Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier mit Trägeriohn !.35 im Bezirksund 16 Lw.-Verkehr 1.40 -4!, im übrigen Württemberg 1.50 -6. Monats-Abonnements nach Verhältnis.
M 236
Fernsprecher Nr. 29.
Amtliches.
Bekanntmachung des Mediziualkollegimns, Tierärztliche Abteilung, betreffend die Abhaltung eines Unterrichtskurses für Fleischdeschaner in Ulm.
Im Falle genügender Beteiligung wird vom 20. d. Mts. ab im Schlachthaus zu Ulm ein Unterrichte Kurs sür Fleisch, beschauer abgehaltsn werden. Anmeldungen sind sofort bei dem Unterrichtsleiler, Stadttierarzt Dr. Rößle in Ulm ein- zurelchen (vgl. im übrigen die Bekanntmachung vom 23. Dezember 1913, Staatsanzeiger Nr. 305)
Stuttgart, den 2. OK?. 1914. Nestle.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die versuchsweise Errichtung einer Meldestelle bei der K. Weiubauverfuchsan- statt in Weinsberg behufs Regelung der Weinversteigerungstage.
Um eine Regelung der Weinoersteigerungstage im Herbst herbeizuführen, wird in diesem Jahre versuchsweise eine Meldestelle bei der K. W-inbauoersuchsanstalt in Wetnsberg errichtet. Die württ. Weingärtner-Gejellschafren mit gemeinschaftlicher Verwertung des Herbsteczeugnisses, sowie die größeren Weingüter werden der Weinbauversuchsanstalt rechtzeitig mitleilen, an welchem Tag sie ihre Wein-Versteigerungen abhalten wollen. Die Bersuchsanstall trögt nach Möglichkeit dafür Sorge, daß nicht zwei oder mehrere Versteigerungen an demselben Tage startfinden und daß Versteigerungen in einem Bezirk tunlichst aufeinander folgen. Auf diese Weise ist es den Käufern möglich, ihren Bedarf
Anzeigen-Gcbllhr sür die einspatt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 /H, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
88. Jahrgang.
Postscheckkonto Nr. 5113 Stuttgart
Beilagen: Plauderstübchen,
» Iilustr. Eormtagsblatt und
Echwäb. Landwirt.
Donnerstag, den 8. Hktoöer
an Wein in verschiedenen Orten des Landes bequem zu decken, was früher beim Zusammenfallen von Wemverstei- gerungstagen mit Schwierigkeiten verbunden war. Die Weinbauversuchsanstalt wird die Weinoersteigerungstage der Wetngärtner-Gesellschasten und der Gutshenschasten seiner Zeit in verschiedenen größeren Tageszeitungen den Interes. senten bekannt geben. Anfragen über die Weinoeisteige- rungstermine sind an den Vorstand der K. Weinbau-Versuchsanstalt in Weinsberq zu richten.
Stuttgart, den 1. Oktober 19!4. Sting.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle sür die Landwirtschaft, betr. Verkauf von kriegsnnbrauch- vare» Militärpferden.
Am Montau, den 12. Okt. d. I., vormittags 11 Uhr, kommen in Söflingen bei Ulm in dem Kasernenhos der neuen Ulanenkaferns etwa 30 kriegsunbrauchbare Pferde im Wege der Versteigerung zum Verkauf.
Zur Steigerung werden nur solche Personen zugelassen, welche durch eme ortspoiizeiliche Bescheinigung Nachweisen, daß sie
s) Landwirtschaft im Haupt- oder Ntbmberuf in Würt- temberg betreiben,
b) ein Pferd oder mehrere Pferde bei der Aushebung an die Militärverwaltung abgeben mutzten und
e) Ersatz sür entzogene Gespanntiere zur Fortführung ihres in Württemberg gelegenen landwirtschaftlichen Betriebs notwendig brauchen.
Der Wert der Tiere wird vorher geschätzt. Unter dem Abschätzungswert zuzüglich den Unkosten werden die
1914
Pferde von der Zentralstelle nicht abgegeben. Der Gesamt- üdererlös, welcher bet der Versteigerung über den Ab. schätzungswert zuzüglich der Unkosten erzielt wird, wird nach bestimmten Grundsätzen aas die Steigerungspreise derjenigen Pferde zurückerstattet, welche über den Abschätzungs- wrrt gesteigert worden sind. Die Pferde sind bar zu bezahlen. Dte bei der Versteigerung erworbenen Tiere dürfen während der Kciegszeit nur mit Genehmigung der Zentralstelle weiter verkauft werden. Im Uebertretungsfalle ist eine Vertragsstrafe von 200 ^ zu entrichten.
