noch folgende ausführliche Meldungen vor: Gestern vormittag wurde bei Sighinders, nördlich von Seddul Bahr, von verschiedenen Stellen einwandfrei und unabhängig voneiuander beobachtet, wie ein englisches Linienschiff torpediert wurde, und zwar lauten die Beschreibungen durchaus übereinstimmend.
Nach dieser neuen erfolgreichen Unternehmung deutscher Unterseeboote vor den Dardanellen hat der Gegner aus Sorge vor weiteren U-Vootangriffen alle Kriegsschiffe, mit Ausnahme einiger Torpedobootszerfiörer. vom Eingänge der Dardanellen sortgenommen und hat feine Angriffsflotten in Buchten des Aegäi- schen Archipels eingeschloffen.
Der Verlust eines britischen Schlachtschiffes vom „Agamemnon"-Typ wird von mehreren Seiten bestätigt. Die Pariser Fachmänner erkennen rückhaltslo« an, daß die deutschen Unterseeboote mit ihrem Reiserekord von 5000 Seemeil-n und ihrem Torpedo von unabwendbarer Durch- schlagsfcihigkeit die Sicherheit selbst der modernsten Ozean- riesen durchaus problematisch machen.
Kouftautiuopel, 30. Mai. (WTB.) Das Hauptquartier teilt mit: An der Dardanellenfront bei Ari-Burnu bemüht sich der Feind vergeblich, uns daran zu verhindern, die im Zentrum seiner Stellung gelegenen Schützengräben zu organisieren, die wir genommen hatten. Bei Seddul- Bahr tst der Feind anscheinend damit beschäftigt, die infolge der Kämpfe vom 23. Mat entstandenen Lücken auszusüllen. Unsere anatolischen Batterien in der Meerenge bombardierten gestern wirksam die feindlichen Truppen bei Sedul-Bahr. Auf den übrigen Fronten nichts von Bed'utung.
Ein russischer Mordplatt gegen eine deutsche und österreichische Gesandtschaft.
Nachträglich wi d, wi die F a> irf. Ztg. aus Konstantinopel berichtet, zuverlässig bekannt, daß die anfangs Mai in Teheran über Kirmanschan eingetroffenen deutschen und österreichisch-ungarischen Gesandtschaften unter Führung des Prinzen Neuß und des Grafen Lotogheti zwei Tagemärsche vor Teheran nieder- gemetzelt «erden sollten. Die Russen hatten für die geplante Bluttat ein persisch-armenisches Dorf gedungen, das die gemeinsam reisenden Gesandtschaften passieren mußten. Dank der Loyalität der persischen Kosakenoffiziere wurde der ruchlose russische Mordplan rechtzeitig ausge- deckt und vereitelt. Die Hauptbeteiligten des armenischen Dorfes wurden verhaftet.
Türkische Erfolge im armenischen Hochland.
Konstantinopel, 29. Mai. (WTB.) Die Agence Milli erfährt aus Erzerum, daß Truppenabteilungen des linke» russischen Flügels aus ihren Berschanzungen geworfen wurden und unrer Zurücklassung vieler Toten flüchteten. Die türkischen Truppen erbeuteten eine Menge Gewehre und Munition. Am rechten russischen Flügel hat sich nichts von Bedeutung ereignet.
Die Lage in Mesopotamien.
London, 30. Mai. (WTB.) Die „Times- sagt in einem Leitartikel: Unsere Stellung im Persischen Golf ist gut, aber nicht allzugut. Wir haben den Türken und Arabern tüchtige Schläge versetzt, aber jetzt Hallen wir uns in dem sehr schwierigen Klima in der schlimmsten Jahreszeit gerade ausrecht.
Die Opfer der „Prineesi Irene".
London, 30. Mai. Bei der Katastrophe der „Princetz Irene" sind, wie jetzt feststeht. 270 Personen zu Grunde gegangen, darunter 76 Arbeiter, die mit der Ausbesserung des Schiffes beschäftigt waren.
London, 30. Mai. (WTB.) Die „Msrninq Postteilt mit, daß die gerichtliche Untersuchung in Chatham wegen des Untergangs der „Princeß Irene" stattfinden werde sobald die Lage des Schiffsrumpfes und womöglich auch die Ursache des Unglücks durch Taucher sestgestellt worden sei. Das Blatt sagt noch, daß die Schiffe im Hafen
Die Franktireurs.
Kriegserzählung aus den Jahren 1870/71 von Friedrich Gerstäcker.
(Nachdr. verb.)
