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Samstag, den 31. Juli

89. Jahrgang.

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Plauderstübchen.

* Wustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

191Z

LesterreWs

Amtliches.

K. GbevamL Wagokd.

Die Ortspolizeibehördeu

werden aus den Min.-Erlatz vom 16. Juli ds. Is.. betr. die Bekämpfung von Feld (Getreide-)Brändeu, Min. Abl. S. 116, noch besonders hingewiesen und aus- grfordert, von dem Ausbruch eines Ferdinands das Oberamt auf teleph. oder teiegr. Wege unverzüglich zu benachrichtigen. Den 29. Juli 1915. Kommerell.

Die Ortspolizeibehörden

werden auf die imSiaatsanzeiger" Nr. 165 erschienene Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern über de» Anshang von Preisen in Verkaufs­räume« des Kleinhandels hingewiesen und beauftragt, dis eiwa erforderlichen Anord­nungen alsbald zu treffen und hierüber bis spätestens 15. August ds. Is. zu berichten.

Gedachte Anordnungen setzen den Verbraucher in den Stand, die für ihn geeignetsten Derkausstellen zu ermitteln und sich vor willkürlichen Urb-rforderimgen zu schützen, wie sie in letzter Zeit namentlich auf den Märkten zu beobach­ten waren; auch wären solche Anordnungen geeignet, eine gewisse Stetigkeit in den Preisen herdeizusühren.

Den 27. Juli 1915. K. Oberamt:

Kommerell.

Auf die imStaatsanzeiger" Nr. 165 und im Württ. Wochenblatt für Landwirte Nr. 30 erfchienene Bekannt­machung des Reichskanzlers vom 10. ds. Mts. betreffend Ausnahme« von de« Weröote des BorverLarrfs der Ernte des Jahres 1915 und des Worverkanfs von Zucker vsm 17. Juni 1915 (Relchsges.-Bl. S. 341) werden die beteiligten Kreife hiemit hingewiessn.

DerStaateanzsiger" kann bei den Herren Ortsvor­stehern eingesehen werden.

Den 27. Juli 1915. Kommerell.

Die Gemeindebehörde»

werden auf den imStaatsanzeiger" Nr. 170 erschienenen Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 22. ds. Mts. oetreffend Maßnahme« gegen Preissteigerungen im Kandek mit Gegenstände« des tägkiche« Bedarfs,

hiemlt hingewiefen.

Den 27. Juli 1915. Kommerell.

Was ein Bolk zu vollbringen vermag.

Ein Rückblick aus das eiste Kriegsjahr.

Im Rückblick auf die E Hebung Preußens im Jahre 1813 hat vor zwei Iah en unser Kaiser in dem Dankerlaß, den er damals aus Anlaß der Glückwünsche zu seinem Geburtstage an den Reichskanzler gerichtet hat, gesagt: Mit Bewunderung erkennen wir, was ein Bolk zu voll­bringen vermag, das im Vertrauen auf Gott für König und Vaterland, Freiheit und Ehre auch das Letzte einsetzt." Hieran knüpfte der Kaiser die Mahnung,bei den unsrer Generation von der Vorsehung gestellten Aufgaben die gleiche Treue, Opserfreudigkeit und Einmütigkeit zu betäti­gen, wie es vor hundert Jahren von unfern Vätern ge­schehen ist."

Ganz in dem Geiste, den unser Kaiser in diesem Erlaß mit dem Blicke des die Zukunst erschauenden und die Wahr­hüt kündenden Sehers kennzeichnet, hat in dem nunmehr verflossenen ersten Kriegsjahre unser Bolk bewiesen, was es zu vollbringen vermag:im Vertrauen aus Gott, für König und Vaterland, Freiheit und Ehre, in Treue, Op- serwiüigkeil und Einmütigkeit." In diesen Kaiserworten ist kurz betont und zusammengefaß', was unsere Volkes Größe im eisten Jahre dieses Krieges ausmachi. Was in dieser Zeit das deutsche Bolk vollbracht hat, hat es geleistet im Gottvertrauen, in treuester Gemeinschaft mit seinen Für­sten. im Notkampf für d-e Güter, durch die allein das na­tionale und staatliche Dasein lebenswert ist, gegen Feinde, die das Vaterland zerpflücken und zerstückeln wollten. Alle Kräfte hat es eingesetzt, auch die wirtschaftlichen: denn auch auf wirtschaftlichen Untergang halten es die Feinde abgesehen.

