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zur verfassungsmäßigen Vertretung ihres Volkes keine Gelegenheit haben. Was sind denn Parlamentarier ohne Parlament? Will die Wiener Regierung, indem sie noch länger aus den Reicherst verzichtet, die Kräfte schwächen und lähmen, die bereit sind zu einem bedeutungsvollen vaterländischen Werke? Die zollpolitischen Fragen sollen ja nicht vor ihrer Reife in die Parlamente getragen werden; doch bleibt die österreichische Volksvertretung weiterhin ein .idealer Begriff', so muß die Geltung der österreichischen Volksvertreter schwinden und ihr Einsatz bei den Vorverhandlungen fragwürdig werden.
Zurzeit freilich ist freudig wahrzunehmen, daß zwischen den Parlamentsmitgliedern des Deutschen Reiches und denen Oesterreichs eine deutsch-brüderliche Annäherung sich vollzieht — und zwar nicht bloß aus dem Boden der wirt- schastspolitischrn Interessen. Bor kurzem hat in einer großen Versammlung des Vereins ,Frei-Mür chen' unter dem Vorsitz des deutsch-fortschrittlichen Abgeordneten Müller-Meiningen ein Führer der alpenländischen Dcutschöster- reicher, der Abgesrdnele Dobernig, gesprochen. Hätte doch die gesamte deutsche Presse im Norden den ausklärenden Worten dieses Oesterreichers volle Beachtung geschenkt! Sie würde damit zum Verständnis der deutsch-österreichischen Frage Wesentliches bekgetragen haben. Dobernig erklärte das österreichische Staotsproblem und das deutsche Boldsproblem in Oesterreich. Er feierte das Bluisbtindnis der Reiche und sagte dann u. a.: .Schon find grundlegende Vorarbeiten und gewisse Richtlinie« für die Zukunft festge- legi worden. Solange der Krieg lobt und solange die künftigen Grenzseränderungen nicht bekannt sind, kann man sich mit Einzelheiten "nicht beschäftigen. Man darf jedoch von denr einheitlichen Willen sprechen, den Bündnisvertrag von 1879 zu erweitern und zu vertiefen.'
Einem zweiarmigen Wegweiser glichen Dsbernigs Andeutungen. Der Finger des einen Arms zeigt nach der wirtschastspolitiscben, — der des anderen noch der militärischen Vervollkommnung des deutsch-österreichisch-ungarischen Bündnisses. Nicht aus dem einen oder anderen, nein, auf beiden Wegen werden die zwei Reiche zu dem Ziel gelangen, dos ihnen und der weltpolitischen Stellung des gesamten Deutschtums die Zukunft sichert."
Erfolgreiche Angriffe der Lenirfsen gegen Aegypten.
Konftautinopel, 27. Dez. WTB. Das Hauptquartier teilt mit: Die Krieger des Scheichs der Senussen setzten in mehreren Kolonnen ihre -»griffe gegen die KugkSrrder ia Aegypten erfolgreich fort. Die Gegend von Sinn wurde voMindig »o« Hngkänder« gesLn-ert. Eine Kolorne, die an der Küste vonückte, griff die Ortschaft Matruh. 240 Kilometer östlich von Sok«m, an. In dem Kampfe wurden der Aefc-ts-aSer von Matrrrh und 300 englische Soldaten gelötet. Der Rest des Feindes floh gegen Osten Die muselmanischen Krieger erbeuteten bei Solum und Matruh von den Engländern zwei Jetdkanone», eine Menge Artilleriemnuitio«, 10 Antomovike, von denen S gepanzert find, und eine Menge Kriegsmaterial. — An der DardaneKenfront zwang in der Nacht vom 24. zum 25. Dez. unsere Artillerie ein Torpedoboot, das die Landungsstelle bei Art Burnu beschoß, sich zu entfernen. Bei Seddul Bahr warf der Feind eine ziemlich große Menge von Bomben und Lufttorpedos. Unsere Artillerie zerstörte einige feindliche Minenwerfer und verursachte bedeutenden Schaden in der ersten und zweiten Linie der feindlichen Schützengräben. Unsere Artillerie traf viermal einen feindlichen Kreuzer, der oerschiedenemolr Al'schi Tepe beschoß. Unsere Meerengen- battericn beschossen wirksam die LanLungsstellen von Seddul Bahr, die Bersammlungsplätze der Truppen bet Motto Liman, die feindlichen Schützengräben in der Umgegend von Kereoisdere, R-seroetruppen westlich von Eski Hrssarltk und eine Hanbitzendatterie. Sie richteten merkbaren Schaden an und versenkten zwei gepanzerte Boote bei Morto Liman. Am 25. Dez. führte eines unserer Wasserflugzeuge erfolgreiche Erkundungesliige über Tenedos, der Insel
Mavro und den feindlichen Stellungen bei Seddul Bahr au« und traf ein Torpedoboot südlich von Seddul Bahr mit einer Bombe. Sonst nichts von Bedeutung.