Stuttgart, den 5 Okt. 1914. Sting.
Bekauntmachnna des K. Ministeriums des Jnueru, betreffend Versteigerungen von Pferden.
Nach Mitteilung des Kommandeurs des Etappentrains finden weitere Pferdeoerstelgerungen am 9. Oktober d. I, vormittags 10 Uhr in Et. Avold (Lothringer) und
am 10. Oktober, vormittags 10 Uhr in Saargemünd (Lothringen)
statt.
Stuttgart, den 5. OKI. 1914. Fleischhauer.
A. Kbei.'«rrrL Wcrgord.
Diejenigen Schultheißenämter, in deren Gemeinden bei der diesjöh igen Farrenschau Anstände oorgefunden wurden, haben, soweit noch nicht geschehen, über die Be- seitigung der Anstände umgehend zu berichten.
Den 7. Oktober 1914. Kommerell.
«
Ist es verloren?
Mörderisch wogt der Kampf von Arras bis Toul! Seil Wochen strömt das Blut junger, kräftiger Menschen! Generalissimus Ioffre hat alle militärischen Trümpfe, die ihm zur Verfügung standen, hcrvorgtholt. Hat er sie alle auegespielt? Wir glauben, ja! Wenn es so ist, so muß er in Bälde geschlagen werden. Und w rd er geschlagen, dann gehört Frankreich zu den gewesenen Dingen. Sie alle wissen es. daß es um dis Existenz der Nation geht, und deshalb Kämpfen sie mit äußerster Erbitterung und Tapfer- best, die der Armee trotz allem viel Ehre macht. Verliert sie, ist es ihr unmöglich ein zweites Mal die Schwerter zum Schlage zu Heden. Ja, die französische Armee wird nie und nimmer wieder zum Schlage ausholen können, wenn sie nicht vollkommen siegreich aus dieser Ricsenschlacht heworgeht. Das sind ungefähr der G-danke, der von militärischen Sachverständigen neutraler Staaten zum Ausdruck gebrach! wurde. Für Frankreich steht alles auf einer Karte „Vs, duuqus-Spiel!" Und ist dies verloren. so wird die Welt erst einen unverschleierien Blick in die trostlosen Zustände tun können. Jetzt heißt es sür die Franzosen nichts and-res als: siegen oder sterben!
Ioffre hat eine glückhafte Agitationställgkeit entfaltet und angeordnkt, sodaß er dank dieser den gesamten Süden und Südosten Frankreichs von Truppen entblößen konnte, So erhielt er die stattliche Summe von 200 000 Mann frischer Reserven. Auch aus dem südwestlichen Gebiet konnte er das Riesenkontingent von 180000 Monn herbeiziehen, mit denen er die Position an der Marne verstärkte. Diese Truppen waren scheinbar noch anfangs September bereit gehalten, um in Deutschland unter gewaltsamer Verletzung der Neutralität der Schweiz einzufallen Diesen Plan mußte Ioffre fallen lassen, da die deutschen Truppen einen ähnlichen Plan zur Durchführung brachten und somit Ioffre einen Strich durch die Rechnung machten. Ioffre hat also seine gesamten Streitkräfte zusammengezogen. Um die Geniütsstimmung der Soldaten zu heben wurden voa E Regierung hunderttausende korrigierte schweizer und italienische Zehungen gekauft und an die Soldaten u l ^^verständlich wurden die Berichte über die Niederlagen der Franzosen, Engländer und Belgier unter- druckt. Inwieweit es nun gelungen ist, auf solche Weise den Mut und die Begeisterung der Truppen erhebend zu beeinfluss«!, entzieh! sich unserer Kenntnis. Sicher ist, daß man in Frankreich, seitdem man die Londoner Blätter verbalen Hat, keinen allzu großen Respekt vor den Leistungen der Engländer bekundet Man beginnt einzusehen, daß Frankreich das Opfer englischer Perfiste geworden ist. Eng
lands Invasionstruppen sind in keiner Weise vorbereitet und die Versprechungen und Vertröstungen seitens Englands auf nächstes F-ühjahr werden mit Resignation ausgenommen. Man gibt nichts mehr auf dte Versprechungen Englands. So ist man denn in Frankreich einig in der Be-, besser noch in der Verurteilung der Kriegsleistung der Engländer.
Äoffres Taktik.
