seri!eren". Man kennt das Volk Mazeppas aus der Geschichte. Wir haben es in den Ukrainern vor uns, die gegen die Zentralmächte Kämpfen und doch mit ganzem Herzen den Steg ihrer „F inde" erflehen. Ein düsteres Drama in der Geschichte Rußlands! Die ukrainische Gefahr ist eine der größten, die Rußland im Innern bedroht. Man versteht deshalb sehr wohl, daß Rußland Hekatomben auf Hekatomben opfert, um Galizien mit der Bukowina in seine Hand zu bekommen, die den eisernen Ring um das Volk Mazeppas geogaphisch schließen würden. Aus diesem Grunde auch setzt Rußland vergeblich seine letzten Reserven ein.
Die russischen Heerführer sahen beizeiten ein, daß der Plan nach Beriten zu marschieren, ausgegeben werden mußte. Damit begann die zweite Periode des Feldzuges, der Bormarsch gewaltiger Truppenmaflen gegen die Karpathen, die Galizien in di- Hand der Russen bringen sollte und — vorübergehend tatsächlich auch in ihre Hand gebracht hat. Galizien sollte für Rußland mehr sein als ein Faustpfand für die Friedensoerhandlungen. sollte russischer Besitz werden, von dem aus es Mähren, Ungarn und die slawischen Länder Oesterreichs mit dem panslawistischen Gedanken durchtränken wollte. Die Kosaken und Kirgisen ritten bereits die südlichen Karpathenpässe ins ungarische Land zu Tal, als ihnen das österreichisch-ungarische Heer entgegentrat. Man erkannte die Gefahr, die unserem Bundesgenossen drohte, und sandte deutsche Hilfstruppen, die Schulter an Schulter mit den heldenmütigen Truppen des Donaureiches sich der russischen Menschenwoge entgegcnstemmten. Nach monatelangen Kämpfen sind die ungarischen Flußtäler südlich der Karpathen gesäubert, sind die Russen über die Kämme der Karpathen zurückgeworfen und die fruchtbaren Ebenen der Bukowina von dem Feinde beste t. „Unsere Karpathenofsensioe ist gescheitert!" Das war das offiziöse Eingeständnis, das aus Petersburg kommt! Dann folgten die schweren Niederlagen der Russen bei Limanowo, Gor- lice, Tarnow. am San, der Fall von Przemyrl, weiter die Erfolge am Dnjestr und am Pruth, die das bedrängte Land nach und nach von den russischen Horden säuberten.
Die nächsten Entscheidungen bringen also zunächst die Befreiung Galiziens. Die nächste Folge wird sein, daß Lemberg, die Hauptstadt Galiziens, mit deren Fall die Russen ganz ohne Zweifel rechnen, besetzt und damit auch ein moralischer Sieg über die Russen erfochten wird, der von der weittragendsten Bedeutung sein wird. Dann werden wir vor der dritten Periode des Feldzuges gegen Rußland stehen, in dem sich alle bisherigen mlitärischen und moralischen Erfolge geltend machen werden. Es wird zu den letzten Entscheidungen kommen!
Wir geben uns keinen Illusionen darüber hin, daß dem Endsiege noch furchtbare Kämpfe oorausgehen werden, die die russische Heeresleitung nach einer Rückwärtskonzentrierung auf bessere Verbindungslinien erwartet. Wir sehen aber gar keinen Grund zu der Annahme, daß der Erfolg den Verbündeten auch für die Zukunft nicht treu bleiben sollte, nachdem ihre Waffen gegen einen Feind siegreich waren, der die gewaltige Ueberlegenheit'der Zahl für sich hatte. Diese ist sehr stark hcrabgeminder», die russischen Kerntruppen find nahezu ausgerieben; was in den bevorstehenden Kämpfen noch anstiirmen wird, ist eine Masse von recht zweifelhaftem Gefechtswerl. Selbst Trostworte des Zaren, seine Heiligenbilder und Teorgskreuze werden den Sieg nicht an die russischen Fahnen heften, was sonst immer ein kritischer Moment war. Denn der russische Soldat ist für die Tröstungen seiner Kirche und seines Mütterchen Rußland, die Zar Nikolaus in einer Person repräsentiert, überaus empfänglich. Und Zar Nikolaus ist immer freigebig mit Bildern, mit Ehrenkreuzen und lobenden Worten gewesen. Dom Balkon des alten Polenschlosses in Lemberg hatte der Zar seinen Truppen und der polnisch-ruthenischen Beoöl- kerung zugerufen: „Hoch lebe das eine, unteilbare und mächtige Rußland, Hurra!" Das eine, das unteilbare und mächtige Rußland! Der Glaube an die Allmacht Rußlands ist der Kirchen- und Christenglaube des russischen Volkes, ist eines jener Dogmen, an die der Russe glaubt wie an seiner Seelen Seligkeit, und die alle
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ausksmmen läßt. Bei den älteren Exemplaren der Eiche steht man vielfach weit vorgeschrittene Gipfeldürre.
