keinen Grund mutlos zu werden und müssen in Geduld abwarlen bis die Riesenschlacht im Westen zu Ende geht.
Bor Antwerpen
geht es rasch vorwärts. Nun ist das Fort Broechem, das dieser Tage zum Schweigen gebracht wurde auch in unseren Besitz gelangt. Das Fort liegt etwa 10 Kilometer von den inneren Forts entfernt. Das überschwemmte Gebiet an der Netbe scheint unseren Ti uppen kein großes Hindernis gewesen zu sein, denn sie haben bereits diesen Abschnitt überschritten und rücken nun gegen den inneren Fortsgürtel vor. Die Engländer und Belgier wurden auf Antwerpen zurückgeworfen. Der „Maasbode" berichtet von Gefechten, die im Gebiet von Fort Liezele bis zur Schelde stattgefunden hätten (also im Gebiet des Südwest'Sektors. D. Red.) und sagt, in Rotterdam ange- bommsne Antwerpener Flüchtlinge erzählten, die dortige Regierung sei nach Brügge übergesiedelt. Letzteres ist mit Vorsicht auszunehmen.
Amsterdam, 6. Okt. „Nieuws von der Dag" vernimmt aus Ostende, daß die Reqierungsarchive von Antwerpen nach Ostende gebracht worden seien. Die Engländer schiffen in Ostende eine große Anzahl Pferde und Festungsgeschütze zu Zwecken der Küstenverteidigung aus. Kanadische Freiwillige sind vorige Woche in Ostende angekommen; sie sollen mit Belgiern in Ostende ein Hilfskorps bilden. Die Zahl der in Ostende angekommenen Verwundeten ist so grob, daß neue Züge eingelegt werden müssen. Es wird auch die Ankunft der Königin in Ostende erwartet.
Die 42 vvL Mörser
spielen vor Antwerpen eine große Rolle. Der da und dort schon ausgesprochenen Besorgnis, daß die 42 ow°Mörser sich rasch abnützen werden, tritt die „Boss. Ztg." mit folgenden Ausführungen entgegen: Man spricht im allgemeinen bei den schweren Geschützen von ihrer Lebensdauer, die z. B. bei den großen Kalibern der Marine engbegrenzt ist. So sollen die englischen Schiffsgeschütze nur 150 Schüsse aushalten. Durch die bei der Verbrennung der Treibmittel entstehenden hohen Temperaturen wird das Rohr ausgebrannt. Der Seelendurchmesser wird verändert, sodaß die sichere Führung des Geschosses im Rohr in Frage gestellt ist. Es flattert und büßt an Treffsicherheit ein. Die Krupp' schen Geschützrohre sind schon an sich sehr viel besser und haltbarer, so daß auch die Krupp'schen Schiffsgeschütze eine viel größere Lebensdauer besitzen. Bei dem 42 em-Geschütz aber liegen die Verhältnisse überhaupt günstiger. Dieses ist kein Flachbahn-Geschütz mit großer Anfangsgeschwindigkeit und dementsprechend starker Ladung und hoher Berbren- nungstemparatur, sondern ein Mörser mit veihältniswüßig geringer Ladung und niedriger Temparatur. Deshalb wird auch das Rohrmaterial weniger in Anspruch genommen. Dieser Umstand und die vorzüglichen Eigenschaften des Materials lasten es als sicher erscheinen, daß die Geschütze den ganzen Feldzug über aushalten werden. Sie werden also in der Lage sein, noch manche Befestigung zu zerstören.
Die Erfolge gegen die Russen
sind wiederum sehr bedeutend. Die berühmte „Dampfwalze", die vernichtend über Oesterreich und Deutschland kommen sollte, ist stecken geblieben. In Rußland wird nunmehr im wesentlichen ein Festungskrieg geführt werden, und es erscheint angebracht, einen Ueberblick über die russischen Festungen zu geben.
Die russischen Festungen.
Bekanntlich haben jetzt unsere großen „Brummer" vor der ersten unseren Truppen im Wege stehenden Festung, Offowiec, das Wort. Es dürften daher einige Worte über da» russische Festungssystem von Interests sein.
Iw Seegefecht Sei Rio Sei Sro.