In einem in der „Stampa" veröffentlichten Brief aus Kairo wird, einer Meldung des „B. T." ous Lugano zufolge. bestätigt, daß die Lage an der ägypt schen Westgrenze bedrohlich sei, da der Grsß-Senusss sich offenbar jetzt gegen Aegypten kehre. Allein bei Solum seien 8000 Senüssen- krieger zusammengezogen.
Griechenlands Einverständnis mit der bulgarischen Grenzüberschreitnng?
Berlin, 28. Dez. WTB. Wie die „Berliner Morgenpost" ersä-rt, teilte, dem bulgar. Regiecungeorgan „Narodni Praoa" zufolge, der griechische Gesandte in Sofia im Namen der griechischen Regierung mit. Griechenland erhebe keine Einwendungen mehr dagegen, daß bulgarische Truppen auf griechisches Gebiet Vordringen, wenn dies im Interesse einer Zusammenwirkung mit den Verbündeten und umumgänglich notwendig sei. Ministerpräsident Radoslawow nahm diese Mitteilung mit Anerkennung zur Kenntnis und betonte wiederholt, das Erscheinen bulgarischer Truppen auf griechischem Boden widerspräche keineswegs den griechischen Interessen, diene vielmehr nur Verteil» igungszwecken.
GKG. Frankfurt, 28. Dez. Aus Wien meldet die „Franks. Z." : Radoslawow erklärte einem heroorragenden Politiker, daß das griechische Kabinett nach Informationen der bulgarischen Regierung eine Landung von Lntenie- truppen in Kaoalla nicht zulasten werde. Diesen Beschluß hätte die griechische Regierung der Entente in Athen mit- getetlt.
Loudvu» 27. Dez. WTB. Reuter Der Daily Chronicle veröffentlicht eine Unterredung mit Tunaris, der erklärte, s ine politische Haltung sei von den Wahlen gebilligt worden. Die Entente und dis Mittelmächte hätten nun erkannt, daß Griechenland ein Recht habe, neutral zu bleiben, aber die Neutralität werde nur solange bewahrt werden, als die Unverletzlichkeit und die Oberhoheit des Landes nicht angetastct werden, andernfalls würde Griechenland von seiner jetzigen Haltung abgehen.
Wim, 27. Dez. WTB. Die Südslavische Korrespondenz meldet aus Athen: Die telegraphische Verbindung mit Zentraleuropa, die einige Tage gesperrt war, besteht wieder.
Der Pariser Sozialisterrkongretz.
Paris, 27. Dez. WTB. Dem Pariser Sozialisten- Kongreß wohnten dem „Temp;"'zuselge außer den Ministern Gucsde, Sembat und Albert Thomas such Herve und der belgische Minister Banderoelie bei. Der Abgeordnete Bracke forderte die Wiederernennung eines einzigen politischen Leiters als Ersatz für James. — Die Hauptaussprache drehte st<d um die Patte! in ihrer Stellung zu dem Kriege. Der Abgeordnete Compere-Morel besprach die Frage unter dem Gesichtspunkt, daß dis Partei wie unter James und Batllant die Teilnahme an der nationalen Verteidigung immer als ihre Pflicht ansehen müsse. Der Redner verwies aus dir Scheidung der Partei in Leute, die den Frieden durch den Sieg wollen, und solche, die nicht mehr glauben, daß der Sieg errungen werden könne. Zum Schluß ries er aus: Sie, die Sie von Frieden sprechen, werden der Reaktion Vorarbeiten. Sie würden den schrecklichsten Schlag gegen die Republik führen und gegen die nationale Verteidigung. Andernfalls werden Sie für den Sieg der Alliierten streiten. Kämpfen Sie für die soziale Revolution! — Der folgende Redner forderte eine bessere Organisation der nationalen Verteidigung, die Entsendung parlamentarischer Kommissäre zu den Heeresteilen und die Bildung eines Komitees für das öffentliche Wohl. — Bourdewn reklamierte das Recht für Zusammenkünfte mit den deutschen Sozialisten unter dem Hinweis, daß schon vor der Zimmer- walder Konferenz die Abgeordneten Renaudei und Longuet mit Bernstein und Kautsky zusammenkamen. Er verlangte die Anlässe für diese Zusammenkünfte zu wissen, sowie wer
der Urheber davon war. Der Redner schloß unter der Versicherung, daß unter Billigung oder Nichtbilligung er und seine Freunde ihr Werk fottsetzen würden.
