Dann folgten die Düppeler Stürmer. Unter den Klängen des Düppelermarsches bewegte sich der Zug durch die Stadt nach dem Schloßgarten. Die Gäste wurden in di« für sie bestimmten Wohnungen geleitet. Um 7 Uhr abends nahmen die zur Düppelseier hier eingetroffenen Veteranen zu einer Huldigung für den Kaiser auf dem Strandweg Ausstellung, weit über tausend an der Zahl. Jeder trug die Kriegsdenkmünze und andere Auszeichnungen, jeder einen Lorbeerkranz um den Hut. Unter ihnen befand sich auch Staatsminister a. D. von Podbielski. Der Kaiser in Admiralsuniform schritt die Fronten ab, indem er von Gruppe zu Truppe einGuten Abend Veteranen" entbot, das kräftig erwidert wurde, und zeichnete viele der alten Leute durch freundliche Ansprachen aus, besonders solche, die das Eiserne Kreuz trugen. Dann wurde zum Parademarsch angetreten. Nun zogen die alten Düppelstürmer vorüber, keiner unter 70 Jahren, entblößten Hauptes, voran die Generale und Exzellenzen, dann die Oesterreicher. Der Kaiser grüßte andauernd. Zuletzt sprach er aufs freundlichste mit einigen Invaliden, die nicht hatten mitmarschieren können. Das Publikum brachte den Bete- ranen und dem Kaiser stürmische Kundgebungen dar. Zu Ehren der Veteranen veranstaltete die gesamte Kieler Studentenschaft einen Fackelzug, an dem sich eine von der Stadt veranstaltete Feier anschloß.

Verrat, und wieder Verrat!!

Die neue Landesverratsaffäre, mit deren Aufklärung die Militärbehörde und die Polizei beschäftigt sind, gehört zu den schwersten Fällen dieser Art. Die verbreche« rische Tätigkeit des Feldwebels Pohl und des Kaufmanns Kurt Kaul ist deshalb so verhängnisvoll, weil man ihr Treiben leider erst zu einer Zeit entdeckt hat, wo der Scha­den bereits geschehen war, d. h. wo die beiden bereits Festungspläne an Rußland ausgeliefert hatten.

Der verhaftete Feldwebel Pohl war ein außerordentlich intelligenter Mensch und hatte sich das Vertrauen seiner Vorgesetzten in hohem Maße zu erwerben gewußt. Er wäre auch wahrscheinlich nicht aus die schiefe Bahn gekom­men, wenn ihm nicht Kaul, dessen Bekanntschaft er zufällig gemacht hatte, zum Verführer geworden wäre. Kaul selbst aber ist wiederum von anderer Seite zum Landesverrat verleitet worden und hat direkt mit russischen Agenten in Verbindung gestanden. Die Anknüpfung dieser Verbindung datiert erst um kurze Zeit zurück, und es handelte sich vor­wiegend für die fremden Unterhändler darum, die neuesten Festungspläne, welche sich zum Teil noch in Arbeit befin­den, in die Hand zu bekommen. In Berlin fühlte sich Kaul nicht sicher, umsomehr, als in seinem Elternhaus die fremde Korrespondenz ausgefallen wäre. Da er östers Ge­schäftsreisen unternahm, konnte er ohne Gefahr seinen Wir­kungskreis in eine andere Stadt verlegen, und er wählte Dresden als Niederlassung. Hier gebrauchte er die Vor­sichtsmaßregel, sich einen falschen Namen beizulegen. Er nannte sich Dr. Blumenthal, mietete als solcher eine Woh­nung, wo er sich jedoch nur zu kurzen Besuchen aufhielt, eben nur, um seine Korrespondenzen und Sendungen zu erledigen. Die Pläne, resp. die Kopien, welche ihm Feld- webel Pohl, welcher ein sehr geschickter Zeichner war. oer- schaffte, sandte er an eine bestimmte Adresse in Rußland. Es besteht jedoch der Verdacht, daß Kaul mit den fremden Agenten nicht nur brieflich verkehrte, sondern in Dresden auch persönlich mit ihnen Zusammenkünfte hatte. Ungeklärt ist es ferner noch, ob Kaul die einzige Person war, welche in diesen fremden Diensten arbeitete. Es erscheint nicht ausgeschloffen, daß außer ihm noch andere Leute in gleicher Weise Landesverrat betrieben haben.

Griechenland zur Versöhnung bereit.