Berlin, 5. Okt. Am 26. August lag der Hilfskreuzer „Kaiser Wilhelm der Große" in dem spanischen Hasen Rio del Oro mit zwei Kohlendampfem längsseits, während ein dritter deutscher Dampfer etwa 500 Meter weiter seewärts vor Anker lag. Die gesamte Besatzung war seit Tagen bet der Kohlenübernahme beschäftigt. Die Bunker waren noch nicht zur Hälfte aufgefüllt, als gegen Mt- tag ein Schiff in Sicht kam, das sich als der englische geschützte Kreuzer „Highflyer" herausstellte. Es fand dann folgender Signaloerkehr durch Scheinwerfer zwischen beiden Schiffen stall: „Englisches Kriegsschiff": Ergeben Sie sich. „Kaiser Wilhelm der Große": KeineAn 1 - wort. „Highflyer": Ich fordere Sie auf, sich zu ergeben. „Kaiser Wilhelm der Große": Deutsche Kriegsschiffe ergeben sich nicht. Ich ersuche Sie, die spanische Neutralität zu achten. »H.": Sie kohlen schon zweimal in dieiem Hasen. Ich fordere sie auf. sich zu ergeben, wenn nicht, werde ich sofort auf Sie feuern. „K. W. d. G.": Ich kohle hier zum ersten Male. Im übrigen ist das eine spanische Angelegenheit. „H.": Ergeben Sie sich sofort. „K. W. d. G." : Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen. Hierauf eröffnete um 1.16 Uhr „Highflyer" das Feuer, das vom „Kaiser Wilhelm der Große" sofort erwidert wurde. Der Kampf wurde von letzterem geführt, während das Schiff etwa 2000 Meter von der Küste vor Anker lag. sich also innerhalb der spanischen Hoheitsgewässer befand. Um unnötige Menfchenverluste zu vermeiden, ließ der Komman-
Das russische Festungssystem beruht, so wird der „Voss. Zig." geschrieben, auf dem Abschnittssystem, d. h., es benutzt die durch die Wasserläufe gebildeten natürlichen Abschnitte, um diese strategischen Linien zu verstärken und ihre Benutzung zu erleichtern. Gegen eine demsche Invasion aus Ostpreußen kommt als erste Verteidigungslinie der Narew und sein rechter Nebenfluß, der Bobr, in Betracht, die mit der ostpreußischen Grenze ziemlich gleichlaufend dahinfließen, auf einer Entfernung von nur 50 bis 60 Kilometer, und die deshalb jede Invasionsarmee östlich der Weichsel überschreiten muß. Dieser Abschnitt ist von den Russen in erster Linie befestigt worden. Es lieoen hier die Befestigungen von Nowogeor- giewsk, Legrsh, Pultusk, Rozan, Ostrolenka, Lomsha, und Offowiec. Alle diese Anlagen sperren wichtige Uebergänge.
Offowiec, das angegriffen ist, bildet den rechten Flügel des polnischen Festungssystems am Bobr gelegen, der hier eine Breite von 60 Meter hat und von der Bahn Lyck— Grajewo—Bjelostok überschritten wird. Zwei Forts in Lünettenform sind als Brückenkopf auf das nördliche Ufer vorgeschoben.
Die Befestigungen von Lomiha, die den Narew-Ueber- gang sperren, bestehen aus stchs starken, zum Teil bombensicheren Werken, und mehreren permanenten Batterien. Ostrolenka, Roshan und Pultusk besitzen nur Erdwerke und offene Batterien von sehr geringer Widerstandskraft.
L gish und Nowogeorgiewsk bilden mit dem weiter südlich an der Weichsel gelegenen Warschau eine zusammenhängende Feflungsgruppe, die in den letzten Jahren aus- gebaut »nd verstärkt worden ist. In allerletzter Zeit war die Rede davon, daß diese Befestigungen aufgegebm werden sollten, weil der Aufmarsch weiter zurückoerlegt werden sollte. Dann wiederum H eß es, daß die Absicht aus französischen Einfluß wieder rückgängig gemacht sei. Es ist daher nicht genau zu sagen, in weichem Zustand sich die Befestigungen, namentlich diejenigen von Warschau, befinden. Die vielfachen Schwankungen über deren Bedeutung und Behandlung werden jedenfalls für ihren Ausbau nicht sehr günstig gewesen sein. Es ist eher anzunehmen, daß sie nur eine geringe Widerstandskraft besitzen. Serozk-Legrsh an der Einmündung des Bug in den Narew sollte mehrere Forts erhalten; Nowogeorgiewsk, an der Etmündung des Bug Narew in die Weichsel, hat neben der alten Kernbe- sestigung in den 80er Jahren einen Gürtel von acht vorgeschobenen Forts erhalten, die etwa 7 Kilometer von der Kernumwallung entfernt liegen. In den letzten Jahren soll ein neuer, weiter vorgeschobener Fortsaürtel angelegt sein.
Warschau hat aus dem linken Weichselufer elf Forts und ein Zwischenwerk, auf dem rechten User sechs Gürtel- werke. Auch hier sollte ein neuer Fortsgürtel angelegt werden, der eine unmittelbare Verbindung mit demjenigen von Nowigeorgiewiesk Herstellen sollte. Wie weit dieser Plan ausgesührt ist, ist nicht bekanntgeworden.
