Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtag«.
Preis vierteljährlich hier mit LrSgerlohn l.35 im Bezirks-
und 16 Lm.°Berkehr 1.40 im übrigen
Württemberg 1.56 Monats-Abonnement« nach Verhältnis.
er GksklWsttt
Fernsprecher Nr. 28.
89. Jahrgang.
Postscheckkonto Nr. 5113 Stuttgart
Anzeigen-Gebilhr für die etnspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Rau n bei einmal. Einrückung 10 »K, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen: Plauderstübchen, Wustr. Sonntagsblatt und
Schwäd. Landwirt.
ckKL-NS Stt, »I, !s Ä «L»N
83
Samstag, den w. April
L915
lleherall gute Erfolge Ns der Westfront.
Amtliches.
K. Hbevarnt Wagokd.
Bekanntmachung betr.: Die Beschlagnahme vsn Bratgetreide, Hafer und Mehl.
Es ist zur Kenntnis des Oderamts gekommen, daß trotz der Beschlagnahme Landwirte an Personen Bratze- treibe verkaufen, damit diese das Getreide in der Mühle ausmahlen lasten können.
Ich mache die betr. Kreise aus die schwere Berarrt« Wartung, die sie sich dadurch aufladen, und die hohen Strafen aufmerksam und bemerke, daß die Landjägermannschaft strenge Weisung erhalten hat, jegliche Berfthlung unnachstchtlich zur Anzeige zu bringen.
Sodann wird trotz vielfacher Ermahnung an die Selbstversorger, d. h. di; Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe, die aus ihren Beständen S krr Getreide für Kopf und Monat zuröckbehalten dürfen, nicht auf Kosten der Zukunft zu leben, immer noch vielfach aus dem Lande vom Vorrat gezehrt ohne Einschränkung. Es zeigt sich dies namentlich bei der Ausstellung der Mahlkarten. Das nimmt ein böses Ende. Bon keiner Seite ist Mehl oder Brot zu erwarten. Darüber sollte endlich einmal Klarheit herrschen. Der Städter und derjenige, dem sein Mehl oder Getreide ausgehr, bekommt nicht mehr Mehl und Brot pro Kops als 200 Gramm, da» macht im Monat 6000 G amm, während der Selbstversorger, wenn er 80 °/<> ausmahlen läßt, 8000 Gramm für Ksxs und Monat in seiner Familie zur Versorgung hat. Auch darüber muß sich der Bauer, der sein Getreide selbst vermahlen läßt, klar sein, daß er jedes Pfund Mehl, das er von der Kundsnmühle weniger bekommt, ak 80 Pfund Mehl für 109 Pfund Getreide, am eigenen Leib verspürt und dann weniger zur Verfügung hat. Glaube niemand, daß ihm von irgend einer Seite ein Pfund Mehl oder Brot oder Getreide zugeteilt wird, wenn er seine Vorräte zu früh verzehrt hat.
Ich erinnere an die Heimsuchung der armen ostpreußischen Bauern, die, wenn sie Vater, Mutter und Kinder wiederfinden könnten »nd wieder ihr altes Hei« hätten, gewiß gerne mit 9 KZ Getreide im Monat zufrieden wären. Und dabei kann man sich auf dem Lande doch eher Helsen als in der Stadt.
Was in Frledenszeiten dem Lasdwirt niemand, am allerwenigsten«) ich, raten wird, muß jrtzt eben geraten werden, eben mehr die Fleischkost auf einige Monate einzuführen. Dazu zwingt eben die Not der ZU. Es gibt in jedem Dorf eine alte Kuh oder ein ähnliches Stück,
Zur Einsegnung unserer lieben Zugend.
In ernster Zeit schlägt dir die Stunde,
Daß du hinaus ms Leben mußt,
Der Schulgenosten frohe Runde,
Der Kindertage Leid und Lust Verlassen wirst, um neuen Kreisen Zu widmen deine junge Kraft,
An neuen Menschen, neuen Weisen Zu lernen, wie man nützlich schasst.
Du nimmst an deiner Zukunst Schwelle Hinaus ein wunderbar Geleit.
Wie eine große Liebeswelle Ging e» durch diese letzte Zeit.
Das war ein Opfern, war ein Schenken, Bege'st'rungsfl«mmen schlugen hoch!
