Heftige AttweriellWse ft» Weste».
WTB. Großes Hauptquartier, 7. Febr. Amtlich. (Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heftige Artilleriekämpfe zwischen dem Kanal von La Baffse und Arras, sowie südlich der Gomme. Die Stadt LenS wurde in den letzten Tagen vom Feinde Mieder lebhaft beschossen. In den Argonuen sprengte« und besetzten die Franzose» auf der Höhe 28 » (La Fille Morte), nordöstlich von La Chalade, eine» Trichter, wurden aber durch einen Gegenstoß sofort Mieder darans vertriebe«.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Line in der Nacht zum 6. Februar von uns genommene russische Feldwachstellnng auf dem östliche» Scharanser an der Bahn Baranowitschi Ljacho» Mitschi wurde erfolglos angegriffen. Der Gegner mutzte sich unter erhebliche« Berlnste« znrückzieheu. Südwestlich von Wipsy fiel ei« rnsfisches Flngzeng, desien Führer sich verflogen hatte, unversehrt in «nsere Hand.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Englands Seeräuberkrieg.
Durch eine Verfügung der französischen Negierung wird bestimmt, daß sämtl:che französische Handelsschiffe zu de- waffnen und gehalten sind, jedes demsche U-Boot anzu» greisen, ohne erst einen Angriff von deutscher Seite abzu- warten. Um den Krieg gegen die deutschen U-boote möglichst wirkungsvoll zu gestalten, ist von der französischen Admiralität verfügt worden, daß sämtliche Handelsdampfer 7,5zöllige Geschütze führen müssen. Das bedeutet die Mobilisierung der friedlichen Schiffahrt gegen Deutschland, den Franktireurkrieg auf der See. Me die Heckenschützm zu Lande das bürgerliche Gewand als Schild für ihre meuchelmörderische Tätigkeit tragen, so soll die Flagge des Kauf- manns das Piiatentum decken, das auf Befehl der großen Nation in unserem hoch gelobten Zeitalter der Kultur auf dem Meere fest e Auserssthung feiert. Auf Befehl Frankreichs nur allein? Aus Genua wird uns gemeldet, daß soeben 18 große italienische Handelsdampser mit Kanonen ausgerüstet worden sind — angeblich nur zur Verteidigung. Bon England aber wifsrn wir es, daß Tausende seiner Handelsdampser an Bug und Heck die Kanonen tragen, die für die deutschen Tauchboote bestimmt sind. Nur zur Verteidigung sagt man! Da der Glaube der neutralen Welt an Old-Englands Ehrlichkeit noch immer stark ist, stand Deutschland mit seiner Auffassung, dcß es sich hier um einen planmäßig geführten heimtückischen Seeräuber- Krieg unter der friedlichen Flagge des Kaufmanns gegen die deutscycn Tauchboote handelte, allein aus weiter Flur, obschon es auch den Neutralen bekannt sein mußte, daß England nicht nur für die eigenen, sondern auch für neutrale — z. B. griechische — Handelsdampfer Belohnungen auf das Rammen deutscher U-Boote ausgrsetzt hat, die, wie König Konstantin von Griechenland sich ausdrückte, ein großes Vermögen für einen armen Mann bedeuten.
Vorfälle, die neuerdings bekannt geworden sind, lasse« keinen Zweifel mehr darüber, daß England in Ueberetn- pimmung mit seinen Verbündeten ganz allgemein strikten Beseht an die Handestschiffahrt gegeben hat, jedes deutsche Unterseeboot, ohne ein feindliches Vorgehen abzuwarten, anzugreifen und nach Möglichkeit zu oe>Nichten. Der Kommandant des englischen Dampfers „Woodfield", der, von Gibraltar komm nd, in Plymouth eingelaufen ist, berichtet
Die ^ogefenrvacht.
Mn Kviegsvornan aus der Gegenwart
von Anny Wothe. Nachdruck verbot».
Amerikanisches Oap^riM 1914 A»»y Wothe, Leipzig.
(Fortsetzung.)
Der Marquis war dicht zu Eva Maria hrrangetreten. Sein heiser Atem streifte fast ihr Gesicht, seine Augen bohrten sich glühend in die ihren.
.Und wenn ich nun wirklich Ihren Wunsch erfülle, Gräfin, wenn ich noch heule, spätestens morgen, Schloß Marbeck verlasse, würden Sie dann mich in lieber Erinnerung behalten, di» ich wiederkomme, um Ihnen mehr sagen zu können 7 Würden Sie s rundlich eines Mannes geben- Ken, der keinen andern Wunsch kennt, als die reiche» Schätze Ihres Innern zu heben, Ihnen zu dienen bis zum letzten Atemzuge seines Leb.ns?"