Für einen Vormarsch aus westlicher Richtung, aus Posen und Schlesien, kommt die Weichsel in Betracht, die in halbkreisförmiger Form die Mitte des ganzen polnischen Kriegsschauplatzes dnrchströmt. Dieser Fluß bildet wegen stiner Breite und Tiefe ein sehr bedeutendes militärisches Hindernis, das noch dadurch vermehrt wird, daß der Fluß häufig über die niedrigen, nicht eingedeichten User tritt und weite Strecken Landes unter Wasser setzt. Die Westfront wird auf dem nördlichen Flügel durch die bereits erwähnte Feflungsgruppe von Warschau gebildet, während auf dem linken, an der Einmündung des Wieprz, die Festung Iwangorod liegt. Die Anlagen bestehen aus einem Kernwerk. das von 8 Werken umgeben ist, die einen Umfang von 20 Kilometer besitzen. Nur ein Teil ist modernisiert. Aber die Zwischenselder sind durch bombensichere Räume verstärkt.
Den Rückhalt der ganzen Weichselbefestigung bildet in zweiter Linie das am Bug gelegene Brest-Litowsk, das zugleich als Brückenschutz wichtig ist und die Eisenbahn Warschau—Moskau beherrscht. Die Festung hat sechs Forts, von denen zwei auf dem linken und vier aus dem rechten
dant des Hilfskreuzers das nicht in den Gefechtsstalionen gebrauchte Personal auf die beiden längsseits liegenden Kohlendampser übersteigen, ebenso die an Bord befindlichen englischen Besatzungen der früher aufgebrachten englischen Schiffe. Sobald die Dampfer vom Hilfskreuzer frei waren, zogen sie sich nach Süden zurück. Inzwischen hatte „Highflyer das Feuer auf beträchtliche Entfernung (etwa 9000 Meter) eröffnet. Er zog sich unter gleichmäßiger Annäherung von der Steuerbord- an die Backbordseite des Hilfskreuzers hinüber, entfernte sich jedoch wieder, als er eine Anzahl von Treffern erhalten hatte. Nach etwa 1*/, stün- digem Gefecht kam das Feuer des „Kaiser Wilhelm der Große" aus Mangel an Munition ins Stocken. Gleich bei Beginn des Gefechts hatten nämlich zwei Schüsse den vorderen Laderaum getroffen, in dem die Hälfte der Munition verstaut war, so daß dieser voll Wasser lies und die Munitione- sörderung vorn unmöglich wurde. Als daher die Munition der achteren Geschütze verbraucht war, befahl der Kommandant, das Schiff, um es nicht in feindliche Hände fallen zu lassen, zu versenken. Dies geschah durch 12 Sprengpatronen, die schon vorher angebracht waren, sowie durch Oeffnen der Lenzschieber. Der deutsche Hilfskreuzer hatte im ganzen zehn Treffer erhalten, die das Schiff jedoch nicht zum Sin k n gebracht hätten. Beim Verstummen der Geschütze stellte auch „Highflyer" sein Feuern ein und näherte sich langsam bis auf 5600 Meter. Als er jetzt aus dem einzigen deutschen Geschütz, dos über Munition noch verfügte, einer Reoolverkanone, beschaffen wurde, begann auch der Engländer wieder das Feuer, um es abzubrcchen, nachdem auch das Revolvergeschütz nach Verbrauch aller Munition hatte verstummen müssen. Der Munitionsverbrauch des
Bugufer liegen. Sie haben den Nachteil, daß sie sehr nahe an der Brückenstelle liegen und diese deshalb nur unvollkommen schützen. Einige kleinere im Süden von Polen gelegene Anlagen haben keinen größeres militärischen Wert mehr.
Ein von der Nordgrenze Galiziens ausgehender Vormarsch findet deshalb keinen for-ifikatorischen Widerstand. An den Festungen Brest-Litowsk und Iwangorod kann er ohne weiteres vorbstmarschieren, da sie an keinem nach Süden gerichteten Abschnitt liegen.
Dis russischen Befestigungen haben im allgemeinen nur eine geringe Widerstandskraft, namentlich fehlen alle Banzeranlagsn, da dis vor kurzem die Russen grundsätzlich Gegner der Panzerbefestigung waren. Es bedarf desbalb gar nicht des Entsetzens der schwersten Belagerungsgeschütze, um mit ihnen fertig zu werden. Sie werden weder einen deutschen noch einen österreichischen Vormarsch lange aushalten können, mag er aus dieser oder jenen Richtung kommen.
