der englische Vizeadmiral Warrender und Prinz Heinrich. Der Fürst von Monaco ist aus seiner Damps- yacht hier eingelrossen. _

Das deutsche Handwerk, Dresden 1915.

Die Vorarbeiten sür die große Handwerksausstellung, die im kommenden Jahre in Dresden stattfindet, gehen rüstig voran. Die Ausstellung wird auch wertvolle Dar­bietungen aus der Geschichte des deutschen Handwerks bringen. Um den Fortschritt des heutigen Handwerksbetriebes gegen- über dem früheren besonders eindringlich zu zeigen soll in jeder einzelnen Gruppe eine kurze geschichtliche Vor­schau geboten werden, die in knappem Rahmen oorsühren soll, wie sich die Werkzeuge mit der Arbeitsweise und dem­entsprechend auch die Erzeugnisse des betreffenden Hand­werks gewandelt, zugenommen und verbessert haben. Jede einzelne Gruppe wird eine kleine geschichtliche Einleitung erhalten, die sich nur auf die Entwicklung des rein Tech­nischen erstrecken soll. Jede Gruppe soll möglichst viel selbst zu der Geschichte ihres besonderen Handwerks, namentlich seiner Betriebsweise und Werkzeuge beitragen durch Um­frage bei ihren alten Meistern, besonders auch bei solchen Familien, in denen ein bestimmtes Gewerbe sich durch verschiedene Geschlechter sortgeerbt Hot, wodurch also die Aussicht besteht, daß gerade diese Familien manche alten Werkzeuge, Gegenstände usw. besitzen. Vielleicht übernehmen sie es auch, nach Vorlage alter Werkzeuge und frühere Handwerkserzeugnisse, die anderweit nicht zu beschaffen sind, herzustellen, um den Unterschied zu heute augenscheinlich vorzuführen. Unabhängig von den einzelnen Gruppen wird eine große geschichtliche Sonderabteilung untergebracht wer­den, die es sich zur Ausgabe macht, die Geschichte des ge­samten deutschen Handwerks von Jahrhundert zu Jahr­hundert oorzasühren. Zu einer lückenlosen Darstellung bedarf es allerdings der regen Unterstützung aller Hand- werkskreise. Ein erhebliches soziales Interesse beansprucht die Sondergruppe sür Berdingungswesen, die u. a. auch die Handhabung des Berdingungswesens bei der Heeresverwaltung zn einer anschaulichen Darstellung bringen soll.

Politische Tagesberichte.

vr Lar. Wilhelm n. An der Universität Ox­ford wurde der König von Württemberg zum voetor ok 61vi1 I-arv gewählt.

r Das Koalitionsrecht der Arbeiter. Die christ­lichen Gewerkschaften Stuttgarts hielten eine allgemeine Gewerkschaftsversammlung ab, in der Gewerkschaftssekretär Ersing-Karlsruhe über das ThemaDas Koalitionsrecht der deutschen Arbeiter und Angestellten und die neuesten Bestrebungen, es zu verschlechtern." referierte. In einer einstimmig angenommenen Resolution wurden die Be­strebungen gewisser Kreise, das Koalitionsrecht zu ver­schlechtern, um dadurch den weiteren wirtschaftlichen Auf­stieg der lohnarbeitenden Bevölkerung zu verhindern, ver­urteilt. Die Versammlung fordere Sicherstellung des Koa­litionsrechts, Schutz sür die organisierte Arbeiterschaft und erwarte, daß alle aus nicht sozialdemokratischem Boden stehenden Arbeiter, Arbeiterinnen und Angestellten durch Beitritt zu den christlichen Berufsoerbänden, durch treues Festhalten an den Organisationen und durch unermüdliche Werbearbeit die Forderungen unterstützen.

Verlängerung des Waffenstillstandes in Al­banien. Der Waffenstillstand wurde auf Bitten der Rebellen wiederum verlängert. Dieses befremdliche Zugeständnis wird allgemein bedauert, und man geht in der Annahme kaum fehl, daß die Rebellen nur Verstärkungen heranziehen und die eroberten Geschütze heranbringen wollen. Der Kom­mandant des russischen KreuzersTercz" meldet aus Balona, daß die Stadt ruhig ist. Man ermatte den Vormarsch der Rebellen von Fieri nach Balona. Es bestätigt sich, daß Berat in den Händen der Aufständischen ist.

