Gestern und in der Nacht zu heule wiederholten die Rüsten ihre Angriffe gegen Rasielsk. Alle Vorstöße scheiter­te« unter schwereu feiudlichen Verlusten. Westlich von NowoGeorgiewsk aus dem Süduser der Weichsel nahm eine halbe deutsche Kompanie bei einem Ueberfall 128 Russe« gesaugeu. In der Gegend südwestlich von Gora Kalvarja versuchten die Rüsten in der Nacht vom 27. auf 28. Juli nach Westen vorzudringen. Sie wurden gestern angegriffen und zuruckgeworfeu.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:

Die Lage bei den deutschen Truppen ist im allgemei- nen «uveräudert. Oberste Heeresleitung.

Die Wwemberger i» de» Arzome«.

i.

Aus dem Großen Hauptquartier wird uns geschrieben:

Unter geschickter Ausnutzung des unwegsamen Argon« nen-Waldgebirges war es den Franzosen Ende September gelungen, starke Kräfte wie einen Keil zwischen die westlich und östlich der Argonnen kämpfenden deutschen Truppen zu treiben. Gleichzeitig von Montbla'nville und Barennes aus östlicher Richtung und von Nordwesten über Binarotlle drangen die Deutschen in die Wälder ein. Den geringsten Widerstand fanden die Teile, die an der Straße Barennes- Le Four de Paris durch die Osthälste der Argonnen vor- gingen. Hier gelang es schnell, die Franzosen bis an das Tal der Btesme bei Four de Poris zurückzuwerfen. Um den Rest des Keils in den westlichen Argonnen zu beselti- gen, mußte die über das Moreau-Tal-Bagatelle-Pavillon- St. Hubert-Pavillon vorgebogene Stellung eingedrückt wer­den. Die beiden genannten Pavillons wurden nach einigen Tagen weggenommen. Dann aber kostete es Wochen und Monate der erbittertsten und blutigsten Nahkämpfe, um die Franzosen Schritt für Schritt und Graben für Graben zurück­zudrängen. Es vergingen in den Wintermonatrn keine acht Tage, ohne daß irgendwo dem Feinde ein Graben, ein Blockhaus oder ein Stützpunkt entiissen wurde, bald von kleinen Pionier- und Infanterieabteilungeu, bald von größeren Verbänden bis zu Brigaden und Divisionen. Während die Franzosen sich mit zäher unermüdlicher Widerstandskraft immer wieder an jedes kleine Grabenstück und Postenloch klammerten, benutzten sie die so gewonnene Zeit, um sich hinter ihrer Front als neuen Rückhalt eine Reihe von Stützpunkten zu schaffen, die sie mit allen Mitteln moderner Feldbesestigungskunst ausbauten. Im Dezember hatten die von Osten oordringenden Truppen den Rand des lies ein­geschnittenen Charme-Bachtales erreicht. Bald darauf, am 29. Januar, stürmten

württembergische Regimenter drei starke hintereinanderliegende französische Stellungen südlich des Moreau-Tales. So waren die Deutschen von beiden Seiten vor der Linie der neuen feindlichen Befesti­gungen angekommen. Aus dem Höhenrücken, der sich aus der Gegend des Bagatelle-Pavillons nach Westen über den Argonnenrand bis nach Seroon hinzieht. lagen die befestigten Werke LaborüSre. Martin, Central, Cimetiöre und Baga­telle. Nach Siidosten zweigt sich von diesem Höhenzug die sogenannte Eselsnase ab, auf deren Rücken die Franzosen ebenfalls außerordentlich stacke, etagenförmig angeordnete Stellungen ausgebaut hatten, die in unmittelbarem Zusam­menhangs mit dem Bagatelle-Werk standen. Nach Osten und Siidosten fallen die steilen Hänge der Eselsnase in das tief eingeschnittene Charme-Bachtal ab. Auch östlich von dieser Schlucht saßen die Franzosen noch in einigen zähe verteidigten Stützpunkten, genanntStorchennest",Rhein­babenhöhle" undSt. Hubert-Rücken". Ein Blick aus die Karte zeigt, welchen Wert für die Deutschen die Wegnahme der feindlichen Anlagen haben mußte. Wurden doch dann die Franzosen ihrer überhöhrnden, von der natürlichen Bo- dengestaltung zu Festungen geschaffenen Stellungen beraubt und aus die in das Biesmetal abfallenden Berghänge in eine erheblich ungünstigere Lage zurückgedrängt.