Wie ein versengender Strom ging es osn dem Manne aus, so daß Eva Maria betroffen immer weiter vo» ihm zurückwich.
.Welche seltsame Sprache für einen Priester?" kam es beklommen ans ihrem Munde. .Sie klingt «tr fremd ungewöhnlich, fast wie Hohn."
Wieder war er ganz dicht za ihr hrrangetreten. Seine Blicke stimmten in verzehrendem Feuer über sie hin.
.Lasten wir den Priester. Eva Mario," flüsterte er ihr heiß und erregt zu. .Vielleicht bin ich gar keiner. Den-
über einen heftige« Kampf mit einem deutschen Tauchboot, der nur dadurch zugunsten des letzteren entschieden worden sei, daß die arabischen Heizer streikten. Die amtliche französische Telegraphenagentur .Agence Havas" meldet unter dem 28. Jan., daß der bewaffnete französische Postdampfer .Plata" ein deutsches Unterseeboot angegriffen und versenkt habe. Die Anweisung der englischen Admiralität wird also von der Handelsflotte des Dterverbandes ganz allgemein befolgt. Bon zuständiger Stelle wird weiter milgekeilt, daß ein englischer Hilfskreuzer unter holländischer Flagge (!) den Kamps gegen ein deutsches Unterseeboot hinterrücks aufnahm. Wir haben hier auss neue den Beweis, daß Englands Heimtücke sich auch unter fremder Flagge verbirgt, wie es seit Anfang des Kiieges der Fall ist. Wir müssen es den Neutralen überlasten, das Wahrzeichen des eigenen Landes zu schützen. Wir wissen es jetzt aber, daß an Bord jedes Handelsschiffes ein Feind lauert, der keine Flagge respektiert, und müssen uns mit allen Mitteln schützen — mit allen!
Nach des Kaisers Willen sollte die friedliche Schisfahrt auch in den Stürme» des Krieges unbehindert aus dem Ozean ihre Wege ziehen. England hat es nicht gewollt! So ergibt sich denn für Demschland die Pflicht, jedes Handelsschiff, unter welcher Flagge es auch fährt, das bewaffnet ist, als Feind zu behandeln und niederzukämpfcn, wo immer unsere Marine auf dem Weltmeere düse Hrcken- schützen der See antrifft. An die Pflicht! Zum Gericht! Das muß die Losung sein! Deutschland kann die Beman- nung dieser Schiffe, die hinter mit Kanonen gespickten Bord- wänden auf unsere Tauchboote la»ert, nicht mehr als ehr- lichen Feind betrachten und sie als Kriegsgefangene behandeln. Deutschland wird diese Franktireurs des Meeres als das behandeln müssen, was sie sind: als Seeräuber und Meuchelmörder! .Schlag zu, schlag, wo du kannst und io sehr du kannst!" sagte der englische Seelord. Wohlan, hier gilt's! Deutschland wird das Menschenrecht zum Schutze seiner blauen Jungen in die eigene Hand nehmen müflen! Zögern und Zagen sind England gegenüber Verbrechen!
Und die Neutralen? Sie mögen sich bei England, das ihre Flaggen führt, dafür bedanken, wenn die Flagge des Kaufmanns zum Kriegszeichen geworden ist. Höher als die Rücksichtnahme auf Dritte fleht das eiserne Gebot der Selbstbehauptung. Und Wilson? Wird er nicht wieder den Finger aus die Menschenrechte halten? Dann müßte darauf hingerviesen werden, daß England mit seinem Wort den Bereinigten Staaten gegenüber die Bürgschaft dafür übernommen hat, daß die armierten Handelsschiffe ihre Kanonen ausschließlich zur Verteidigung verwenden werden. Das ist ein Wort, das England gebrochen, eine Verpflichtung, die es unter die Füße getreten Kat! Wilson wird seine Noten nach England richten müssen. Wie Wilson es als sein höchstes Recht und höchste Pflicht betrachtet, die Bürger Amerikas an Leib und Leben zu schützen, so gebieten uns höchste Moral und üesstes Gewissen, deutsche Mänyer, die für ihr Vaterland Kämpfen, mit allen Mitteln zu schützen — mit allen Mitteln.
*
* *
Ei« Geheimerlatz der britischen Admiralität.
