vielleicht aus den Präinienukas der russischen Heeresleitung zurückzusiiyren. die sür die Gefangenen von Memel nicht weniger als 600000 Mark zu zahlen haben würde. Was das für Rußland bedeutet, kann sich selbst der dümmste russische Rekrut letzten Aufgebots an seinen 34 Fingern an jeder Hand sbzählen, die von ihm jetzt nur noch »er­langt werden. Wenn auch da» Stehle», wie erwähnt, um 50°/o, das heißt »on 100 °/o auf 50 °/g gesunken sein soll, so ist es doch immer noch bemerkenswert, daß General Oranowsky in einem Armeebefehl feststem, daß die Gemeinen ihre Ausrüstung und Stiesel öfters »erkauft haben".

Weniger harmlos als diese Ukase ist ein solcher de» Höchfikommcmdierenden, der von der angeblichen Feststel­lung ausgehend, daß deutsch» Bauer» aus dem rech- len Weichseluser deutschen Truppen Lichtstgnale gegeben haben fallen, angeordnet, daßsolche Leute ohne Untersuchung" au Ort und S-elle gehängt werde» sollen. Das bedeutet, daß der Deutsche hinter der russischen Front »ogelfrei ist; man kannsolche Leute", »an denen ma» nicht mehr zu wissen braucht, als daß sie deutschen Blutes sind, einfach aufhängen ohne Untersuchung. So will es Rtkolai Ntkolajewitsch, besten Blut ob seiner Nie­derlagen in garend Drachengist verwandelt ist!

Mich faßt ein längst entwöhnter Schauer, der Mensch, heit ganzer Jammer saßt mich an!" klagt Faust i« Kerker! Damit das Salirspiel zu dieser bluttriefende.. Tragikomödie, in der Millionen von Menschen wie drr Figuren aus einem Schachbrett zw scheu Tod und Leben hin- und hergrschoben werden, nicht fehle, erläßt drr drspvt sche Zarenonkel im Slile Sir Edward Gr«ys und DilcastLs einen flammenden Protest gegen deutsche Barbarei! Man hat nichts dazu zu sagen! Der Mann aber, besten Machtwort zur­zeit ganz Rußland folgt, Großfürst Nikolai Nikslujenmsch, kann zum Verhängnis des Zarenreiche» werden. Nicht während des Kriege», später, wenn das russische Bold die Katastrophe übersieht. Da wird sich die Dolkcwut gegen diejenigen richten, bie die Brandfackel des Krieger schleu­derten. Die russische Geschichte hat solche Beispiele, wie die des Grafen o. Pahlen, besten berühmte» WortWenn man Omeletten backen will, muß man Ster zerschlagen", das in der Nacht der Ermordung des Zaren Paul gespro­chen wurde, in Rußland nicht vergessen. Man dürste in Rußland noch manche Eier zerschlagen!

Gedanken eines Engländers über den Frieden.

L»»d»rr, 28. März. (WTB. Nichtamtlich.) Die von den Blättern veröffentlichte Rede des Direktors vom Eton College. Lyitellon. erregt Aussehen. Lyttelion führte darin aus: Nicht« von dem, was wir tun können, um den Frieden in Europa aufzurichtes, würde de« gering­sten Wert haben, wenn wir nicht beweisen, daß wir bereit sind, nach dem Grundsatz zu h »adeln, daß jede Ration allen anderen volle» Bertrauen entgegen bringen und der Zeit ent- oegensehen soll, wo es ihr erlaubt se n mir-, nach ihrer W ise zu leben und sich zu entwickeln. Wenn England u chi »ortritt und sich erbötig macht, aus demselben Grunde, den es anderen aufzwingen will, seinerseits Konzessionen zu machen, würde man es mit Recht für Erzheuchler erklären. Bedeutende Männer wären da­für, daß England, wer» die Zntemstionalisierung des Kie­ler Kanals »erlangt würde, damit da» Versprechen verbinden solle, auch Gibraltar zu international strren, aber andere einflußreiche Männer, denen er diesen Plan oorgrtragen hätte, meinten, England könne nichts tun. w-durch die Stärke des Reiches beeinträchtigt werden würde. Wenn England an allem sesthält, was es sich in der Vergangenheit ««eignete, darunter an Besitzungen, die durch sehr frag­würdige Mittel erworben worden wäre», und erklärt, daß es keinen Zoll Bodens und kein einziges Borrecht auf­geben will, sagt es sich »on den Grundsätzen des Lhristen- 1»m» los und »erläßt sich ans den Grundsatz des Wettbe­werbs. England ist »erpflichtet, keinen Zweifel darüber zn lasten, daß, wenn die Gelegenheit k»mmt, es willrn» ist,

Die Franktireurs.