So war also die Erstürmung der französischen Werke nördlich von der Straße Servon-Montblainville und an den Hängen des Charme-Bachtales das Ziel der unter der crnkri.nn n-s G»n«-mls von Mudra in den Argonnen kämp-

ortgesetzten Kämpfen

ere auf der ganzen

-. Schritt für Schritt

bi» auf Sturmentfernung an die feindliche Hauptstellung heran. Die Franzosen ahnten, was ihnen blühte, denn sie schoben in letzter Zeit immer mehr Truppen in den schma- len Abschnitt der Westargonnen. Außer dem seit Januar dort befindlichen XXXII. Armeekorps wurden nacheinander die nessormierte 126. Infanteriedivision aus der Gegend nordwestlich von Verdun und die 150. Infanteriebrigade aus dem Bereich deß V. Armeekorps herangezogen. Mitte Juni war es schließlich soweit, daß der große Angriff aus- geführt werden konnte. Um für den entscheidenden Stoß gegen die Werke CentralCimetiöreBagatelleEselsnase die nötige Ellbogensreiheit zu gewinnen, mußten zunächst die starken Stellungen an der Straße BinarotlleVienne le Chateau weggenommen werden. Dieser vorbereitende Angriff wurde am 20. Juni, der Hauptstoß am 20. Juni und 2. Juli ausgesührt.

An der von Binarotlle nach Vienne le Chateau füh­renden Straße ist das Gelände übersichrlich, der Wald ist ziemlich licht und zudem im Laus der Zeit derartig zer- schossen, daß hier die in drei Terrassen übereinanderliegrn- sen französischen Gräben deutlich zu sehen sind. Der vor­derste Graben war etwa 100 Schritte von der deutschen

Stellung entfernt. Weiter nach Osten wird der Wald außerordentlich dicht, Dorneugestrüpp und dickes Unterholz bedeckt den Boden, man kann kaum 10 Schritte weit sehen. Die deutsche und französische Kampfstellung war hier durch ein kleines Tal getrennt, dessen Sohle nicht einzusehen war. Auf der ganzen Front dieses Abschnittes hatten Patrouillen festgestevt, daß die Franzosen im Talgrunde ein 30 Meter breites Hindernis angebracht hatten, bestehend aus einem Gewirr von Stacheldraht, einer Wand aus Dcahtmaschen und einem breiten Wassergraben. Jenseits dieses Hinder­nisses aus halbem Hang besand sich im dichten Unterholz die französische Haupistellung, mehrere hintereinanderliegende Gräben mit starken Cindeckungen, Blockhäusern und Ma- schinengewehrständen. Außerdem hatte der Feind diesseits des Drahthindernisses in Postenlöchern und einzelnen Sap­pen köpfen kleinere Abteilungen bis nahe an die deutsche Stellung vorgeschoben.

Die MimriiM BrrMdWe» der Risse».

