Lrschrint täglich mit Anrnahme drr Sonn-- und Festtage

Preis vrerteMyrlich hier mit TrSgcrlohn 1.IZ im Bezirks-

und ro Lw.-Derkehr 1.40 im Adrigen

Württemberg 1.50 Monats-Abvrmemenlr nach WerhAtnts.

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Fernsprecher Nr. 28-

89. Jahrgang.

Postscheckkonto Nr. S113 Stuttgart

^ 74 Dienstag, dm 30. März

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rmlr erstSrmt.

Anzrigen-Gebühr sür die elnspalt. Zeile au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum dei einmal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstitbchen, Jllustr. Sonntagsdlari und

Schrväb. Landwirt.

1915

K. Kber-crrnt Wagold.

Beurlerubnua vo« Landwirte« üster die Frühjahrssaat.

Rach der Bekümttgade des K. stkllo. Geueraikommon- dos vsm 22. vor. Mis. find Gesuchs um Beurlaubung von «ur tzsrnrMdienWhigm Mannschaften der Truppen tm Laude über dir Zeit der Frühsahrssaat durch Vermittlung der OrtsoorIeher unmittelbsr an das stell». Generalkom­mando in Stuttgart, BÄchsenstr. 621, schristlich zu richten.

Wie dis K. Zentralstelle sür die Landwirtschaft mit- leilt, dürfte es sich empfehlen, Latz die Gesuche von den Orlsvmstkhem nicht einzeln eingereiä t. sondern gesammelt und sämtliche Gesuche aus einer Gemeinde oder Teilze- meinde dem K. stell». Gmerslksmmando gleichzeitig vor­gelegt werden. Ein Urteil über den erforderlichen Umfang der Beurlaubungen und die Dringlichkeit derselben kann sich das stell». Generalkommando ohne weitere« bilden, wenn svn d m Ortsvorsteher mit den U lsubsgksuchcn aus einer Gemeinde die nachstehende Urberstcht »orgelrgt wird.

Zahl der

vorhandenen laud wirt­schaftlichen Betriebe:

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Betriebe, deren In­haber beim Heere stehen (Spalte 2), in denen ein Mit­glied der Familie oder eine andere Persönlichkeit Vorhanden ist, welche de» Betriebsleiter über dir Zeit der Frühjahrasaat einigermaßen ersetzen könnte:

Betriebe, in welchen keine Per­sönlichkeit oor-

hnnden ist, welche die Früh- jahr»sa«t besorgen «der hiebei Mitwirken kann:

1

2

3

4

5

unter S ds, von 25 5-20 .. über SO..

Den 25.

März

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Komr

n e r e l!.

Dev amtliche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 29. März. Amtlich. (Tel.)

Westlicher Kriegsschauplatz:

Der Tag verlief auf der ganze« West­front ziemlich ruhig. Nur in den Argorrueu und in Lothringen fanden kleine, für uns er­folgreiche Gefechte statt.

Bleibet in Jesu!

Bleibt bei dcm. der euretwillen Auf die Erde niederkam,

Der, um euren Schmerz zu stillen.

Tausend Schmerzen aus sich nah«

Bleibt bei dem, der einzig bleibet,

W.nn auch alles untergett,

Der. wenn alles auch zerstäubet.

Siegend überm Staube steht.

Alles schwindet: Herzen brechen,

Denen ihr euch hier ergabt.

Und der Mund hört aus zu sprechen,

Der euch oft mit Trost gelabt;

Und der Arm. der euch zum Stabe Und zum Schilde ward, erstarrt.

Und das Ange schläft im Grabe,

Das euch sorgsam einst bewahrt.

Nur der Herr steht überm Staube Alles Irdischen und spricht:

Stütze dich auf mich und glaube,

Hoffe, lieb' und fSrch'e nicht!

Darum bleibt bei dem, der blctbet,

Und der geben kann, was bleibt.

Der, W,nn ihr euch ihm verschreibet,

Tuch ins Buch de» Lebens schreibt.

Philipp Spitta.

Generaloberst v. Kluck wurde bei Besich­tigung der vorderen Stellungen seiner Arrnee durch einen Schrapnellschuß leicht verwundet. Sein Befinden ist zufriedenstellend.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Tauroggen wurde von uns im Sturm genommen. 300 Russen wurden gefangen genommen.

An der Bahn Wirb allenKolno brach bei Pilwiszki ein russischer Angriff nnter schweren Verlusten zusammen.

In der Gegend von Krasnopol machten wir über 1000 Gefangene, darunter eine Eskadron Garde-Ulanen mit Pferden und erbeutete« 5 Maschinengewehre.

