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Donnerstag, den 17. Septemöer

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88. Jahrgang.

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Beilagen: Piauderstiibchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

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llVermdette Lage M Paris.

Großes Hauptquartier, 17. Sept. Die Lage auf dem westlichen Kriegsschauplatz ist seit gestern unverändert. An einzelnen Schlachtfront­stellen wurden französische Angriffe in der Nacht vom 15. auf 16. und im Laufe des 16. Septembers zurückgewiesen. Einzelne Gegenangriffe unserer Truppen waren erfolgreich.

Generalquartiermeister von Stein. (W.T.B.)

Die Lage ist auf dem westlichen Kriegsschauplatz un­verändert: sie gibt zu Besorgnissen durchaus keine Veran­lassung. Wir müssen aber in Geduld und Zuversicht warten, bis der entscheidende Augenblick sür unsere Truppen ge­kommen ist. Bedenkt man, wie riesig groß dis Schlachtlinie ist. so wird man begreiflich finden, daß solche Kämpfe nicht in wenigen Tagen zu Ende geführt werden können; die Franzosen scheinen ihre gesamten Heeresmassen der Nord­armee dort gesammelt zu haben; unterstützt von den Eng­ländern und frischen Reserven versuchen sie, verzweifelten Widerstand zu leisten

Eine Wendung im Weltkrieg!

Wer andern eine Grube gräbt fällt selb st hinein! heißt ein gutes deutsches Sprichwort und patzt in der jetzigen ZeiL aus niemand besser a?s auf England:

DieHamburger Nachrichten" veröffentlichten vor nicht langer Zeit Zwei Briefe des in England gebürtigen bekannten'

Bekanntmachung des Ministeriums des Innern betr. die Erteilung von Auskü asten über Deutsche im feindlichen Ausland.

Dis Zentral-Auskunftstelle sür Auswanderer in Ber­lin N., am Karlsbad 9/!0, ist vom Auswärligen Amt da­mit betraut worden, in enaer Fühlung mit diesem Amt die Erteilung von Auskünften über die im feindlichen Ausland befindlichen Deutschen, sowie die Überweisung von Geldern Zu ihrer Untcrstützung in die Hand Zu nehmen. Das Nähere hierüber ergibt sich aus der unten abgedruckien, im Reichsanzeiger erschienenen Veröffentlichung.

Stuttgart, den 12. Sept 1914. ' Fleischhauer.

Schaffung einer Zentralstelle für die Erteilung von Auskünften über Deutsche im feindlichen Ausland.

In den Ländern, mit denen wir uns im Kriegszustand befinden (Frankreich. Großbritannien. Rußland, Japan, Belgien, S rbien und Montenegro), leben eine große An­zahl von Reichsdeutsche, über deren Ergehen dis hiesigen Angehörigen Auskunft zu erhalten wünschen. Diese Ange­hörigen haben sich bisher regelmäßig an das Auswärtige Amt gewendet, das die Auskünfte durch Vermittelung der mit dem Schutze der deutschen Interessen in den feindlichen Ländern betrauten amerikanischen Vertreter in Monte­negro des italienischen Vertreters einzuziehen sucht.

Bei der zunehmenden Anzahl solcher Anträge erschien es erwünscht, eine Zentralstelle zu schaffen, die in enger Fühlung mit dem Auswärtigen Amte sür eine tunlichst baidige und sachgemäße Erledigung der Anträge zu sorgen yat. Als solche Stelle ist die Zentral-Auskunststelle für Auswanderer Berlins 35, Am Karlsbad 9/10, eingerichtet worden, deren eigentliche Aufgaben gegenwärtig in den Hintergrund treten. Für die neue Tätigkeit der Zentral- Auskunststelle ist folgender Geschäftsgang vorgesehen:

Diejenigen Personen, die über ihre Angehörigen im jekrdlichen Ausland Auskunft zu erhalten wünschen, haben sich mündlich oder schriftlich an die Zeittral-Auskunftsstellc zu wenden und dabei möglichst genaue Angaben über die

Schriftstellers Houston Steward Chamberlain an eine Hamburger Familie. Darin heißt es:

