auch die Obstbäumö wurden empfindlich mitgenommen. Noch ist der Schaden nicht genau erhoben, aber jeden» falls erscheint die in Aussicht gestandene reichliche Ernte zum großen Teil zerstört.
Winnenden, 14. Aug. Der gestern hier ubaehatttne Jahrmarkt war, da er mitten in die Ernte- geschäste fiel, nur wenig belebt; die wenigen erschienenen Krämer wie auch die hiesigen Geschäftsleute klagten durchweg über geringe Einnahmen. Dem Viehmarkt waren zugeführt : 3S7 Ochsen, 187 Stiere, 492 Kühe, 146 St. Schmalvieh; dem Schweinemarkt 300 Paar Milchschweine, 70 Läufer. Der Handel war ziemlich flau; der höchste Preis für ein Paar Ochsen nn Gewicht von annähernd 33 Ztr.- war 61 Karolin sonst wurde zwischen 40—60 Karolin bezahlt; Stiere kosteten zwischen 500—520 Kühe 180—400 °^,
Schmalvieh 90—300 das Stück. Milchschweine
erzielten 36—44 das Paar, Läufer von 40—60
per Stück.
Großbottwar, 16. Aug. Die Dinkel-und Weizenernte ist in unserem Bottwarthale im vollsten Gang, ja nahezu vollendet. Bedenkliche Zögerungen brachte das Wetter, so daß allmählich die Frucht auf dem Felde „auszuwachsen" begann. Menge und Güte sind die besten. Der Drasch ist ausnahmsweise ergiebig und es wird schon viel Getreide aufgekauft. Der Zentner Dinkel kommt auf 7 ^ zu stehen. — Durch die feuchtwarme Witterung haben unsere Weinberge allmählich bedeutend gewonnen. Dieses Wetter soll zwar die Vermehrung der Peronospera und des Schwarzstechers begünstigt haben, doch hört man nur von einem weniger gefährlichen und sporadischen Auftreten dieser Feinde der Rebe. Die Trauben haben sich aufs günstigste entwickelt. In den jungen Weinbergen ist der Stand und die Fülle ganz befriedigend, während die niederen und älteren Weinberge spärlicher betraubt sich zeigen. Fast allenthalben findet man, vornehmlich bei den Frühsorten, gefärbte Trauben.
Aalen, 14. Aug. Die Aalbuch-Gemeinde Lauterburg wurde gestern abend von einem schweren Gewitter mit Hagelschlag heimgesucht. Die zackigen Hagelkörner fielen in der Größe von Welschnüssen nieoer und vernichteten den größten Teil der eben begonnenen Ernte. Der Jammer der Einwohner ist groß, zumal da im vorigen Jahr die Ernteaussichten gleichfalls gänzlich vernichtet worden sind.
Bopfingen, 13. Aug. Heute entlud sich ein schweres Gewitter über unsere Gegend, das von Hagel begleitet war und hier in den benachbarten Orten großen Schaden anrichtete. Der Hagelschlag dauerte 10 Minuten lang und die Schloßen sielen in der Größe von Tauben-Eiern. Während des Gewitters wurde der 67 Jahre alte Schreiner Magg auf dem Heimwege von Kirchheim von einem vorbeifahrenden Fuhrwerk überfahren, wobei erschwere Verletzungen erlitt. Der Fuhrmann ließ den Verunglückten, ohne sich um ihn zu kümmern, auf der Straße liegen und fuhr davon. — Vor einigen Tagen verschluckte hier ein 13 Jahre altes Mädchen zwei Pflaumensteine, wodurch eine Darmverschlingung und bald darauf auch der Tod bei ihm eintrat.
Crailsheim, 14. Aug. Ein 8jähriges Mädchen wurde beim Baden in der Jagst vom Hochwasser fortgerissen und war schon unter den Wellen verschwunden. Schnell entschlossen stürzte sich ein hiesiger Gerbereibesitzer in das Wasser, und es gelang ihm
Mir Aufbietung aller seiner Kräfte, das Kind noch zu retten. — Bei einem gestrigen Gewitter fiel auf den Markungen Goldbach, Westgartshausen und Ingers- Heim strichweise dichter Hagel. Die Schloßen fielen in Haselnußgröße und haben ziemlich viel Schaden angerichtet.