Kciegserzähiung aus dm Jahren 1870/71 von Friedrich Serstäcker.

(Nachdr. verb.)

Ihr wollt au» einem bisher ehrlich geführten Kriege," sagte er,ein indianisches Gemetzel machen, aber ihr werdet nich« damit erreichen als die Rüge benachbarter zivilisier- 1er N-tttonen."

Die uns bewundern werden," rief Francois begei­stert aus.

Dub»t» seufzte tief auf, erwiderte aber kein Wart, und sich nur freundlich an Madsme Boistec« und Ieannette wendend, sagte er:

Ich bin gek»mmen, um Abschied von Ihne« zu neh­men vielleicht aus längere Zeit."

Abschied?" ricf Ieannette fast unwillkürlich aus, und dle Farbe hatte ihre Wmgen schon large wieder verlassen.

Ja," sagte Dudoi», u d «an st h es ihm an, daß er sich Mühe gab, ruhig zu blriben.wie ich höre, rücken die von Metz frei gewordenen deuischen Armeen scharf gegen Pari» vor."

Paris?" lachte Francois hll aus,non denen, die dahin geh n, kehrt keiner wieder zurück."

Und wenn ich auch," fuhr Dubais ruhig fort, ohne den Ei-nvurf de» K pitä-m zu beachlm,wie Mutter Boiflere meint, nicht aus dem Holz g> schnitzt bin, ou» dem man S»ldaten macht, ja sogar die Fortführung diese» Kampfes

die Rolle einer verläßlich-» Nation zu spielen, die zu Op­fern bereit ist.

Der Krieg im Osten.

Eine Umgruppierung der Russe«.

In Süd- und Mlitelkußland wurde, lautTäglicher Rundschau", der Bahnverkehr vollständig in den Dienst der Militärverwaltung gestellt. Wie verkämet, findet eine Um­gruppierung der russischen Strcitkräfte statt.

Ruhe in Pulen infolge Schneeschmelze.

Nach de«Berliner Lskolanz." meldet die Times" aus Petersburg: Das Eintreten wärmeren Wetters in den Tälern de« Njemen und des Narew hat die Schwie­rigkeiten der Operationen in jener sumpfigen Gegend ver­mehrt. Min erwartet darum dort zunächst keine ausge­dehnten Operationen. Die hartnäckigen Kämpfe an der ostprenßischen Grenze seien eine Folge des Enischiustrs der russischen Heeresleitung, einen Druck auf d e brutsche Ver­bindung auszuübrn, damit die Festung Ostowez entsetzt werden könne.

In der Gegend von Nugustowo und Mlawa und Charechanow sind die Flüsse über die User ge­treten und das Land wir d infolgedessen binnen einer Woche in einen enormen Sumpf verwandelt sein. Jeglicher Durchmarsch ist unmöglich. Das Land zwischen Myszyniec »nd Kolno ist bereits in einen Server- wandelt. Aus diesem Grund herrscht such am Weichsel­ufer Ruhe.

Russischer Widerstand gegen den Militärdienst.

DasHamburger Fremdend!." meldet, das Stockhol­mer BlattAstenbladet" veröffentlichte einen Brief aus Tomsk in Sibirien über Ist vollen bei der Rekrutenaus- Hebung. Die Bevölkerung der drei Städte Barnoul. Omsk und Nikolos wsk leistete in Barrikadenkämpfen Widerstand gegen das Militär. In de» Straßeukämpfen konnten die Truppen nur mit Hilfe von Kanonen und Maschimngs- wehren die Ausrührer bezwingen. Große Erbitterung herrscht gegen die russischen Unterdrücker.

Die Karpathenschlacht.

Wie demBerl. Lok.-Anz." aus Budapest gedrahtet wird, wird aus Ungvar gemeldet: Vorige Nacht erneuerten die Russen ihre Angriffe, die aber blutig zurückgeschlagen wurden. Nördlich von Uzsog, wo wir die Russen zu einem günstigeren Punkt Vordringen ließen, erreichte der Gegner unverhofft Drahiwiderstände und verborgene Maschinenge­wehre. Zwischen den Drshtzäunen liegen hundert« gefallener Russen. Zahlreiche verwundete und unverwundete Russen fielen in unsere Hände. In den Dudlaer Vertiefungen und gegen den Uzsoker Paß sind die feindlichen Angriffe be- sondrrs lebhaft. Am heftigsten tobt dle Schlacht von Ball- grod bis Uzsok. Trotzdem die Russen in den Duklaer Vertiefungen ihre Angriffe fortwährend erneuern, sind sie von unseren Truppen blutig zurückgeschlagen. Testern wurden aus Tartsa zahlreiche russische Gefangene ins Innere des Landes befördert.

