Petersburg hier anlangie, in Rya Daglight Allehanda er- zählt, die russischen Niederlagen, besonders in Galizien, die die Behörden auf die Dauer nicht verheimlichen konnten. Dies sowie die immer zunehmende Teuerung riefen Gärung in der großen Masse hervor. Der erste Ausbruch ereignete sich vorigen Mittwoch, während es über Ausländer, besonders solche mit deutschem Namen, herging. Aber auch mehrere schwedischen Läden wurden von der rasenden Menge geplündert. Ein schwedisches Iuweliergeschäfl wurde nur durch die Geistesgegenwart des Besitzers gerettet. Noch surchtbarer als die Zerstörung der Läden war die der industriellen Anlagen. Erst als die angelegten Brände aus den russischen Stadtteil überzuspringen drohten, griffen Polizei und Militär ein. Der angerichtete Schaden wird aus 350000000 Rubel geschätzt.
Aus Bukarest wird der „Deuischen Tageszeitung" berichtet: Wie hiesige Blätter melden, gab cs vorigen Freitag in Reval revolutionäre Kundgebungen gegen den Krieg, wobei es zu blutigen Zusammenstößen zwischen denBolks- massen und der bewaffneten Macht kam. Die Revaler Presse hat ihr Erscheinen eingestellt.
Die Dardanellenkämpfe.
Konstantiuopel, 18. Juni. WTB. Das Hauptquartier teilt mit: An der Dardanellensront zerstörte unsere Artillerie am 16 Juni bei Ari Burnu Maschinengewehrstellungen und wichtige Beobachtungspunkte des Feindes. Ein feindliches Geschütz wurde gebrauchsunsähig gemacht. Eines unserer Regimenter, auf unserem rechten Flügel nahm einen Teil der feindlichen Schützengräben weg und besetzte ihn. Gestern dauerte in der Gegend von Ari Burnu und Seddul Bahr das Geschütz- und Infanteriefcuer von beiden Seiten fort, ohne daß sich etwas wichtiges ereignet hätte. Sest dem 14. Juni verwendet der Feind Explosivgeschosse, die erstickende Gase enthalten. An den anderen Fronten nichts neues.
Oefterreichische schwere Artillerie an der Kärntner Grenze.
Wie das »Berl. Tagebl." aus Rotterdam erfährt, meldet das Reutersche Bureau aus Udine, den Oefterreichem sei es gelungen, ihre schwerste Artillerie gegen die kärntneri- schen Alpen aufzustellen, die von den Italienern besetzt gehalten würden. Tag und Nacht dauere dort der Artillerie- Kampf an.
Eine italienische Milliardenanleihe gescheitert.
Aus Lugano meldet der „Lokalanzeiger": Die in Nizza gepflogenen englisch-italienischen Verhandlungen über die Milliarden-Anleihe sind trotz der Bemühungen des Botschafters Barr-re, der zu diesem Zweck nach Paris fuhr, an für Italien unannehmbaren Bedingungen gescheitert.
Griechenland.
Eine Meldung des „Berliner Tageblatts" aus Athen besagt: Es steht nunmehr fest, daß die Par- lei Benizelos 186 von315Mandaten gewonnen hat. Benizelos verlangt die sofortige Einberufung derKammer und den Rücktritt des Kabinetts Gunaris, der aber infolge der Krankheit des Königs verschoben werden muß. Benizelos wird bald die Leitung seiner Partei übernehmen und später das Ministerium bilden. Seine Absichten über die Stellung Griechenlands zu dem Krieg der Mächte sind unbekannt. Es wird aber angenommen, daß er eine vorsichtigere Haltung einnehmen wird.
Ueber das Ergebnis der Wahlen lagen zunächst Mel- düngen vor, die von einem Sieg der Regierungspartei sprachen. Neue Meldungen aber verkündeten, daß Bent- zelos, der ehemalige Ministerpräsident, den Sieg errungen hat. Es ist aber nicht anzunehmen, daß Benizelos seine früher geübte Politik, die zu einer Intervention Griechen-
Me seltsam! War un« jetzt fehlt, ist nur ein armer, altes, vom Leben hart mitgenommenes Weib'l mit einer gräulichen Stimme und einem morschen, zerknitterten Gesicht und doch — in Wahrheit — die deutsche Frau, die wir alle im stillen verehren. Die Frau mit dem starken Herzen und der opferfreudigen, tapferen Seele, die die Not ihres Vaterlandes erkannt und ihm ihr Bestes, ihre acht Buben, widerspruchslos gegeben hat.
