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ML

Fernsprecher Nr. 29.

88. Jahrgang.

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Beilagen: Plauderstübchen,

* Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwitt.

M 148

Montag, den 39. Zuni

1914

Wichtiges vom Tage.

In Nagold wird vom 19.21. September dieses Jahres ein landwirtschaftliches Fest abgehalten.

Der Erzherzogthronfolger Franz Ferdinand von Oesterreich und seine Gemahlin Herzogin vonHohenberg wurden in Sara­jewo von einem Gymnasiasten erschossen.

Die Wiener Polizei hat die außerordentlich erfolgreich fortschreitenden Werbungen für ein albanisches Frei­willigenkorps untersagt.

Die Epiroten gehen zum Angriff nach Norden über.

Der Rebellengeneral Billa ließ nach der Schlacht bei Zacatecas alle gefangenen Offiziere der Regierungsarmee, darunter den General Ochoa, sowie alle Soldaten und Offiziere der Freiwilligentruppen erschießen.

In der badischen Zweiten Kammer wurde der Regie­rung wegen der Behandlung der Lehramtskandidaten mit 23 gegen 22 Stimmen das Mißtrauen des Hauses ausgesprochen.

Im Nordwcsten des Königreichs Sachsen und im Süden der Provinz Sachsen wurde am Samstag früh ein ziemlich starkes Erdbeben wahrgenommen. Schaden ist anscheinend nicht entstanden.

In Mexiko ist ein Deutscher, ein Offizier Dillas, erschossen wurde.

A. Höevarrrt Aagoki».

Bekanntmachung.

Die K. Regierung des Schwarzwaldkreises hat am 26. Juni 1914 die Wahl des Bauern und Gemeinderats Johannes Lutz i« Wart zum Ortsvorsteher der Gemeinde Wart bestätigt.

Nagold, den 27. Juni 1914.

K. Oberamt. Kommerell.

Erzherm-Thrmsolger Nanz Ferdinand und seine Gemahlin erschaffe»!

Sarajewo (Bosnien), 28. Juni. Sin Sy«i»«ssaft zali aus de« Srlherjoittzr»»- fslzer Franz Ferdinand von Oester- reich »ist Hesse» Sr«ihli« Herzogin v. Hohenberg, »l» diese dxrch dir jtrajse» sichre», «», »Schlier Nähe «ehre« Pistolen- schnsse ,i>. Seide «»rde» schwer verletzt nud starben «ach wenigen Minute«.

Dem greisen Kaiser Franz Josef, welchen seit 1889, dem Todesjahr des Erzherzogs Rudolf, ein überaus tragisches Geschick unerbittlich zu verfolgen scheint, ist ein

Ein Irühkingslraum.

Bon Fr. Lehne.

(24. Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

Nun, Herr Leutnant," rief der alte Berger, gezwungen lustig.Sie haben doch das Fräulein gesprochen?"

Wols schüttelte stumm den Kopf.

Nicht? Aber erst vor ein paar Minuten habe ich Fräulein Mary gesehen. Ich wollte ihr zurufen, daß Sie hier seien ; aber sie hatte es sehr eilig, daß ich sie nicht habe erreichen können."

Das glaube ich," sagte Wolf mit tiefer Bitterkeit, denn der junge Mann, mit dem sie anscheinend hier war, ist mir vorhin, ebenfalls sehr eilig, begegnet."

So, den haben Sie auch gesehen? Kurz nach dem Fräulein verließ auch er den Friedhof." Mitleidig be- trachtete der alte Berger den jungen Offizier, wie er so dumpf brütend dasaß. Leise faßte er ihn an die Schulter. Kops hoch, Herr Leutnant! Seien Sie doch nicht so traurig!"

Habe ich denn nicht Grund dazu, Berger? Ist es nicht bitter, von dem Mädchen, das ich so sehr liebe, so betrogen zu werden?"

Wissen Sie das schon genau?"

Ist denn das noch nicht deutlich genug?" rief Wolf aufspringend -mir abzuschreiben, dringend, ohne Grund und doch mit einem andern hier zu sein?"

neues, bitteres Leid widerfahren: Der Erzherzogthronfolger Franz Ferdinand, welcher mit seiner Gemahlin Herzogin Hohenberg durch die Straßen von Sarajewo fuhr, wurde von Bubenhand durch Pistolenschüsse schwer verwundet, sodaß er bald daraus starb. Auch die Gemahlin des Erzherzogs wurde schwer verletzt und starb nach wenigen Minuten. Ein Doppelmord, der zum Himmel schreit!

lieber das Attentat erhalten wir folgenden näheren Bericht:

Sarajewo, 28. Juni. Als der Thronfolger Erz­herzog Franz Ferdinand mit seiner Gemahlin, der Her­zogin von Hohenberg, sich heute Vormittag zum Empfang ins Rathaus begab, wurde gegen das Automobil eine Bombe geschleudert, die der Erzherzog mit dem Arm zurücksließ. Die Bombe explodierte, nachdem das Automobil die Stelle passiert hatte. Die in dem nach­folgenden Automobil befindlichen beiden Herren, Graf Boes-Waldeck und der Flügeladjutant des Lan­deschefs, Oberstleutnant Merizzi, wurden schwer verletzt. Als Attentäter wurde ein Typograph aus Trebinje, namens Tabrinooic, sofort fest ge­nommen. Nach dem festlichen Empfange im Rathause setzte der Thronfolger mit seiner Gemahlin die Rundfahrt fort. Ein Gym n asist der 8. Klaffe namens Princip aus Grahove, feuerte aus einer Browaing- pistole mehrere Schüsse auf das herzogliche Automobil ab. Der Thronfolger Franz Ferdinand wurde km Gesicht, die Herzogin von Hohen­berg durch einen Schuß in den Unterleib schwer verletzt. Der Erzherzog und die Frau Herzogin wurde in den Konak geschafft und sind dort ihren Verletzungen erlegen. Auch der zweite Attentäter wurde verhaftet. Die er- bitterte Menge hatte beide Attentäter nahezu gelyncht. Der Attentäter Gaortle Prinzip ist 19 Jahre alt und aus Grahooe im Bezirk Livne gebürtig. Er gab bei seinem Verhör an, die Absicht gehabt zu haben, irgendeine hohe Persönlichkeit aus nationalistischen Mo­tiven zu töten. Er habe heute auf die Borbeisahrt des Erzherzogs auf dem Appeiquai gewartet und, als das Automobil mit der Rückfahrt vom Rathaus beim Ein- biegen in die Franz Iosefsgasse die Fahrt verlangsamen mußte, den Anschlag ausgeführt. Einen Moment habe er gezögert, da auch die Herzogin von Hohenberg sich im Automobil befand, dann aber rasch zwei Schüsse ab­gegeben. Er leugnet, Komplizen zu haben. Auch der 21jährige Typograph Nedeljke Cabrinooic, dessen Bom­benanschlag mißlang, erklärte, keine Komplizen zu haben. Er trug bei seinem Verhör ein sehr zynisches Wesen zur Schau. Cabrinooic war nach dem Attentat in den Miljasasluß gesprungen und suchte zu entkommen. Wach­leute und Personen aus dem Publikum sprangen ihm jedoch nach uud nahmen ihn fest. Wenige Schritte vom Schauplatz des zweiten Attentats wurde eine unwirksam gebliebene Bombe aufgefunden. Sie dürfte von einem dritten Attentäter weggeworfen worden sein, nachdem er gesehen hatte, daß der Anschlag Prinzips gelungen war.

Haben Sie sie denn auch mit dem andern gesehen?" gab Berger ernst zurück.

Mann, machen Sie mich doch nicht verrückt! Ist denn das noch nicht klar genug? Sie glauben ja selbst nicht, was Sie da sagen!"

Der Schein ist allerdings gegen sie," entgegnete Berger zögemd,aber glauben kann ich das noch lange nicht von Fräulein Mary, dazu ist sie zu lieb und gut."

Ja, so lieb und gut," wiederholte Wolf weh­mütig.Ach, Berger, wenn Sie wüßten, was sie mir war Heimat. Ellern, Glück und das nun alles, alles vorbei!"

Warten Sie ab, Herr Leutnant, reden Sie mit ihr!"

Nein!" rief Wolf erregt.

Niemals soll man jemand ungehört verurteilen." sagte Berger warnend,wer weiß, was sie zu dieser Unwahrheit getrieben hat! Es ist ja noch nicht einmal erwiesen, daß fie mit jenem Fremden zusammen gewesen ist." Wohl­weislich verschwieg er, daß er dies gesehen, um Wolf zum Guten zureden zu können.Sie können doch nicht so kurzweg ein Glück zerstören wollen, Herr Leutnant, an dem der liebe Gott selbst seine Helle Freude gehabt hat!"

Das sagen Sie, Berger! Aber der heutige Abend hat jedes Band zwischen ihr und mir zerrissen! Ich kann sie nicht Wiedersehen. Was sie mir angetan hat. mag Gott ihr verzeihen!-Und jetzt muß ich gehen! Wir wer­

den uns schwerlich Wiedersehen, Berger. Haben Sie Dank sür alles und grüßen Sie Ihre Frau von mir. Gute