Wie». 28. März. (WTB) Amtlich wird verlaut­bart vsm 28. März 19 l5: Die russischen Angriffe im Oadaoe- und Laborczatale wurde» blniig abgswiese». Der Kampf auf den Höhen beiderseits dieser Täler ist seit ge­stern früh abgkflmt. Tagsüber und während der Nacht Geschützkampf und Geplänkel. Iu den übrigen Abschnitten der Ka pMenfront auch weiter ha lnäckige Kämpfe. 1230 Russen wurden gefangen genommen. Berfolgungsgefechte in der nördlichen Bukowina brachten weiiere 200 Mann ein. Die Situation in Russisch-Polen und Westgalizien ist unverändert. Der Sstlloertr. des Chefs des Generslstads:

ssn Höfer, Feldmarschülleulnant.

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für das Uris ltgstr halte, was wir jetzt tun können, so darf ich mich doch der allgemeinen. von uns geforderten Wehr­pflicht nicht entziehen und will mich in dem nächsten Depot zur Mobilgarde stellen."

Und weshalb trittst du da nicht bei uns ein?" rief Franesis heftig.In der Mobilgade wirst du in irgend eine Stadt gesteckt und kannst da rudig hocken, bis wir die Schlachten geschlagen. Wir aber »ollen den Feind nicht erwarten, nein, wir suchen ihn auf wie Männer."

Ich weiß nicht," bemerkte die alte Dame ironisch, ob Herrn Dubois etwas darau gelegen wäre. Das Ab­warten hinter festen Mauern ist immer bequemer, als feste Mauern mit Sturm zu nehmen. Ich selbst bin nur eine Frau, aber wenn ich ein Mann wäre Sapristi! in dieser Stunde träte ich in Frarcoi»' wackeres Ko'ps ein, und wie wir dann im Lande wirtschaften wollt n! Auf den Kopf stell'eu wir'», bis wir das ganze Ungeziefer heran;- geschüttelt."

W ffm S'e, welches Elend der Krieg schon über unser Land gebracht hat, meiae gute F au Botfsere?" sägte Dubai« ruhig,o, wenn Sie die Stä l n gesehen hättm, die ich neulich durchwandert habe die ganze Umgegend von Sedan und Metz, Sie würden Gott auf den Knieen bitten, daß er so Entsetzliches von uns abwende und unserem ar­men mißhandelten La'de den Frieden gäbe. Aber nicht um meine Ansichten Ihnen aufzudringen, bin ich hier­hergekommen, sondern nur um den Frauen Lebewohl zu sagen."

Aber doch nicht, ehe Sie einen Bissen mit uns ge-

Grenel der Rnfsen in der Bukowina.

Bukarest, 28. März. WTB. In 2 langen Artikeln beschreibt derUniversal" in seiner vorgestrigen Nummer die Greuel der Russen in der Bukowina und sagt: Das gesamte veröffentlichte Material ist höchst belastend sür die russ. Befatzungssrmer. Eine ganze Stufenleiter von Schand­taten, von Plünderungen und Einäscherungen bis zur bestia­lischen Behandlung der Rumänen uad insbesondere der Frauen und Mädchen sind darin vertreten.

Der Untergang von Przemysl.

In einer Schilderung über den Untergang von Prze­mysl beschreibt, wie dasBerl. Tagebl." sich melde» läßt, d--r Fliegerleutnant Stanzer das Schauspiel als solche» vsn so großer Schaurigkeit und doch unvergleichlicher Schönheit. Der Untergang von Herkulanum und Pompeji habe sich nicht großartiger darbieten können. Ueberall begann es zu dröhnen, zu krachen und zu bersten. Von allen Seiten stiege» Garben van Rauch, Feuer, Erde und Bauwerk- trümmern empor. Schließlich schien die Stadt in ein un­endlich großes Feuermeer getaucht.

Die Kämpfe im Westen.