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland, die in den letzten Wochen fast zu einem neuen Balkankrieg zu führen drohten, beginnen jetzt wieder normal zu werden. Aus die entgegenkommende türkische Note folgt jetzt eine

Der Bursche hallte nach Anweisung den Tisch gedeckt, und Wolf fand alles in bester Ordnung. Er hals seinem Vater, es sich bequem machen, und als sie sich am Tisch gegenübersaßen, bat er herzlich:So. Papa, nun stärke Dich nach der Reise; Du bist doch ziemlich lange unterwegs!"

Der Angeredete bedeckte die Augen mit der Hand. Ich kann nichts effen." sagte er mit leiser Stimme.

O ja, Du mußt etwas genießen." entgegnete Wolf bestimmt und legte ihm dann die besten Stücke auf den Teller. Da ergUff sein Vater seine Hand und küßte sie; Wolf zog sie zurück, indem er erstaunt fragte:

Was tust Du, Papa? Nicht doch!" Er selbst zwang sich zum Effen, trotzdem er nicht den geringsten Appetit verspürte. Bor seinem Auge stand Marys Bild in seinem ganzen bestrickenden Liebreiz konnten denn diese Augen, diese Lippen so schamlos lügen? Und ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. Erschreckt sah sein Vater auf: Was ist Dir, mein Sohn?"

Nichts. Papa I Ich bin nur etwas abgespannt, da in den letzten Tagen, besonders heute, strammer Dienst war!! Ach, Du bist schon fertig? Wirklich? Dann kann Wilhelm hier Ordnung schaffen. Ich verfüge nämlich über weiter keinen Wohnraum." Er klingelte dem Burschen, der flink und gewandt Wolfs Befehlen gehorchte. Während- dessen ging der Gast unruhig im Zimmer auf und ab es lag das noch Unbesprochene zwischen ihm und dem Sohn, das ihn so drückte, und doch fand er die rechten Ansangsworte nicht. Da blieb sein Blick an Marys Bild

nicht minder versöhnlich gehaltene Antwort aus Athen. Bon dort wird telegraphisch berichtet:

Den offiziösen Zeitungen in Athen zufolge wird die griechische Antwort auf die türkische Note wahrscheinlich noch in diesen Tagen an den griechischen Gesandten in Kon­stantinopel Panas geschickt werden. Sie ist in freundschaft­lichem Tone gehalten, so wie es bei der türkischen Note der Fall war. In der Antwort wird die Befriedigung der griechischen Regierung über die von der oltomanischen Re­gierung nach den jüngsten Verfolgungen ergriffenen Maß­regeln zum Ausdruck gebracht, doch besteht die Note darauf, daß die Informationen, die die türkische Regierung über die Lage der Muselmanen in Mazedonien erhallen hat, unrichtig sind. Die griechische Regierung hat mit allen Mitteln die Auswanderung dieser Muselmanen zu verhindern oder wenigstens einzuschränken gesucht, ohne dabei an Ge- waltmaßregeln zu denken. Die Regierung erklärt, mit dem Austausch zwischen den Flüchtlingen einverstanden zu sein unter der Bedingung, daß den Auswanderern freie Wahl gelassen wird. Die Note drückt zum Schluß die Hoffnung aus, daß die kaiserliche Regierung ihre Versprechungen halten wird, so daß nichts in Zukunft die Beziehungen zwischen den beiden Ländern trüben kann.

Politische Tagesberichte.

Die russische Borherrschaft im Mittelmeer.

Bei der Beratung des Marinebudgets im französischen Senat führte der Berichterstatter Chautemps aus, daß Frank­reich sich um jeden Preis die Vorherrschaft im Mittelmeer sichern müsse. Frankreich muß, so erklärte er. nicht nur ungehindert mit Nordafrika und allen anderen entfernteren Besitzungen verkehren können, sondern es muß auch verhindern, daß Deutschland, wenn es im Norden von der russischen und britischen Flotte blockiert wird, sich über die österreichischen und italienischen Häfen mit Rohstoffen und Lebensmitteln versorgen kann. Deutschland kann, sobald es vom Meere abgeschnitten wird, einen längeren Krieg nicht vertragen. Bis jetzt hält die französische Flotte den vereinigten italieni­schen und österreichischen Flotten das Gleichgewicht. Ader rm Jahre 1920 werden Frankreich vier Ueberdreadnoughts fehlen. Frankreich muß daher seine Kriegsflotte von 28 Panzerschiffen aus 33 bringen, das heißt, es braucht vier Geschwader zu je acht Einheiten und außerdem ein Admi­ralsschiff außerhalb des Geschwaders.

Ei« Deutscher i« Mexiko erschösse«? Wie die Frkf. Zig. meldet, soll in Torreon (Mexiko) der deutsche Monteur Kar! Strehle, der seit Ende vorigen Jahres als Oberst unter General Billa diente und in Torreon den Stratzenbahnverkehr leitete, am 21. Mai erschaffen worden sein, ob standrechtlich oder ermordet, ist nicht bekannt.

