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Donnerstag, den 12. August

89. Jahrgang.

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Beilagen:

Plauderstüdchen,

* Jllustr. Sountagsvlatt und

Schwäb. Landwirt.

1915

Mer Handstreich: ein englischer Wkrenzer versenkt.

K. GSevarnt Wcrgokd.

Ermittlung deutscher Kriegsgefangener und Vermißter.

Der Württ. Landesverein vom Roten Kreuz hat seine Tätigkeit auf die Ermittlung deutscher Kriegsgefangener und Vermißter, soweit die aus Württemberg stammen, sowie aus die Erteilung von Auskünften über solche Personen ausge­dehnt. Zur Durchführung dieser Aufgabe, insbesondere als Grundlage für die Nachforschung nach Vermißten ist eine erschöpfende Feststellung der in Gefangenschaft befindlichen oder Vermißten württ. Militär- und Zivilpersonen erforderlich.

Die Angehörigen von württ. Heeres- und Zivilpersonen, die gefangen oder vermißt sind, werden hiedurch aufgesordert, die Gefangenen oder Vermißten ungesäumt bei dem Württ. Landssverein vom Roten Kreuz, Abt. 18 Auskunststelle für Verwundete, Vermißte und Gefangene unmittelbar anzumeldcn. Ebenso sind künftig in Gefangenschaft oder Verschollenheit geratende Heeres- oder Zivilpersonen und neue Nachrichten, die über den Verbleib bereits angemeldeter Gefangener oder Vermißten eingehen, jeweils sofort der ge­nannten Abteilung bekannt zu geben.

Die Anmeldungen und sonstigen Mitteilungen haben unter Verwendung besonders, vom Landesverein ausge­gebener, beim Oberamt und den Gemeindebehörden erhält- licher Karten zu erfolgen.

Dis Gemeindebehörden werden veranlaßt, dafür zu sorgen, daß di« Beteiligten die nötigen Anzeigen und Mit­teilungen alsbald machen. Sie wollen dabei auf Wunsch den Beteiligten bei der Ausfüllung der Karten an die Hand gehen. Nagold, den4. Aug. 1915. I. B. Mayer, Amtmann.

Benützung der Schrotmühle«.

Aus einer Anzahl von Anfragen hat das Oberamt er­sehen. daß die Herren Ortsoorsteher sich zum Teil nicht klar über die Bestimmungen wegen Benützung der Schrot­mühlen sind. Die Benützung der Schrotmühlen landwirtschastl. Betriebe ist nur mit Genehmigung des Ortsoorstehers in jedem einzelnen Falle zulässig. Alle diese Mühlen find in der Weise mit einem Amtssiegel zu verschließen, daß sie ohne Verletzung des Siegels nicht benützt werden können. Wenn der Ortsvorsteher zu einem erlaubten Zweck, z. B. Schro­ten von Ackerbohnen, Mais und dgl. nicht mahlscheinpslich- ligen Futtermitteln, die Benützung der Mühle gestaltet, ist der Verschluß unter amtlicher Aufsicht zu beseitigen und darüber zu wachen, daß er nach Benützung der Mühle alsbald wieder angebracht wird.

Will Getreide oder Gerste geschrotet werde«, was bei Getreide unr z« menschlicher Nahrung erlaubt ist, so ist ein ordnungsmäßiger Mahlschei« aus­zustellen und darüber zu wachen, daß nicht mehr Getreide

Der Tauchbootkrieg

oder

Wie Kapitän Sirius England niederzwang

Deutsch von Konter-Admiral a. D. Schanzer.

(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Die Gewässer, in denen wir kreuzten, sind, wie ich schon erwähnte, sandig und flach, und daher für Untersee- Navigation besonders schwierig. Einem Unterseeboote kann nichts Schlimmeres zustoßen, als aus eine Sandbank zu geraten und sich so festzurennen, daß es mit eigener Kraft nicht mehr loskommen kann. Das Schicksal des Bootes und aller unserer Pläne wäre darauf besiegelt gewesen, wenn wir uns auch mit unseren Flcuß-Zylindern und elektrischen Lampen ohne besondere Schwierigkeit aus dem Schiff hätten retten und Untergrund das Land erreichen können. Die vorzüglichen Karten und die absolute Verläßlichkeit aller sonstigen Naoigationsbehelfe bewahrte uns aber vor solchem Unfall. Wir blieben im richtigen Kanal und erreichten glück­lich das offene Fahrwasser. Um Mittag tauchten wir auf, sanken aber sofort wieder auf eine halbe Stunde, weil ein Wasserflugzeug in der Nähe war. Als wir zum zweitenmal ausstiegen, war alles ringsum friedlich, und über den ganzen westlichen Horizont erstreckte sich die englische Küste. Wir hielten uns an der Seeseile der Goodwin Sands und steuer­ten geradeswegs den Kanal hinunter, bis ich eine lange, quer über den Kanal lausende Linie von dunklen Punkten sah. Ich wußte, daß diese dunklen Punkte die Torpedo­boote waren, die in langer Reihe die Strecke Dover-Calais sperrten. Als wir noch zwei Meilen von ihnen entfernt