Dem „Petit Partsien" zufolge formulierte Compere- Morel die Frage, betr. den Frieden folgendermaßen: Weun die Alliierten üvsr militärische, finanzielle und wirtschaftliche Hilfsquellen oersüqen, um die nationale Verteidigung zum guten Ende zu führen: nichts von Frieden oder Friedensoerhandlungen; wenn nicht: sofort Frieden oder wenigstens nicht die Ohren verschließen vor Fciedensgerüchten!
Der Seekrieg.
Paris, 28. Dez. WTB. Dos Marineministerium teilt mit, daß ein deutsches Unterseeboot das Packstboot „Bille de la Ctotal", 6378 Tonnen, am 24. Dez., früh, tm östlichen Mittelmeer torpediert und versenkt hat. Die Reifenden und die Mannschaft wurden zum größten Teil durch dos englische Packstboot „Moros" ausgenommen und am 26. Dez. in Malta gelandet.
Haag, 27. Dez. WTB. Im Haag ist der Bericht eingetroffen, in Falmoulh sei am Donnerstag von einem aus Amerika nach Rotterdam zuttickkehrenden holländischen Dampfer die aus etwa 600 Säcken bestehende Post von Bord geholt worden. Auch von dem heute in Rotterdam angekommenen Dc-mpfer „Christian Michelsen" seien bei den Downs 40 Säcke holländischer Post von Bord geholt worden.
Amsterdam, 28. Dez. WTB. Die Blätter melden, daß die ganze für die Niederlande bestimmte Post aus Südamerika von den Engländern von Bord des Dampfers „Tubantia" geholt wurde.
London, 27. Dez. WTB^ Lloyds meldet: Der Dampfer „Hadley" aus London wurde versenkt. Die Besatzung wurde gerettet.
Kitchener wird indischer Bizekönig?
Der „Secolo" meldet lt. „Voss. Z." aus London, daß Kitchener zum Bizekönig von Indien auserseheu sei. Dazu bemerkt die „Boss. Z." - Geht Kitchener wirklich nach Indien, dann wäre die Tatsache an sich für uns nur hochersreulich, denn sie zeigt die offenbar begründete Angst der Engländer vor einem Angriff von außen her auf ihr indisches Reich.
Churchill wieder in London.
Ueber Major Churchill schreibt die „Kceuzzeitung"j: Wie holländische Blätter melden, hat der Aufenthalt Win- ston Churchills, des früheren Merineministers, an der englischen Front in Frankreich nicht lange gewährt. Major Churchill befindet sich wieder in London, wo er am 23. Dezember dem Ministerpräsidenten Arquith einen Besuch abstattete. Kaum war der mit dem Munde so säilagferüge Churchill bei seinem Regimen; eir getreten, so hieß es auch schon, er werde in Kürze das Kommando eines Regiments erhalten. Sollte er wirklich dis Flinte so schnell ins Korn geworfen haben, so wird sein kurzer Frontdienst noch weniger ruhmvoll erscheinen als seine ganze Ministertätigkeit gewesen ist.
Mitzstände in Frankreich.
Bern, 27. Dez. WTB. Die Mißstände im Trans- , pottwesen Frankreichs schildert „Journal" unter dem Titel „Bor der drohenden Katastrophe": Die Krise ist schärfer als jemals. Wir stehen am Vorabend schrecklicher Katastrophen, nämlich der Schließung Tausender von Handelshäusern aus Mangel an Transportmitteln, die Hundertlausenden Arbeit und Unterhalt gaben. Der Kriegsminister muß unverzüglich allen Bezirkskommandanten Befehl geben, die gesamten Arbeitsmarmschasten sofort zur Verfügung der Bahnhofsvorsteher zu stellen, um die Bahnhöfe frei zu machen, wobei Gefangene und Depotmannschaften, zum Hilfsdienst, kurz jeder Entbehrliche, brauchbar ist. Das muß sofort geschehen, sonst verlieren wir die schwerste Schlacht des Krieges: die Schlacht gegen uns selbst.
; Während man so beieinander stand, kam ein seltsam aussehendes Männchen das Tal herauf, ganz um und um I behängen mit spitziger, weit aufgebauschter Last. Es war l der Hutmacher aus der Stadt, der zu den Feiertagen die frisch ausgebügelien drekckigen Hüte in das Dorf brachte. ^ „Was geht denn hier vor?" fragte das kleine Männchen.
„Wir suchen ein Kind, den Joseph, er ist verschwur;-
! den."
„Wie all ist das Kind?"
