alle ihre Beziehungen nach Hamburg gehen. Zahl­reiche Angehörige aller deutschen Stämme wallfahrten alljährlich nach Helgoland, um in seinen schäumenden Wellen, in seiner kräftigen Luft Stärkung des Leibes und der Seele zu suchen. Sie alle, die Preußen und Sachsen und Schwaben und Bayern werden sich freuen, wenn auf dem Eilande die deutsche Fahne -flattert, das gleiche Banner, das auf unseren Kriegs­schiffen weht. Man klagt ja häufig, daß der Rei ch s- gedanke im deutschen Volke nicht mehr so lebendig sei, wie früher, daß er durch partikularistische Bestre­bungen überwuchert werde; möge man deshalb alles thun, um ihn zu stärken und zu heben! Ein deut­sches Helgoland wird hierzu einen kleinen, aber doch nicht ganz unwesentlichen Beitrag leisten.

DieHamb. Nachrichten" veröffent­lichen einen Artikel, der sich mit der staatsrecht­lichen Seite der Erwerbung Helgolands beschäftigt. In demselben wird die Theorie aufge­stellt, daß Helgoland, das bisher eine englische Kolonie unter Verwaltung eines Gouverneurs gebildet, nach seiner Abtretung an den deutschen Kaiser in dieselbe staatsrechtliche Kategorie wie alle anderen deutschen Kolonien falle und daß daher die Notwendigkeit, die Insel dem preußischen Staate oder dem Reichsgebiete einzuverleiben, nicht vorliege. Die verfassungsmäßigen Notwendigkeiten würden erfüllt sein, wenn an Stelle des englischen Gouverneurs mit denselben Rechten ein deutscher träte und Helgoland der Verwaltung der kolonialen Abteilung unterstellt würde. Werde in­dessen der Aufnahme der Insel in den Reichsverband der Vorzug gegeben, so könne das in einer der näch­sten Sessionen geschehen, ohne daß die Beschlußnahme Gegenstand besonderer Eile zu sein brauchte.

Berlin. Nachdem die Mitglieder des Bundesrats sich in die Sommerferien begeben haben, haben auch bereits einige Minister ihre Urlaubsreisen angetreten, bezw. werden sie in einigen Tagen antreten. Mit dem Reichskanzler und Ministerpräsidenten v. Ca­pri v i weilen zur Zeit noch in Berlin: Vicevräsident des Staatsministeriums v. Bötticher, Minister des Innern Herrfurth, Finanzminister Dr. Miguel, Unterrichtsminister Dr. v. Goßler, Handelsminister Frhr. v. Berlepsch, Jnstizminister v. Schilling und Landwirtschaftsminister Dr. Frhr. Lucius v. Ballhausen. Der Minister der öffentlichen Ar­beiten v. Maybach hat in der vergangenen Woche seinen Urlaub angetreten und sich nach der Schweiz begeben, während der Kriegsminister v. Verdy du Vernois seit etwa 14 Tagen mit Urlaub in Gastein weilt und sich demnächst nach Salzburg begiebt. Frhr. v. Berlepsch gedenkt in diesen Tagen seinen Urlaub anzutreten, während die Minister v. Bötticher, Dr. v. Goßler und Herrfurth im nächsten Monat sich auf Urlaub begeben werden, Herr v. Bötticher und Minister Herrfurth nach Karlsbad und Dr. v. Goßler nach der Schweiz. Frkf. I.

Berlin, 13. Juli. Die Rede Bebels, in welcher er den Arbeitern vorwarf, ihnen sei seit dem 20. Februar der Kamm geschwollen, sie seien sieges­berauscht und den Unfug, der vielfach mit den Streiks getrieben werde, verurteilte, hat in der sozialdemo­

