sichen Wahrnehmungen Kenntnis nehmen werde. Seine Exz. schloß mit einem dreifachen begeistert l aufgenom­menen Hoch auf Seine Majestät den König. Stadtschultheiß Beyerle dankte Seiner Exzellenz für die hohe Ehre des Besuchs und die freundlich wohl­wollenden, anerkennenden Worte, welche auf alle Be­teiligten anregend und ermunternd wirken müssen. Er hob hervor, wie der heutige Tag neue Beweise dafür liefere, wie sehr die Königliche Regierung bestrebt sei, auf allen Lebensgebieten die Interessen aller Be­völkerungsschichten und aller Landesteile zu heben und zu fördern, und schloß unter wiederholten Dankes- warten mit einem Hoch auf Se. Exz. den Herrn Staatsminister des Innern v. Schmid, den energischen Förderer und kraftvollen Wahrer der Interessen von Gewerbe und Landwirtschaft, in welches alle An­wesenden freudig einstimmten. Abends verließen die verehrten Gäste die hiesige Stadt, deren Einwohner­schaft auf diesen Tag in dankbar freudigen Gesinnungen noch lange zurückblicken wird. Staatsanz.

* Stuttgart. Dem Verein für evangelische Mission in Kamerun hier wurde laut Erlasses des Auswärt. Amtes, Kolonialabteilung, vom 4. d. M. von Seiner Majestät dem Kaiser zur Unterstützung seiner Bestrebungen eine Zuwendung von 2000 bewilligt. Diese reiche Gabe, wie die dem genannten Vereine im Jahre 1887 durch Kaiser Wilhelm I. zugewendet, beweist gegenüber den neuerdings wieder unternommenen Angriffen auf die evangelische Mission in Afrika in erfreulicher Weise, wie von Seiten unseres Kaisers und der Reichsregierung die Be­deutung und Wirksamkeit der evangelischen Mission gewürdigt und anerkannt wird. Mögen auch die deutschen evangelischen Missionare in ihrem Wirken und Verhalten nicht immer den jeweiligen Wünschen des einen oder anderen Gewalthabers draußen ent­sprechen, so sollte andererseits in die Wagschale ge­legt werden, daß dieselben von keinem Hintergedanken kirchenpolitischer Machtbestrebungen geleitet und be­herrscht werden. Der neuerdings ausdrücklich wider­rufene Vorwurf, als ob auch sie politische Beein­flussung ausüben, war von Anfang an für jeden Einsichtigen geradezu lächerlich. Was aber die Kultur­arbeit anlangt, so mag die gerühmte Zwangskultur der französisch-katholischen Missionen rasche äußere Erfolge erzielen, welche auf einen Mann der Mili­tärmacht Eindruck machen können, aber schon ein weiter und tiefer blickender Staatsmann geschweige ein christlich gebildeter Mann, welcher weiß, daß das Christentum für alle Völker der Erde bestimmt ist, und wie dasselbe von Anfang an gerade der Niedrig­stehenden und Geringgeachteten sich besonders ange­nommen hat, wird der, wenn auch langsameren, so doch allen würdigen und gesunden Ausbreitung desselben auf dem Wege der freien Ueberzeugung und der da­durch bedingten inneren Verwandlung der ganzen Persönlichkeit den Vorzug geben. Durch die Ver­kündigung des Evangeliums und durch die Sammlung und Leitung freier christlicher Gemeinden, in wechen christliche Zucht und Sitte gepflegt und die Jugend durch eifrige Schularbeit erzogen und gebildet wird, thun die evangeliichen Missionare eine ungleich tiefere und nachhaltigere Kulturarbeit, auch wenn deren Früchte naturgemäß langsamer reifen und in ihrer

Entwicklung hin und wieder durch schechtes Beispiel Eingewanderter oder durch eine Behandlung der Eingeborenen, als ob sie nicht Schutzbefohlene, sondern der Ausbeutung und Vergewaltigung preisgegeben wären, gestört werden. Nach solchem Vorgänge unseres Kaisers ist zu hoffen, daß auch unsere Kolomalfreunde die Bedeutung der deutschen evangelischen Missionen für unsere Schutzgebiete mehr und mehr erkennen.