Deutsch-englische Petroleumkouzesfio« i« Me­sopotamien. Die Pforte erteilte einer von englischen und deutschen Gruppen gebildeten türkischen Petrcleumgesellschast nach längeren Verhandlungen nunmehr die Konzession zur Ausbeutung der Petroleumfelder in Mesopotamien und im Wilajet Mofful.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 26. Juni 1914.

Ileöertrage« wurde vom Evang. Oberschulrat eine ständige Lehrstelle in Beuren OA. Nagold, dem Unterlehrer Hermann Luz von Nagold, seither in Baiersbronn.

Bestände« mit Erfolg haben die zweite theologische Dienstprüsung nachgenannte Kandidaten des evangelischen Predigtamts Hermann Hahn von Bösingen und Gustav Härtter von Sulz.

Der Landwirtschaftliche Bezirksverei« versam­melte seine Mitglieder am Sonntagnachmittag im Ankersaal. Den Vorsitz führte Herr Oberamimann Kommerell. Auf der Tagesordnung stand die Frage der Abhaltung des landwirtschaftlichen Festes, über die lebhaft debattiert wurde. Verschiedene Bedenken, die von einigen Herren geäußert

haften, das auf dem Schreibtisch stand. Er nahm es zur Hand.

Wer ist das, Wolf." ries er entzückt aus,welch süßes Gesicht! Fürwahr, Du hast einen guten Geschmack" er vollendete nicht, da er sah, wie eine dunkle Röte des Sohnes Gesicht färbte, wie dieser sich hastig abwandte und nichts sagte. Behutsam setzte er das Bild wieder an seinen Platz. Wieder trat eine drückende Pause ein, bis Wolf sagte:Möchtest Du rauchen, Papa? Dort auf dem Tisch­chen findest Du das Nötige; Du rauchtest doch früher so gern?"

Da faßte sich der Freiherr endlich ein Herz, trat aus Wolf zu, erfaßte dessen Hand und sagte mit zitternder Stimme:

Mein Sohn, ich habe Dir viel abzubitten! Ich weiß kaum, wie ich den Anfang machen soll, Dir zu gestehen, daß, daß eine Verkettung unglückseliger Umstände ich muß ohne Verstand gewesen sein! Meine Frau ach Wolf - -"

Laß das, Papa, ich weiß schon"

Du weißt, woher? Hat Erwin ?"

Nein Erwin deutele mir an, daß Dich etwas Schweres zu mir jührt! Ich konnte mir nicht erklären, was bis mir heute nachmittag in einem hiesigen Bankhause ein Wechsel mit meiner Unterschrift überreicht wurde, fällig am 30. d. M. also morgen!"

Der Andere wandte sich ob; er konnte dem Sohn nicht ins Auge schauen, der aber fuhr fort:ich erkannte jene

wurden, wurden vom Vorsitzenden zerstreut, worauf man sich einstimmig für die Abhaltung eines landwirt- sch östlichen Festes in Nagold in diesem Jahre aussprach. Herr Rektor Dieter! e hat in liebenswürdiger Weise die Seminarturnhalle zur Verfügung gestellt. Durch Entgegenkommen der Stadtgemeinde kann das Fest aus dem Stadtacker abgehalten werden. Das Fest soll in der Zeit vom 19.21. September statlfinden. Geplant ist neben einer größeren Ausstellung ein Festzug. Auch soll eine Lotterie veranstaltet werden. Ferner wurde eine Einzelprämiierung beschlossen. Mit dem Wunsche, daß das Fest zum Wohle der Landwirtschaft ausfallen möge, wurde die Versammlung geschloffen.

Bor dem Ertrinke« gerettet. Am Samstag­abend, kurz vor 7 Uhr, fiel die ledige Katharine Essig von hier beim Ueberschreiten eines Notsteges oberhalb dem Graf'schen Sägewerk in die stack reißende Nagold. Die in der Nähe mit Heuen beschäftigten beiden Brüder Christian und Heinrich Schaible sprangen unverzüglich in die Nagold und entrissen die Frau, die dem Tode des Ertrinkens nahe war, dem nassen Element.

8 Eine Uuglücksbotschaft. Die Witwe des Jo­hannes Walz hier erhielt am Samstagabend die telephonische Nachricht, daß ihr Enkel in Stuttgart von einem Lastauto überfahren und den erhaltenen Verletzungen erlegen sei.