Schon nach diesen wenigen Zellen brauche ich kaum noch ausdrücklich zu sagen, daß von einer wirklichen Forstwirtschaft keine Rede ist. Aeußerlich zeugt sich das schon darin, daß sich in dem ganzen von uns besetzten Teil des Waldes kein einziges Forsthaus befindet und daß nur drei Wege durch den Wald führen: von Montblainville in südwestlicher Richtung nach Bienne-le-CHLteau, einer westlich nach Binaroille und einer, als „alle Römerstraße" bezeichnet, ungefähr nördlich; und auch diese drei sind kaum befahrbar. Die übrigen Schneisen kann man nur Schleichpsade nennen. Dieser Wirtschaft, oder richtiger Mißwirtschaft entsprechend, gehören auch die Begriffe Schonungen, Durchholzen, geregelter Schlag usw. zu den unbekannten Dingen. An drei oder vier Stellen habe ich einige Raummeter geschlagenes Birkenholz gesunden. Spuren, daß sonst irgendwie Nutzoder Brennholz geschlagen wird, nirgends. Dagegen findet man vielleicht alle 500 Meter kleine runde Lichtungen von 12—15 Meter Durchmesser, deren schwarze Bodenfärbung verrät, daß hier vor kürzerer oder längerer Zeit ein Kohlenmeiler gestanden hat. Deren zwei fanden wir vor. sie haben uns einige Zeit willkommenes Heizmaterial geliefert. Das ist aber der einzige Nutzen, den diese gewaltige Wald- stäche für das Land abwirst; ich wiederho e hier: den Bolkswirtschastler packt der Zorn über eine derartige Vernachlässigung von Bolksoermögen.
Noch ein paar Worte über das Tterleben des Waldes»
russischen Niederlagen nicht ins Wanken bringen können. Aus diesem Glauben schöpft die gewaltige Menschenmenge, die nun schon seit Monaten gegen unsere Heere immer und immer wieder anstürmt, selbst wenn sie gewaltigste Verluste erlitten hat. Ein französisches Heer, das derartige Schläge erhalten hätte wie die Ruflenhecre, wäre längst zusammengebrochen: die Russen halten nach überwältigenden Niederlagen, die Hindenburg ihnen bet Tannenburg, bei Inster- bürg, bei Wloclawec, in der Winterschlacht an den masuri- schen Seen und den darauffolgenden Kämpfen im Kurland beigebracht hat, mit einer bewundernswerten Entschlossenheit stand. Nun will es aber doch scheinen, als ob wir bei jener kritischen Phase der Kämpfe angelangt wären, die eine endgültige Entscheidung bringen soll.
Ueber IVO VVV Russe« im Juni gefangen.
Die „Franks. Zig." stellt fest, daß mit den neuerdings gemachten 16000 Gefangenen die Aa-k der seit anfangs Juni gefangene» Anffe« anf »eit «ver 100 000 gestiegen sei.
Folgen des Durchbruchs am untere» San.
Berti», 15. Juni. Die Durchbrechung der russischen Front im unteren Sangebiet bis weit hinein in das östlich des San gelegene Gebiet bedeutet, wie verschiedene Morgenblätter aus dem Krikgspresseq rarster melden, einen großen Erfolg der verbündeten Armeen. Der Widerstandsfähigkeit der ganzen russisch-galizischen Front sei dadurch ein Stoß versetzt, d:fsen Wirkungen sich in der wetteren Entwicklung der allgemeinen Kriegslage bald fühlbar machen würden.
Franz. Aengste nach der russ. Niederlage.
Zürich, 15. Juni. Laut eiuer Meldung der „Neuen Züricher Zeitung" aus Paris schreibt Senator Henri Be- langer im „Petit Midi" über die Kriegslage: „Jetzt können die Deutschen mit all ihrer schweren Artillerie aus Galizien zurückkehren und dann noch einmal versuchen, sich den Weg nach Paris zu bahnen.
Der kranke Oberbefehlshaber der Russe«.
Dem „Berl. Tagebl." wird aus Basel gemeldet, daß die „Baseler Nachrichten" aus Petersburg berichten, der russische Generalissimus, Großsürst NikolaiNikolaje- witsch, befinde sich in Moskau. Ein neues Aerztekolle- gtum sei einberufen. Der russische Generalarzt der Feldarmee erachte einen zweiten operativen Eingriff als durchaus notwendig.
Zwanzig Tage österreichischitalienischer Krieg.