Aus dem Kriegspressrquariier berichtet der Lok.-Anz. Die russische Hauptmacht ist in einem Raume vereinigt, der etwa der Größe Ostpreußens entspricht. Sie vermag auf die Dauer nur dann Widerstand zu leisten, wenn ihre Verbindungen mit dem inneren Rußland gesichert find. Die Ostfront des polnischen Zentralraumes muß für den Feind offen bleiben." So schreibt die englische und die französische Presse, und sie sieht schon im Geiste diese Ver­bindungen ihres Berbündeten durch die Operationen der Deutschen und Oesterreicher abgeschnitten. So schmeichelhaft diese Befürchtungen für uns Verbündete sind, die Entente­presse übertreibt. So einfach ist es nicht, der russischen Armee den Rückzug gänzlich abzuschneiden. Der polnische Zentralraum und das ihm glaeisartig vorgelagerte Manöorier- gklände, soweit es derzeit noch in Händen des Feindes ist, hat nämlich die Eigenschaft, seine Basis tatsächlich im Osten zu haben. Verbindet man GrodnoOssowiecNowogeor- giewekIwangorod mit Grubieszow (nahe am oberen Bug) und zieht dann ungefähr einen geraden Strich nordwärts nach Grodno. so hat man jenen Raum umschlossen, in dem sich die Russen befinden. Dieser Raum weist eine drei­hundert Kilometer breite Grundlinie GrodnoGrubieszow im Osten auf und verjüngt sich pyramidenförmig gegen Westen. Die Spitze bildet die Feste Nowsgeorgiewsk. Die Verbindungen des Feindes mit Rußland sind daher räum­lich beträchtlich. Eines ist an ihnen bedenklich. An der Mitte der so bedeutungsvollen Verbindung drängt sich ein breites Stück Sumpf und Waldland hinein. Dieses unweg­same, zuweilen sogar ungangbare Gelände zieht sich etwa von Cholm an über Brest-Lttowsk bis halbwegs Bjelystok, wobei es von der früher erwähnten Grundlinie stets weiter gegen Osten abbletbt. Die vornehmlich militärischen Zwecken dienenden russischen Eisenbahnen haben zwar dieses schwierige Hindernis trefflich überwunden, das gegen das innere Ruß­land führende Schienennetz ist reichlich ausgestaltet. Zurück­geblieben hingegen ist die Entwicklung des Straßen- und Wegnetzes. In dieser Hinsicht ist das im polnischen Ge­länderaum versammelte russische Heer tatsächlich nur auf zwei langgezogenen Landzungen vergleichbare Streifen Lan­des angewiesen, die die Verbindung mit dem Inneren des Reichesübers Land" zulasssn. Diese Landoerbindungen weichen dem großen Hindernis in der Mitte aus und führen nördlich oder südlich um das Hindernis herum. Bon der ostgalizischen Nordgrenze am Bug kommt nur etwa ein Landstreisen von 60 Kilometer Tiefe in Betracht, der auf russischem Boden Marschbewegungen größerer Körper aus dem Zetttralraume gegen Südrußland gestattet. Dieser Streifen ist so gut wie abgesperrt. Wollen die Russen nach dem Inneren Rußlands abmarschieren, so müssen sie sich hier entweder durchschlagen oder den Weg nördlich des Polefie wählen. Aus dem Raume Brest- Litowsk-Bjelyftok führen mehrere gute Straßen nach Nord­osten gegen Minsk und Wilna. Ader selbst diese Straßen werden wiederholt durch Wald und Sumpf in gefährliche Engen v«! wandelt. Es bleiben also als zuverlässigste Ber- bindungslinien nur die Eisenbahnen übrig. Es gibt deren sechs gegen Osten durchgängige Linien. Fast alle sind zweigleisig, die südlichste eingleisige Linie von Iwangorod über Cholm ist durchschnitten. Der nördlichsten zwei­gleisigen WarschauWilnaPetersburg steht das gleiche unmittelbar bevor. Aus diesem Grunde kommt dem Einbrüche starker deutscher Kritste bis tief nach Litauen hinein die größte Bedeutung zu. Während dadurch die russischen Verbindungen empfindltchst bedroht werden, ver­setzen die über den Narew von Norden gegen Süden vor- ftotzenden Kolonnen der Armeen von Gollwitz und von Scholtz den Feind in unmittelbare Gefahr. Die verbünde­ten Truppen der Südsront wieder drohen von der entgegen­gesetzten Seite. Sie bedrohen den hochwichtigen Verkehrs­knotenpunkt Brest-Litowsk und verschließe« die Verbindung nach Südrußland. Dabei sind die Verbindungen der Ber­bündeten fast gänzlich unempfindlich, weil der aus einer Zentralstellung oorstoßende Feind unsere Truppen höchstens auf ihre eigenen Eiappenlinien zurückstoßen könnte. Die große Offensive der deutschen und der österreichisch-ungari- schen Heere stellt eine strategische Leistung dar, deren groß­zügiger Entwurf verdiente, von gleich großem Erfolge ge­krönt zu werden.

Aus belgischen Archiven.

Berli«, 2S. Juli. (WTB.) DieNorddeutsche Allg. Zeitung" bringt heute in einer Sonderbeilage Berichte der belgischen Vertreter in Berlin, London und Paris an den Minister des Auswärtigen in Brüssel aus den Jahren 1905 bis 1914. Unter der UeberschriftAus belgischen Archiven"

bemerkt dieNordd. Allg. Zig.": Die Archive der belgi- schen Regierung haben bereits verschiedene Dokumente von geschichtlicher Bedeutung zu Tage gefördert. Erneute Nach­forschungen haben zur Auffindung weiteren wertvollen Ma­terials, nämlich der Berichte der belgischen Gesandten im Ausland an die velgische Regierung geführt.

Die aufgefundenen gesandtschastlichen Berichte bieten ein ungewöhnliches Interesse als Quellenmaterial für die Vorgeschichte des Krieges. Die Berichte können den An­spruch erheben, als eine objektive diplomatische Darstellung der internationalen Politik vor dem Kriegsausbruch zu gelten. Zieht man die Sympathien des ganz dem franzö­sischen Einfluß verfallenen Volkes für die Westmächte in Betracht, Sympathien, die ihren Ausdruck finden in der feindselige.. Haltung, die die gesamte belgische Presse Deutsch­land gegenüber stets eingenommen hat. so ist es um so be­merkenswerter. daß die Berichterstattung der belgischen Ge­sandten ein Ankkagemaleriak gegen die Politik der Ententemächte enthalte«, wie es vernichtender kaum gedacht werde» kann. Wir werden fortlaufend zunächst eine Anzahl von Berichten der belgischen Gesandten in Berlin, London und Paris aus den Jahren 19051914 veröffentlichen, in denen in der denkbar prägnantesten Form heroortritt, wie die im Jahre 1904 von England eingeleitete gegen Deutschland gerichtete Kntentepokitik gewesen ist, die tiefe Spaltungen Hervorgernfen hat, welche schließ- lich zu dem gegenwärtigen Kriege führten. Die englische Wegiernng als Krieöfeder, König Eduard VH. als Bannerträger der aus die Isolierung Deutschlands ge­richteten Bestrebungen der Entente bilden ein immer wieder­kehrendes Merkmal der Berichte.