Der Freie Arbeiterverein Nagold veranstaltete am gestrigen Sonntagnachmittag beim Iakobsbrunnen hinter dem Militärgenesungsheim ein Waldfest, welches viele Be­sucher anzog. Veranstaltet wurde ein Kinderfest und Tanz- unterhaltung. Die Stadlkapelle sorgte für die musikalische Unterhaltung. Ein Scheibenstand bot Gelegenheit für treff­liche Schützen, ihr Glück mit Aug und Hand zu versuchen.

Aus den Nachbarbezirke«.

r Neusten OA. Herrenberg. Der Mühlenbesitzer Stengle geriet mit der Hand in die Futterschneidmaschine. Die Hand wurde gänzlich zerquetscht.

2 . Freudenstadt. Die Gesamtzahl der Kurgäste betrug am 25. Juni ds. Is. 1790 gegenüber 1906, die voriges Jahr zwei Tage später gezählt wurden.

r Stuttgart. Professor Bonatzvon der Technischen Hochschule hat einen Ruf an die Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg als Nachfolger Rastdorffs erhallen. Es besteht die Hoffnung, ihn, so ehrenvoll auch der Ruf ist, auch ferner an die Stuttgarter Hochschule zu fesseln.

x Stuttgart. Das Fingerabdruckverfahren ist seit 1. Juni bei den Oberämtern, den Stadtpolizeiämtern, den Gerichtsgefängnissen, den Strafanstalten und Arbeits­häusern und von den staatlichen Irrenanstalten eingeführt worden. Das ganze Gebiet des Königreichs ist also mit einem Netz von 155 Aufnahme st eilen überzogen, di- ihre Fingerabdruckblätter der Landespolizeizentrale einzu­senden haben. Die Bestimmung und Ordnung der Finger- abdruckblätter ist deren Sache. In beschränktem Umfang wird neben dem Fingerabdruckverfahren auch noch die Körpermessung beibehalten werden; die Messungen werden künftig ausschließlich bei der Landespolizeizentralstelle vor­genommen. Das Fingerabdruckverfahren ermöglicht nicht nur die Feststellung, daß eine irgendwo aufgegriffens Person einen falschen Namen führt, und die Ermittlung der Per­sönlichkeit unbekannter Festgenommener, unbekannter Geistes­kranker, oder unbekannter Leichen, sondern es gestattet auch die Ueberführung der Verbrecher auf Grund der cm Tatorte zurückgelassenen Fingerabdrücke. Das Aufsuchen der Tat­ortspuren liegt den HIesür ausgebildeten Landjägern und städt. Polizeibeamten ob, die Verwertung der Spuren ist Sache der Landespolizeizentrale, die aber bei besonders schweren Verbrechern auf Ersuchen des zuständigen Richters oder Staatsanwalts auch die Tatortsausnahme besorgt. Zu diesem Zwecke wird, wie der Vorstand der K. Landes- polizeizentrale, Regierungsrat Dr. Harster, milteilt, vom 1. Juli an bei der K. Landespolizeizentralstelle ein regel­mäßiger Tag- und Nachtbereitschastsdienst eingerichtet werden.

Unterschrift nach der ersten Bestürzung als von mir her­rührend an, da mir ahnte genug"

Und die fällige Summe ?" fragte der Freiherr mit fast erloschener Stimme.

Habe ich nicht!" sagte Wolf. Sein Vater sah er­schreckt auf.Nicht? Aber was wird nun? O ist kein Ausweg?" kam es tonlos von dessen Lippen.

Beruhige Dich, Papa! Die Sache ist trotzdem ge­regelt! Mit Geld, auch wenn ich es gehabt hätte, wäre es doch nicht gegangen. Der Bankier ahnt, weiß alles er kennt mich und mein solides Leben auch zu genau na, kurzum, wir einigten uns dahin, daß ich morgen Schwieger­sohn des Herrn Ulrich werde so heißt der Bankier und jenes Papier verschwindet!"

Ach," wie im Aufatmen aus tiefster Not klang es von den Lippen des Freiherrn,und Deine Braut wird jenes Mädchen dort?" dabei deutete er nach Marys Bild.

Nein," kam es rauh von Wolfs Lippen.

Nicht?" fragte sein Vater erstaunt.Wer ist denn jenes schöne Weib?"

Nur eine kleine Putzmacherin. Frage mich nicht, Papa!" kam es gequält aus seinem Mund. Wie war ihm elend zu Mute!

Ach, ich verstehe, eine kleine Liaison begreife Dich vollkommen, mein Sohn solche vollkommene Schönheit findet man selten"

Nein, mehr als Liaison" sagte Wolf hart.

Wieso, Wolf? Du wirst doch nicht daran gedacht haben, einer Putzmacherin unseren Namen zu geben?"