stürmt. Abende wer der Feind bis hinter die große Straße von Zvlkiew (nördlich Lembergs) RawaRuska ge­worfen. Unter dem Drucke dieser Niederlage wich der Geg­ner heute nacht auch a«S der Auschlrchstellnng zwischen Grodek und den Dnjestr-Sümpfe«, hart bedrängt von den österreichisch-ungarischen Truppen. Zwischen den Dnje- sterfümpfen und der Ttryjmnndung räumte der Feind das südliche Dujestr Ufer.

Oberste Heeresleitung.

Die Schlacht um Lemberg.

DieFrkf. Ztg." meldetesaus Wien: Die dritte Schlacht um Lemberg hat begonnen und nimmt sür uns einen günstigen Verlaus. Die Entfernung von Grodek bis Lemberg beträgt 20 Kilometer, ebenso weit ist es von Ianow dahin. Flieger­meldungen besagen, daß westlich von Lemberg eine sehr starke gegen Westen befestigte Front läuft. Demnach und nach Aus­sage russischer Gefangener, die behaupten, von einem Befehl des Großfürsten Nikolaj Kenntnis zu haben, der angeordnet haben soll:Lemberg muß gehalten weiden, koste es auch Millionen von Menschenleben", mußten wir aus äußerst er­bitterte Kämpfe gefaßt sein. Run ist Grodek ganz in un­serem Besitz, und Komarno auch bereits gestürmt. Komarno liegt an der Wereszica, 18 Kilometer südlich von Grodek. Das Festhalten der Wereszicalinie ohne katastrophale Folgen bei einem etwaigen Vorstoß von unserer Seite in die linke Flanke der Russen ist kaum mehr möglich. Haben wir Ianow mit der ihm vorliegenden mehr als 10 Kilometer breiten Waldzone erreicht, so sind die an der Wereszyca liegenden Stellungen von Norden her bereits umgangen. Die ver­bündeten Truppen erkämpften in ihrem heftigen Ansturm gegen die an und nördlich der Wereszyca besetzten zusammen­hängenden russischen Verteidigungsstellungen eine Position nach der anderen.

Im Norden ist der Raum südlich des Tanew vollständig vom Feinde gesäubert. Ulanow an der Mündung des Ta­new in den San wurde nach erbitterten Kämpfen genommen.

Südlich des oberen Dnjestr schreiten die Angriffe der verbündeten Truppen erfolgreich fort.

Heftige Vorstöße der Russen gegen die Ostgruppe der Armee Pflanzer-Baltin wurden neuerdings unter schwersten Verlusten sür den Gegner siegreich abgewiesen.

Wie», 19. Juni. (WTB.) Amtlich wird oerlaut­bart vom 19. Juni mittags:

Russischer Kriegsschauplatz.

Die galiztsche Schlacht dauert fort.

Im Ansturm gegen die zusammenhängende russische Verteidigungsstellung an und nördlich der Werescyca er­kämpfte« die Truppen der verbündeten Armeen Stellung um Stellung. Grodek und Komarno sind genommen. An der Nordfroot wurde das südliche Tanew-Ufer vom Feinde gesänbert, Manow nach heftigen Kämpfen besetzt.

Südlich des oberen Dnjestrs schreitet der Angriff der verbündeten Truppen fori. Die Ostgruppe der Armee Pflanzer hat erneut schwere russische Angriffe wieder blutig zurnckgeschlagen.

Italienischer Kriegsschauplatz

An der Isonzofront uud der Kärntner Grenze trat nach den letzten erfolglosen, verlustreichen Vorstößen der Italiener Ruhe ein, die nur durch Plänkeleien und stellen­weises Geschützfeuer unterbrochen ist.

Ein gestern nachmittag wieder bei Plawa angesetzter feindlicher Angriff wurde schon im Keime durch Ge­schützfeuer erstickt. 3m Tiroler Grenzgebiet wurden ita­lienische Abteilungen, die gegen die Gebirgsrücken östlich des Fassa-Tales vorzugehen versuchten, allenthalben ab­gewiesen. Der erfolglose Angriff auf das Plateau von Folgaria und Lavarone wurde vom Feinde ein­gestellt.

In den wenigenerlösten" Ortschaften des Grenzge­bietes drangsaliere» die Italiener die Bevölkerung durch

Das alte Weib'l.

In derStraßburger Post" veröffentlicht Kurt Schede eine Anzahl kleiner Bilder von einer Schwarzwaldfahrt in der Kriegszeit. Wir entnehmen ihnen den folgenden Aus­schnitt:

Zunächst ich muß das offen bekennen mißfiel da« alte Weib'l mir gründlich.