Deutschland, wie stolz kannst du sein auf dein Volk, in dem selbst so arme Bauemweib'l Heldinnen find! . . .
Ein KriegsfreiwMiger «» Via Daheimgebliebenen.
Als ein Zeichen der Stimmung, die Italien« Treubruch bei unfern Kriegern in der Front hervorgerufen hat, geben wir nachstehenden Ausruf wieder, den der „Kreuz-Zeitung" ein Kriegsfreiwilliger mit der Bitte um Veröffentlichung übersendet:
Deutsche Jungen!
Italien hat gegen uns das Schwert gezogen. Wir wollen nicht über seinen ekelhaften Bündnisbruch zetern. Für solche, Verhalten haben wir nur zwei Worte übüa : Pfui Teufel! -
Unsre vereinigten Heere werdem diesem Volke Taten -eigen.
Ihr, Kameraden, Jungen von 17 und 18 Jahren, Handwerker und Kausleute, Schüler und Studenten, die Ihr noch zu Hause hockt, meldet Euch freiwillig zu den Fahnen!
lands drängle, sortsühren können wird. Das Bolk hängt zwar sehr an der Person des ehemaligen Ministerpräsidenten, dem Griechenland nicht in letzter Linie Macht und Ansehen verdankt, doch ist die Stimmung im Volke nach durchaus zuverlässigen Athener Berichten jedem neuen Kriegs- Unternehmen abgeneigt. Dieser Stimmung wird Benizelos, der gewohnt ist, sich jeder gegebenen Lage anzupassen, ge- miß Rechnung tragen. Dieser Meinung sind auch die ententefreundlichen Blätter. Nach einer Pariser Meldung des ententesreundlichen Stockholmer „Sozialdemokrat" erwartet die Entente wenig von der Wiederkehr des früheren griechischen Ministerpräsidenten Benizelos ins Amt. Man hält in Paris seine etwaige Rückkehr zur Macht keineswegs für gleichbedeutend mit der Wiederaufnahme seiner früheren Kriegs- oder ententesreundlichen Politik, weil sich die Verhältnisse inzwischen geändert haben; vor allem infolge der Italien schen Intervention gäbe es niemanden in Paris, der eine kriegerische Intervention Griechenlands für nahe bevorstehend ansehe.
Die Deutschamerikaner an Wilson!
Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Kopenhagen: Wie englische Blätter aus Neu-Pork melden, überreichten die Deutsch-Amerikaner dem Präsidenten Wilson eine mit einer großen Anzahl von Unterschriften versehene Adresse, worin der Präsident gebeten wird, eine Konferenz einzude- rufen, die zwischen den kriegführenden Mächten verhandeln soll.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 21. Juni 191S.
Ehrentafel.
Das Eiserne Kreuz haben erhalten: Adolf Wandel, Zählermonteur bei der elektr. Kraftübertragung Herrenberg, Unteroffizier im Res.-Ins.-Regt. 119; Wehrmann Bernhard Feinler von Baisingen.
Die Silberne Berdienstmedaile erhielt: Bizeseldwebel Gauß von Oeschelb: snn.
Karl Essig Am gestrigen Nachmittag wurde unter zahlreicher Leichenbegleitung der hiesigen Einwohnerschaft der Drehermeister und Wirt Karl Essig zu Grabe getragen. Er stand hier im besten Ansehen und war 10 Jahre lang Bürgerausschußmitglied, wobei er in treuer Hingabe zu feiner Verpflichtung mit guter Besonnenheit seines Amtes waltete. Der Liederkranz verliert in ihm ein treues Ehrenmitglied, der mehr als 30 Jahren dem Liedei Kranze angehörte und über 25 Jahre ein eifriger Sänger war. Auch der Militär- und Veteranen- verein Nagold beklagt in dem Verstorbenen einen treuen Kameraden. Essig war schon längere Zett kränklich. Der Heldentod seines Sohnes schmerzte ihn sehr tief und wird sicherlich zur Verschlimmerung seines Leiden« beigetragen haben. Er starb im besten Alter von 54 Jahren, tief betrauert von den Hinterbliebenen und seiuen Freunden. Am Grabe, wo Herr Dekan Pf lei de rer eine tiefbewegende Trauerrede hielt, wurde in herzlichen Worten des Verstorbenen gedacht, von Herrn Stadtschultheiß Maier namens der bürgerlichen Kollegien, von Herr Präzeptor Wieland namens des Liederkranzes und Herrn Berstecher namens des Militär- und Beteranenoereins Nagold. Möge der Entschlafene im Frieden ruhen!