„Das ist der Krieg." sagen die Franzosen mit einer lobenswerten Resignation, wenn sie die Verwüstungen an- starren, die dieser furchtbare Krieg mitten hinein in ihr Land getragen. — Das ist der Krieg — aber der Ausdruck hat die nämliche Bedeutung, als wenn wir plötzlich irgend eine Szenerie in einem fremden Lande erkennen, die wir früher einmal im Bild gesehen — ein freudiger Tribut, den wir dem Maler zollen, der das alles damals so treu wiedergegeben.
So geht es jetzt den Franzosen. Vom Kriege haben sie erzählen und thn schildern hören, seit sie denken können, und die gut und schlecht lithographierten Schlachtenbilder, die fast in keinem Hause, selbst des ärmste» Manne», fehlen, zeigten ihnen deutlich genug brennende Dörfer, verstümmelte Leichname und Jammer und Elend in jeder Form — ober auch n»r auf jedem anderen Boden — niemals französischem —. Die dreifarbige Fahne wehte überall siegreich aus den Trümmem, und was sich da am Boden wand, waren nur afrikanische, mexikanische, chinesische, deutsche, russische oder italienische Truppen — urd trotzdem rufr» sie jetzt das ist der Krieg. Die Bilder »aren zu deutlich, zu treffend ausgesührt, um sie nicht auch aus diesem Boden zu erkennen, und daß dis französische Flagge jetzt im Kot lag
durch die Explosion schwer gelitten haben. Einzelheiten fehlen, da die Behörden strengstes Stillschweigen bewahren.
Versenkte Schiffe.
r Rotterda«, 30. Mai. (WTB.) Der Rotterdamsche Courant meldet aus London: Der Dampfer Argylshire wurde am Donnerstagabend durch zwei Unterseeboote angegriffen. Das Schiff entkam mit Volldampf, obwohl zwei Torpedos abgeschossen worden waren. Argylshyre ist ein Schiff von 10 000 Tonnen und hatte viele Passagiere an Bord. Der Dampfer Scenny moore wurde gestern früh auf der Höhe von Start Point in den Grund gebohrt. Der Kapitän und 5 Manu der Besatzung ertranken, während die übrigen 23 Mann in Falmouth gelandet wurden. Der Dampfer hatte oersucht, zu entkommen, aber als gegen thn gefeuert wurde, hatte man die Boote zu Wasser gelosten, von denen eines kenterte. Hierauf war der Dampfer torpediert worden.
London, 30. Mai. (WTB.) Gestern früh wurde der Dampfer „Scennymosre" aus Newcastle auf der Höhe von Start von einem deutschen Unterseeboot versenkt. 23 Ueberlebende landeten in Falmouth. Der Kapitän und 5 Mann von der Besatzung ertranken infolge Umschlagens eines Bootes.
Eine Antwort an Amerika.
Die Antwortnote der Kaiserlich deutschen Regierung in der „Lusitania-Angelegenheit" führt die Fälle der amerikanischen Dampfer „Cushing" und „Gulfltght" auf den Flaggenmißbrauch der britischen Regierung Zurück und erklärt sich bereit, etwaige Entschädigungen zu zahlen, falls die Untersuchung der Sachlage ergeben sollte, daß die Schiffe ohne eigenes Verschulden zu Schaden kamen. Zu der Versenkung des englischen Dempsers „Falaba" wird bemerkt, daß den Passagieren 23 Minuten Zeit gelassen worden sei, sich in Sicherheit zu bringen. Zur Versenkung der „Lusitania" wird u. a. bemerkt:
Die Kaiserliche Regierung gestattet sich daraus hinzuweisen, daß die „Lusitania" einer der größten und schnellsten mit Regierungsmiltkln als Hilfskreuzer gebauten englischen Handelsdampser war und in der von der englischen Admiralität herausgegebenen „Navy List- ausdrücklich auf- gesührt ist. Der Kaiser!. Regierung ist ferner aus zuverlässigen Angaben ihrer Dienststellen und neutraler Passagiere bekannt, daß schon seit längerer Zeit so gut wie alle wertvolleren englischen Handelsschiffe mit Geschützen, Munition und anderen Waffen versehen und mit Personen bemannt sind, die in der Bedienung der Geschütze besonders geübt find. Auch die „Lusitania- hat nach hier vorliegenden Nachrichten bei der Abfahrt von Neuyork Geschütze au Bord gehabt, die unter Deck versteckt ausgestellt waren.