kratischen Presse Widerspruch gefunden. Nur hat dieser Widerspruch einer solchen Autorität gegenüber sich nur versteckt zu äußern gewagt. Unverhohlener tritt aber jetzt dieSächsische Arbeiterzeitung" hervor; man höre nur folgende Stichproben:Da wird von den Leuten klug geschwätzt über Streikfieber und fri­vole Streiks . . . , wer sofrivol" schwätzt, der ist eben selbst niemals als denkender Arbeiter in der Lage gewesen, sich gegen Fabrikantenübermacht auf­bäumen zu müssen. . . . Ernst genommen läuft das ganzä Gesalbader auf Verurteilung aller Streiks hinaus: unvorbereitete Streiks sind zu unterlassen, weil sie nicht erfolgreich sind, die Vorbereitung von Streiks aber soll unterbleiben, weil das nicht der Zweck der Organisation sein soll. Eine nette Perspektive für die Arbeiterbewegung!" Wohin diese Sätze zielen, ist nicht zu verkennen. Kaum je hat der angesehenste Mann der Partei eine derartig herbe und wegwerfende Behandlung aus dem Lager der Sozialdemokraten selbst erfahren.

Tages-Neuigkeiten.

Eisenbahnfahrplan für den Winter­dienst 1890. Nach den Anträgen, welche die k. Generaldirektion der württ. Staatseisenbahnen bei dem k. Ministerium der auswärt. Angelegenheiten, Abteilung für die Verkehrsanstalten, in Bezug auf den Winterfahrplan 1890/91 gestellt hat, werden nach dem St.Anz. u. A. folgende Aenderungen des Sommerfahrplans für den Winterdienst 1890/91 ein- treten: Horb-Calw-Pforzheim. Wie im vor. Winter sollen Werktags Arbeiterzüge ausgeführt werden: Nr. 178 a Okt., März und April 1. Nov. bis 28. Febr. Calw ab 5.50 früh 6.45 früh

Pforzheim an 6.50 früh 7.46 früh

und Nr. 185 a v. 1. Nov. bis 28. Febr.

Pforzheim . . , . . ab 7.20 Nachm.

Calw. an 8.10

Wildbad-Pforzheim. Der Fahrplan soll, abgesehen von kleinen, durch die Anschlüsse in Pforz­heim bedingten Verschiebungen, ganz wie im vor. Winter eingerichtet werden, jedoch soll oer Arbeiter­zug Nr. 141, Pforzheim ab 6.30 Nachm, Neuenbürg an 6.55 Nachm., nicht blos im März und April, sondern auch im Mai ausgeführt werden. Calw- Stuttgart. 1) Wie im vor. Winter soll der Zug Nr. 165 in Leonberg beginnen und der Zug 176 daselbst endigen. 2) Der Lokalzug 165, Leonberg ab 4.55 früh, Stuttgart an 5.35 früh soll, wie im vor. Winterfahrplan, nur im Okt., April und Mai in diesem Kurs, vom I. Nov. bis 31. März dagegen 40 Min. später laufen.

Nagold, 14. Juli. Am letzten Samstag nachts nach 10 Uhr drohte in dem Viehstall des Schuhmachers Jakob Wurster in Wildberg ein ge­fährlicher Brand auszubrechen. Derselbe wurde aber noch rechtzeitig entdeckt. Das Gebäude ist nicht stark beschädigt, doch erlitt Wurster dadurch einen erheb­lichen Verlust, daß 2 Kühe und 9 Hühner im Rauch erstickten. Als Brandstifter wurde der 16 Jahre alte Lehrjunge ermittelt und verhaftet. Er ist geständig und will das Feuer gelegt haben, weil er täglich von seinem Meister geprügelt worden sei.