p Das Gesamtkollegium der K. Zentralstelle für Landwirtschaft trat zur Beratung wirtschaftlicher Krkegsmaßnahmen zusammen. Der Sitzung wohnte auch der Minister des Innern Dr. o. Fleischhauer an, der betonte, daß die Landwirtschaft sich bisher ihren Aufgaben gewachsen gezeigt habe. Wenn man im Jahr 1914 durch die Kriegsereignisse überrascht worden sei, so habe jetzt die Ausstellung eines Kriegswirtschaftsplans insbesondere den Zweck, eine sachgemäße Verwertung der neuen Ernte her- beizusühren. Zur Frage der Fleischoersorgung und der Festsetzung von Höchstpreisen für Schlachtvieh, über die Regierungsrat Gauger berichtete, wurde eine Erklärung beschlossen, wonach eine Besserung der Verhältnisse nur von der Herbeiführung eines vermehrten Angebots, also von der
Gewiß, Deutschland hat Reserven im Ueberfluß. Trotzdem sollt Ihr nicht »arten, bis der Staat Euch einkerust. Zeigt der Welt, daß die Kriegserklärung Italiens uns nicht bedrückt, sondern nur unsre Kräfte vergrößert.
Antwortet Euren Müttem, wenn sie von Entbehrungen sprechen, denen Ihr nicht gewachsen sein sollt: Wille überwindet.
Wir sind seit vielen Wochen im Felde. Ich wünschte, Ihr könntet einmal sehen, wie wahre Kameradschasllichkett kleinlicher Mühen spottet, Tod und Leid trotzt und frohe Unbekümmertheit erzeugt.
Werst Eure Bücher in die Ecke. Homer, Cäsar, Pythagoras, Plato (und wie sie alle heißen) haben Große» und Schönes geschaffen. Doch was können Euch heute die vergilbten Werke bedeuten? Hebt sie für spätere Zeiten aus. Es gilt Höheres.
Das Vaterland in Gefahr.
Schande dem, der eigensinnig in künstlich aufgebauter Traumwelt sein schales Eigenleben führt.
Alles, was an Liebe, Kraft, Willen in Euch lebt, legt in den einen Gedanken: Deutschland.
Alles schon dagewese«. In einem Madrider Blatt, dem „Evrreo Espanol", wird daran erinnert, daß während des spanischen Kriege« mit de» Vereinigten Staaten der Postdampfer Alfonso Xl. bei Los Colorados, nahe Habana, sowie der Postdampfer Santo Domingo in den mexikanischen Gewässern von den Bankers in den Grund gebohrt wurden. Beide Dampfer gehörten der Campania Transatlanttca
Hebung der Vieh-, insbesondere der Schweinezucht, zu erwarten ist, wogegen in der Festsetzung von Höchstpreisen für Schlachtvieh, welche zumal bei den Rindern an den nicht zu überwindenden technischen Schwierigkeiten scheitern würden, eine geeignete Maßnahme nicht erblickt werden kann. — In der Frage der Milchoersorgung und der Festsetzung von Höchstpreisen für Milch wurde aus Antrag von Pros. Dr. Wacker- Hohenhein, der im Auftrag des Mi- nisteriums des Innern zu der Frage Stellung genommen hatte, eine Entschließung angenommen, daß die Frisch- Milchpreise nicht mehr allgemein den Erzeugungekosten entsprechen; da letztere infolge des Krieges erheblich gestiegen find, sei auch gegebenfalls eine entsprechende Steigerung des Milchpreises gerechtfertigt. Die Festsetzung von Höchstpreisen für Milch in der Höhe der seitherigen Preise durch sämtliche Oberämter des Landes sei nicht du chsührbar, zumal hierdurch eine empfindliche Rückwirkung auf die Milcherzeugung und damit auf die Milchoersorgung der Städte zu befürchten wäre. — Ueber den Kriegswirtschastsplan für das Emtejahr 1918/16 berichtete Direktor a. D. o. Strebe!. Für die neue Regelung der Versorgung und Borratsoerteilung wurde vom Kollegium der Wunsch ausgesprochen, daß in Württemberg die Kommunaloerbände (Amtskörper- schasten) bezw. soweit diese zu klein sind, Bereinigungen von solchen allgemein als Selbstwirtschaftsverbände anerkannt werden, sowie daß eine Landesausgleichstelle geschaffen wird, die den Ausgleich der Vorräte zwischen den einzelnen Kommunalverbänden zu bewerkstelligen hat.