Hinten in einer Ecke des Schwarzwaldzuger saß es zwischen Kinzigtalbauern und Landsturmleute» und schwatzte den Herrgott zum Himmel hinaus.

Wenn es den kntfflichen, zahnlosen Mund austat, klang es, als schösse ein Schwarm verärgerter Nebelkrähen vvn dannen. Sie hatte eine gewaltige Männerstimme, die in die tiefsten Register des Baffes stieg und zwischen Hinei« so heftig schrillte, daß das Tunnelfignal der Lokomotive wie Engelsgesang dagegen wirkte.

Im Anfang verstand ich kein Wort der redelustigen Frau. Sie sprach eine Mundart, die vor etwa 60 Jahren mit Kinzigwaffer getauft war und dann bei Schramberg im Schwäbischen sich weiter entwickelt hatte.

Die Bauern in ihrer Gesellschaft sperrten die Mäuler aus und hielten im Qualmen inne, so oft da» Krähenkrächzen dem einen und andern das Wort abschnitt.

Eben hatte ein Landsturmmann sich über den Emst der Zeiten beklagt. Vor 20 Jahren, jawohl, da sei das Sol­datsein in Rastatt eine Freude gewesen. Doch jetzt Kom­mißdienst tun, sei keine Kleinigkeit. Der Hof daheim, die

Aushebung von Geißel« «nd brntale Gewaltmast, regeln.

Aus dem K. u. K. Kriegapressequartier wird dem Lok.-Anz. gemeldet: Nachdem die Flieger der Verbünde­ten schon seit geraumer Zeit festgestellt hatten, daß etwa 15 Kilometer westwärts von Lemberg große Befestigungsanlagen durch den Feind errichtet werden, hat auch der Anmarsch der Bersolgungskolonnen bestätigt, daß die Russen noch vor der Hauptstadt Galiziens Widerstand zu leisten versuchen. Die topographischen Verhältnisse verweisen aus die natür­lichen Verteidigungsstellung, die sich durch das Zentrum Grodek charakterisieren und sich nördlich auf die bewaldeten Höhenrücken von Dabrowa, Kami.nka, Gora und Pisoczyna vorwärts der Wereszyca ziehen, oder aus die Höhen von Majdan östlich dieses Gewässers. Gegen Süden bildet das durch Teiche und versumpfte Niederungen vergrößerte Bett der Wereszyca den natürlichen Hauptgraben der östlich da­von auf Hügeln und Höhenabfällen gelegenen Stellungen. Die allgemeine Front der Russen weist gegen Westen und reicht im Süden bis an den Dnjestr. Gegen Norden kann die Stellung je nach Bedarf und Maßgabe der Kräfte vorwärts Rawa Ruska gegen Tomaszow in Rusflsch-Polen verlängert werden. Die Rückzugsoerhältnifse sind aus diesen Stellungen nicht ungünstig, wenn auch östlich Rawa Ruska eine Sandzone sich befindet und im Zentrum die Rückzugswege gegen Lemberg zusammenlaufen. Die strahlenförmig von Lemberg nach allen Teilen drr Berteidt- guugsfront führenden Bahnen, Straßen und Wege sind dagegen sür die Verteidigung von größtem Werte. Den Operationen des Dnjestr-Flügels der Verbündeten dürfte, falls sie rechtzeitig durchdringen, nur ein unmittelbarer Er­folg zukommen. Diesen Armeen gleichen den Treibern, die San-Armeen hingegen sind die Schützen.

Me Me» im «Ille« Mchige.

Wien, 20. Juni. (WTB.) Amtlich wird berichtet unter dem 20. Juni 10 Uhr vormittags: Aus der ganze« Front wurden die Rnffe» aus der Werescyka-Stel- lung znrnckgeworfe«. Der Feind ist seit heute vor- mittag 3 Uhr überall i« Rückzug.

Der Stellvertreter des Chefs dts Generalstabs: o. Höfelr, Feldmarschalleutnant.

Ei» Sireism »er österreichische» Flotte.

Wien, 20. Juni. (WTB. amtlich.) Am

17. und 18. Juni unternahmen mehrere unserer Kreuzer und Torpedobootseinheiten eine Streifung an die italienische Küste von der Reichgrenze bis Fano. Hiebei wurden die Sernaphorenstationen an der Tagliamento Mündung und bei Pesaro sowie die ELsenbahu- brücken bei Rimini über den Metauro- und Areilaflrch durch unser Geschützfeuer beschä­digt, ei« italienischer Dampfer versenkt, dessen Bemannung wurde geborgen. Sämtliche Ein­heiten rückten wohlbehalten ein.