! ! „Sechs Jahr vorbei."
i „Gin starker Bub mit einem großen Kopf und blond gerollten Haaren ist mir begegnet." s! „Ia. ja, er ist's, um Gottes willen, wo ist er?" stürzie Martina auf den Mann zu, daß ihm alle seine Hüte in ! ' den Schnee fielen.
! Sei ruhig, ich Hab' ihn nicht im Sack. Drunten im Wald begegnet mir auf einmal ein Bub. Ich frag' ihn: ^ was tust du nocki dass alllin, und es will Nacht werden? Wohin willst du? — Meinem Bater entgegen, er kommt ! den Weg herauf, hast du ihn nicht gesehen? — Wie steht j denn dein Vater aus? — G'vßmächtig stark. — Ick Hab I ihn nicht gesehen. Komm mit mir heim, Kind. — Nein, ^ ich komme mit meinem Bot-r heim. — Ich söffe den Bu- ?>! den an und will ihn mit Gewalt mitnehmen, aber der ist ? störrisch und wild, er wischt mir aus und springt davon -! wie ein Hirsch, und ich hör' ihn noch tief im Walde rufen! ! Bater! Vater!"
„Das ist der Joseph, um Gottes willen, ihm nach!"
„Wir alle gehen mit, alle!" I
„Halt!" trat Schilder-David vor, „halt! Huimacher, willst du mit uns gehen?"
„Ich kann nicht, ich kann keinen Fuß mehr heben, und es nützt auch nichts, es ist schon mehr als eine Stunde, seit ich das Kind gesehen, ich habe mich drüben auf dem Meierhof aufgehalten, wer weiß, wo das Kind jetzt ist; ich kann dir's ganz genau sagen, wo ich ihm begegnet bin, om Otterswanger Wald, bald dort beim Bach, wo die breite Buche steht. Es ist die einzig große, ihr kennt sie ja alle."
„Gut, von dem Baum breche ich ihm einen Zweig ab, und er soll an ihn gedenken." sagte der Schilder-David sich fassend.
(Fortsetzung folgt.)
Eine „sehende" Maschine zu erfinden, ist wie aus München berichtet wird, dem Münchener Großkaufmann Arthur Weigl, einem Autodidakten, nach jahrelangen Versuchen gelungen. Da die Erfindung jetzt gesetzlich geschützt worden ist und der Erfiader beabsichtigt, sie in die Praxis der Geschäfte einzuführen, sei hier kurz der Grundriß und die Art der bedeutenden Erfindung ausgezeichnet. Im Geschäftsbetrieb ist cs notwendig, bet vielen Natur- und Kunstprsd«kten eine Sortierung nach den Farben vorzunehmen. Diese, bei reinen Produkten Sorgfalt erfordernde Sortierung konnte bisher nur durch das menschliche Auge, die menschliche Hand oorgenommen werden. Nun hat Weigl das Problem, Körper nach Farben automatisch zu sondern,
I in der Weise gelöst, daß er die Einrichtung des Apparates jener der menschlichen Sesichtsempfindung anpaßt. Er ersetzt das Leben durch den elektrischen Strom, das Licht durch die elektrische Lampe, das Auge bzw. dis lichtempfindliche Netzhaut durch eine SelLnzellenkombination, den Sehnerv durch elektrische Stromleitungen, das Gehirn durch ein Meßinstrument für Stromstärken, die Kundgabe der Gestchts- empfindung durch Umsetzung in mechanische Arbeit. Das Srlön ist ein chemisch einfacher Körper und verdankt seine Bedeutung der außerordentlichen Lichtempfindiichkeit. So hat es für Prof. Korn ja schon für seine Bildtelegraphie benutzt. Die Schwierigkeit die in dem Material liegt, das sogenannte Moment der Trägheit, hat Korn auch erst überwinden müssen. Weigl hat nun ein wesentlich anderes Mittel zur Beseitigung des Trägheitsmomentes gefundk«. Er benützt eine Kombination zweier gegeneinander geschal- teter Selönz-llen und läßt beide Zellen kurz hintereinander gleich kurz erregen. Das ermöglicht bei Bedarf, eine Kom- binatton durch eine andere zu ersetzen, ohne daß sich dadurch die Lichtwirkungen ändern. Bei den Maschinen zum Sor- tieren von Körpern nach ihrer Farbe versorgt ein großer Betteilungstrichter automatisch eine so große Zahl von Einzelgängen. als zur Erreichung der gewünschten Leistungsfähigkeit erforderlich ist. Die Gegenstände werden dann vor das „Meßsenfter" gebracht, welches von eine? konstanten Lichtquelle bestrahlt wird, dort eine Zeittang festgehallen. in ihrer Farbe erkannt und verteil». Diese Erfindung hat mich M'hr ihrer prinzipiellen Bedeutung als ihrer praktische« wegen besonderen Wert.