Ken Sparen, Schonen — nur ein Denken: Was tu', was Hab', was geb ich noch?
Und was vom Feld di« Blätter melden.
Wie s allen Euch am Herzen lag!
E« siel van Siegen u s'rer Helden Ein l chter Glanz auf deinen Tag.
Heut' ward dir selbst ei» Gruß entboten Bon einem, der da draußen steht,
Und morgen sprecht um einen Tote«
Ihr mit dem Lehrer ein Gebet.
Es rissen au» des Alltags Enge Au» Sorgen um das eizne Ich
das ein schlechter Futterverwerter ist. Das sollen sich die Bauern gemeinsam schlachten und unter sich verteilen.
Aber nicht die Milchkühe ssllen abgeschlachtet weiden. Denn die Milch enthält alles, was der Mensch zur Ernährung braucht. Infolgedessen heißt es weniger Butter machen, und mehr Milch im eigenen Hause verbrauchen. Ein Bauer, der heute Butter verkauft um 1 20 ^—1
30 H das Pfund und dafür um 55 oder noch teueren Rei, oder sonstige Nahrungsmittel kaust, ist ein schlechter Rechner. Man muß jetzt eben in den Kriegezetten mit de» alten Lebentzzewohnheiten brechen. Der Bauer kann sich helfen. Es muß gehen und wird gehen. Sodann sollen die Bauern und ihre Frauen und Töchter auch aus das hören, was ihnen o»n den Fraue», die sich der Belehrung über die jetzige Ernährungsweise aufopfernderwetse hrrgeben, gesagt wird. Wenn dann wieder Frieden ist, können sie wieder zur alten Gewohnheit zurückkehren, wenn sie nicht selbst gelernt haben, daß die Ernährungsweise, die auf dem Lsnde überall viel zu einseitig war und vorwiegend sich auf Mehlksst beschränkte, nun doch bester geworden ist und daß namentlich statt Kaffee bester der bei den Großeltern übliche Haferbrei der Ernährung dient und es sich lohnt, snch der Küche auf dem Lande mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Wer den Vorträge« über die Ernährungsweise im Kriegs aufmerksam gefolgt ist, wird selbst das Nötige tun. Aber leider sind eben so viele aus B quemltchkeit oder Besserwisser! fern geblieben. Ihnen soll die heurige Mahnung gelten. Auch hier heißt es: Wer nicht hören will, muß fühlen. Darum beherziget, was ich, um Euch zu helfen und zu raten, schreibe. Es wird Euch gewiß nicht gereuen.
Den 9. April 1015. Kommen! I.
Bekanntmachung, betr. zuckerhaltige Futtermittel.
E; wirb darauf aufmerksam gemacht, baß zuckerhaltige Futtermittel nicht unmittelbar von der Bezugssereinigung der deutsche« Landwirte bezogen werden können, daß vi l- unhr aller Bedrrf, auch der von Wiederverkäufer« (Kauflruten) beim Obrramt auzumrlde» iß.
Ich ersuche um baldige Bestellung.
Den 9. April 1915. Ksmmerell.
Bekanntmachung.
Alle in Kokereien oder Gasanstalten gewannenen Rsh- teere find an Teerdestillationen. die Vorrichtungen zur Gewinnung von Benzol, Toluol und Marineheizöl besitzen,
Das Fahnenweh'n, die Glockenklänge,
Der heil'ge Zorn, das Mttleid dich.
Du bangtest mit in den Gefahren Io Tagen, Nächten »hne Ruh',
Wo uns re graue» Streiter waren.
Im Eiurm, im Kampfe warst auch du.
O glaub, ein wunderbarer Segen Traf so dein junge» Herze früh.
Ein solches Wachsen allerwegen,
Solch K-wspensprtngen gab'« noch nie.
Dies heiße Fühlen mit den andern,
Bewahr' es dir bei jedem Schritt;
MSgft du dann weit ins Leben wandern Die groß« Zeit geht immer mit.
Marie Serbrandt.
Regeln für den Lebenskampf.
An die Konfirmanden!
vp. Kampf Härten wir luder nicht, aber wenn es ums Höchste acht, dann ist Kampf unausweichliche, große und heilige Pflicht. Das gilt nicht bloß vom Krieg wider Deutschland» Feinde, sondern auch von dem Kampf im persönlichen Leben.