Ebingen, 16. Aug. Lebensmittel-Preise. 1 Zentner feines Mehl ^ 16.50, Mittelmehl ^ 15.50, schwarzes Mehl 14.50, 2 Pfd. Roggenbrod 30 -H, 5 Pfd. Schwarzbrot) 70 1 Paar Wecken 6 -A
1 Pfd. Rindfleisch 60 H Kalbfleisch 65 -H, Kuhfleisch 60 -A Hammelfleisch 56 A Schweinefleisch 65 -A 1 Pfd. Butter 80—85 --Z, 2 Eier 11—12 1 Ltr.
Milch 15 --Z, 1 Pfd. Rindschmalz 1 Schweineschmalz 80 -rZ, gegossene Lichter 45 Seife 30 iL, 1 Pfd. Kartoffeln 3 -H, Unschlitt 17—18, 1 Ztr.
Heu 1.25, Stroh 1.25, 4 Raummtr. Buchenholz 32, 100 Stück buchene Wellen 15, 1 Pfd. Bohnen 8 -H, 1 Pfd. Zwiebeln 12 -rZ.
Waldsee, 14. Aug. Heute vormittag nach 9 Uhr brannte in Schweinhausen, diesseitigen Oberamts, ein einstöckiges Wohnhaus mit Scheuer total nieder. Die in unmittelbarer Nähe befindlichen, mit Stroh bedeckten Nachbargebäude konnten durch die rasch herbeigeeilten Nachbarn und die Feuerwehr gerettet werden. Der Brand ist durch einen 5jährigen Knaben, welcher mit Zündhölzchen spielte, verursacht worden.
— Die Hopfenaussichten, schreibt man dem „Staatsanz.", verschlimmern sich von Woche zu Woche, und da sich zum Schwarzbrand, der seit Jahren nicht so heftig aufgetreten war, jetzt schon, nämlich 3 Wochen vor der Ernte auch noch der Kupferbrand, und zwar die Spinnenkrankheit, gesellt, so wird man bald sagen müssen, die Verschlimmerung wachse von Tag zu Tag. Der Rot- d. h. Frühhopfen ist wenigstens ausgewachsen und wird also auch Heuer wieder die beste Ware auf dem Markt liefern; wie viel vom.Späthopfen sich genügend entwickeln kann, werden die nächsten 14 Tage zeigen.
Frankfurt a. M., 16. Aug. Edison's Phonograph im Opernhause. Dem gestern Abend im Opernhause versammelten Publikum wurde eine höchst gelungene Ueberraschung geboten, indem in der Operette „Der arme Jonathan" ein veritabler Phonograph (wie dies übrigens vom Componisten ursprünglich beabsichtigt war) mitwirkte und die Melodie „Willst Du mein Liebster sein", welche Vander- gold verzweislungsvoll vergeblich sucht, in einer überraschend deutlichen, bis in den entferntesten Winkel unseres mächtigen Opernhauses laut vernehmbaren Weise zu Gehör brachte, so daß nach Beendigung des Vortrages ein lang anhaltender Beifall ausbrach. — Herr Schottenfels hatte seinen Phonographen in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt.
(Frkf. I.)