Die Kaiser!. Regierung beehrt sich ferner die besondere Aufmerksamkeit der Amerikanischen Regierung darauf zu lenken, daß die britische Admiralität ihrer Handelsmarine in einer geheimen Anweisung vom Februar ds. 3s. empfohlen hat, nicht nur hinter neutralen Ileggen und Abzeichen Schutz zu suchen, sondern sogar unter dieser Verkleidung durch Rammen augriffsweise gege« deutsche Unterseeboote vorzugehen. Auch sind als besonderer Ansporn zur Ber- nichtung der Unterseeboote durch Handelsschiffe »on der britischen Regierung hohe Preise ausgesrtzt und auch bereits ausgezahlt worden. Angesichts dieser ihr einwandfrei bekannten Tatsachen vermag dis Kaiferl. Regierung englische Kauffahrteischiffe aus dem vom Admiral- stabe der Kaiser!. Deu.schm Marine bezeichneten Seekriegs- schauplatz nicht mehr als „unoerteidigtes Gebiet" anzusehen; auch sind die deutschen Kommandanten infolgedessen nicht mehr in der Lage, die saust für das Seebeulerecht üblichen Regeln zu beobachten, denen sie früher stets nachgekommen sind. Endlich muß die Kaiser!. Regierung besonders daraus Hinweisen, daß die „Lusitania", wie schon früher, so auch auf ihrer letzten Reise kanadische Truppen und Kriegsmaterial, unter diesem nicht weniger als
und der Feind darüber hinwegschritt, bas — war allerdings sehr traurig — ließ sich aber eben nicht ändern: Das ist der Krieg. Fast unbewußt kam ihsen plötzlich das Gedächtnis, daß alles, was sie an anderen Nationen seit Jahr- hundectrn verschuldet, nun plötzlich seine Wiedersergeltung in Frankreich finde — das ist der Krieg!-
Einen Augenblick schien die eiserne Subordination gelöst zu sein — die Massen drängten sich der Richtung zu, in welcher der Gefangene und Verurteilte fsrtgeschleppt wurde — wüstes Schreien und Rusen erschallte dabei — jetzt plötzlich Ruhe, ja fast Totenstille, durch die man deutlich das Prasseln der empsrschlsgenden Flamme« hören konnte, die das Dachgebälk des Hauses ergriffen hatte und sich jetzt weiter wälzte in ihrer furchtbaren Bahn.
Da knatterte plötzlich eine kleine kurze Saloe — ein Hurraschret von Hunderten von Lippen, und gleich danach ein scharfes Trompetensignal und ein Trommelwirbel. Des war der Ssmmelruf für die Truppen, und wie man ihnen vorhin den Ziigel gelaffen, so sammelte der kriegerische Ton jetzt aufs neue und mitBlitze-schrrelle die Maunschast wieder unter ihren Führern, und lautlos standen sie der weitere« Befehle harrend.
Auch sie Gefangenen hatte man aufmarschieren lasse«, um aus dem, jetzt doch völlig unbewohnbar gewordenen O.1 ssrtgesührt und dann später mit einem der fast ununterbrochen gehenden Transporte nach Deutschland gesandt zu werden. Nur einer der Mobilgardisten hatte seine Reihe verlassen, ohne daß ihn sie wachhabende Mannschaft daran hinderte. Ec war zu dem jungen trostlosen Mädchen getre-
5400 Kisten Munition an Bord hatte, die zur Vernichtung tapferer deutscher Soldaten, die mit Opfermut und Hingebung ihre Pflicht im Dienst des Vaterlandes erfüllen, bestimmt war. Die Deutsche Regierung glaubt in gerechter Selbstverteidigung zu Handel», wenn sie mit den ihr zu Gebote stehenden Kriegsmitteln durch Vernichtung. der für den Feind bestimmten Munition das Leben ihrer Soldaten zu schützen sucht. Die englische Schiffahrtsgesellschaft mußte sich der Gefahren, denen die Passagiere u»tsr diesen Umständen an Bord der „Lusitania" ausgesetzt waeen, bewußt sein. Sie hat, wenn sie sie trotzdem an Bord »ahm, in voller Ueberlegung das Leben smeridan. Bürger als Schutz für die beförderte Munition zu benutzen versucht und sich ln Widerspruch zu den klaren Bestimmungen der amerikan. Gesetzgebung gesetzt, die die Beförderung von Passagieren auf Schiffen, die Explosivstoffe an Bord habe», ausdrücklich verbietet und mit Strafe bedroht. Sie hat dadurch in frevelhafter Weise de« Kod so zahlreicher Passagier« verschüttet. Rach der ausdrücklichen Meldung de« betreff. U-Bootkormnandarttcn, die durch alle sonstigen Nachrichten lediglich bestätigt wird, kann es keinem Zweifel unterliegen, daß der rasche Untergang der „Lusitania" in erster Linie auf die durch den Torpedoschuß verursachte Explosiv« ber Zkl»«iLio«slad»«g zurückzuführen ist. Anderenfalls wären die Paffagiere der „Lusitania" menschlicher Voraussicht nach gerettet worden.
