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Der GchMistn
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Fernsprecher Nr. 28.
88. Jahrgang.
Postscheckkonto Nr. 5113 Stuttgart
Mnslag, de« 1. DezrmSer
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^ Beilagen:
Plauderstllbchen, V» IUustr. Sonntageblatt und
Schwöb. Landwirt.
1814
Amtliches.
Bekanntmachung der K Zentralstelle für die
Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung eines Molkereilehrkurses in Gerabrornr
Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern wird an der Molkereiichule in Gerabrona im Jan rar 1915 ein vierwöchiger Unterrichtskurs über Molkerciwesen abgc- halten werden.
In diesem Kars w rden die Teilnehmer nicht allem in den praktischen Betrieb der Molkerei eingeleliet, sondern sie erhalten auch e.nen d;m Zweck und der Dauer des Kurses entsprechend bemessenen theoretisch!» Unterricht.
Stuttgart, den 16. November 1914. Sting.
Agt. Höevarrrt Nagold.
Die Gemeindebehörden
werden auf den Erlaß des Kgl. Ministeriums des Innern, betr. die Ausstellung von Ausw isen an Privatpersonen zu Reisen an die Front oder nach dcn d rch dmscheTrupp-n besetzten feindlichen Landestrilcn vom 26. Nov. 1914, Staats- Anz. Nr. 283, zur Beachtung hingkw'escn mit dem Auftrag, etwaige Antragsteller entsprechend zu belehre;; und ihrrrsrils die Au stellung von Ausweisen irgend welcher Art zu dem erwähnten Zwecks zu unterlassen.
Nagold, 30. Nos. 1914. Amtmann Mayer.
An die öffentl. Verwaltungen.
(Temklndk- und Kirchenpflegen rc)
Infolge Einführung der Tagesvelzinsung seit 1. Juli d. I. bitten wir die Zinsen, w lche alljährlich zur Erhebung kommen sollen, im Monat Dezember jeden Jahres zu erheben. Wenn solche am 1. Januar k. 3s. nicht erhoben sind, müssen sie zum Kapital g>schlagen werden.
Nagold, 30. Nov. >914. Odsramtsspar kiffe.
Der amtliche Tagesbericht.
WTB. Großes Hauptquartier, 30. Nov. (Tel.) Amtlich. Vormittags. Bon der Westfront ist nichts zu melden.
An der ostpreußischen Grenze mißglückte ein Urberfallversuch starker russischer Kräfte auf die deutschen Befestigungen östlich von Darkehrnen unter schweren Verlusten für die Russen. Der Rest der Angreifer, einige Offiziere u. 60V Mann,
Die vaterländische Strickerin.
Wie handhabt sie die Nadeln So fleißig und geschickt,
Sicht zu, doß nichts zu tadeln Am Strumpf sei, den sie strickt.
Die Füße warmzuhalten Dem tapfem deutschen Mann,
Der steht im Feld, dem kalten,
Tut si-, was sic nur kann.
So tut sie wohl, die Säße,
Bekannt ja allerwärt«
Ist es, daß wanne F!ße Warm halten auch das Herz.
Sie schafft, was uns im Kriege Bringt Borteil und Gewinn.
Und Hilst so mit zunr Siege.
Die sleiß'ge Strickerin. (Kladder barsch.)
Kleine Züge aus großer Zeit.
Auch ein Ultimatum. Ein Leser stellt riner sächsischen Zeittmg svlgendrn Brief zur Be-fügunz. den er von seinem Sohne aus Ch cago erhielt:
„Gestern ging ich durch die Straßen und sah mir die Schaufenster an. Man sieht hier allerlei Kriegsbildrr; ob sie echt sind, wissen wir nicht. Eines der Bilder aber ließ mich empör! stehen bleiben. Ich schäme mich fast, es zu
innen im Lsten
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wurde von uns gefangen genommen. Südlich der Werchfel führten die gestern mitgeteilten Gegenangriffe zu nennenswerten Erfolgen, 18 Ge- fchütze und mehr als 4300 Gefangene waren unsere Beute. In Südpolen ist nichts Besonderes vorgefallen. Oberste Heeresleitung.
Der Kaiser auf dem östlichen Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 29. Nov. (W. T B. Amtlich.) Seine Majestät der Kaiser befindet sich jetzt auf dem östlichen Kriegsschauplatz.
