Aus Rußland.

Kopenhagen, 27. Dez. WTB. Berlin-cke Tidende meldet aus Stockholm: Gestern nacht ist der Telegramm­verkehr mit Rußland und Schweden wieder eröffnet worden, nachdem er seit dem 4. Dez. unterbrochen. Die Urssche der Unterbrechung ist noch immer nicht bekannt. In Peters­burg warten über 2000 Telegramme auf ih e Beförderung.

Die russische Regierung zahlt den Minenbesitzern für gefördertes Gold ein Aufgeld von 30 Prozent. Das ist der amtlich zugegebene Zusammenbruch der bisher bestehenden Goldwährung. Die tatsächliche Entwertung des Rubels am innere» Markt ist aber noch höher, da die Banken und die Juweliere ein Goldaufgeld von 50 Prozent bewilligen.

Aus Kopenhagen wird demB. T." gemeldet: Die durch Ukas des Zaren verfügte Einberufung des Jahrgan­ges 1918 wird in größter Eile durchgeführt. Dl- Gou­verneure werden angewiesen, die Musterungen für Anfang Januar zu ermöglichen.

Kabinettsauflösung in Persien.

Wie mitaeieilt erklärte das Revierbüro die Ernennung des Prinzen Ferman Ferma zum Ministerpräsidenten des neuen persischen Kabinetts als einen großen diplomatischen Sieg. Reuter erklärt bekanntlich ohne Gewissensbisse jeder­zeit Niederlagen für Siege, wenn es England so beliebt. Als besonderer Freund des Meroerdandes hat der Prinz Ferman Ferma jedenfalls nicht zu gelten; er wurde, wie von uns gemeldet, kürzlich zum Minister des Aeußeren er­nannt, und zwar gleichzeitig mit der Ernennung des Prinzen Am ed Douleh zum Präsidenten des Persischen Staatsrats; dis russensreun bliche Partei in Persien meldet gegen die letztere Ernennung, in der sie die Verleihung der Diktatur- gewalt an Ain ed Douleh srhen, ihren Einspruch an. Zum mindesten würde dieDiktatur" Ain ed Daulehs ein Ge­gengewicht gegen ein etwa oieroerbandefreundliches Kabinett in Persien bilden. Uebrigens dürsten olle Perser einer Meinung sein gegenüber den rnsstsch-englischerr Auftei- luugsschrltte« i« Werften, über die in nachstehender De­pesche berichtet wird:

Das Bukarester BlattBiterul" meldet aus Peters­burg: Zwischen der englischen und russischen Regierung werden Verhandlungen über eine Aufteilung Persiens ge­führt. Beide Staaten wollen Persien annektieren. Ruß­land würde den Norden und England den Süden Persiens erhalten. Die Annektion soll unter dem Vorwände, daß die Türken und Deutschen in Persien Agitationen treiben, binnen kurzer Zeit erfolgen.

Eröffnung der bulgarischen Sobranje.

Sofia, 28. Dez. WTB. Bula. Tei.-Ag. In be­sonders feierlicher Weise ist gestern die Sobranje vom König eröffnet worden. Die vom König verlesene Thron­rede wurde mit lang anhaltendem Beifall ausgenommen.

Der Getreidevertrag mit Rumänien.

Nach nahezu zweimonatigen Verhandlungen wegen Regelung des Getreideverkchrs mit Deutschland und Oester­reich-Ungarn wurde am 23. Dezember n. St. der Vertrag zwischen der zuständigen rumänischen Amtsstelle, der Zentral­oerkaufskommission in Bukarest, und der deutschen, öster­reichischen und ungarischen Getreidezentralen unterzeichnet.

Durch den Vertrag wird die Ausfuhr der vor längerer Fett gekauften und zum größten Teil bezahlten Waren geregelt, ferner der Eisenbahn- und Schiffstransport ge­sichert und schließlich der Ankauf von 500000 Tonnen neuer Ware vorgesehen. Mit einigen durch die augenblick­lichen Verhältnisse veranlaßten Einschränkungen hat die rumänische Regierung dis Verpflichtung übernommen, den freien Abtransport, sowie den ungehinderten Gisenbahn- und Donauverkehr für die alle und die neu gekaufte Ware zu gewährleisten. Bon den neu gekauften 500000 Tonnen entfallen 40 v. H. auf Weizen und Roggen. 15 o. H. auf Gerste, 20 n. y. auf Mats, 10 v. H. aus Hafer und 15 v. H. auf Erbsen und Bohnen. Die Preise sind niedriger als die osn der rumänischen Berkausskommissisn festgesetzten Mindestpreise.

Ferner sind grundsätzliche Maßnahmen wegen Ankaufs weiterer bedeutender Mengen getroffen.