Das Attentat rief in Wien große Bestürzung hervor und erweckte die tiefste Teilnahme auch für den greisen Kaiser. Als dem Kaiser Franz Josef die Nachricht mitge- teilt wurde, weinte er und brach in die Worte aus:Ent­setzlich! Entsetzlich! Auf dieser Welt ist mir nichts erspart geblieben!" Der Kaiser zog sich darauf in seine Apparte­ments zurück. Sämtliche Festlichkeiten und die Theater- Vorstellungen wurden sofort abgesagt. Der Erzherzog Franz Ferdinand und die Herzogin Hohenberg waren von ihrem Aufenthalt in Bosnien sehr erfreut. Besonders gut gefiel ihnen der Kurort Ilisze. Ueberall, wo sie sich zeigten, waren sie der Gegenstand herzlicher Ovationen von seiten des Publikums. Sobald die Nachricht von dem Hinschei­den des Erzherzogs und seiner Gemahlin in Sarajewo be­kannt geworden war, wurden alle Fahnen auf Halbmast gesetzt. Die Trauer in der ganzen Stadt ist eine außer­ordentliche. Da» Landtagspräsidium richtete sofort an die Kabinettskanzlei des Kaisers ein Telegramm, in dem der Schmerz und die Entrüstung der gesamten Bevölkerung über das ruchlose Attentat zum Ausdruck gebracht wird. Dem Kaiser wird die unerschütterliche Treue und die Er­gebenheit Bosniens versichert. Um 4 Uhr nachmittags fand eine Trauersitzung des Gemeinderats statt. Für 5 Uhr ist der Landtag für eine Dauersitzung einberufen.

Der deutsche Kaiser, der anläßlich der Kieler Woche in Kiel weilte, brach, als er die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers, dessen beson­derer Freund er war, erfuhr, sofort die Regatta ab. Der Kaiser hat befohlen, daß sofort die Kriegsschiffe die Flagge Halbflock setzen und die österreichische Flagge im Großmast gleichfalls Halbstock, da Erzherzog Franz Ferdinand Ad- miral der deutschen Flotte ist. Die englischen Kriegsschiffe sind diesem Beispiel gefolgt, ebenso die Pachten. Der Kaiser hat dem Kaiser Franz Joseph schon von See aus seinen Schmerz telegraphisch ausgedrückt. Der Kaiser und die Kaiserin reisten Montag früh nach Potsdam ab.

Erzherzog Franz Ferdinand wurde am 18. Dez. 1863 als Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig (gest. 1896) geboren. Er ist seit 1. Juli 1900 mit der zur Fürstin, später (1909) zur Herzogin v. Hohenberg erhobenen Gräfin Sophie Chotek vermählt. Die Herzogin ist am 1. März 1868 in Stuttgart geboren. Aus der Ehe sind drei Kinder heroorgegangen, eine jetzt bald 13jährige Tochter und zwei Söhne von 11 und 10 Jahren. Die Kinder sind nicht thronfolgefähig.

Kaiser Franz Josefs Nachfolger ist nun der 27 jährige Erzherzog Karl Franz Josef, der älteste Sohn des 1906 verstorbenen Erzherzogs Otto, des jüngeren Bruders des nun Dahingeschiedenen._

Die Düppelfeier in Kiel.

Am Samstagvormittag traf in Kiel eine große Anzahl Düppelstürmer aus allen Teilen des Reiches zur Düppelfeier ein. Auch die damals.am Sturm auf Düpprl beteiligten Regimenter haben Abordnungen gesandt. An der Spitze des Festzuges marschierten frühere Offiziere von Düppel.

Nacht!" Er streckte dem alten Mann die Hand entgegen, die dieser ergriffen drückte.

Nehmen Sie es nicht so schwer, Herr Leutnant, prüfen Sie erst lasten Sie das nicht Ihr letztes Wort sein," redete er zu. Wolf schüttelte nur mit dem Kopfe und ging dann. Wehmütig sah ihm der Alte nach. Armer, junger Mann!" murmelte er,wenn er recht hat, ist das Mädchen nicht wert, daß die Sonne fie be- scheint!"--

Wolf ging nach der Bahn, die Brust von bittersten Gefühlen durchwühlt. Er zwang sich, nicht daran zu denken, was der heutige Tag ihm Schweres gebracht er mußte klaren Kopf haben, um dem Kommenden gewachsen zu sein. Lange brauchte er nicht zu warten; bald nachdem er den Bahnhof betreten, lies auch schon der Zng ein. Suchend blickte er sich um; da sah er einem Wagen 2. Klaffe eine hohe, vornehme Männergestalt entsteigen, in der er seinen Vater erkannte. Er eilte auf ihn zu, und wie er in das vergrämte Gesicht sah, übermannte ihn eine tiefe Rührung

er fühlte nichts, als grenzenloses Mitleid, und keines Wortes fähig, schloß er den Vater in die Arme.

Mein Sohn, o mein Sohn," murmelte dieser und ließ einen Augenblick das Haupt an dessen Schulter ruhen.

Sie gingen schweigend dem Ausgang zu; Wolf nahm einrn Wagen, und fie fuhren nach seiner Wohnung.

Es ist Dir doch recht, Papa, Du wohnst bei mir, und wir essen auch bei mir zu abend?" fragte Wols.

Mir ist alles recht, mein Sohn! Bestimme Du!" lautete die etwas gedrückte Antwort.