Berlin, 4. Febr. Der deutschen Marine ist es ge- glückt, Gehetmrrlasse der britischen Admiralität zu erlangen, in denen die britische», allgemein bewaffneten Handelsdampfer angewiesen werden, ihre Kanonen nicht nur zu Bertei- digungs- sondern auch zu Angriffszweckm zu benutzen, und zwar auch dann, wenn ein ihnen begegnendes Unterseeboot keine feindlichen Absichten kundgibt. Aus diese Seeräuber- präzis ist zweifellos der Verlust manches deutschen Unterseebootes zurSckzuführen, denn die bewaffneten Handelsdamp- fer können aus eine größere Entfernung schießen, als die Unterseeboote. Die Dampfer sind zu Angriffen nicht nur berechtigt, sondern, wie gesagt, angewiesen, d. h. grundsätzlich verpflichtet. Zugleich werden in den Geheimerlaffen Anweisungen gegeben, wie diese artilleristischen Angriffe am besten ausgeführt werden. Seit Ausbruch des Krieges ist die Bewaffnung der Kauffahrteischiffe allgemein ungeordnet worden. Deutscherseits wirb es selbstverständlich nicht an den entsprechenden Gegenmaßregrln fehlen, für deren wirk-
ken Sie, ich wählte das Priesterkleid nur, um ihrem Vater in der Stunde der Gefahr nahe zu sein, Sie zu schützen mit meinem Blut, meinem Leben, denn — Eva Maria — ich liebe Sie!"
Zuerst verwirrt, dann mit dem Zeichen des Entsetzens, war Eva Maria von Pater Melchior zurückgewichen. Drohend streckte sich ihre Hand gegen ihn aus.
.Zurück," gebot sie in tiefster Entrüstung. „Wagen Sie nicht, mich anzurühren. Nun weiß ich wenigstens, wie recht ich hatte, als ich Ihnen meinen, wie Sie glaubten, schmähliche» Verdacht vorhin ins Gesicht warf."
Der Marquis war schon wieder völlig gefaßt. Sein Ohr lauschte jetzt hinaus. Er glaubte schon wieder Trommelwirbel und Trampetenfignale zu hören. Ein selbstgefälliges Lächeln umsp elte plötzlich seine schmalen Lippe», und ein Blick des Triumphes lohte in feinen Augen auf.
„Meine vllergnitdigste Gräfin," sprach er gelaffe» mit der elegantesten Verbeugung eines weltbekannten Kavaliers. .Sie habe» es ja nicht anders gewollt. Ich bot Ihnen meine Freundschaft und mehr — Sie verwaisen sie hochmütig. Die Folgen trage» Sie selbst. Sollien Sie aber noch den vorhin geäußerten, htruverbrannteu Gedanken — verzeche» Sie - aussühreu, so orkgeflea Sie nicht, daß mit mir ihr eigener Vater fällt. Sie haben also sein Leben in der Hand, «nd das wird uud kavu ein Kind nicht opfern. Ich bin also völlig sicher, weine Gnädigste."
Noch »ins ironische Verbeugung, dann schritt er. da die Trowpetenfiguale sich draußen verstärkten, wette: in deu Saal hinein, der Teraffe zu, die einen Ausblick iu das
same Durchführung unsere Unterseeboote schon sorgen »erden. Aber nicht nur unsere Marine, sondem auch unsere Diplomatie bekommt infolge Bekanntwerdens dieser verbrecherischen Geheimerlaffe die gewünschte Ellenbogenfreiheit.
Die Bereinigten Staaten, die ihre Stellungnahme zu der Bewaffnung der Handelsdampser präzisiert und bindende Zusagen Englands erhalten haben, werden Deutschland bet Ausübung des Rechts der Abwehr nicht in den Arm fallen können, da die Washingtoner Regierung entschieden gegen ein angriffsweises Vorgehen der Handelsdampser aufgetreten ist.
Deutschland und Amerika.
Reuyork, 6. Febr. (Durch Funkspruch vom Vertreter des WTB.) Präsident Wilson charakterisierte die Haltung der Vereinigten Staaten in einer Rede in Saint Louis dahin, daß sie mit aller Welt in Frieden und Freundschaft seien und bleibe» wollten, da sie mit aller Welt zu- sammergewachsen seien und alle Welt verstünden. Sie könnten die Freundschaft für die Welt bester durch Fernhaltung vom Kriege, als durch Einmischung beweisen. Me Gefahr einer Beteiligung liege nicht innen, sondern außen.
Die Haltung der Unter seebootskommandante» sei meistens dem Gesetze ihres Landes entsprechend, aber eine Handlung eines Kommandanten könne die Welt in Flammen setzen, Auf See schwämmen Ladungen von Weizen, BaumwÄle, Manusakturwaren, und jede von ihnen könnte ernste Schwierigkeiten verursachen, da sie i» die Feuerzone gingen. Amerika habe keine Pointen oder neue Auslegungen in sek»« internationalen Beziehungen eingeführt, sondern sei bei dem klaren Wortlaut der völkerrechtlichen Urkunden stehengeblie- ben. Es habe, was die Staatsmänner der alten Welt nicht immer hätten zugestehen wollen, die brennende Flamme des Rechts auf setnem Altar gehütet, während dem Sturm der Leidenschaften über andere Altäre der Welt dahin gefahren sei.