Weilderstadt, 12. Juli. Die Prämierung ausgezeichneter Zuchtpferde und Fohlen durch die K.. Landgestütskommision fand gestern statt. Die Witter­ung war nicht günstig. Der Prämierung wohnte an Se. Excel!, der Herr Staatsminister des Innern v. Schmid und die Herren Ministerialdirektor Präsident v. Bätzner, der Präsident der Regierung des Neckar­kreises v. Häberlen, Regierungsrat Mosthaf und Ober­amtmann Krauß von Leonberg. Das Preisgericht bestand aus den Herren Landoberstallmeister v. Hof­acker, Professor Zipperlen und Oekonomierat Ruoff. Wie bei den übrigen abgehaltenen Prämierungen wurden auch hier die gehegten Erwartungen über­troffen. Es gelangten 10 Stuten-, 10 Fohlenpreise und 1 Familienpreis zur Verteilung. Die Preise wurden durch Se. Excellenz den Herrn Staatsminister v. Schmid den Besitzern der prämierten Pferde über­geben. Während des Musterungsgeschästs besuchte Se. Excellenz der Herr Staatsminister die anläßlich der Pferdeprämierung veranstalteten Ausstellungen von Simmenthalervieh und gewerblicher Erzeugmsse hiesiger Einwohner, lieber beide Ausstellungen äußerte sich Se. Excellenz sehr befriedig! in äußerst aner­kennender Weise. Nach der Prämierung fand ein Festessen im Gasthaus zur Post statt, an welchem über 100 Personen teilnahmen. Gegen Schluß des Essens erhob sich Se. Excell. der Herr Staatsminister v. Schmid und sprach ungefähr folgendes: Seine Majestät der König umfasse mit gleicher Fürsorge und mit gleicher Liebe die Bestrebungen seiner Unter- thanen in allen ihren Zweigen alle Berufsstände. Insonderheit aber habe er auch der Landwirtschaft großes Interesse und fördernde Unterstützung zuge­wendet, denn es sei ja Tradition im Hause Württem­berg, die Landwirtschaft, den Grundpfeiler alles Volks­wohlstandes, ganz besonders zu pflegen. Den In­tentionen Sr. Majestät folgend habe es die Königliche Regierung sich zur Aufgabe gemacht, allen Zweigen der Landwirtschaft und so auch der Pferdezucht fördernd und unterstützend entgegenzukommen. Diesem Zwecke diene auch die heutige Pferde-Prämierung in der Stadt Weil. Er könne nun sagen und er glaube damit die Sachverständigen auf feiner Seite zu haben, daß dieser Kreis, insbesondere der Bezirk Leonberg,, über Erwarten anerkennenswerte Erfolge erzielt habe. Die Stadt Weil habe aber in dreifacher Hinsicht eine Ausstellung geboten. Neben derjenigen der Zuchtpferde, an welcher der ganze Landesteil beteiligt war, Aus­stellungen aus dem engeren Kreis der Stadt selbst. Einmal eine solche von Zuchttieren des Simmenthaler. Rindviehs. In diesem Zweige der Viehzucht sei ja dieser Bezirk schon vorher rühmlich bekannt gewesen und habe heute wieder gezeigt, daß er in dieser Rich­tung immer mehr Erfolge erringt. Außerdem habe die hiesige Stadt aus der Mitte ihrer Einwohner eine Ausstellung der Erzeugnisse ihrer mannigfachen ge­werblichen Thätigkeit veranstaltet. Die Stadt habe damit ein wirklich erfreuliches Bild ihrer vielseitigen, und tüchtigen Leistungen geboten, so daß man die Ueberzeugung gewinnen mußte, daß auch die Zweige der Industrie am hiesigen Platze in ihrer Entwick­lung in entschieden aufsteigender Linie begriffen sind. Er könne die Versicherung geben, daß Se. Majestät, der König mit hoher Befriedigung von diesen erfreu-

Jch bot in meinem Anzug einen wirklich lächerlichen Anblick, denn während die Stiefel aus jener Periode zu stammen schienen, wo Shelvocke und Clipperton die Spanier in der Südsee plünderten, zeigte der Rock einen Schnitt, wie er vor ungefähr dreißig Jahren Mode gewesen, und die Hosen ähnelten jenem gleichnamigen Kleidungsstück, das von Kauffahrerkapitänen und Steuerleuten getragen wurde, als ich zum ersten Mal zur See ging. Doch was that's, ich war wenigstens warm und trocken; und so verließ ich die Kajüte, meine nassen Kleider unter dem Arm tragend. Doch sie wurden mir sogleich von Prius abgrnommen, der, ohne daß ich es bemerkt, in der Nähe der Thür gestanden hatte.