Als General Ioffre vor einiger Zeit in einem Tagesbefehl an seine Armee die Gründe der bisherigen Niederlagen andeutete, bemerkte er, daß allein der Grund der Verluste die ungenügende Beachtung der deutschen Taktik sei. So bezeichnete Ioffre also die wettere Richtlinien, die seinen strategischen Plänen zugrunde gelegt werden sollten, nämlich die Nachahmung der deutschen Takiik.
Eine solche Nachahmung der deutschen Taktik finden wir auch im Aufu arschplan der französischen Armee, die, wie die Deutschen anno 70, in schnellen Vorstößen in Deutschland einfallen sollten. Die französischen Kricgslehren sind nichts mehr oder weniger als ein Abklatsch deutscher Kriegskunst. In der von General Pau s. Z. bearbeiteten neuen französischen Kriegslehre wird fast in jeder Zeile immer und immer wieder betont, daß nur die Offensive zum Ziele führt. Dabei wurde hingewiesen, daß gerade die französisch- Kriegsgeschichte den deutlichsten Beweis liefert, daß der Angriffskrieg zum Erfolge führt. „Solange uns fast bis zur höchsten Vollkommenheit die Lehre der Offensive führte, waren uns die ruhmreichsten Erfolge beschieden, und, ein grausamer Gegenbeweis, an dem Tage, an dem wir sie mißachtet haben, hat gerade sie unseren Gegnern die Waffen geliefert, mit deren Hüse sie uns besiegt baden." Welch eine Selbstironie! Gleich zu Anfang ist die Offensive in die Hände der Deutschen übergegangen, und Frankreich hat bis heute noch nicht Gelegenheit gefunden, die schönen Gedanken seiner neuen Kriegslehre auszuproben. Die Angriffstheorie der Franzosen ist im Grunde genommen nur eine einseitige Hauplidee, die einer Menge zusammengetragener gut preußischer Felderfahrungen das Rückgrat geben soll.
Ein bekannter deutscher Militärschrlststeller, Generalleutnant z. D. v. Arduine, hat ganz kürzlich mit vollem Recht darauf htngewiesen. daß der dauernd der französischen Truvpe zugesprochene Elan, der Ruf .,L 1a dszwusiäs" in Wahrheit nur Phrasen sind, daß die Franzosen Anno 70 nur einmal (bei Braune la Rolande) einem infanteristischen Angriff dicht an den Feind be.anget'agen, daß also die neue Offensioiheorie nur dem Nationalhaß und der politi
schen Verblendung entspringen, nicht aber dem französischen Militärcharakier.
Ueber das strategische Verhalten der Franzosen können wir uns vor Beendigung des Krieges kein zusammenhängendes Bild machen, aber das steht fest, daß Ioffres Weisheit nicht allzu weit her ist. Daß Ioffre gute Ideen hat, kann man ihm nicht adsprechen. Der Plan, den rechten Heeresflügel zu umfassen, indem er die 7. Armee von Belfort nach Amiens warf, ist großartig, entsprang aber nur der Notwendigkeit.
W.T.B. Großes Hauptquartier, 7. Okt. l Amtlich.) Tie Kämpfe auf dem rechten Heeresflügel in Frankreich haben noch zu keiner Entscheidung geführt. Die Vorstöße der Franzosen in den Argonnen und aus der Nord- oftfront von Verdun wurden zurückgeworfen.
Bei Antwerpen ist das Fort Broechem in unserem Besitz. Ter Angriff hat den Nethe- abschnitt überschritten und nähert sich dem inneren Fortsgürtel. Eine englische Brigade und die Belgier wurden zwischen dem äußeren und dem inneren Fortsgürtel aus Antwerpen zurückgeworsen. 4 schwere Batterien, 52 Feldgeschütze und viele Maschinengewehre, auch englische, wurden im freien Felde genommen.
Der Angriff der Russen im Gouvernement Suwalki wurde abgewiesen. Tie Russen verloren 2700 Gefangene und 0 Maschinengewehre. In Polen wurden in kleineren erfolgreichen Gefechten westlich von Jwan- gorod 4800 Gefangene gemacht.
Was lange wähI wird gut! Die letzten Nachrichten, nicht nur die offiziellen deutschen, sondern auch die offiziellen französischen und was fremde Korrespondenten aus Paris und dem französischen Lager melden, lasten mit wachsender Zuversicht den Schluß zu, daß in den Kämpfen im Westen die Sache für uns gut steht und daß sich die Entscheidung aus unserem rechten Flügel, den die Franzosen vergeblich zu umgehen versucht haben, immer mehr zu unseren Gunsten neigt. Geben doch die Franzosen selbst zu. daß sie, wie sie sich vorsichtig ausdrücken, an gewissen Punkten Terrain aufgeben mußten. Wir haben