Köln, 15. Aug. Der heute früh stattgehabte große Brand im Zenträlbahnhofgebäude brach in einer Dachkammer, die nicht bewohnt wird und von den bewohnten Dachkammern durch eine abgeschlossene Flurtür getrennt ist, gegen 3 Uhr morgens aus. Mit rasender Schnelligkeit griff das Feuer um sich und hatte bereits die Schlafzimmer des Küchenpersonals und der Kellner des Bahnhofrestaurateurs angegriffen, ehe diese Porsonen, 18 Mägde und Buffet
fräulein und 14 Kellner, erwachten. StatwNSassistent Schreiber hatte den Brand zuerst bemerkt, rief schnell die Feuerwehr und die Brandwache des Bahnhofs. Mit dem Stationsvorsteher Laus eilte er dann sofort in das Dachgeschoß und trieb das Dienstpersonal, das. nur mit dem Notdürftigsten bekleidet war, aus deir bereits brennenden Zimmern in die untern Räume. Inzwischen war die Berufsfeuerwehr und Reserve- feuerwehr mit Dampfspritze und sämtlichen Fahrzeugen, schnell auf der Brandstelle erschienen und griffen von. drei Seiten das verheerende Element energisch an Es war, eine harte Arbeit, denn drei Flammen schlugen haushoch zum Himmel empor. Bald stand der ganze Dachstuhl des Empfangsgebäudes in Hellen Flammen und der Stationsvorsteher sah sich genötigt, die Fahrkartenausgabeschalter und Fahrscheinvorrät/ sowie die Kassen m Sicherheit zu bringen. Es war gegen 4 Uhr, als die Decke des großen Konferenzsaales einstürzte. Um diese Zeit hatte man das Feuer auf seinen Herd beschränkt und um 5 Uhr war man seiner Meister. Das Wasser, welches in großen Mengen durch 12 Schläuche in das Feuermeer geschleudert wurde, war bis in den Wartesaal dritter Klasse durchgedrungen und tropfte dort von der Decke, diese mußte auch eingestoßen werden. Ebenso war man gezwungen, das zahlreiche Gepäck der Gepäckausgabe an einen sicheren Ort zu bringen. Nach Beendigung des Brandes wurde die Fahrkartenausgabe wieder eingerichtet und bis 6 Uhr vormittagswar wieder alles soweit hergerichtet, daß der Betrieb- keinerlei Störung erlitt.
Barmen, 16. Aug. Am Donnerstag abend fand man in Voywinkel die verstümmelte Leiche eines. Radfahrers. Wie sich aus den Vorgefundenen Papieren schließen läßt, ist der Verunglückte aus Wien gebürtig, und war als Reisender bei einer Nähmaschinenfabrik in Dortmund angestellt. Man vermutet, daß derselbe infolge eines Hindernisses, welches ihm von Arbeitern, in den Weg gelegt worden ist, mit dem Rade gestürzt, und dann ermordet und beraubt worden ist.
Bremen, 16. Aug. Die Deutsche Colonialgesellschaft und zugleich mit ihr Major v. Wißmann werden hier vom 5. bis 7. September zusammenkommen, um die Nordwestdeutsche Ausstellung zu besuchen. Im Anschluß hieran wird eine gemeinsame Fahrt nach Helgoland erfolgen. (Frkf. I.)
Memel, 16. Aug. Heute vormittag 9'/« Uhr kam die „Irene" in Sicht, bald darauf die „Hohen- zollern". Der Landrat Cranz und der Lootsenkom- mandeur Krüger fuhren dem Kaiser mit dem Dampfer „Hagen" entgegen und begaben sich an Bord der „Irene", woselbst sie von dem Prinzen Heinrich empfangen wurden. Die Herren kehrten nach einem, halbstündigen Aufenthalte auf dem Schiffe zurück. Um 11'/- Uhr fuhr eine Dampfbarkasse aus dem Hafen mit den Postsachen zu den wartenden Schiffen,, welche alsdann den Kurs nordwärts fortsetzten.
Paris, 15. Aug. Große Heuschrecken- schaaren verheeren den Kanton Saint Chaptes. Trotz aller Schutzmaßregeln nehmen dieselben in beunruhigendster Weise zu. Die Ernten in den Distrikten Dious, Saint Anastasie und Saint Chaptes- sind bereits größtenteils vernichtet. Die Bevölkerung befindet sich überall in sehr gedrückter Stimmung. — Die Reblaus in der Champagne nimmt, immer weitere Verbreitung.
Ich war mitten im Aufbauen solcher Luftschlösser, als die Uhr die Mittagsstunde ankündigte. Ich beobachtete die lanzenschwingende Totensigur, jedoch nur mit halber Aufmerksamkeit, denn mein Geist war mit lichten, hoffnungsreichen Bildern gefüllt, aber kaum war der letzte Glockenschlag verklungen, als der Papagei aufschrie:
rxo al veräomck!" und zwar mit so grimmigem Nachdruck, daß es plötzlich meine Phantasieen abbrach, wie man ein Spinngewebe zerstört, wenn man mit dem Finger hindurchfährt. Dahin war alle Fröhlichkeit des Herzens und traurig ließ ich das Haupt auf die Brust sinken.
Einundzwanzigstes Kapitel.