Der Präsident erklärte, er wolle denjenigen, deren Gemütsverfassung durch den Krieg aus dem Gleichgewicht gebracht sei, alle Geduld und Nachsicht beweisen und alles zugestehen, soweit dadurch nicht Lebensfragen berührt würden. Er selbst würde ja in Zetten der Gefahr für die Bereinigten Staaten jede zuwettgehende Peinlichkeit beiseite setzen. Dieses Zugeständnis würde er beiden Seiten mache».
Der Präsident wies daraus hin. daß die eine der kriegführenden Gruppen von der übrigen Welt abgeschloffen sei, so daß die Bereinigten Staaten sich ihr gegenüber nicht so aussprechen könnten, wie sie wohl möchten. Er glaube aber. Amerika sei wahrhaft neutral. Der Aried« der Wett, einschließlich Amerikas, -tnge »an der SSrigen Wett av, Uickt VS» HmttiAL.
^ Nenyork, 7. Febr. WTB. Der Berliner Berichterstatter der „Associated Preß" hatte eine Unterredung mit dem Unterstastssekretär Zimmermann, wvrin dieser die Hoffnung aussprach, daß die neuen Vorschläge, die. den Bereinigten Stc.aikn bereits oorgelegt worden seien, die Grundlage für eine definitive Regelung der schwebenden Angelegenheit geben würden.
Die deutsche Regierung sei bereit, alles zu tun, um den Wünschen Amerikas enigegenzukommen, und habe dies auch schon getan. Deutschland und die Bereinigte» Staaten hätten keine tinander widersprechende» Interessen. Deutschland hoffe sogar aus eine bedeutende Entwickelung das Handels zwischen den beiden Länder« nach dem Kriege, aber Deutschland könne nicht weiter gehen, als es bisher gegangen sei.
Ausführlicher erfahren wir noch über dis Meinungsäußerung des Unterstaatr-sekretärs:
Berlin, 7. Febr. Aus Rotterdam wird unter dem 6. Februar dem .Bert. Lok.-Anz." gemeldet: Unterstaats- sekretär Zimmermann versuchte bei aller H ffnung zur Verständigung in seiner Unterredung mit dem Berliner Vertreter der .Associated Preß" über die Beziehungen zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten nicht den Krrrst der Lage zu bemänteln. Herrn Zimmermanns Bemerkungen lauten sehr positiv.
Derttschlanv habe weitmöglichst nachgegeben, werde aber einfach die An-esetzkichkeit des II Avolkrieges in der Kriegs;»«- nicht zngeste-e«.
Waldtal bis auf den Donon, den Bogesenpaß hin, freigab. Im gleichen Augenblick trat Gras Marbeck, seine Mutter am Arm, eine fast achzigjährige, elegante, weißhaarige Frau, die sich schwer aus einen Krückstock stützte, in den Saal.
„Sie Kamme»," rief der Graf, „sie kommen wirklich l"
„Hast d« das bezweifelt, Armand?" fragte die Greisin ihren Sohn, der sie sorglich zu einem Sessel führte, Indem sie das feine Epitzentaschentuch hastig an die Lippen drückte. „Nun kommt das Ende."
„Ruhe, Ruhe, Frau Gräfin," mahnte der Marquis, hinter den Stuhl der alten Dame tretend, „mein Kleid schützt mich vor jedem Verdacht," flüsterte er ihr heimlich zu. Seine Blicke aber waren fest aus Eoa Maria gerichtet, die in der Mitte des Saales stand und dem Trommelklang, Pferdegetrappel und Trompeterrstgnal lauschte, die immer näher käme«. Da wirbelte ein etwa siebzehnjähriges Mädchen, mit glühenden Wangen »nd wehenden langen blonden Zöpfen mtt weißen Schleifen, in den Saal und rief jauchzend:
„Valer. Großmama, sie find da! Denkt doch, mehr als zweihundert Mann. Und die Offiziere. Furchtbar schneid'g, sage ich Euch. Dar eine hat einen Schnurrbattl Göttlich i
„Komtesse!" ries der Marm im Priesterkleid streng «nd verweisend.
„Sie ärger» sich bloß, daß sie keinen Schunrrbart tragen dürfe», Hochwürden," lacht« sie «»«gelsssr» zurück. „Sie würden auch viel hübscher damit amscheu."
Fortsetzung falzt.