überlegst Du Dir mit Fräulein von Lasten, ja? Und jetzt laste mich allein, ich habe noch nötig zu arbeiten."

VII.

Sir hat mir Treu versprochen,

Gab mir ein'n Ring dabei

Sie hat die Treu gebrochen,

Das Ringlein sprang entzwei.

' Eichendorfs.

Wie er nach Haus gekommen, wußte Wolf selbst nicht; wie in einem Taumel war er gegangen. Er war hier vor ein« Entscheidung gestellt, die für ihn auf beiden Seiten so oder so zum Unglück ausfallen mußte - - entweder auf sein ganzes Lebensglück, sein Märchen verzichten, dafür aber mit reinem Namen und in Glanz und Reichtum leben

oder mit Mary vereint sein, aber Schimpf und Schande

aus sich nehmen, oder gab es nicht doch noch ein Drittes, was allem ein Ende machte-?

Dumpf brütend lag Wolf aus seinem Ruhebett. Die Mütze hatte er ins Zimmer geschleudert, den Säbel aus den nächsten Stuhl geworfen alles war ihm jetzt gleich

o nur Klarheit, Klarhekt! Immer wieder las er den Brief des Bruders, nach der stattgehabten Unterredung war ja ein Zweifel darüber nicht mehr möglich, was sein Vater ihm angetan! Wie kam aber der Wechsel in Ulrichs Besitz? Daß er gar nicht danach gefragt hatte! Das war auch schließlich gleich, ob er es wußte! Wolf schlug sich mit der Hand vor die Stirn, warum hatte sein Vater das getan? Doch sicher um jenes Weibes willen, die ihm schon des Vaters Liebe gestohlen war das nicht genug; mußte

Eine Sondersteuer für die Deutsche« i» Ruß­land? DieNowoje Wremja" empfiehlt eine Sonder- steuer für alle Deutschen in Rußland als Antwort für die Heranziehung der Russen in Deutschland zur Wehrsteuer. In den leitenden politischen Kreisen der Retchshauptstadt bezeichnet man einen solchen Plan direkt als Verletzung des deutsch-russischen Handelsvertrages, die Deutschland sich nicht gefallen lassen würde. Eine solche Sondersteuer würde ja auch etwas ganz anderes sein als der Wehrbeilrag.

Gegen de« Wehrbeitrag der Ausländer hatte Rußland aus diplomatischem Wege Einspruch erhoben. Mit der ablehnenden Antwort der deutschen Regierung will sich die russische Regierung nicht zufriedengeben. Aus Petersburg wird gemeldet: Das offizielle Informationsbureau ist zu der Erklärung ermächtigt, daß der Minister des Aeußern gegenwärtig eine detaillierte Antwort aus die letzte Note der deutschen Regierung ausarbeitet. Diese Note lehnte es ab. den russischen Gesichtspunkt anzuerkennen, daß die Zahlung der deutschen Wehrsteuer durch russische Untertanen, die in Deutschland wohnen, rechtswidrig sei. Die russische Antwort wird demnächst der deutschen Regie­rung von dem russischen Botschafter in Berlin mitgeteilt werden.

Poincarss Reifen. Es steht fest, daß Präsident Poincarö seine Reise nach Rußland am 15. Juli antritt. In der Zeit vom 27. bis 29. Juli wird er die Könige von Schweden. Dänemark und Norwegen besuchen und dann am 30. Juli wieder in Frankreich ein- treffen.

König Peter dankt ab. In Berliner diplomatischen Kreisen erachtet man es trotz aller Ableugnung von serbischer Seite als sicher, daß die Abdankung König Peters zugunsten des Kronprinzen Alexander nahe beosrsteht.

Drohende Revolution in China. Der chinesische Revolutionär Sun-Wen übernahm die Leitung der Umsturz- bewegung und läßt im ganzen Lande in Massen Flug­schriften verbreiten, in denen das Volk aufgefordert wird, jede Gemeinschaft mit Iuanschikai und seiner Regierung zu lösen und zu den Führern der ersten Revolution zu halten. Sun-Wen verspricht, demnächst die Fahne zu einer neuen Revolution zu erheben und die gegenwärtigeStaats­ordnung mit Stumpf und Stiel auszurotten".