Hnngersnotstreise in England.
WTB. Nach einem Rotterdamer Telegramm des Berl. Tageblatts mußten in Glasgow 200 Metzger ihre Läden schließen. Die Flcischpreise find jetzt höher als die Hungers- »otpreise im Jahre 1880, da alles Fleisch, das aus Australien und Neuseeland eintrifft, von der Armee in Anspruch genommen wird.
Die Italiener in Albanien.
Aus Athen über Budapest meldet die „Deutsche Tageszeitung": Balona und Sasseno sind vollständig von italienischen Truppen besetzt. Die albanische Flagge wurde eingezogen und an ihrer Stelle die italienische Trikolore gehißt. Es herrscht deshalb große Aufregung unter den Albanern und dis waffenfähigen Männer eilen in di? Berge, um gegen Italien zu rüste». In Durazzo sind große Wirren i« Ganze. Griechenland hat zum Schutz des Lebens seiner Staatsangehörigen ein Kriegsschiff entsandt. Die Besetzung DuraZzos durch Italien wird erwartet.
Oesterreichische Fliegertätigkeit.
Aus Wien meidet die „Nationttzeitusg": Zahlreiche österreichisch-ungarische Aersplaue unternehmen unausgesetzt ErkuMgungsflüge von der Iso»zo-Grgend aus. Mehrere vs» ihnen haben italienisches Gebiet überflogen, wurden h^schosstm, jedoch nicht getroffen.
Rom, 30. Mai. (WTB.) „Messagers" meldet aus Bttnd si: Gestern vormittag wurde dem Kommandanten von Brindisi gemeldet, daß 15 Meilen von Brindisi ein feindliches Flugzeug, das gegen Brindisi flog, gesichtet worden sei. Das Flugzeug wurde von zwei italienischen Fliegern verfolgt und entfloh nach Lattaro.
Pöbelgrenel Lu Mailand.
Aus Zürich meldet die „Bsssische Zeitung-: Nach Meldungen so» Augenzeugen müssen die Pöbelausschreitungen in Mailand noch viel toller gewesen sein, als bisher bekannt ist. Alle Geschäfte, die irgend einen deutschen Namen trugen, wurden ausgeraubt und die Gebäude vielfach i« Brand gesteckt. Auch im Mailänder Pschorr-Bräu ist sämtliches Mobiliar zerschlagen worden. Das Silberwarengeschäst Krupp, die Move- geschäste Zuckermann und Steiner wurden ausgeraudt und die Waren verbrannt. Bon der Badischen Uhrenfabrik in Mailand sagt der „Avanti": Der Sturm gegen die Geschäftsräume begann kurz nach Mitternacht. Die Plünderung war aufs beste organisiert. An einigen „ strategischen- Punkten in der Nähe waren vorläufig Niederlagen für die
1e», dar sich, als sie ihn erblickte, an seine Brust warf, während er sie unterstützte und ihr Trost zusprsch.
Indessen war auch der Sanitäts-Train, die Wagen mit dem roten Kreuz im wsißen Felde, der jeder Abteilung unserer Truppe folgte, während das an der Spitze der Zivilisation marschierende Frankreich seine Toten u«d Verwundeten meist hilflos auf dem Schlachtfeld zurückließ, eingetroffen, und ein Teil der Truppen wurde kommandiert, die Toten zu begraben, die Verwundeten aber untsrzubringen und dann nach dem nächsten, schon vorbereiteten Lazarett zu schaffen, wo sie geschützt lagen und guter Pflege gewärtig sein konnten.
Der junge Ulanenoffizier, der Ieannette nicht aus den Augen gelassen, sollte jetzt ebenfalls aus einen der Wagen geschafft werden. Der Oberst, der schon wieder zu Pferde saß, war an seine Seile geritten und unterhielt sich mit ihm — ihr Gespräch aber drehte sich augenscheinlich um das junge «»glückliche Wesen, das noch immer, jetzt von dem Mobilzardisten unterstützt, über der Leiche der Mutier lag und sie mit den Armen umschlungen hielt.
(Schluß folgt.)
Gegen Italien. In einem Stuttgarter Reseroelaza- rett kommt das Gespräch auch aus die Kriegserklärung Italiens. Dabei wird u. a. auch der Ansicht Ausdruck oerltehen, daß der Krieg durch den neuen Feind verlängert werde. Dach einer der verwundeten Schwaben meint ganz trocken: „Do muesset mer halt a paar Ueberstunde mache".