mMGerste vermahlen wird, als dem Gesuchsteller erlaubt worden ist. Auch irr diesem Falle ist sosorr nach Benützung die Mühle wieder in der oben angegebenen Weise zu versiegeln.

Den Herren Orisoorstehern wird strenge Ueberwachung der Schrotmühlen zur Pflicht gemacht.

Nagold, 10. Aug. 1915. Amtmann Mayer.

Seka«utmachllllg Lrs WeUzlllatkollrgisms. Tierärztliche Meilim-, betr. die Abhaltung eines Unterrichts Kurses für Fieischbrschanrr.

Unter der Voraussetzung genügender Beteiligung wird in Ravensburg ein Unterrichtskurs für Fleischdescharier mit Beginn am 8. September d. I. Unterrichtsktter: Stadt­tierarzt Diener abge halten werden.

Die Gesuche um Zulassung zu dem Kurs sind spätestens bis zum 1. September d. I. bei dem Unterrichtsleiter ein- zuretchen. Zu dem Kurs können höchstens 12 Teilnehmer zugelassen werden.

Die Einberufung der Gesuchsteller erfolgt schriftlich durch den Unterrlchtsleiter.

Zu der im Anschluß an den Kurs stattfindenden Prü­fung für Fleischbeschauer werden nur solche Bewerber männ­lichen Geschlechts zugelaffen. die

a) das 23. Lebensjahr vollendet und das 50. Lebensjahr noch nicht überschritten haben;

b) körperlich tauglich, insbesondere im Vollbesitz ihrer Sinne sind;

ü) einen vierwöchigen Unterrichtskurs vollständig mitgemacht haben; und hinsichtlich deren

ä) Tatsachen, die die Unzuverlässigkeit der Nachsuchenden in bezug aus die Ausübung des Berufs als Fleischbeschauer dartun. nichi oorliegen.

Stuttgart, den 31. Juli 1915.

Für den Vorstand: Beißwänger.

Der amtliche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 11. Aug. Amtlich. (Tel.)

Westlicher Kriegsschauplatz:

Nördlich von Souchez wurde ein französischer Handgrauateuaugriff abgeschlagen. Bei Courey, nördlich von Reims, versuchten die Franzosen einen von ihnen vor unserer Front gesprengten Trichter zu besetzen. Sie wurden daran gehindert. Der Trichter wurde von «ns in Besitz genommen. Unsere Infanterie wies spät abends eine» Angriff am Lingekopf ab.

waren, tauchten wir unter und stiegen erst sieben Meilen südwestlich von der Linie wieder auf, ohne daß ein einziges der Boote sich hätte träumen lassen, daß dreißig Fuß unter seinem Kiel der Feind durchgesahren war.

Sehr bald nach unserem neuerlichen Auftauchen näherte sich uns ein großes deutsches Paketboot im Grgenkurs; es war der Dampfer Altona des Norddeutschen Lloyd, Linie Neuyork-Bremen. Ich ließ den Iota ganz aussteigen und zeigte unsere Flagge. Wir kamen sehr knapp aneinander vorbei, und es war lustig, in den Mienen dieser vielen Men­schen das Staunen zu sehen. Sie brachten uns ein begei­stertes Hurra aus. und die Flagge senkte sich zum Gruß. Dann hielt ich der französischen Küste zu.

Es kam gerade so, wie ich es erwartet hatte. Im Außenhafen von Toulogne lagen nicht weniger als drei englische Dampfer vor Anker. Es waren der Cäsar, der King und der Pathfinder, keiner unter zehntausend Tonnen. Es versteht sich von selbst, daß sie sich innerhalb der fran­zösischen Territorialgewässer sicher glaubten, aber da hatten sie ohne mich gerechnet. Was kümmerte ich mich um Drei­meilengrenzen und internationales Recht! England wurde blockiert, alle Lebensmittel waren Konterbande, alle Schiffe, die solche führten, mußten vernichtet werden: das war das Aktionsprogramm meiner Regierung, somit auch das meine. Wegen des Uebrigen mochten sich dann, wenn alles vorbei war, die Rechtsgelehrten auseinandersetzen. Meine Aufgabe war, den Feind mit allen Mitteln auszuhungern. Im Laufe einer Stunde versenkte ich denn auch die drei großen Schiffe aus den Meeresgrund. Dann dampfte mein Iota weiter, der Küste der Pikardte entlang, nach neuen Opfern aus- schauend. Im Kanal sausten überall Torpedoboote umher,

Oestlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenbnrg;:

Schwächliche Vorstöße, die die Russen in den letzten Tagen längs der Straße RigaMita« machten, wurden leicht abgewieseu. Sonst nördlich des Njerue» keine Veränderung. Ein Angriff starker russischer Kräfte aus Kowno heraus scheiterte. Die Zahl der dort seit 8. August gemachten Gefangenen hat sich auf 21LS, dis der Maschinengewehre auf IS erhöht. Oestlich von Lomscha drangen unsere Truppe« gegen die BobrNarewliuie vor. Der Gegner hält noch den Brückenkopf bet Wizna. Südlich von Lomscha weicht die ganze russische Front. Die stark ausgebaute CzerwonyBor-Stellung konnte vom Feinde nicht gehalten werden. Unsere verfolgenden Armee» über­schritten den CzerwonyBor und dringen östlich desselben vor. Der Bahnknoteupuukt südöstlich von Ostrow wurde genommen. Oestlich von Nowo Georgiewsk wurde das vom Feinde geräumte Fort Beujaminow besetzt. Die Festungen Nowo Geor­giewsk und BrestLitowsk wurden von unseren Luft­schiffen mit Bomben belegt.

Heeresgruppe des Prinzen Leopold von Bayern:

Die verbündeten Truppen erreichten in scharfer Verfolgung mit dem linken Flügel die Gegend von Ka- lnczyu. Auf dem rechten Flügel stürmten die Armee» des Generalobersten von Woyrsch heule die feindli­chen Nachhntstellnuge» beiderseits Jedlauka (westlich von Lukow). Es wurden über 1VV« Gefangene gemacht.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:

Die verbündeten Truppen sind im Angriff gegen feindliche Stellungen hinter dem Abschnitt der Bystrzhea (siid- westlich von Radzyu), der Tysmieuiea (westlich von Parczew), sowie an der Linie OstrowUchrnsk am oberen Bug. An der Zlota-Lip» ist die Lage unverändert.

Während die Russen aus ihrem langen Rückzuge aus Galizien und dem eigentlichen Polen die Wohnstätten und Erntesrüchte überall in sinnloser Weise zu vernichten suchten,

summend und surrend wie ein Mückeojchwarm. Auf welche Weise sie mir übrigens Schaden zufügen wollten wenn ich nicht gerade zufällig in ihrer nächsten Nähe austauchte , war mir nicht recht klar. Da waren die Flugzeuge, die ich hier und dort sah, viel gesährlicher. Bei der herr­schenden Windstille mußte ich oft bis zu dreißig Metern Wassertiese hinabsinken, um sicher zu sein, daß sie mich nicht sahen. Schlimmer noch als die direkte Gefahr, die von ihnen drohte, war die Tatsache, daß sie uns die Beute aus dem Wege scheuchten. Nach meinem dreifachen Erfolg vor Boulogne sah ich einen ganzen Flugzeugschwarm ka- nalabwärts ziehen, und wußte, daß dies nur den Zweck haben konnte, andere zu warnen. So war ein sehr großer weißer Dampfer, den ich auf der Höhe von Havre gesichtet hatte, mit voller Kraft westwärts daoongedampft, ehe ich daran denken konnte, ihn anzugreffen. Ich tröstete mich damit, daß ihn wahrscheinlich Stephan oder einer der an- deren doch noch absangen würden, vorläufig aber verdarb dieser Flugzeuggast mir die Jagd gründlich. Außer den ewigen Torpedobooten ließ sich kein Dampfer mehr sehen. Dafür fuhren aber auch keine für London bestimmten Dampfer auf Lebensmittel in dtesem Teil des Kanals, und das war letzten Endes doch der Zweck meiner Unternehmung. Wenn dieser Zweck erzielt werden konnte, ohne daß er mich Tor­pedos kostete, um so bester! Bis jetzt hatte ich zehn Tor­pedos verbraucht und neun Dampfer zum Sinken gebracht, also keine Munition verschwendet.

Für die Nacht kehrten wir an die Küste von Kent zurück und lagen dort, nahe bei Dungeneß, in seichtem Master.

(Fortsetzung folgt.)