Gemmrigheim, OA. Besigheim, 15. Juli. Gestern nachmittag ereignete sich im Hofe der hiesigen Papierfabrik von Raithelhuber u. Comp, ein recht bedauerliches Unglück. Einer der Fabrikfuhrleute fuhr mit schwer beladenem Pritschenwagen durch den Fabrikhof. Ein Pferd scheute und versuchte durch­zugehen. Der Fuhrmann, der schon längere Jahre seine Stelle in der Fabrik versieht, wurde beim An­halten unter den schweren Wagen geworfen und es ging ihm der Wagen über die Brust. Nach einer halben Stunde war der brave Mann tot. Schw. M.

Möckmühl, 11. Juli. Eine wahre Land­plage sind die umherziehenden Zigeuner. So hat am letzten Dienstag eine solche Bande die hiesige Stadt bettelnd durchzogen, hierauf, nachdem sie im Freien einen Lagerplatz bezogen; emen einem hiesigen Bürger gehörigen mit Sommerweizen angeblümten Acker von ihren 3 Pferden abweiden lassen und schließ­lich zu ihrem Lagerfeuer ein beträchtliches Quantum Holz gestohlen. Gestern gelang es, zwei von der Gesellschaft bei Köcherthürn zu verhaften und dem Kgl. Amtsgericht Neckarsulm einzuliefern.

Zil Ihausen, 12. Juli. Bei Abarabungen für einen neu anzulegenden Feldweg in der Richtung Streichen fand man in der Tiefe von ca. 60 Centimeter einen alten Reitersäbel, welcher der Form nach wohl der Zeit des 30-jährigen Krieges angehören dürfte. Das sehr gut erhaltene Exemplar ist leicht gekrümmt, 95 Centimeter lang, der Griff mit Hirschhorn belegt, welches aber zur Hälfte etwa ausgebrochen ist, da­gegen zeigt der Korb ausgezeichnet schöne Arbeit. Herr Apotheker Edelmann von Ebingen hat das sehr interessante Stück für seine Sammlung erworben.

Mainz, 15. Juli. Ein bedauerlicher Un­glücks fall hat sich nach einer Mitteilung desM. T." in dem Lager bei Griesheim, und zwar bei dem daselbst zur Schießübung weilenden Nassauischen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 27 zugetragen. Ein Geschoß war nicht krepiert und sollte dasselbe in der Feldschmiede geöffnet werden. Dort angelangt, zer­sprang die Granate und drei Soldaten wurden von den umherfliegenden Geschoßteilen getroffen. Zwei Soldaten wurden sehr schwer verletzt, einem derselben wurde die Brust aufgerissen, während ein dritter Sol­dat leichtere Beschädigungen davongetragen hat. Ein anderer Soldat desselben Regiments erhielt einen Tritt von einem Pferd, in Folge d.essen er ver­storben ist. Frkf. I.

Kaiserslautern, 14. Juli. Die Volks­partei stellt Gutsbesitzer G.rohs (Hambach), die Sozialdemokraten den Dr. Rüdt (Heidelberg) als Reichstagskandidaten auf. Die Nationalliberalen haben den Gutsbesitzer Brunck aufgestellt.

Aus Innsbruck und Bozen wird derAllg.

Ztg." unterm 13. Juli geschrieben: Unter Donner und Blitz fiel heute nacht reichlicher Schnee, welcher des Morgens die erwachenden Einwohner mit einer Weihnachtslandschaft überraschte. Vorher waren die Schleusen des Himmels 24 Stunden geöffnet ge­wesen. Dieältesten Leute" dürften diesmal in Wirklichkeit ihr Votum dahin abgeben, daß ihnen um die Mitte des Juli derlei in so tiefen Lagen, wie Innsbruck, noch nicht vor Augen gekommen ist. Jen­seits des Brenner gestaltete sich die Witterung, wenn auch nicht in gewohnter Sommerpracht, doch unver­gleichlich wärmer, als auf der Nordseite der Alpen. In hochgelegenen Sommerfrischen finden sich heute die Gäste durch den Schneefall blockiert. In den üppigen Gärten des Jnn-Thales fand man ungezählte Aeste vor, die der Schneedruck auf den Boden befördert hatte.