Guter Gesundheitszustand unserer Soldaten

Berlin, 27. März. (WTB. Amtlich.) Aus dem G oßen Hauptquartier geht uns folgende Meldung zu: Ausländische Blätter haben in der letzten Zeit häufig un­günstige Nachrichten über den Gesundheitszustand unseres Heeres gebracht. Dieser ist durchaus zufriedenstellend, unsere Soldaten haben dle Anstrengungen des Winielfeldzuges vortrefflich überstanden. Eigentlich hatten sie nur in den Karpathen unter der Witterung zu leiden. Epidemische Krankheiten sind, außer ga--z vereinzelten Fällen »on Fleck­typhus und Cholera, im Oste» nicht mchr zu verzeichnen. Zu diesem günstigen Ergebnis Haber in erster Linie recht- zeiiig ergriffene hygienische Maßnahmen beigetragen, so die Schutzimpfungen gegen Pocken, Tyshus und Chsler«, die Verwendung fahrbarer Trink Wasserbehälter, die Anlage von Wannen- und Brausebäder hinter der Front, auf den Bahn­höfen, in Bakezügen, die Einrichtung von Desinfektionsan­stalten und Maßnahmen sür Kleiderreinigung und Entlau­sung. Auch die weiwerbreitete Annahme, daß Geschlechts- k ankheiten in unserem Heere eine Ausdehnung gewonnen hätten, die sie zu einer Bolksgefahr machen, ist nicht zu­treffend. Die Gesamtzahl der auf dem westlichen Kriegs­schauplatz an Geschlechtskrankheit leidenden Mannschaften bleibt etwa um die Hälfte hinter derjenigen der in der Heimat befindlichen Manuschaslen. die diese niemals verlassen haben, zurück. Me weitere Einschränkung geschlechtlicher Krankheiten bildet da« unausgesetzte Bemühen aller verant­wortlichen Männer. Neben entsprechenden Ueberwachungs- und DarbeugungLMaßnahmen finden Belehrungen der Mann­schaften statt, bei denen Offiziere, Aerzte und Geistliche Zusammenwirken.

Beschießung von Arras.

DemBerliner Lokalanzeiger" wird aus Gens gemel­det : Durch dis vorgestrige nächtliche Beschießung aller Quar­tiere von Arras wurde vollständig bewiesen, duß die Deut­schen nicht nur alle wichtigen Punkte in der Umgegend be­haupte», sondern neue Stützpunkte gewonnen haben. Im Argsmierwald fandrn am letzten Tage die deutschen Fort­schritte geringeren Widerstand. Die bu ch Flugzeuge westlich Thann, sowie in Calais und Dünkirchen angerichteten Schä­den sind weit bedeutender als amtlich zugestanden wird. Poincarö begab sich abermals zur Front.

Der Luftkrieg.

Ueber den letzten Angriff deutscher Flieger aus Calais berichtet, lau:Berliner Tageblatt", die Mannschaft des in England anzekommenen DampfersDiana", der gerade in den Docks von Calais lag, daß die Flieger über die Docks zur Stad! hinflsgen und daß die Besatzungen der Schiffe sofort unter Deck flüchteten. Die Aeroplans warfen eine

gessen haben, Monsieur Dubai« ?" sagte jetzt Ieannette, als gerade das Mädchen mit dem Frühstück ins Zimmer trat, wollen Sie nichi wenigsten ein Glas Wein mit uns trinken?"

Ich danke Ihren, liebe Ieannette," wehrte Dubois freundlich ab,nicht jetzt," setzte er hinzu, mit einem Blick umher, als hätte er sagen wollen, nicht in dieser Gesellschaft, meine Zeit drängt auch, denn der Wagen wartet schon auf mich und ich darf nicht länger säumen. Lcben Sie wrhl und bewahren Sie mir auch in der Ferne ein freund­liches Andenken."

E reichte dem jungen Mädchen die Hand; als er sich dann aber zu ih er Mutter wandte, sah er, wie deren Blick fest und finster an ihm haftete. Sie hielt dabei ihre Arme zusammengeschlazen und schien rinen freundlicheren Abschied zu verweigern.

Leben Sie wohl, Herr Dubois," sagte sie,war uns sehr angemhm, Sie g,s h n zu haben."

Der Kapitän der Frarluirems hatte dies kleine Zwi­schenspiel mit zusammengezogenen Visum versolqt und be­sonders Ieannette scharf dabet beobachtet; als sich Dubois aber gegen ihn wandte, sigte er mit halb bitterem Lachen, indem er dabei mit der Hand ebweh te:

Nimm keinen Abschied, Freund, als ob du in die Schlacht zögst und irgend einer Gefahr enigegengiugst. Dein Weg ist rin sehr friedt cher. Du wirst in irgend einer be­häbigen Stadt einquartiert werden, und wenn wir die Prus« siens indessen über den Rhein gejagt, dann wollen wirs dich wissen taffen, so daß du sicher zurückkommen kannst."

(Fortsetzung folgt.)