Image«« «kl! mir vertraue«.
Eine halbe Stunde verging und während dieser Zeit gewann ich meine Ruhe, die durch das schauderhafte Gekreisch des Papageis gestört worden, wieder und düftelte mit seemännischer Neugier darüber, nach welcher Zeitrechnung das Schiff wohl gesteuert werde, denn ich konnte nicht zweifeln, daß die Uhr ziemlich richtig ging, da des Schiffes Abweichung nach Osten oder Westen nur gering war, vielleicht niemals mehr als zehn Grad betrug. Die Ankündigung der Mittagszeit brachte mich auf diesen Gedanken und ich fragte mich: Auf welche Art und Weise dirigieren Kapitän und Mannschaften ihr Fahrzeug? Benutzen sie den Jakobsstab, oder verlassen sie sich bei der Berechnung des Ortes auf das Logbuch ohne astronomische Beobachtungen, oder wissen sie rS Ms eine übernatürliche Weise auswendig?
Halb ein Uhr trat Prius ein, um den Tisch für das Mittagsefsen zu decken. Ich hatte mich derart gelangweilt, daß mir seine Gegenwart außerordentlich willkommen war, und ich beobachtete ihn bei seiner Arbeit mit Interesse, das vielleicht einer Mischung von Furcht nicht ganz entbehrte. Aus dem großen Schubkasten entnahm er Tischtuch, Messer, Gabeln, Silberbecher und all da» Zubehör, welches ich schon auf der Frühstückstafel gesehen; seine Bewegungen glichen dabei eher denen eines Marionetten als eines Menschen. Seine Augen waren nicht bei seiner Arbeit, er st llte einen Becher hierher, legte ein Messer und eine Gabel dahin, kurz er ent
ledigte sich mechanisch seiner Pflicht mit der starren Miene eines von einem Uhrwerk getriebenen Automaten. Kein Wunder, daß der bedauernswerte Gesell sein Geschäft so wohl verstand! Er hatte es ja schon lange genug getrieben! Und doch, wie bemitleidete ich ihn, wenn ich daran dachte, daß er die Tafel der Kabine für Mahlzetten noch immer zubereiten und Vanderdecken und seine Steuerleute noch immer bedienen würde, wenn die Woge der Civilisation — der Himmel allein weiß, wie viele Male schon — mit der Sonne um die Erdkugel gewandelt und unsere britischen Inseln dem Meere schon wiederholt anheimgefallen und von Neuem daraus empöre getaucht sein werden.
Während er so sein Werk verrichtete, kam Fräulein Dudley aus ihrer Kabine. Sie blieb für einen Moment wie angewurzelt stehen, da sie mich in meinen eigenen Kleidern nicht sofort erkannte, aber sobald sie sich überzeugt hatte, daß ich es war, näherte sie sich mir lächelnd, ließ sich vertraulich an meiner Sette nieder und zeigte dabei kein weiteres Anzeichen von Schüchternheit als daß sich ihre Wangen ein wenig färbten, was ihre Schönheit nur erhöhte.
„Wo ist Kapitän Vanderdecken?" fragte sie.
„Ich verließ ihn vor ungefähr dreiviertel Stunden, wo er auf Deck war,"' entgegnete ich, „wir sprachest zusammen, als er plötzlich abbrach, und ich würde gemeint haben, er sei von einer Ohnmacht befallen, hätten nicht seine hochaufgerichtete Gestalt und das Feuer seiner Augen dagegen gesprochen."
„Das passiert Allen," sagte sie, „wie Sie bald merken werden. Ich weiß , nicht, was eS bedeutet oder warum es geschieht."
„Möglicherweise," erwiederte ich „wird von Zeit zu Zeit der Tod für jene geheimnisvolle Macht, die sie aufrecht erhält, sei sie nun teuflischen Ursprungs oder nicht, zu übermächtig und dann folgt ein Nachlassen der körperlichen Lebensfähigkett, wobei jedoch der Geist — wie er au» Vanderdeckens blitzenden Augen leuchtet — stark genug bleibt, um die körperlichen Kräfte wieder aus ihrer Erschlaffung zu erwecken. Ach, wie schrecklich ist es, mein Fräulein, daß Sie solche Dinge erleben.