New pork, 14. Juli. Ein furchtbarer Wir­belsturm suchte St. Paul (Minnesota) und die benachbarten Seen heim. Ein Sommerhotel wurde zerstört, dabei wurden mehrere Gäste getötet, andere schwer verletzt. Zahlreiche Insassen von Ler- gnügungsbooten sind dem Sturm zum Opfer gefallen. Auf dem Pepinsee schlug ein Dampfer um, wobei gegen 200 Personen umgekommen sein sollen.

Vermischtes.

Mittel gegen die Trunksucht. Ein probates Mittel bei gewohnheitsmäßigen Trinkern wendet man in Schweden und Norwegen an. Die Trunkenbolde werden dortselbst von der Polizei er­griffen und in das Gefängnis gesteckt. Hier bekom­men sie morgens und abends nur Brod zu essen, welches zuvor eine Stunde lang in Branntwein oder Wein je nachdem der Betreffende das eine oder das andere Getränke liebt erweicht worden ist. Den ersten Tag genießt der Trunkenbold dieses Brod mit großem Appetit, den zweiten Tag mundet es ihm weniger, bis er zuletzt einen großen Widerwillen gegen dasselbe bekommt. In der Regel erregt dieses Nahrungsmittel im Trunkenbolde in acht bis zehn Tagen einen solchen Ekel gegen Wein und Brannt­wein, daß er ihn nicht. einmal riechen kann und lieber Hunger leidet, als das' in demselben erweichte Brod ißt. - Erz. d. Albb.

Uebertriebene Anstrengung beim Radfahren. Em Amsterdamer Blatt macht darauf aufmerksam, daß in diesem Jahre viele Kandidaten für die Militärakademie in Breda trotz glänzend be­standener Prüfung zurückgewiesen werden mußten, weil sie Aderbrüche an den Beinen hatten als Folge übertriebener Anstrengung beim Radfahren und des­halb für dienstuntauglich erklärt wurden. Auch in Holland ist also dieser Sport seiner ursprünglichen Bestimmung des Vergnügens und einer gesunden körperlichen Bewegung längst entfremdet und zu einem tollen Wetteifer in der Erreichung der größtmöglichen Geschwindigkeit und der Zurücklegung möglichst vieler Meilen entartet. Einzelne Gemeinden Hollands haben bereits strenge Maßregeln gegen die durch Mißbrauch des Radfahrens herbeigeführte Unsicherheit des Ver­kehrs auf öffentlichen Wegen getroffen; in der Um­gebung der königlichen Schlösser Loo und Soestdyk ist das Radfahren sogar verboten worden.

feurigen Wetterleuchten im Norden und der geisterhaften, sturmdrohenden Bleichheit des Mondes im fernen Westen eine so wilde und aufregende Scene bildete, daß meine Sprache nicht ausreicht, sie zu beschreiben.

Kapitän Vanderdecken stand einen Augenblick still, blickte schweigend auf die sturmgepeitschte See und hob dann seine Arme mit einer leidenschaftlichen, unge­stümen Geste gegen den Mond, worauf er einer engen Oeffnung zwischen Hinterdeck und Hauptmast zuschritt. Als er dieselbe Hinabstieg, schaute er sich um, ob ich ihm auch folge. Wir gelangten alsdann in eine Art Zwischendeck mit je zwei Kabinen auf jeder Seite; am Eingang zu der vorderen auf der Steuerbordseite stand Prius mit einer kleinen Laterne in der Hand.

Dies, Herr," sagte Vanderdecken, indem er auf die Thüre wies,soll Ihnen als Schlasraum dienen; es bietet freilich nicht die Bequemlichkeit eines Wirtshauses, doch Sie sind ja ein Matrose, also Einer, dem ein Brett öfters ebenso weich ist als ein Sopha. Jedenfalls ist es hier wärmer und angenehmer als in der grundlosen Tiefe des Ozeans."

