er ist sicherlich ein Mattose und ein LandSmann von uns," war in mir

die romantische Idee aufgeblitzt, das Schiffevolk in den Kielraum einzuschließen und Vanderdecken nebst seinen Steuerleuten in ihren Kojen gefangen zu setzen; wahrlich ein Plan, der von allen denjenigen, die ich bisher geschmiedet, unzweifelhaft der am wenigsten unpraktische war!

St, stille!" hauchte sie leise, und kaum war die geflüsterte Warnung ihren Lippen entflohen, als auch Vandervecken schon vor uns stand. Doch er äußerte keinen Laut. Minutenlang blickte er, in tiefe Gedanken versunken, wortlos auf das- Wrack. Und die Seeleute auf dem Vorderdeck folgten seinem Beispiel und starrten unverwandt, teils mit an die Stirn gelegter Hand, teils mit gefalteten Armen, in gleicher Richtung.

Mit Ausnahme der Gestalt des am Steuer hin und her taumelnden Mannes war an Bord des Wracks kein Lebenszeichen zu spüren. Eine tiefe Bestürzung be­mächtigte sich meiner, als uns der unheimliche Steuermann noch immer keines Blickes würdigte. Ja, ich bin nicht gewiß, ob der ganze gespenstige Graus des Totenschiffes einen gleich überwältigenden Schrecken in mir hervorgerufen als der Anblick dieser einsamen Kreatur, die jetzt ein wenig nach rechts, dann ein wenig, nach links schwankte, schließlich fest und starr geradeaus lugte.

Nach einer Wecke sagte Vanderdecken zu mir:Mynheer, das Wrack trägt- einen englischen Namen; es muß daher Ihrem Lande angehören. Darf ich Sie bitten, sich meines Sprachrohres zu bedienen und jene Person am Steuer dort an-- zurufen?"

Ich habe das Sprachrohr nicht nötig, Herr," antwortete ich und sprang da­bei auf das Geländer, von einer dunklen Ahnung erfüllt, daß auch die gewaltige Stimme de« Donnergottes nicht im Stande sein würde, das stumme, geradeaus ge­richtete Antlitz des einsamen Seemannes nach uns umzuwenden.

Wrack ahoi!" schrie ich laut durch die hohle Hand und der Wind trug das Echo meines Rufes hell und deutlich wie einen Glockenton zu dem Wrack hinüber»

(Fortsetzung folgt.)

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