Flottenkommando.

Englands Flaggeubetrug.

Berlin, 19. Juni. (WTB.) Wie wir von maßge­bender Stelle erfahren, hat am 14. Mai vormittags, etwa 5 Seemeilen östlich des an der englischen Ostküste gelegenen Longftone-Leuchtturmes ein unter norwegischer Flagge fahrender und mit norwegischen Nationalitäts­zeichen versehener englitcher Dampfer auf eines unserer Unterseeboote einen glücklicherweise erfolg­losen Rammangrifs gemacht. Der Kommandant des Unterseebootes, der den Dampfer als norwegischen an­gesehen und daher unbehelligt gelassen hatte, konnte aus einer englischen Zeitung, die einige Tage später einem von

drängende Feldarbeit, der Mangel an Arbeitskräften, die Frau mit den Kindern . . .

Sechs eckige Schwarzwoldschädel nickten ihm beistim- mend zu.

Da seh ich von meinem Beobachtungsposten neben dem Wageneingang das Weib'l sich plötzlich emporrecken. Da» alte, mit hundert Fallen und Runzeln bedeckte Gesicht be­kommt etwas Straffes. Die Schwarzwaldkappe auf dem schlohweißen Kops scheint wie ein Hahnenkamm im Zorn sich aufzurichten.

Das Weib'l lacht, daß die Fensterscheiben des Wagens klirren und die Deckenlaternen ins Flackern geraten.

Es lacht, wie jemand, der am liebsten dreinschlsgen möchte. So wild ist das Weib'l.

Ich lauschte gespannt, »nd da die Worte nun langsam und schwer, wie dicke Oeltropfen, in die Abendslille des Wagens fallen, vermag ich die einzelnen Sätze zu verstehen.

Der Nachbar da drüben, so meint das Weib'l, solle sich schämen, so dummes Zeug zu schwatzen. Ob er denn gar nicht wisse, daß die Franzosen heute lieber als morgen in» Badner Ländel möchten. Und ihre russischen Freunde, die schmutzigen Kaibe. hätten de» Bauern im Osten die Höfe und Ställe verbrannt. Da muß doch jeder heran, der sein Vaterland lieb hat. Ganz gleich, ob mit 20 oder 40 Jahren. Die Arbeit daheim können die Alten und Weiber genau so gut schaffen.

Und nun berichtet das Weib'l von seinem eigenen Hof und Haus. Ganz ruhig und sicher, als lese es eine Ka- lendergeschtchie vor. Auch ihre Mannsleute sind alle drau-

ihm angehaltenen Fahrzeug abnahm, feststellen, daß der betreffende Dampfer ein englischer gewesen war, der die Flagge und Abzeichen Norwegens mißbraucht hatte, ver­mutlich um sich aus gefahrlose Weise den von der britischen Admiralität für die Vernichtung deutscher Unterseeboote ausgesetzten Preis zu verdienen.

Ein zweiter, erheblich schwerer wiegender Fall spielte sich am 10. Juni ab. An diesem Tage versuchte, ebenfalls beim Longstsne-Leuchtturm, ein Dampfer unter schwedi- scher Flagge und mit schwedischen Nationalitätsabzei­chen eines unserer Unterseeboote zu rammen, das nur mit knapper Not dem Angriff entging. Dieser Dampfer ar­beitete mit einem zwetten ohne Flagge und Abzeichen sah- renden Dampfer und einem englischen Torpedobootszerstörer zusammen, stand somit im Dienste der englischen Kriegsma­rine und sollte augenscheinlich als Falle für unsere Unterseeboote dienen.

Der Fall beweist, daß die britische Admiralität sich nicht scheut, den der englischen Handelsschisfahrt amtlich empfohlenen Mißbrauch neutraler Flügger auch zu Kriegs­handlungen auszunützen. Wie schwer England durch dieses Vorgehen die neutrale Schiffahrt, als deren Beschützerin es sich mit Vorliebe aufzuwersen pflegt, ge­fährdet, bedarf keiner Erörterung.

Opfer der U-Boote.

Stockholm, 19. Juni. WTB. Stockholms Tidningen meldet aus Göteborg: Der norwegische Dampfer Granit wurde in der Nähe des Binga-Feuers vor Göteborg von den Deutschen in den Grund geschaffen.