Ein russischer Angriff nordwestlich von Ciechanow wurde ab gewiesen.

Oberste Heeresleitung.

Russisches, allzu Russisches.

Russische Tornister haben wiederum eine Blütenlese vonGeheimerlsssen russischer Heerführer ansgeschüttet, die einen interessanten Gtnbl'ck in die Seel« des russischen Soldaten gestartet. Ein barbarischer Zug rücksichtslos ster Härte wetzt durch dkse vergilbten Popier- setzen, die man dem armseligen Soldaten in den Tornister stopft. Der eiserne Wille Zu« Sieg, von dem die russische Presse mit Faofmenstößen zu Anfang der Krieges zu mel­den wußte, ist nur auf den enteren Kreis der höheren Krmmandosührer beschränkt; der lussische Soldat will leben, will essen, trinken und auch im Kriege, so gut es eben geht, sein Vergnügen haben. Bon jenen gewaltigen Impulsen, Wie sie unser Heer und unser Volk durchzucke?!, lebt in der russischen Armee kein Hsuch.

General Sievcrk, der Besiegle in der masuri­sch n Winterschlacht. der sich den Tsd durch eiZene Hand gab, »erlangt Meldungen über Selbstverstümmelungen, die in den Lazaretten sestgeftellr wsrden sind, und über kas Heer der Drückeberger, die als Versprengte hinirr der Front umhkrirren. Merkwürdig berührt e». wenn mar hört, daß ein Oberst, vier HauptteMe und ein Obetleumanl. die sich seit sechs Woche» krank gemeldet haben, spurlos verschwunden find, General Bulgaksrs findet sich ml: dieser Tatsache ab, indem er die Offiziere ihrer Stel­lungen enthebt. Diese Bsrkammnifse haben zu einer Ber-

Sitte« und Gebräuche i« der Karwoche.

Ts ist auffallend, daß die heiligste Zeit de« Jahres, die stille »der Karwoche, nicht frei ist vor abergläubischem Denken und Treiben. Bon jeher glaubte man in den Palmzwrtgen ein Mittel zum Schutz gezen Blitzgefahr zu besitzen und heute besteht noch La und dort der Ged auch, die Blüten- kätzchen drr Salweide unter die Dachsparren zu stecken. Sehr im Schwange waren früher di« sogenannten Palm- eselprozesflonen. Man richtete es so ein, daß die Kiemen Knaben am Palmsonntag mit ihren ersten Höschen aus dcm festlichen Esel reiten durften, hielt man dach diesen Ritt sür äußerst förderlich für das Gedeihen der Kleinen. Weiter umsponnen vom Aberglaube« ist der Gründomrers- tag, und zwar rochen die Sitte» und Gebräuche, die mit ihm verbunden sind, ans die ursprüngliche Bedeutung de« dem Donar heiligen Tage» hin. In vielen Gegenden wird den ganzen Tag gesät, weil daun alle» gerate. Fasten an diesem Tage schützt »or Zahnweh. Besondere Kraft schreibt der Bolksaberglaube den Eiern zu. die am Gründanuers- tag gelegt werden: sie bring n Glück, wenn sie mit Donar» Farbe rot bemalt sind. Wer mit einem solchen Ei in der Tasche sich auf einen Kreuzweg begibt, steht und erkennt vieles, was anderen Menschen verborgen bleibt. Zu be­dauern ist es. daß selbst der heilige Karsrettag mit wunder­lichem Aberglauben umgeben ist. Ein« blakende Munde ist an diesem Tag« heilbar, wenn drr folgend« Ber» gesprochen wird: Auf unseres Herrn Jesu Grab wachsen drei Rosen, die erste ist weiß, die andere ist rot, die dritte

schärsung der Strafen auf Desertionen geführt, wobei ein interessantes Dokument russischer Rechtspflege zutage ge­kommen ist. Aus die erstmalige Desertion steht die Zu­weisung an die Arrestsntenadteiluug für die Zeit von 4 bk 5 Iahc-n »edst üblichen Nebrnsttafen; sür die zweite Desertion steht man die Verschickung nach Sibirien aus 15 dir 20 Jahre vor und da nun eiamal alle guten Dinge drei sind auf die dritte Desertion steht die Todesstrafe. Fraglich ist nur, wie es selbst ein russischer Soldat fertig bringt, zum drittenmal zu desertieren, nachdem er »egen drr zweite» Desertion seine 1520 Jahre Zwang«aibeit in Sibirien ausgebrannt erhalten hat; denn bei dieser Deser­tion handelt es sich um solche auf dem Kriegsschauplatz.