Der Krieg braucht nicht in persönlicher Gehässigkeit a-führt zu werden; man freut sich über jeden Zug von Feindesliebe und Menschenfreundlichkeit auch i« Krieg, aber e» darf unter kei en Umständen persönliche Rücksicht eine Niederlage ve schulden weder im Völkerkrieg, nrch im Lebenskampf.
Das Verhängnisvollste ist, einen Kampf mit halbem Herzen zu führen.
abzugeden und dürfen für andere Zwecke nicht mehr verwendet «erden.
Wo Rohteere bisher zum Heizen oder für andere technische Zwecke verwendet worden sind, können sie durch das entbehrliche Rohnaphtalin ersetzt werden.
Stuttgart, den 31. März 1915.
Das strllv. Generalkommando des XiII. (K.W.) Arme,Korps, o. Marchtaler.
Dev amtliche Tagesbericht.
WTB. Großes Hauptquartier, 9. April. Amtlich. (Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Aus dem völlig zusammengeschoffeueu Orte Drei-Grachten an der User wurden die Belgier wieder vertrieben; 2 belgische Offiziere, 100 Mann und 2 Maschinengewehre fiele« dabei in unsere Hände.
In Erwiderung auf die Beschießung der hinter unseren Stellungen gelegenen Ortschaften wurde Reims, in dem man große Ansammlungen von Truppen und Batterien erkannte, mit Brandgranaten belegt.
Nördlich des Gehöftes Beau-Sejour, .x nordöstlich von Lesmesnil, entrissen wir gestern ^n abend den Franzosen mehrere Gräben. 2 Maschinengewehre wurden erbeutet. Zwei Wiedereroberungsversuche während der Nacht waren erfolglos.
In den Argonnen mißglückte ein französischer Jnsanterieangriff, bei dem die Franzosen erneut Bomben mit betäubender Gas- Wirkung verwendete«.
Die Kämpfe zwischen der Maas und der Mosel dauern mit gesteigerter Heftigkeit fort. Die Franzosen hatten bei den gänzlich erfolglosen Angriffe« schwere Verluste. In der Woevreebene griffe« sie vormittags und abends erfolglos an. Zur Be-
Bersäumvistr in ruhigen Zeiten rächen sich bitter, wenn es plötzlich ernst wird. Darum kaufet die Zeit ungestörter Entwicklung aus, euch zu Wappen und alle» zu nützen, was euch innerlich fördert.
Unsere Zeit braucht harte Menschen, nicht hartherzige, sondern feste und entschlossene, dir aufräumen mit aller Weichlichkeit uns Bequemlichkeit. Wir sind nicht auf der Welt, um es gut zu haben, sondern um unsere Pflicht zu tun.
Der Einzelne ist im Kriege machtlos ohne Anschluß nach rechts und link«. Schließt euch zusammen mit solchen, die um das gleiche Ziel mit euch Kämpfen!
Wo Kampf ist, ist nichts klein und unwichtig. Sich und dem Ganzen dient der Einzelne pur, wenn er in Einfalt und Treue seine ganze Krast auf den ihm zngewiesenen Posten «nd Auftrag verwendet, auch wenn es gilt, längere Zeit ohne Auszeichnungsmöglichkeit in unscheinbarem, aufreibendem Dienst auszuhalten.
Siegeszuversicht erspart dem Herzen Aufregung und Angst und Hilst zum Sieg. „H «ter dem Prahlhans steckt nichts", aber die ruhigen Leute, die sich als „Gotte» Soldaten" fühlen, geben die besten Soldaten.
Ein Heer kann nicht auf die Dauer ohne rückwärtig« Verbindung sein. Pflege die Verbindung mit den „Quellen deiner Kraft"!
So wie ihr werdet und euch entwickelt, wird unser künftiges Den schlau d auesehen. Auf euch, unserer Jugend, ruht die Hoffnung eines ganzen Volkes. Gott selbst geht üder die Lande, pflügt da» Erdreich und streut den Samen au». Darum macht eure Herzen weit aus, ersöffet eure Pflicht mit heilgem Trr st; und dann geht getrost ins Leben hinrin — es ist ja Frühlingszeit!