Aus Stadt und Land.

Nagold. 29 Dezember 1915.

S?°enlsf-r. «WZ

Das Wilhelmskreuz mit Schwerter« erhiel en Major z. D. Sroll, Kommandeur des Landwehrbezirks Calw, Stabsarzt d. L. Dr. Beck in der 2 Srs. Abt. Feld-Art.-Rkgr. zg und Hauptmann d. L. Cu Horst. Amtsrichter in Nagold, im Eis. Bat. Res.-Inf.-Rgt. 120.

Dem früheren Knecht von M. Ztesle zum Schwanen ln Kälderbronn, Andreas Sackmann von Erzgrube, wurde das Eiserne Kreuz verliehen.

Unteroffizier Chr plan Mast von Altbulach, Inhaber der Silbernen Berotenstmedaille, hr! das Eiserne Kreuz erhalten.

Gefret er Friedrich Lamport, Sohn des Johannes Lamport, Fuhrmann von Pfalzgrofenweiler, erhielt die Silberne Verdienstmedaille.

Die Silberne Verdienstmedaille haben erbalten: Train­fahrer Jak. Reichert, Landwirt von Rotfelden; Albert Fechter. Feldunterarzt, Sohn des O versink pfleaers Fechter von Calw.

Die erste Volksschuldienstprüfuug haben bestan­den am Lehrersemmar Nürtingen: Mäder, Friedrich, von Ebhausen; am Lehrerseminar Nagold: Burkhardt, Karl, von Calw, Galt, Richard, von Egenhausen, Graf, Max, von Freudenstadt. Herb, Wilhelm, osn Käiberbronn. Herr. Lud­wig, von Oßweil, OA. Ludwigsburg, Jordan, Ludwig, von Rotfelden, Junger, Karl, os« Gomaringen. OA. Reut­lingen, Kalmbach, Georg, von Eselweiler, OA. Freudenstsdt, Koch. Theodor, von Leooberg, Läpple, Emil, von Flacht, OA. Leonbrrg, Leibfritz, Hermann, von Ludwigsburg. Lutz, Gustav, von Ältensteig, Mergcnthaler, Gottlob, von Schwaik­heim. OA. Waiblingen, Meßner, Viktor, von Trossingen. OA. 'Tuttlingen, Mönch, Lorenz, von Oberkollwangen, OA. Calw, Nestele, Heinrich, von Bietigheim, OA. Besig­heim. Schirm, Karl, von Reutlingen-Betzingen, Schiiten- h <l m, Karl, von Nagold, Schumacher, Karl, von, Tutt­lingen, Beitinger, Richard, von Neuneck, OA. Freuden­stadt, Volmer, Wilhelm, von Schwaikheim, OA. Waib­lingen, Walx Johannes, von Walddorf. Weikert, Fried­rich, von Freudenstadt: am Lehrerseminar Backnang: Fauch, Emil, von Schwärm, Sattler, Hugo, von Althengstett. Auf Grund ihrer durchschnittlichen Jahresleistung erhielten der vor Abschluß der ordentlich«« Prüfung ihrer Klaffe zum Heeresdienst einberusenen gleiche Befähigung: Faß nacht, Wilhelm, von Ueberberg und Knoch, Ernst, von Mannheim.

Neuer Ferrrsprechanschlntz unter Rufnummer 86 wurde an das Fernsprechnetz des hiesigen Postamts ange- schlossen: Frau Fabrikant Koch Witwe, Freudenstädterstr. (früheres Forsthaus).

Gedenket der Briefträger. Ihr Beruf ist ein schwieriger, und namentlich stellt die Zeit um Weihnachten und Neujahr die größten Anforderungen an ihre Leistungs­fähigkeit. Man erweist sich ihnen daher gerne dankbar mit einer Gabe. Und diese Zeilen haben js nur den Zweck, diesen löblichen Brauch in geneigte Erinnerung zu bringen. Die i« Württemberg für die soziale Kriegsiuva-

lidenfü,sorge geschaffenen Einrichtungen.

1. Träger der sozialen Kriegsinoalidensürsorge ist der Württembergische Landesausschutz säe Kcieqsinoalidenfür- sorge" in Stuttgart, unter dem Borfitz des Staatsminister? des Innern, zusammengesetzt aus Vertreter« der Staats­und der Mitttäroerwalrüntz. der Ärzteschaft, der Landes- Versicherungsanstalt, der Berussgenossenschasten, der Zerttral- leitung für Wohltätigkeit in Württemberg, des Roten Kreuzes, der Arbeitgeber- und Arbeitnehmeroerbände, von Handel und Industrie usw., gegliedert in 5 Abteilungen: Berwaltungsabteilung, Abteilung für Berufsberatung, Ab­teilung für Stellenvermittlung, Abteilung für Aufklärung und Werbetätigkeit.