Wir genießen als Trost für das entsetzliche über Eu­ropa yereinzebwchene Unglück, für das ich in erster Linie mein mit Blindheit geschlagenes englisches Vater­land verantwortlich mache, den großartigen, ja erhabenen Anblick der Ordnung, der Organisation, der Pflichttreue, des heiligen Ernstes des ganzen deutschen Bocke« ohne irgend sine Ausnahme. In dem andern Briese schreibt Chamberlain:Ich danke Ihnen und erteile Ihnen hiermit meine Erlaubnis, meine Worte zu veröffentlichen. Für einen Protest an die Adresse Englands halte ich den Augenblick nicht für gekommen. Erst müssen die Engländer die Folgen ihrer empörenden Handlungsweise in Form von tüchtigen Hieben tragen und später läßt sich dann mit ihnen reden. Gott schütze die herrliche Sache des

s Zeichnet die Kriegsanleihen! -

» »

Deutschtums. Keine andere Hoffnung gibt es sür die Zu­kunft des Menschengeschlechtes. Düse Hoffnung dürfen wir tragen."

Wir haben schon öfter derartige Meinungen englischer Stammesangehörtger wiedcrgegeben, die alle bezeugen, daß jeder Gerechte dm Hochverrat, den England an der Kultur und Zivilisation getan hat, verdammt. Warum das Eng­land getan hat wissen wir. Das Ziel Englands ist die Zerstörung des Seehandels Deutschlands in erster Linie und weiterhin die Eroberung seiner besten Kolonien. Um dieses Ziel zu erreichen, hetzte England Rußland und Frankreich auf das deutsche Edelwild, griff unter dem Vorwand, Bel­giens Neutralität zu schützen, selbst irr den Krieg ein und sprach jedem Völkerrecht Hohn. Nicht genug damit: Die gelbe Rasse wurde gegen Deutschland mobil gemacht, und niemals ist die gelbe Gefahr sür Europa größer gewesen als gegenwärtig.

Person und die letzte Adresse des Gesuchten zu machen. Die Antragsteller erhalten, soweit die Angelegenheit nicht unmittelbar erledigt werden kann, einen Vorbescheid in dem sic wegen Behandlung ihrer Anträge benachrichtigt werden. Die Anträge werden nach Prüfung und Sichtung dem Auswärtigen Amte übersandt. Dieses zieht durch Vermitte­lung der mit dem Schutze unserer Interessen betrauten fremden Vertretung die gewünschten Auskünfte ein und übermittelt sie der Zentral-Auskunststelle, die daraufhin die Antragsteller bescheidet.

Außer den Auskünften über den Verbleib und das Ergehen der Reichsdeutschen im feindlichen Ausland erteilt dir Zentral-Auskunststelle auch Ratschläge wegen der Mög­lichkeit, mir ihnen in Verbindung zu treten oder ihre Rück­kehr hsrbeizriführen: ferner nimmt sie Gesuche um Ueber- weisung von Geld zur Unterstützung solcher Personen entgegen. Die zu überweisenden Geldsummen, die regelmäßig den Be­trag von 500 ^ nicht überschreiten sollen, werden bei der Depositenkasse 0 der Deutschen Bank Berlin 9, Pots- damerstraße 134 s, auf das zu diesem Zweck besonders eingerichtete Konto der Legationskasse des Auswärtigen Amtes einzuzahlsn und die Quittungen mit den entsprechen­den Gesuchen der Zentral-Auskunstsstelle vorzulegen sein. Die Grsuche gelangen sodann gleichfalls an das Auswärtige Amt, wo das Weitere veranlaßt wird.

Weitergehende Anträge, insbesondere aus Uebermittlung von Pässen an Reichsdeutsche im feindlichen Ausland, aus Heimschaffung, auf Erteilung von Schutz, auf Erwirkung von Schadenersatz, werden ausschließlich vom Auswärtigen Amte erledigt. Ebenso scheidet die Auskunftserteilung über die in Kriegsgefangenschaft geratenen Angehörigen unseres Heeres und unserer Marine aus. da diese Auskünfte von den militärischen Stellen durch Vermittelung des Auswär­tigen Amtes beschafft werden.

Was die von unseren Truppen bereits besetzten feind­lichen Gebiete betrifft, so werden in diesen Auskünste der in Rede stehenden Art von den deutschen Militär- und Zivilbehörden erteilt werden. Die Zentral-Auskunstsstelle > wird sich daher entweder mit diesen Behörden unmittelbar j ins Benehmen setzen oder die Gesuchsteller an sie verweisen.

England verkauft sich an Japan.