Zu der Meldung des W.T.B. aus dem Großen Haup quartier, daß der Kaiser sich jetzt auf dem östlichen Kriegsschauplatz brff del, sagt der „Brri. Lok.-Anz.": Wenn der Kaiser sich setz; von dem Westen neck dem Osten begeben hat, so mag dafür mehr als ein G und Vorgelegen haben. Zweifellos ist, daß das, was unser Heer im Osten geleistet hat, nicht minder bedeutend ist als das, was im Westen erreicht wurde. Da kann der Kaiser wohl dm Wunsch hegen, auch einmal den tapferen Hütern der Ostmark und >h en ruhmreichen Führern von Angesicht zu Angesicht zu begegnen und ihnen dcn Dank für ihre Großtaten noch persönlich au;zuspr?chen. Wenn der Kaiser den Entschluß dazu aber gerade in diesen Lagen gefaßt hat. so geht man vielleicht in der Annahme nicht fehl, daß gegenwärtig die militärischen Operationen im Osten als die wich- ü^erer betrachtet werden.
Auch die „Post" hebt hervor, daß aus der Tatsache, daß sich der oberst: Kriegsherr von dem westlichen nach dem östlichen Kriegsschauplatz begeben habe, offensichtlich sei, welche entscheidende Bedeutung unsere Heeresleitung dem gtwaliigsn Ringen beimesse, das gegenwärtig in Russisch- Polen im Gange sei.
Die neuen russischen Verluste.
Der Krieg b richterstatter der „Sera" meldet, der „Post" zufolge, daß die Verluste der Russen in den letzien, seit Ende vo tier Woche andauernden Kämpfe in Pole« nahezu ISVVVV Man» an Toten, Verwundeten und Gefangenen betragen. Die fiunläudische« Regimenter haben fast die Hälfte ihres gesamten Bestandes elngebüßt. Es sei, so erklä t der Berichterstatter, zwecklos, zu leugnen, daß 65 000 Mann Unverwundete dem Feinde in die Hände gefallen sein.
beschreiben. Der Mann, den es darstellte, sah aus wie der Ka ser Wilhelm, unser guter Kaiser, adgrbildet wie ein Mörder und Blutvergießer Gr halte ein großes Messer in der Hand und trieb Frauen und Kinder vor sich her und von dem Messer tropfte Blut. Darunter stand „Zivilisation". So eine schlechte, deutschfeindliche Bande! Wunderr's Euch, daß ich in Wut geriet?
Ich ging hinein in den Laden und fragte den Schuft von einem Buchhändler, ob er das Bi d herauäqehängt habe. Er gab es zu. „Gut", sagte ich, „ich bin ein Deutscher, und wir Deutschen sind zum Krieg gezwungen worden. Ihr Bild schaut aus. als ob die Deuischen alles h'nmorden, Kinder und Frauen."
Er erwiderte ganz frech, die Deutschen wären Barbaren und Teutonen und hätten die belgische Neutralität gebrochen, man könnte keinem Deutschen trauen.
Da packte mich eine grenzenlose Wut, und ich sagte zu ihm: „Ich gebe dir zwei Stunden Zeit, das Bild herunttrzurerhen und zu verbrennen" und entfernte mich.
Als ich nach Ablauf der gestellten Frist znrückkam, hing das Bild noch da. Ich r'ß es ob und warf es i» den Schmutz. Dann ging ich auf die Straße und sagte zu dem Buchhändler, er möchte herauskommen. Aber er hatte Angst und wollte nicht kommen. Da packte ich ihn einfach am Gmick, zog ihn heraus und verhaute rhn so gründlich, daß er nichi mehr aus den Augen sehen konnte.
Der verwandelte belgische Löwe. In Lamburg ä. d. S. kam dieser Loge ein belgischer Kohlenwagen mit Kohlen für eine dortige Fabrik on. Der Wagen war mit
Das abgesperrte Rußland.
Der Kölnischen Zeitung zufolge nimmt die Eissperre im Norden ihren Anfang. Die schwedischen Häsen Tornea. Lulea und Pitea sind bereits geschloffen. Tuch die Schifffahrt in den russischen Häfen am Bottnischen Busen ist eingestellt. Erst für Mai 1915 ist offenes Wasser zu erwarten.
Durchschnittene Kabel.