2. Geschäftsstelle: Stuttgart, Falkertstraße 29.

3. Oertliche Stellen: Bezirksausschüsse für die Ober- amisbezirke, Ortsausschüsse für die Gemeinden (für kleinere Gemeinden Vertrauensmänner).

Am Sitz- größerer Lazarett? z. B. Stuttgart, Biderach, Gmünd. Heilbronn, Reutlingen, Tübingen, Ulm Beratungs­stellen für Kriegsinvaliden.

4. Besondere Einrichtungen: Unterrichtskurse und Uedungswerkstätten in Stuttgart (in der Pauliuenhilfe, im Weimarspital, im Landrsgewerbemuseum). Biberach, Gmünd, Göppingen, Hellbraun, Reutlirgrn, Tübingen, Ulm a. D.

Theoretische Kurse: Schreiben (auch Stenographie und Maschinenschreiben), Rechnen, Kalkulieren, Buchfüh­rung, Geschäftsbriefe. Zeichnen.

Praktische Kurse für Schreiner und oerw. Berufe, Schlosser, Mechaniker, Bauhandwerker, Maler, Landwirte.

Für Ertaubte: Kurse in der Taubstummenanstalt Nürtingen.

Für Erblindete: Kurse im Dlindenasyl Schrv. Gmünd.

Schnell!

Er ist höchste Zeit

zur Neu-Bestellung auf das Amts- BlattDer Gesellschafter", wen« dieser am 1. Jan. ohne Unterbrechung in der Hand des Beziehers sein sollt

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Beurkundung von Eterbefälleu von Militär- Personen. Die Sierbefälle non Mullärpersonen. die ihr Standquartier nach eingctcetener Mobilmachung verlassen haben, werden in der Heimat nach den Vorschriften der Kaiserlichen Verordnung vom 20. Januar 1879 standes­amtlich beu kündet. Für die Angehörigen oder andere an dem Sterbefall Bete ligle wird es aber damach schon jetzt und noch mehr im Laufe der Jahre und Jahrzehnte nicht immer leicht sein, zu ermitteln, bei welchem Standesamt der Todesfall im Sterberegister eingetragen ist. Um allen Schwierigkeiten zu begegnen und der Bevölkerung die Be­schaffung standesamtlicher Sterbcurkunden. namentlich bei der Geltendmachung von Erbrechten, Versorgungs- und Bersicherungsansprüchkn zu erleichtern, ist beabsichtigt, bei dem Justizministerium eine Nachweisestelle für die in Würt­

temberg bestehenden standesamtlichen BemKundungen der­jenigen Sterbefälle einzurichten, die in dem gegenwärtigen Kriege bei den mobilen Truppenteilen eiagetreten sind. Durch Vermittlung des Justizministeriums kann alsdann für jeden in Württemberg standesamtlich beurkundeten Kriegssterbefall den Beteiligten das Standesamt nachge­wiesen werden, in dessen Sterberegister sich der Eintrag befindet. Die vorbereitenden Maßnahmen zur Errichtung der Nachweisestelle sind durch eine Verfügung des Justiz­ministeriums vom 18. Dezember ds. Is. getroffen, und es kann damit gerechnet werden, daß die Einrichtung in eini­gen Monate» vollendet und hicnach im Lause des Früh­jahrs 1916 in Wirksamkeit treten wird.

8« Jahre Pofikarte. Eben ist ein halbes Jahr­hundert verflossen, daß ei« weitblickender Mann an die Einführung der Postkarte dachte; Stephan war es, der auf der 5. deutschen Postkonserenz in Karlsruhe 1865 ein Postblatt" oorschlug. Die Konferenz konnte sich für den Vorschlag nicht erwärmen, nur bei dem österreichischen Ab- geordneten war die Anregung auf fruchtbaren Boden ge­fallen. es dauerte aber auch dort nach bis 1869, bis dt« Einführung erfolgte. Als der Erfolg sich in Oesterreich er- wiesen hatte, führte man auch im Gebiet des Norddeutschen Bundes die Neuerung ein, und am 25. Juni 1870 wurden in Berlin die ersten Karten »erkauft, 45468 Stück. We­nige Wochen später erfolgte die Kriegserklärung von Frank­reich. und so konnte sich gleich m ih er Jugendblüte die Postkarte als Vermittlerin zwischen Heer und Heimat be­währen. Bis Ende des Jahres 1870 gingen zwischen den Truppen und ihren Angehörigen in Deutschland 10 Millio­nen Karten hin und her. Im jetzigen Krieg geht die Be­förderung der Feldpostkarte täglich in die Hnnderttausende.