Wer imGesellschafter" gestern mit Scharfblick gelesen hat, unter welch' schweren Bedingungen sich England an Japan verkauft Hai, der wird uns recht geben, wenn wir behaupten, der Weltkrieg 1914 hat eine gewaltige Wendung erfahren und nicht zu unseren Ungunsten, sodaß wir fast überzeugt sein können, daß das schwere'kerringen bälder zu Ende geführt sein wird, als man glaubt.

England hat sich fleißig bemüht, sich während seiner bis­herigen Kolonialpolitik in seinen Kolonien so verhaßt wie möglich zu machen. Daß in Indien der Aus st and losbrechen wird stand fest; Vorderindien, das sich schon einmal kräftig gegen die britannische Herrschaft erhoben hatte, hat seinen Widerstand gegen die englische Regime stets zu erkennen gegeben. Der Versuch, denn ein solcher wäre es jederzeit gewesen, indische Truppen in Frankreich zu landen, um sie gegen die deutschen Soldaten loszuhetzen, ist mißglückt. Don den Truppen, die aus Indien unterwegs sind, weiß kein Mensch mehr etwas, aber das weiß man und hat man auch in England offiziell nicht verleugnen können, daß die indische Bevölkerung im Hellen Aufstand gegen die englische Regierung steht. Wieweit die Revolution umsich gegriffen hat, wissen wir nickst, daran haben wir im Augenblick auch kein besonderes Interesse, aber das steht fest, daß England ohnmächtig ist, die Empörung, die imHerzen Englands" emporgestiegen ist, zu unterdrücken.

DieUebcrgewalt" Englands ist zum ersten Mal gewaltig erschüttert worden. Eng­land wird nie wagen können, seine Flotte nach Indien zu entsenden, da cs sich vor einer deutschen Invasion fürchtet. Zu welchen Mitteln zu greifen England genötigt ist, hat die gestrige Meldung besagt, und niemals hat sich die Ohnmacht Englands deutlicher gezeigt als gerade jetzt. Sein Unvermögen, den indischen Aufstand niederzuschmettern, einsehend, ruft es Japan zur Hilfe, und wie erdrückend

Anträge auf Beschaffung von Auskünften über Deutsche im neutralen Ausland werden zweckmäßig weder an das Auswärtige Amt noch an die neue Zentralstelle, sondern unmittelbar au das zuständige Kaiserliche Deutsche Konsulat gerichtet; dis Schreiben sind in deutscher Sprache abzasassen und unverschlossen abzusendm.

Wekcrnntrncrchung -ev <K. Zentralstelle.

Einigungsamt.

Von vielen Setten sind bei der Zentralstelle Klagen darüber cingelausen, daß Lieferanten häufig ihre Verträge nicht einhüllen wollen, obgleich sie hierzu sehr wohl in der Lage wären. Bon anderen Seiten sind auch Wünsche in der Richtung laut geworden, cs sollte in gewissen Fällen möglich sein, von der Einhaltung der Verträge nach ihrem Wortlaut befreit zu weiden, weil sonst die Gefahr empfind­licher wirtschaftlicher Störungen einzelner Betriebs bestehe. Bet Prüfung der Beschwerden hat sich allerdings gezeigt, daß nicht immer ein vertragswidriges Borgrhrn der Lieferan­ten vorlag und daß zum Teil deren Vorgehen mißverstan­den worden ist. Bestehen bleiben aber zchlreiche Fälle vertragswidrigen Handelns und insbesondere Fälle, in denen aus allgemeinen wirtschaftlichen Gründen dringend zu wün­schen wäre, daß die Beteiligten auf einer wörtlichen Beob­achtung der Verträge nicht beharren.

Die Zentralstelle hat daher, nach Anhörung des zu­ständigen Sonderausschusses des Wirtschaftlichen Kriegsaus- schusscs, ein Einigungsamt errichtet. Dieses Einigungsamt soll sowohl bei Streitigkeiten über die Auslegung bestehen­der Lieferunos- und dergleichen Verträge, wie auch in sol­chen Fällen vermittelnd cinqreifen, in denen es zweckmäßig und billig erscheint, eine Milderung der vertragsmäßigen Verpflichtungen herbeizusühren. Das Einigungsamt besteht unter dem Vorsitz des Berichterstatters der Zentralstelle aus jeweils sachverständigen Persönlichkeiten, von denen je einer von den beiden, an dem Vertrag beteiligten Teilen benannt werden soll. Die Beiziehung weiterer Sachverständiger bleibt im einzelnen Falle Vorbehalten. Die Tätigkeit des Einigungsamts ist unentgeltlich.

Stuttgart, den 9 September 1914. Mosthaf.