Durch drakonische Maßnahmen, die in der Praxis viel härter au-rfallrv als in der Theorie, hat man der Flucht nach hinten «nscheinsvd etmas zu steuer« vermocht, nicht aber derFlucht »ach vorn". Me ganzen Armeen, die unsere Tru»pe« wiederholt gesavgermetzmen konnten, liefern einzig dastehende Beispiele sür di« im russische« Heere grassierende Massenstucht nach vor«. Wir Hab?» zahlreiche hutnsnstisch anmutenste Beispiele, wie russische Trupoen in Hellen Hausen freudestrahlend in den demsche« Echiitzen- g'äben erscheinen, um de« ersehnte« Loses der Gefangenschaft teilhaftig zu wersten. Auch hiergegen schreitet Nikolai Ni­del,jervltsch, der die Hekatomben seinem Ehrgeiz kalten Blutes weiter opfern, mit astatischrr Despotie ein, indem er verfüg!: die Offiziere habe» de» Mavnchgften die lieber- ze»gurrg beiz^drtnzen, daß bei Fsiedensschiutz die Kriegs­gefangenenzurückgekaust" und inRußland er­schossen werden. Ob es hilft? Der russische Soldat, der ii der Gefangenschaft mit Behagen da« demfche Kriegs- drot ißt. wird sich einstweilen, keine schlaflosen Nächte über sein spätere» Schicks«! machen.Der Himmel ist hoch und der Zrr ist weit!" sagt ein russisches Sprichwort. Und dann müßten auch nach de» Frieden gar so viele erschossen «erste», Hu»strrlta»senste über Hnndrrtrauftnde.

Daß dir deutschen Krieg«grfa»genen sehr geschätzt wer­de». geht au« einem Befehl des Generals von Rosen­schild hervor, der bekannt gibt, daß der Stab der Armeen eine Prämie »on 100 Rubel für jeden gefangenen Deutschen festst tzr, ohne Rücksicht darauf, auf welche Weise er i« die russischen rde fällt. Ob jemals einem Selbs­ten 100 Rubel ausgezahlt worden sind, wird leider nicht gesagt. Russischs Generale haben write Taschen, und wen» jetzt auch nach Meldungen russischer Blätter viel weniger gestohlen wird als früher, so ist e, mit der Auszahlung dieser Prämien doch eine eigene Sache. Wir haben gele­sen, daß erst kürzlich bei dem Einfall der Russen nach Memel mehr als 3000 Deutsche von den Raffen fortge- führt w»rden find. Diese recht unerklärliche Maßnahme ist

ist Gott, der dir das Bluten stillen tut. Soda»» achtet man auf die Witterung de« Tages u»d bringt sie mit der der ganze» Jahr » in Verbindung, man sagt:Regnet es de« Heiland in« Grab, so versengt im Sommer siebenmal der Rasen; friert es den Gläser im Grsb, so friert es noch 40 Nächte". Bon den Gebräuche» besieht noch fort der des Schöpfen« des Karfreitagrwafferr. das in der Frühe vor Sonnenaufgangunbeschrlen" zu erfolgen hat, wenn nicht seine Kraft verloren g-hen soll.

R<ligi»»-k««reraßschaft i« Felde. Fn denLeip­ziger Neueste» Nachrichten" erzählt ein sächsischer Dioistsns- psarrer, O. Ntedner, von dem Kriegsstd.'ir tn und um Lille und weiß dabei auch von echt kameradschaftlicher, alle kon­fessionellen Schranken überspringender Gesinnung der Mtli- tärgeistlichen zu berichten.Der jüdische Prediger," so schreibt er,erzählt mir, wie er einem evangelischen Truppenteil einen Feldqottesdienst gehalten Hobe, wie er das alte Luther­lied habe singen taffen, wie er dann von drm Gott gepre­digt habe, der uns allen Helsen mutz und aus den wir alle vertrauen dürfen, die wir treu und rein ui srre Pslchttun; er hat gebetet sür Volk und Vaterland, sür die Lieben daheim, für die Fechtenden in den Schützengräben und die Verwundeten in den Lazaret en, zum vchiuß haben sie ge: jungen:Wir treten mit Beten vor Gott de» Gerechten". Ich habe ihm dis Hand gestückt:Herr Kamerad, anders mache ich es auch nicht!" Viellrich' bekommt mancher alte Hader unsere« Volkes hier unter dem Donner der Kanonen den Gnadenstoß."