Margarine und Bauernbutter. Für Margarine ist jetzt endlich auch ein Höchstpreis festgesetzt und zwar 1.40 Der Höchstpreis für Bauernbutter ist 1.50 -4. In Friedenszciten war der Unterschied zwischen Bauern­butter und Margarine je nach Sorte 3050 Jetzt kostet Margarine (Kunstfeti) fast soviel wie unsere natürliche Bauernbutter".

Ebhausen. Vorgestern abend fand im festlichen Saal des Gemeindehauses eine Weihnachtsfeier statt von einzig schöner Art. Sie vereinigte gegen 150 Kriegerkknder mit ihren Müttern unter dem strahlenden Chriftbaum. Herr und Frau Fabrikant Schickhardt, selbst Kriegseltern, deren beide Söhne im Felde stehen, hatten die stattlichen Kriegskmderfamilken des Orts zu gemeinsamer Bescherung eingeladen. Möge die große Freude, welche opferberctie Liebe d?n Familien bereitete, die vor andern unter dem Schatten des Kriegs stehen, da sie den Vater hergeben mußten, neuer Mut und Freudigkeit in die Häuser tragen, in Treue und Geduld auszuhalten bis der Vater zurück- kehrt. Möge den fernen Vätern die Teilnahme, mit der der Ihrigen gedacht wird, ein lichter Gruß aus der Heimat sein, der sie stärkt auf dem Wege der Pflicht und ihr Herz in Dankbarkeit und Heimatfreude fest macht, durchzuhalten bis zum vollendeten Sieg. Ohne Zweifel ist mit dem Dankeswort des Ortsgeistlichen und dem Berschen eines Kriegerkindes die schöne Feier nicht verklungen. Die leuch­tenden Augen der Kleinen taten ein Glück kund, das von den Größeren gewiß nicht vergessen wird, so lange sie an den großen Krieg denken.

Ans den Nachbarbeztrkeu.

Käiberbronn. Die bürgerlichen Kollegien haben den von hi r etngezogenen Soldaten ein Weihnachtsgeschenk von je 10 aus der O tskasse zukommen lasten.

Mitteltal. Ein außerordentlich zahlreiches Trauer- gesolge hatte sich nach demGrenzer" von nah und fern eingrfunden, um dem nach langer schwerer Leidenszett für das Vaterland verstorbenen Walter Böhringer die letzte Ehre zu erweisen. Pfarrer Reiff hielt die warmempfundene Ge­denkrede, in welcher er die trefflichen Eigenschaften des viel- seitig veranlagten Dahingeschiedenen würdigte. Darauf widmete Sägwerkbesitzer Karl Roihsuß namens des Holz- intereffentenoeretns Sektion Freudenstadt dem verdienten Mitglieds und Gründer der Holzrinkaussvereintgung im Murgtal einen Lorberrkranz. Namens des Militärvereins Obertal legte Platzmeister Scheuthle einen Kranz nieder.

r Neuenbürg. Wieder ist ein Lazarettzug von der Westfront in unserem Enztal eingetroffen. Es waren im ganzen etwa 200 Kciegsverwundete und Kranke aus dem Felde. Bon ihnen wurden 25 hier behalten und im Be­zirkskrankenhaus (Bereinslazarett) untergebracht. Eine größere Zahl (73) fanden ln dem neu eingerichreten Ber- etnslazarett der Fabrik Gaulhier in Kalmbach Aufnahme. Alle Uebrigen, etwa 100 an der Zahl, wurden von den Reserve- und Bereinslazaretten in W-ldbad ausgenommen.

r Pliezhausen OA. Tübingen. Beim Spielen mit einem Luftgewehr wurde das vierjährige SSHnchen des Wilhelm Hang durchs Herz geschossen und getötet.

Böblingen. Nach langem schwerem Herzleiden starb Hauptlehrcr a. D. Kentner mit 66 Jahren. Seit 1883 wirkte der Verstorbene im Segen bei den Kleinen. Au? den 1. S?pt. w ?r er pensioniert «und für seine Verdunste mit der Verdienstmedaille des Kronordens belohnt morde«.

r Alpirsbach. Gelegentlich einer schön verlaufenen Weihnachtsfeier für die Soldaten des Bereinslazarelts wurde von Frau Dr. Kaapp ein Eisernes Kreuz zur Nagelung aufgelegt. Die eingeschlagenen Nägel ergaben gleich am ersten Abend einen Betrag von über 100 Mark,

p Stuttgart. Oderkircheurüt D^kan Müller in Saul­gau, M.tglted der Ersten Kammer, beging er-stern seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar wac früher als Geistl cher in Friedrichshafen und Aulendors tätig und wurde 1894 auf die Stadtpsarrei Saulgau berufen. 1897 wurde e: an