Mit kaltem, herablassenden Gruße verschwand er. Prius befestigte die Lateme an einem Nagel nahe dem Eingänge und sagte, er wolle bald zurückkommen, um sie zu holen. Ich beabsichtigte, diesen Mann Einiges über das Schiff und seinen Kommandanten zu fragen, aber eS war etwas so Schreckliches und Unheimliches in seinem Wesen, daß ich mir nicht das Herz fassen konnte, ihn anzureden. Alles seelische Leben schien in ihm erstorben zu sein und alle seine Handlungen glichen in der That denen eines Schlaf- und Nachtwandlers, der nicht die geringste Notiz von mir nahm und ebenso mechanisch an seine Arbeit ging wie das Skelett in der Kajütenuhr, wenn es hervorstieg und seine Lanze schwang.

Der mir zum Schlafen angewiesene Raum war aller Möbel bar, nur daß eine kleine Lade vorhanden, die sowohl als Sitz als auch als Kiste diente. Das aus Brettern zusammengefügte hölzerne Ruhelager barg anstatt der üblichen Matratze ein paar dicke, ziemlich neue Decken und einen mit Stroh gefüllten Matrosensack, der die Stelle eines Kissens vertrat. Ich war bis auf die Knochen müde und doch nicht schläfrig. Wie ich ging und stand, warf ich mich in meiner seltsamen Kleidung,

ohne sogar die Stiefel auszuziehen, auf mein hartes Lager. Nach einigen Minuten kam Prius zurück, nahm das Licht weg und ließ mich in rabenschwarzer Finsternis zurück.

Und doch war es nicht andem; denn obgleich kein sichtbar auffälliger Schein die mich umgebende tiefe Nacht durchdrang, so sah ich doch, nachdem die Lampe verschwunden war und meine Augen den Lichtglanz verloren hatten, ein gewisses schwaches Wimmeln und Schwärmen phosphoreecierenden Lichtes an Balken und Bretterverschlägen, wie es an der Außenseite des Schiffes sichtbar war, wenn auch nicht so stark. Zu gleicher Zeit spürte ich einen kaltdumpfen, alt-moderigen Geruch, wie ich ihn einst im Kielraum eines Schiffes eingeatmet zu haben mich erinnerte, das im Jahre 1702 gebaut worden unv das die Menschen im Jahre 1791 oder da herum als eine Sehenswürdigkeit anstaunten. Sonst bemerkte ich nichts Auffälliges. Was dieses Schiff auch immer sein mochte, seine Bewegung auf dem Meere war nicht weniger natürlich als die des Saracen, höchstens daß sein Gang etwas schwerer und plumper war. Doch, gnädiger Himmel, wie ächzte jeder Bretterverschlag, wie klagte jeder Balken, wie seufzte jeder Holznagel! Das Geräusch des stampfenden, sich abquälenden Schiffes ließ Einem das Herz im Leibe erbeben. Welch ein Knarren, Pressen, Raffeln, als wenn cs Alles in Stücke zerschmettern wollte! Dies war mir, als ich Kapitän Vanderdecken unter Deck folgte, nicht sogleich aufgefallen, aber umsomehr betäubte es mir die Ohren, als ich so schwelgend in der Finsternis dalag, doch ich hörte Gott sei Dank auch natürliche Laute, die meinen aui's höchste gespannten Nerven, meinem erregten Gehirn, ja, meiner erschreckten Einbildungskraft eine Art Erleichterung und Linderung gewährten. Absolute Totenstille würde mich zweifellos wahnsinnig gemacht haben. Wären nicht der mich anheimelnde Donner der brausenden See und der von ihm im Innern hervorgcrufene schwache Wieder­hall an mein Ohr gedrungen, so hätten die Trugbilder und Schrecken meiner bis zum Wahnsinn erhitzten Phantasie meinen Geist und Verstand schließlich zerstört und vernichtet.

(Fortsetzung folgt.)