Fn einem Telegramm aus Kopenhagen wird dem „Berl. Lokalanz." gemeldet: Das direkte Telegraphen- Kabel zwischen Dänemark und Rußland, das in Libau beginnt, ist unterbrochen. Bei Bornholm ist durch Messungen festgestcllt worden, daß das Kabel höchst wahrscheinlich durchschnitten worden ist.
Aus Christionia meldet das „Berliner Tageblatt": Einer Mitteilung des „Morgenblad" aus Stockholm zufolge ist nunmehr auch das Telegraphenkabel zwischen Fredencia und Libau plötzlich unterbrochen. Dieses Kabcl vermittelte den Telegrammverkehr zwischen Rußland, Frankreich und England.
Kriegskontribution für Belgien.
Die Kriegskontribution für Belgien ist aus 375 Millionen festgesetzt worden. Die Banque Soctstö GLntzrale w rd für 420 Millionen Noten emittieren und 375 Millionen hiervon der deutschen Verwaltung übergeben. In Antwerpen wird eine Filiale der Reichsbank eröffnet.
Antwerpen, 29. Nov. (W.T.B) Die hiesige Ge- melndeoertretui g hat in einer außerordentlichen Sitzung die Ausnahme einer Anleihe von 50 Millionen zur Deckung der der Stadt auserlectm Kriegskontribution und zur Bestreitung anderer städtischer Bedürfnisse beschlossen.
Fliegerkämpfe.
Paris, 29. Nov. (WT.B. Nicht amtlich.) Eine amtliche Note bespricht die Flügerkämpse am 18. November. Ein Militärflieger bemerkte am Morgen ein in der Richtung auf Amter s fliegendes Avtatikflugzeug. Er verfolgte und erreichte dieses Fiugzug bei Amiens, gab ungefähr 100 Maschinengkwkhrschüsse ob und beschädigte das Flugzeug leicht, das aber entkam. Der Militärflieger griff darauf ein Albatrosflvgz.ug an, das umwendete, sich auf den Flieger stürzte und seinen Apparat zum Schwanken brachte, sodaß dis Moschinengew-Hr in das Innere des Flugzeugs fiel. Der französische Flieger stellte das Gleichgewicht wieder her. aber das Albatrosflugzeng war inzwischen verschwunden. Ein anderer Flieger bemerkte deutsche Flupz uge über Amirns, verfolgte und hielt ein Flugzeug
dem w ißen belgischen Löwen geschmückt gewesen. Irgend ein Witzkops hatte aber drm belgischen Wappentier schwarze Streifen noch Zebra-Art ousgemcli und daraus in großen, kräftigen Buchstaben die Unterschrift ges tzt: „Ich bin ein Preuße, kennt Ikr meine Farben?"
Wie sich ein französischer Offizier ergibt. In einer der Bogesenschlachten stand preußische Infanterie französischen Alpenjägern gegenüber. Nach mehrstündigem Feuergefecht stürmte unsere Insanteie und umz-'ngklt einen Trupp des Gegners, in dessen Mitte sich ein Offizier wie ein Be zweifelt« wehrt und blindlings mit dem Säbel um sich schlägt. Doch als er steht, daß alle Tapferkeit vergebens ist, wirft er den Degen von sich, hebt die Hände hoch und geht auf die Deutschen mit den Worten zu: „?our n.c>i 1» Mvrrs «8t Unis" (Für mich ist der Krieg zu Ende!). Er wird gefangen genommen und verwünicht bald im Ge- sp äch mit deutschen Offizieren diesen „uns ligen Krieg" mit Deutschland. Er w e seine Kameraden 1ä en zwar ihre Pflicht, aber Begeisterung für d-n Krieg sei kaum vorhanden.
Gestellungsbefehl für eine junge Dame. Fräulein Helmtraut Biecordt, die 19jährige Tochter de; Hosrates und Dichters Heinrich Bicrordt in Karlsruhe, cih'rlt durch einen Shutzmain einen militärischen Gestellungsbefehl, sich zur Fahne zu begeben. Der etwas seltene altdeutsche Mädchenname hatte sich in die Stammrolle verirrt, da die Behörde woht onnahm, es handle sich um einen jungen Mann. Als dem Schutzmann begreiflich gemacht worden war. doß der „Wehrpflichtige" eine junge Dame sei, löste sich die Angelegenheit in Heiterkeit auf.