Aus dem Kriegspressequartier wird dem Berl. Lok. Anz, gemeldet: Aus den bis jetzt erschienenen Berichten unseres Generalstabes läßt sich feststellen, daß die Angriffe der Italiener in drei Richtungen angesetzt wurden: Der erste gegen Trient, und zwar durch ein konzentrisches Vorgehen in Iudikarien über Ala und auf dem Plateau aus Laoarone; der zweite gegen das mittlere Pustertal, um die Südbahnlinie in die Hand zu bekommen; der dritte durch die Forcierungsoersuche auf Görz Alle diese Angriffe sind bis jetzt mit großen Verlusten für die Italiener zurückgeschlagen worden. Der Italien. Generalstab bemüht sich oer- gebens, die Besitzergreifung der unbefestigten und daher von uns nicht verteidigten Grenzorte als große Siege darznstellen.
Ein billiger Sieg der Italiener.
Wien, 14. Juni. (WTB.) Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: In welcher Art die Italiener in den von ihren Connastionalen bewohnten Grenzstrichen unseres Landes Krieg führen, zeigen folgende Ereignisse: Zu den unmittelbar an der italienischen Grenze befindlichen Orten, die als vor unserer Widerstandslinie liegend, geräumt wurden, gehört auch das kleine Dörfchen Casotto im Astico- tal. Bereits am 27. Mai rückte italienische Infanterie in
über das ich genaue Aufzeichnungen gemacht habe. In acht Wochen habe ich gezählt: 2 Eichhörnchen, 1 Feldmaus. 3 Wildtauben, 1 Rotkehlchen, 3 Meisen, 5 Spinnen, ungefähr ein halbes Dutzend Insekten, Regenwürmer in größerer Zahl und vier Feuersalamander, die durch die Schanzarbeiten in ihrem Winterschlaf gestört wurden, und von denen einer eine Anzahl Nächte hindurch, wahrscheinlich von dem warmen Luftstrom angelockt, unsere Erdhütte als Schlafraum mit uns teilte. Fährten von jagdbarem Wild habe ich nirgends gefunden. In der letzten Zeit hat aber eine große Einwanderung von Maulwürfen stattgefunden, die nach Süden und Westen ihre Gänge durch den unwirtlichen Wald treiben und sich in ihren Erdlöchern, die sie alle paar Tage wechseln, scheinbar ganz wohl fühlen. Sie grüßm die schönen Wälder in der Heimat, an der Ostsee wie im Schwarzwald! _
Ei« Spanier über die Ulanen. Ein Mitarbeiter schreibt uns: Der spanische Journalist Antonio Azpeitua, der als Kriegsberichterstatter der deutschfreundlichen Madrider Zeitung ^.60 jüngst bei den deutschen Truppen in der Nähe von Saint Menehould weilte, kam eines Tages dort in ein Schloß, das einem bekannten französischen Lustspteldichter und Akademiker gehört. „Sicher hat jetzt der berühmte Literat," so schreibt Azpeitua, „schon eine ganze Literatur geschrieben und die Deutschen als Vandalen bezeichnet, die alles, was sie sehen, mitnehmen. Ich kann ihn beruhigen, wenn ich auch zu diesem Zweck seine ganze Literatur Lügen strafen muß." Die deutschen Soldaten halten nämlich alle
Stärke von ungefähr einer Kompanie gegen die gänzlich unverteidigte Ortschaft vor. Gleichzeitig eröffnen auch italienische Artillerie das Feuer, wodurch acht Häuser beschädigt wurden. Ohne Motivierung schoß nun die italienische Infanterie in den Ort und verwundete dabei vier Frauen. Sofort nach ihrem Einzug begannen die Italiener mit der Plünderung der Ortschaft, die bei späteren Besuchen stets fortgesetzt wurde. Dabei machten sie keinerlei Unterschiede. Sie nahmen nicht nur Gegenstände, die sie zur Berooll- stäudigung ihrer Ausrüstung benötigten, sondern raubten auch alles, was ihnen irgendwie wertvoll dünkte. Das Gasthaus des Lucca Sartori, dessen beide Söhne schon im Herbst nach Italien desertiert waren, wurde geradeso geplündert und demoliert, wie das Hab und Gut der kaisertreuen Bevölkerung. Die Freude der Italiener sollte nur von kurzer Dauer sein. Als nach einigen Tagen auch die letzten Bewohner von Casotto, die bis dahin ausgehalten halten, zu uns geflüchtet waren, «öffnete unsere Artillerie das Feuer und säuberte die Ortschaft von italienischen Truppen. Die e Vorgänge zeigen, wie sehr der italienische Historiker Molmenti recht hat, der jüngst im Corriere della Sera schr eb, daß die italienische Beoölkerung Oesterreichs sich über den Krieg weniger freue, als man in Italien glaube, und daß sie vielmehr durch die Ereignisse erschreckt und verwirrt worden sei.