Ein Vergleich kaum mit dem Freiheitskriege von 1813 reicht mehr aus, um uns bewußt werden zu lassen, wie tief

i« Lublin ein.

Mackensens neue Offensive.

Die russische Rout Mischen Weichsel und Bug zum Wanken gekracht.

WTB. Großes Hauptquartier, 30. Juli. Amtlich. (Tel.)

Westlicher Kriegsschauplatz:

Bei Perthes, in der Champagne, wurden beiderseitig Mine« gesprengt, wobei wir einen französische» Flankterungsgrabe« nordwestlich des Ortes zerstörte«.

3m Priesterwalds brach ein französischer Angriff beiderseits des Croix des Cannes im Feuer unserer Infan­terie und Artillerie vor unseren Hindernissen zusammen.

In den Vogesen griff der Feind gestern nachmittag erneut die Linie LingekopfBarreukopf an. Die Nahkämpfe um den Besitz der Stellung sind noch nicht abgeschlossen.

Zwei englische Flieger mußten nahe der Küste aus dem Wasser niedergehen und wurden gefangen ge­nommen.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Die Lage ist im allgemeinen unverändert.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:

Truppen der Armee des Generalobersten von Woyrsch haben am frühen Morgen des 28. Iu!i den Weichselübergaug zwischen der Pilizamündung und Kozteniee an mehreren Stellen erzwungen. Aus dem östlichen User wird gekämpft. Es wurden bisher 8«v Gefangene und 5 Maschinengewehre erbeutet.

Gestern haben d!e verbündete« Armee» des Ge- «eralfeldmarschalls von Mackensen die Offensive wieder anfgenomme«. Westlich des Wieprz durch­brachen dentsche Truppe» die russische Stellung. Sie erreichte« am Abend die Linie PiaskiBisknpice und die Bahn östlich davon. Biele Tausend Gefangene und » Geschütze fielen in unsere Hände.

heute der Krieg um unsre Freiheit in alle Verhältnisse ein- greift. Jener Freiheitskrieg hat bei einer mehr als zwei­monatigen Waffenpause kürzere Zeit beansprucht als dieser noch nicht beendete Kr-eg. der doch mit allen damals unbe­kannte» Verkehrsmitteln arbeitet, die Zeit und Raum gleich­sam verkürzen. Auch damals hat die Blü e der ganzen Nation unter Waffen gestanden, aber doch nicht in dem Matze wie heute. Niemals zuvor har Deutschland, hat die Welt eine so restlose Entfaltung aller völkischen Kräfte, und zwar nicht nur der militärischen, sondern aller, die irgend dem Kriege dienen, erlebt wte heute. Nicht erfüllt hat sich die Vorhersage, daß kein Bolk einen Weltkrieg mit den unheimlichen Zerstörungsmitteln der Neuzeit länger als ein Jahr ertragen könne. Das deutsche Bolk vermag es: denn es verfügt über die Größe auch der sittlichen Dauermächte. Unter unfern Feinden beginnt es bereits bedenklich zu brö- deln und zu wanken. Nicht nur bei den Russen. Die Einmütigkeit zeigt drüben schon breite Riffe; Opferwille, Mut und Ausdauer bewegen sich allmählich mit wachsender Beunruhigung und Verstimmung abwärts. Völlig unge­brochen steht dagegen unser Bolk da. Seine Kampfeseni- schlofsenheit, Kampfeszähigkeit, Kampfesgeduld ist nicht um einen Hauch schwächer als vor einem Jahre. Es ist ge­stählt, gehärtet, innerlich ineinandergeglüht und zusammen- geschmiedel in schimmernder Wehr und Treue zu Kaiser und Reich.

Mehr als achtmal tausend Stunden sind, o Herr, dahingeschwunden." So sang zum Iahrerschluß ein alte» Kirchenlied. Mehr als achtmal tausend Stunden des fchlach- tenvollsten, opserschwersten Krieges? Für wie viele sind das ebensoviel Stunden tiefster Seelennot. herbsten Todesban­gens, bitterster Trübsal gewesen. Aber reicher sind diese tausende Stunden an herrlichem Heldentum, an hehren Hoch­gefühlen, an herzerhebender heiliger Hoheit. Wenn dereinst

Dieser Erfolg, sowie d-e Vorstöße österreichisch- ungarischer und deutscher Truppen dicht östlich der Weichsel, preußischer Gardetruppe« bei Krupe (nordwestlich von Krasnostaw) und anderer dent- scher Truppen in der Gegend von Wojslawiee haben die russische Front zwischen Weichsel und Bng zum Wanken gebracht. Heute früh räumte« die Russe» ihre Stellungen aus der ganzen Linie. Sie halten nur noch nördlich von Grubieszow.