Als ich eintrat, erhob sich Kapitän Vanderdecken von dem Stuhl an dem obern Ende der Tafel; er schien jedoch nichts Lächerliches an meinem Kostüm zu finden. Das verschiedenfarbige Licht verwirrte Einem die Augen derartig, daß ich nur mit äußerster Mühe seinen Gesichtsausdruck zu unterscheiden vermochte, aber so­weit überhaupt erkennbar, verriet er eine tiefe Schwermut, die, je nach abwechselnder Stimmung von Licht oder Schatten berührt, dennoch in der Hauptsache unverändert blieb. Abermals kamen unwillkürlich die furchterregenden Hirngespinste Kapitän Skevington'S über mich; denn so wahr ich lebe, um dies zu erzählen, so wahr erinnerte mich der Gesichtsausdruck dieses gewaltigen, stolzen Seemannes an die Melancholie, die man gewöhnlich über das Antlitz eines Toten gebrettet sieht und die wie bedeutungsvoll sie bei diesem auch immer sein mag bei jenem mit Zügen und Farben wirklichen Lebens untermischt war.

.Wollen Sie zur Ruhe gehen?" redete er mich jetzt an.

Ich thue gern Wes, wa« Sie wünschen," antwortete ich.Ihre Güte ist groß und ich danke Ihnen dafür."

jawohl," erwiderte er;trotz des Kriege« zwischen unS will ich lieber einem Engländer als dem Angehörigen einer anderen Nationalität nützlich sein. Auf beiden Setten girbt r« große, berühmte Männer: Sie haben die Blakes, die Ayscues, die Monks wir hingegen sind stolz auf unfern Van Tromp, den der König von Dänemark zu meiner größten Freude gerade vor meiner Abreise dem holländischen Volke freigab; stolz auf unfern Van Galen, unsern Ruyter und andere tüchtige,

löwenherzige Männer, die bei meiner Rückkehr zu begrüßen wir ein besonderes Ver­gnügen sein soll." Er schien einen Augenblick nachzudenken, doch plötzlich schrie er. mich mit leidenschaftlich funkelnden Augen an:Und doch war es so feig von Ihrem Kapitän, seine Leute auf unser Boot feuern zu lassen! Hatten wir Böses im Sinn?' Nein, nur ein wenig Tabak, so weit Sie ihn entbehren könnten, wollten wir kaufen.. Bei der Rache des Himmels, diese That war eines Engländers unwürdig!"

Da ich ihm ja die wahre Ursache nicht erklären durfte, so sagte ich besänftigend: Herr, unser Kapitän lag tot in seiner Kajüte, und unserer Leute, die den Befehls-- haber verloren, bemächtigte sich, als dieses Schiff in Sicht kam und in der Dunkel­heit so groß aussah, eine solche Panik, daß sie fürchteten. Sie hätten Feindliches, im Sinn."

Genug davon!" befahl er mir in herrischem Tone.Folgen Sie mir zu Ihrer Koje!"

Er schritt mir auf das Deck voran und wir stiegen dann die Hinterdeckstreppe hinab..

Vierzehntes Kapitel.

Weine erste Macht auf dem Holenschiff.

So lange ich unten gewesen, hatte sich mein Geist in einem Zustande zu großer Verwirrung und Bestürzung befunden, um fähig zu sein, auf die Bewegungen des Schiffes zu achten. Doch als ich nun heraustrat, bemerke ich sofort, daß eine sehr scharfe Brise wehte. Das Schiff lag bedeutend unter Backbordwind, obgleich ich nicht sehen konnte, was für Segel es trug; und leicht und schlank wie es war,, rollte eS unbeholfen aus einer Wogentiefe in die andere. Ich erblickte die Wasser­oberfläche jenseits der Wetterverschanzung und mein geübtes Seemannsauge erkannte auf der Stelle, daß, wenn überhaupt, wir nur durch den Abtrifft ein wenig vor­wärts kamen und so ganz nach Osten verschlagen wurden, ohne mehr als stündlich knapp einen halben Knoten zurückzulegen. Der Mond stand jetzt tief im Westen und seine blaffe Scheibe deutete auf Sturm. Nordwestlich in der Richtung des Fest­landes schienen sich schwarze Gewitterwolken zusammenzuballen, aus denen, gerade al« ich hinblickte, ein roter Blitzstrahl hervorleuchtete. Um uns herum donnert«,, zischte und kochte der Wogenschwall in betäubenden Lauten, was im Verein dein.