Der Kolonialkrieg.
W.T.B. Berlin, 7. Oktbr. (Amtlich.) Aus Tokio wird amtlich gemeldet: Eine Marineab teilung besetzte Jaluit, den Sitz der Regierung der Marshalliuselu widerstandslos. Für die englischen Kausleute wurde die Einfuhr freigegeben. Die Marineverwaltuug erklärt, die Landung sei eine rein militärische Handlung. Eine dauernde Besetzung sei nicht beabsichtigt.
In der offiziellen Mitteilung des britischen Kolonialministeriums heißt es. Der Feind unternahm im September zahlreiche Versuche, in Britisch-Ostasrika einzudringen und die Ugandabahn abzuschneiden. Alle Versuche wurden zurückgewiesen. Nur eine Grenzstation wird von einer kleinen deutschen Abteilung gehalten. Die normale Truppenbesetzung ist durch indische Truppen verstärkt worden.
Der Gouverneur von Kamerun meldet siegreiche Gefechte anfangs September gegen die Engländer und Franzosen. Dabei sind die Oberleutnants von Rothkirch und Milbrat und der Bezirksamtmann Rausch gefallen. Die zuständigen Stellen nehmen an, daß diese Kämpfe am Benuv- und Crotz-Flnst statt- fanden.
Die Ialuitinseln bilden die Hauptgruppe der Marshall- insrln im Stillen Ozean und bestehen aus 55 kleinen, von einer Koi allen bank umschlossenen Inseln. Diese Inselgruppe, die etwa 1000 Einwohner zählt, ist seit 1878 deutsche Kohlenstation und wurde 1885 unter deutschen Schutz gestellt. Die Hauptinsel Jaluit ist seit 1906 Sitz des neu eingerichteten Bezirksamts Jaluit. Es erscheint uns interessant, daß die Japaner diese Inselgruppe besetzt haben, um sie „nicht dauernd zu besetzen". Es mag bemerkt werden, daß über das Schicksal der deutschen Schutzgebieten letzten Endes auf den europäischen Kriegsschauplätzen entschieden wird. Weiter stand zu erwarten, daß Japan seine Krallen nicht allein nur nach Kiautschau ausstreckt. In Deutsch-Ostasrika Kämpfen unsere Besetzungstruppen gegen die englischen in Britisch-Ostasrika. ein reiches und fruchtbares Land wie unsere Kolonie. Die Versuche, die Ugandabahn. die vom Meere von Mombas aus zum Biktoriasee führt, sind nicht gelungen. Größere Gefechte scheinen in Kamerun stattgefunden zu haben und zwar an der nördlichen Grenze, wo sich die englische Kolonie Nigeria an
englischen Schiffes wird vom deutschen Kommandanten auf 400 bis 600 Schuß geschätzt. Die Trefferergebniffe mit 2 Prozent gegen ein so großes und hohes Schiff, das noch dazu still vor Anker lag, waren also herzlich schlecht. Als „Kaiser Wilhelm der Große" anfing, sich infolge des ein-, dringenden Wassers überzulegen, begab sich die Besatzung in die Boote. Der Kommandant verließ als Letzter das Schiff, als dieses schon mit der Seite auf dem Grunds auslag und die Masten mit den an dem Topp gehißten Kriegsflaggen unter Wasser verschwunden waren. Drei Hurras aus den Booten brachten dem sinkenden Schiffe den letzten Gruß und das „Deutschland, Deutschland über alles" erscholl ihm als Abschiedslied. In drei Rettungsbooten landete der Teil der Besatzung, der an den Gefechten teilgenommen hatte, außer dem Kommandanten 7 Offiziere, zwei Bizesteuerleute, 72 Unteroffiziere und Mannschaften, an der spanischen Küste von Rio del Oro. Unter Mitnahme von zwei, aus schnell hergestellten Tragbahren mitgeführten Verwundeten gelangten sie nach 2^ stündigem Marsche zum spanischen Tor. Der englische Kreuzer hatte sich inzwischen auf 3000 bis 4000 Meter genähert und zwei Boote ausgesetzt, welche den deutschen Booten folgten, jedoch erst landeten, als die deutsche Besatzung bereits den Marsch nach dem Forts angetreten hatte. Die englischen Boote kehrten dann auf Signal an Bord ihres Schiffes zurück. In dem spanischen Forts wurden die deutschen Seeleute von dem Fortskommandanten auf dasbeste ausgenommen. Sie befinden sich jetzt in Las Palmas aus den Kanarischen Insrln. Der Kommandant des „Kaiser Wilhelm der Große" rühmt das ausgezeichnete Verhalten der Offiziere und Mannschaften während des Gefechts.