Oberste Heeresleitung.

Ein Jahr Dölkerkrieg.

Wellwendr! So lautete die Losung vor einem Jahre, Wcliwends lautet sie auch heute noch. Die Geschichtsschrei­ber der Zukunst werden die Weltgeschichte einteiien in eine Zeit vor dem gewaltigen Völkeikrirg und in eine Zeit nach diesem furchtbaren Ringen. Und wenn sie beginnen, die Geschichte des Weltkrieges niederzuschreiben, so werden sie auf Jahre noch zurückgreifen müssen, Jahre der Gewitter­schwüle, wo in England das Furchtbare Heraufbesch waren wurde, aus die Zeit des 7. Eduards, demBannerträger" der Entcntebestrebungen. Seit Kriegsbsginn find die Fäden aufgedeckt und die Geheimarchive in Brüssel werden nun reden und einen Stein um den anderen aus Englands blut- schuldbedscktss Haupt werfen. Am 28. Juni vorigen Jahres war es, da erschütterte der Doppelmord von Sarajewo die Herzen fühlender Menschen. Jeder wußte, das ist die Brandfackel, die in unser schimmerndes Haus hinein ge­schleudert wurde. Die Welt hielt den Atem an; und das Schicksal pachte mit ehernen Fingern au die Pforten unseres Volkstums. Im Juli zogen düstrre Wetierwolken in Ost und West heraus. Noch konnte ein Streit vermieden werden. Aber der russische Zar, derselbe, der sich vermaß, im Haag den ewigen Frieden zu schaffen, wollte in den Streit zwi­schen Oesterreich-Ungarn und Serbien eingreifen. Mit seinen Rufsenscharen wollte er Oesterreich zu Boden zwingen, um auf den Trümmern des Habsburgerreiches sein groß- slawisches Reich zu gründen. Das Deutschtum in Gefahr! Wir mutzten treu die Interessen des österreichischen Bruders unterstützen, des Kuliurpioniers des Deutschtums gegen die Wogen des Panslawismus. Fällt er, stürzen auch wir.

nach Menschenaliern von unserm Kriegrgeschlecht nur wenige Greise noch übrig sein werden, als letzte Zeugen unsrer Zeit, dann wird man von ihnen sagen: Sie waren noch dabei! Sie haben den Krieg aller Kriege miterlebt, den erlebnis­reichsten! An Erleben zählt dieses Kiiegrjahr nicht doppelt, sondern hundertfach. Dreihundertfünfundsechzig Kriegslage: sie sind wie Dreißigtausend Tage, so reich an Geschehnissen, Ueberraschungen, Wendungen, an Unerhörtem, Niegesehenem, so überwältigend an Menschen- und Bölkerschicksal. Und fast übermenschlich groß an Genugtuung über Sieg, Ehre und Ruhm, an dem, was unser Bolk mit seinen Waffen und seinem Willen getan hat. Es hat durchgehallen. In unbesiegtem Stolz trägt es sein Haupt hoch, vertrauend auf Gott, auf den Geist seiner Eintracht und Treue. Es hat das Bewußlein, daß es nicht besiegt werden kann; es hat die Kraft, weiterzukämpsen, bis der endgültige Sieg voll­bracht sein wird. Es hat die Feuer-, Blut- und Eifenprobe bestanden, als Volkseinheit, als Bolksheer, als Wirtschafts­und Geldmacht.

Das gute Recht aus den vollen Sieg haben wir uns im ersten Küegsjahre erkämpft. Es kann uns nicht mehr entrissen «erden. Es gehört uns unverlierbar.

Kriegssommer.

Und geht die Sonne hoch hin durchs weite deutsche Land: überall, überall, winkt ihr ein goldenes Ackerland.

Und weht der Wind wohl über tausend Mellen her: viel hunderttausend Morgen beugen sich ihm ährenschwer.

Aus Sold und reifem Duft leuchtet der Mohn so rot.. . Da wird uns weh. und w!r denken derer, die da tot.

Blaue Kornblumen grüßen uns mit treu verschwiegenem Mund. Wir danken euch, ihr Brüder alle, aus Herzensgrund!

Dr Owlglaß (..Eimplizissimus").