Mit großer Schärfe haben es die Gesandten schon sehr frühe erkannt, wie der durch den Dreibund während Jahr­zehnten gesicherte Weltfriede durch die politischen Bestre­bungen der Entente gefährdet wurde. Umgekehrt fanden die Friedensliebe des deutschen Kaisers und die friedlichen Tendenzen der deutschen Politik und die große Langmut Deutschlands den Provokationen Englands und Frankreichs gegenüber »olle Anerkennung. Herr Poincarö hat unlängst in einer Rede den friedlichen Geist Frankreichs und der sranzös. Politik vor dem Kriege betont und sich bemüht, Deutschland als den Friedensstörer hinzustellen. Wir haben uns bereits mit dieser Behauptung des Herrn Poincars beschäftigt. Wir können aber unsere früheren Ausführungen nunmehr durch das Urteil des Vertreters des mit Frank­reich verbündeten Belgiens in Paris ergänzen, der wohl den Anspruch erheben darf, als unparteiischer Beobachter zu gelten. Am 16. Januar 1914 hat der Gesandte Baron Guillaume seiner Regierung einen Bericht erstattet, in dem sich folgende Stelle findet: Ich hatte schon die Ehre Ihnen zu berichten, daß die Herren HfoincarS, Delcassö, Mille- rund und ihre Freunde es gewesen sind, die die nationa­listische, militärische, chauvinistische Nvkitik erfunden und beschlossen haben, deren Wiedererstehen wir sestgkstellt haben. Sie Sikdet eine Erfahr für Enrvpa »nd für Belgien. Es ist, als ob Baron Guillaume die Ereignisse vorausgeahnt hätte, wie sie nur ein halbes Jahr später eintraten und in so verhängnisvoller Weise in die Geschicke Belgiens eingegriffen haben.

Der Unterseebootskrieg.

Berti«, 28. Juli. WTB. Bon der englischen Presse wird die Nachricht verbreitet, daß in den bisher 22 Wochen des Unterseebsotskrieges 98 englische und 95 neutrale Handels­schiffe versenkt seien. Wie wir von zuständiger Stelle er­fahren, stimmen diese Zahlen nicht. Es sind vielmehr bis 25. Juli von deutschen Unterseebooten im Kriegsgebiet versenkt: 229 englische, 30 andere feindliche, 6 mih feindlichen verwechselte neutrale Schisse. Außer diesen neutralen Schiffen sind weitere 27 Neutrale von deutschen U-Booten angehalten. untersucht und wegen Führens von Bannware nach Prisenrecht versenkt worden, da sie nicht eingebracht werden konnten. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß außerdem drei neutrale Schiffe von deutschen U-Booten infolge von Verwechslung angeschossen, aber nicht versenkt worden find.

London, 28. Juli. (WTB. Reuter.) Der dänische DampferElse" hat inMynemouth die Besatzung der nor- wegischen BarkG. P. Harbitz" gelandet, die am Sonntag von einem deutschen Unterseeboot in Brand ge­steckt worden war.

London, 28. Juli WTB. (Reuter.) Die Fisch- ir a m p f e r Salacia und Iceni sind gestern von Un­terseebooten versenkt worden. Die Besatzungen wurden in Lowestost gelandet.

London, 29. Juli. WTB. Das Reutersche Bureau meldet ans Lowestoft: Das FischersahrzeugWest- wardho" ist in der Nordsee von einem deutschen Unter­seeboot versenkt worden. Me Besatzung landete ln Loweslost.

London, 29. Inli. WTB (Reuter.) Ein deutsches Unterseeboot versenkte am Montag in der Nordsee den schwedischen DampferEmma" und die dä­nischen Schoo nerMaria",Neptunus" und Lena". (Die Schiffe werden Bannware an Bord ge­habt haben.)

Kalnar, 28. Juli. WTB. Dte schwedische BriggFortuna", die von Halmstad nach West-Hartle- pool unterwegs war, wurde in der Nordsee von einem deutschen Unterseeboot in Brand geschossen. Die Besatzung wurde an Bord des Unterseeboots genommen und sodann aus einen gekaperten norwegischen Dampfer Lbergesührt, der nach Cuxhaven gebracht wurde.

Loudo«, 28. Juli. WTB. Das Reutersche Bureau meldet aus Slornoway, daß der norwegische Damp­fer Fimrei 1 e aus Bergen mit 3819 Tonnen Wasser-