Der Seekrieg.
Sn »«Ische Werseebwt ll 14 verlöre»!
Berlin, 15. Juni. WTB. Amtlich. (Tel.) Nach einer Mitteilung des ersten Lords her Admiralität im Unterhause vom 9. Juni ist anfangs Juni ein dentsches Unterseeboot von de« Engländern znvr Sinke« gebracht und die gesamte Besatzung gefangen genommen worden. Aus einer jetzt veröffentlichten Note der britischen Regierung über die Behandlung der Kriegsgefangenen U-Bootsbesatzungen geht hervor, daß es sich um das Unterseeboot U 14 handelt. Da dieses Boot von seiner letzten Unternehmung bisher nicht zurückgekehrt ist, muß es als verloren betrachtet werden.
Der Stellvertreter des Chefs des Admiralstabs gez. von Behncke.
London, 14. Juni. (Reuter. WTB.) Ein Fischerfahrzeug landete in M.lfordhaoen die Besatzungen des Kohlendampfers Crown of India und des norwegischen Seglers Bellgarde, die von einem deutschen Unterseeboot beim Kap St. Ann's Head versenkt worden waren.
London, 14. Juni. (WTB. Reuter.) Ein deutsches Unterseeboot hat den Dampfer „Hopemount" im Bristol- Kanal versenkt. Der Fischdampser „Queen Alexandra" ist bei Dundee torpediert worden. Die Besatzungen wurden gerettet.
Paris, 14. Juni. (WTB.) Der Temps meldet aus Lissabon : Ein englischer Kreuzer hat ein Handelsschiff gekapert, das Lebensmittel für Deutschland an Bord hatte. Das Schiff gehört einem deutschen Handelshaus in Lissabon.
Vielleicht gehts so?!
Paris, 15. Juni. (WTB.) Nach dem „Matin" beschloß der Munizipalrat von Paris, jedem französischen Flieger, der ein deutsches Flugzeug und im Umkreise der Bannmeile von Paris zur Strecke bringt, eine Prämie von 5000 Francs zu bezahlen.
Paris, 14. Juni. (WTB.) Der Temps berichtet aus Rom: Der Verband der italienischen Sch ffskonstrukteure hat eine Prämie von 15000 Lire für die Besatzung des ersten italienischen Unterseebootes oder Torpedobootes ausgesetzt, das eine erfolgreiche Aktion ausführt.
Die englischen Verluste.
Nach einer Zusammenstellung des „Daily Chronicle" entfällt, wie das „Berl. Tagbl." aus Kopenhagen erfährt, von der Gesamtziffer der britischen Verluste von 258 069 Mann genau die Hälfte auf die beiden Monate April und
Möbel und Wertgegenstände sein säuberlich in drei großen Zimmern »Hergebracht und die übrigen Räume als Lazarett eingerichtet. „In den Stallungen des Schlosses ist eine Kompanie Ulanen einquartiert. Es sind nicht diese schrecklichen Menschen, von denen man erzählt, daß sie alles, was fie finden, als ihre Beute betrachten; es find Rechtsanwälte, Doktoren der Nationalökonomie, Fabrikdirektoren und sogar Journalisten. Alle diese jungen Leute haben sich bei Ausbruch des Krieges freiwillig gemeldet, und da sie reiten konnten, wurden sie den Ulanen-Regimentern zugewiesen. Bei der jetzigen Art der Kriegführung hat der Ulan etwas von seiner Gefährlichkeit und seinem abententeurrlichen Wesen verloren." — „Unter diesen Ulanen ist auch ein sächsischer Rechtsanwalt, ein Hamburger Fabrikant, der Spanisch wie ein Argentinier spricht, weil er lange in Buenos Aires ge- lebt hat, und der älteste Sohn eines preußischen Adeligen; auch die übrigen gehören den höheren und gebildeten Ständen an. Darunter ist ein sehr gemütvoller junger Mann, der jeden Tag an seinen Bat« schreibt und ihn um Geld bittet, damit er dem Elend der armen Bewohner der besetzten Dörfer steuern könne, das ihn trauriger stimme als alle Schrecken des Krieges."
Treu seinen Farbe«. Ein uralter inaktiver S.C.-er hat den Notreferendar gemacht und rückt als Kriegsfreiwilliger ins Feld. Es haben große Tcuppenverschiedungen stattgefunden, und daher rust ihn aus einem Etappenbahn- hss ein Offizier an: „Der Ulan! Zu welchem Korps ge- hören Sie denn jetzt?" — „Immer noch Francania-Tü- dingen, Herr Major!"