London, 18. Juni. WTB. Lloyds melden, daß die Fischdampser Petrol, Explorer und Iapontca aus Aberdeen am 4. und 5. Juni von Unterseebooten ver­senkt worden sind.

Revolutionäre Bewegungen in Rußland.

Berlin, 18. Juni. Aus Budapest meldet dieNat.- 3tg.": Der Bukarester Adverul meldet: In ganz Ruß­land fanden Pogrome von »och nie dagewesener Grau­samkeit statt. Die von den Russen verbreiteten Mitteilungen über die Entfernung von Juden aus Kiew, Odessa. War­schau und Moskau sind nichts anderes als Verschleierungen von unter den Augen der russischen Behörden stattgesunde- nen furchtbaren Pogromen in dm genannten Städten.

Petersburg, 18. Juni. WTB. Ruskoje Slovo meldet aus Moskau: Die Plünderung und Beschädigung von Geschäften durch erregte Bolksmengen erstreckte sich nicht nur aus deutsche Firmen, sondern auf alle Firmen mit ausländisch klingendem Namen. Die Unruhen nahmen großen Umfang an.

Ein Angehöriger eines neutralen Staates, der die Greuelszenen der letzten Tage in Moskau miterleben mußte, gibt derMorgenpost" von dem Wüten der Russen gegen die Firmen mit demschklingenden Namen eine eingehende Schilderung. Auf den Höfen der Fabriken von Zündet und von Hübner sammelten sich einige lausend Arbeiter, stellten verschiedene Forderungen an den Direktor bei Zündet und begannen, als diese nicht sofort bewilligt werden konn­ten, das Zerstöcungswerk. Der Direktor floh, stürzte vor den Verfolgern sich in den Moskau-Kanal, um an das andere Ufer zu schwimmen. Kaum war er an das jensei­tige User geklettert, als er von der Menge ergriffen und erschlagen wurde. Drei Frauen der Fabrikdtrektoren wur­den in den Kanal geworfen und als sie nicht ertranken, mit Steinwürsen gelötet. Bon der Polizei war nichts zu sehen. Aer durch die Plünderer angerichtete Schaden wird aus 300400 Millionen Rubel geschätzt.

Stockholm, 18. Juni. WTB. Trotz der strengen Zensur ^gelange« doch einige Mitteilungen über die Pogrome der vorigen Woche in Moskau in» Ausland, die jedoch nur eine schwache Vorstellung von der unheimlichen Tragödie geben, die sich dort abspielte. Daß es weniger eine nativ« nMstische als eine revolutionäre Tewesung war, tritt immer deutlicher jzutage. Der ursprüngliche Anlaß waren, wie ein schwedischer Geschäftsmann, der heute von

ßen im Krieg. Der Alte zwar nicht, der fitzt mit seinen 70 Jahren daheim und kann den Buckel nicht mehr recht grab Kriegen, aber die Söhn« und Schwiegersöhne. Fünf Buben, drei Töchiermänner! Drei Buben sind drüben in Frankreich, die andern stehen in Rußland und Polen, der jüngste zieht morgen au». Sie kommt gerade von ihm aus Billingen. wo er zurzett noch steht. Verwundet ist keiner von ihnen. Gottlob. Doch Dreck und Läuse haben sie alle.

In unferm Abteil ist es -anz still gewrrde«. Die Bauern schauen nur immer die Alte an, die jetzt mit einem krächzenden Lachen abdricht und langsam wieder zusammen- schrumpft.

In Hausach verläßt da« Weib'l den Zug. Ein Weib'l, kaum anderthalb Meter graß und rund wie «i« Bienen- Korb. Unter dem oielgefältelten, kurzen Wollrock werden zwei dicke stämmige Beinchen t« derben Stiefeln sichtbar. Sie packt ihre Sache« zusammen und humpelt hinaus, wo­bei sie sich rechts und links auf die Banklehnen stützt.

Adje, Herr Nachbar, und Kops hoch!"

Ueber dem Bahnsteig draußen liegt warm und schwarz die Frühsommemacht. Nur die gelben Laternen werfen ihr spärliches Licht aus die Alte, die eilig über den Platz zum Schramberger Zügle humpelt.

Wir sehen einander stillschweigend an. Es fehlt uns etwas, das fühlen wir alle, seitdem das Weib'l den Wagen verlassen hat. Die Bauern hocken in ihren Ecken und saugen bedachtsam an ihren Pfeifen. Der mürrische Landsturmmann hat den Kops aus der Brust und guckt aus den Boden, als müsse er dort etwas finden.