Effriuge«. Der Krieg hat schon wieder ein Opfer von unserer Gemeinde gefordert. Hans Link, der Sohn des Gutsbesitzers Link Trölleshof, starb >im Feindesland den Heldentod fürs Vaterland. Der Verstorbene war als ein heiterer, stet» freundlicher Gesellschafter weithin bekannt und erfreute sich deshalb allseitiger Beliebtheit. Auch gegenüber Untergebenen war er sehr leutselig. Mit guten Schulkennt- nisten ausgestattet, hat er später landwirtschaftliche Schulen besucht und war zuletzt auf dem väterlichen Gute tätig. Alle seine Veranlagungen ließen die Angehörigen zu den besten Hoffnungen berechtigen. Als er ins Feld zog. war er begeistert, für das Vaterland Kämpfen zu dürfen und stellte seinen Mann im Felde, wo er konnte. So verdiente er sich auch das Eiserne Kreuz II. Klaffe. Sein Heldentod wird auch in unserer Gemeinde tief betrauert und den Hinterbliebenen tiefste Teilnahme entgegengebracht. Das Andenken des Helden wird ein unvergängliches sein!
AaS de» Nachbarbezirkeu.
Calw, 19. Juni. Nach dem Vorgang in anderen Oberamtebezirken und veranlaßt durch den Abschlag der Mehlpreise der Kriegsgetreidegesellschaft Hot der Bezirks rat in seiner Sitzung am 15. ds. Mts. — mit Wirkung vom 25. Juni ds. Is. an — die Preise für I Sack (1 Doppelzentner) Weizenauszugsmehl von 47 auf 45 und für 1 Sack (1 Doppelzentner) Kriegsmehl von 42 auf 40 ^ herabgesetzt. _
r Fellbach. Das Anwesen des Weingärtners Otto Bürkle ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
r Urach. In Dettingen ist der Bauer Lieb beim Heuen vom Wagen gestürzt und hat das Genick gebrochen.
r Rostwälde». Die Scheuer des Georg Wagner jr. der im Felde steht, ist mit sämtlichen Heuvorräten niedergebrannt.
r Schorndorf. Auf frischer Tat erwischt wurde der Müller Schwarz, als er frühmorgens den Ladenräumlich, keiten des A. Grill einen Besuch abstattete. Dem Inhaber gelang es. den Dieb einzuschließen und die Polizei herbeizuholen. Eine Haussuchung förderte eine große Anzahl gestohltner Gegenstände, Würste, Wein, Zigarren usw. ans Tageslicht.
r Bsckirrgerr. Da« neunjährige Söhnchen des im Felde stehenden Friedrich Kornacker ist beim Baden ertrunken.
r Reicherrbach a. F. Bon einem bedauerlichen Unglücksfall wurden die Familien Ernst Wöllhas und Hohlbrauch betroffen. Ihre Kinder fanden beim Spielen
Espanola und hatten den Versuch unternommen, die Blockade der Insel Kuba zu durchbrechen, taten also das gleiche, wie die „Lufltania". „Daniels", bemerkt das spanische Blatt, „protestierte niemand, und das bedeutet dach wohl, daß unsere Schiffe und unsere Menschenleben anscheinend nicht so viel wert waren, wie di« der Herren Engländer."
Und heute hat in der spanischen Stadt Alicante eine Protestversamrnlung »egen der Torpedierung der „Lufitania" von Amts wegen verhindert werden müssen. So tiefen Eindruck hat die sittliche Entrüstung des ollen ehrlichen Pankees aus harmlose Gemüter gemacht.
Aas dem „Türmer".
Bon der merkwürdige» Wirk«»g eines Blind-
Gängers wird dem „Freiburger Boten" geschrieben: Unter seinen mit Kartenspiel beschäftigten Kameraden war (auf dem westlichen Kriegsschauplatz) der Kanonier N. N. mit einer Zeitung in der Hand eingeschlafen. Plötzlich kam eine Granate hergepfiffen, die jedoch nicht explodierte, sondern als Blindgänger in den Boden fuhr und zwar mitten durch die Zeitung, die der schlafende Kanonier in der Hand hatte. Die Granate ritz ein schönes rundes Loch just in einen Artikel, der von den Lügennachrichten der Engländer handelte. 20 Zentimeter neben dem Schlafenden war das Geschoß in den Erdboden gefahren.
Wenn wir einig bleiben, bilden wir einen harten, schweren Klotz inmitten Europas, den niemand anfaßt, ohne sich die Finger zu zerquetschen.
Bismarck.