Aus Stadt und Land.

§ s Ebhanse». Am Sonntag, abends 8 Uhr, wird im Saale derTraube" aus Wunsch hiesiger Theaterfreunde von der Theatergesellschaft Beyschlag, welche z. Z. in Altensteig gastiert ein Gastspiel gegeben. Zur Auf­führung gelangt Birch-Pseisserss'Lorlevom Schwarzwald", ein immer gern gesehenes Stück, das kürzlicy auch in Altensteig mit Erfolg ausgesührt wurde. Die Theaterdekorationen stellt der Turnverein zur Verfügung.

Ans de« Rachbarbezirken r Calw. In Neuhengstett wurde bei dem Bauern Talmann eingebrochen, Uhren, Schmuck und das Geld gestohlen. Ein Stuttgarter Polizeihund verfolgte die Spur des Täters bis in den nahen Wald, wo sie aushörte. Ein verdächtiger Mensch wurde in der Nähe des Waldes bemerkt.

r Tübingen. In die Chirurgische Klinik ist der 20 Jahre alte Weber Wilhelm Raster aus Pfrondorf ein- geliesert worden, der auf dem Heimweg von Lustnau eine Eiche bestieg, um ein Vogelnest auszuheben. Er ist aus einer Höhe von 15 Meiern abgestürzt und hat eine schwere Verletzung der Wirbelsäule erlitten.

r Kusterdingen OA. Tübingen. Um das Sänger­fest in Wannweil miizumachen, eigneten sich zwei zwölf­jährige Knaben von hier die Schlüssel des Mesners an, um die Opferbüchse zu erleichtern. Nach ihren Angaben hätten die Buben nur eine Mark entwendet. Es wird aber ein Abmangel von 6 bis 8 Mark festgestellt. Die Untersuchung ist im Gange.

sein Glück nun auch noch geopfert werden? Aber war das nötig? Konnte er das Verhängnis nicht seinen Laus nehmen lassen ? Warum sollte er das Opfer sein ? Mochte der Alte für seinen Leichtsinn büßen!O pfui," rief er aus und sprang auf,nein, der Name Wolssburg muß rein erhalten bleiben, wenigstens vor der Welt das war er sich und seinem Bruder schuldig! Das Geld hätte er bekommen, sicher aber was hätte es genützt? Sie wollten ihn, ihn diese Gemeinheit! Und wie sein sie sein sorgsam ge­hütetes Geheimnis ausspioniert hatten! Seine arme, kleine Mary als sein Verhältnis betrachtet. Die Vorstellung, morgen schon als Bräutigam von Gabriele zu gelten, machte ihn fast wahnsinnig. Sein süßes, kleines Mädel was sollte aus ihr werden? und wie stand er vor ihr da! Wäre nur jener Abend nicht gewesen, der sie unauflöslich mit einander vereint hatte! Er mußte Mary trotz ihres ab­lehnenden Briefes auf jeden Fall noch heute abend sprechen, ehe sein Vater kam, mußte sich Rat von seinem klugen, kleinen Mädchen holen. Dann stand er wenigstens gerecht­fertigt vor ihr vielleicht nahm sie die Sache gar nicht tragisch, vielleicht würde sie ihm doch noch angehören, sie

liebte ihn ja so innig-

Doch im nächsten Augenblicke schon unterdrückte er diesen Gedanken, der ihn und seine Mary erniedrigte. Nein, wie er sie kannte, war das unmöglich; sie wäre eher ge­storben, als daß sie seine Geliebte geworden wäre! Am Abend, nachdem er dem Burschen verschiedene Befehle er­teilt hatte, machte er sich auf den Weg zum Friedhof; Bergers mußten ihm Helsen. Die Frau konnte doch leicht,

Weilderstadt. Zum Ausbessern und Instandsetzen der Wege, welche durch das letzte Hochwasser zerstört wur­den, sind die vorhandenen Arbeitskräfte lange nicht zurei­chend. Nunmehr trafen zur Beihilfe 35 Mann vom Re­giment 121 unter Führung eines Offiziers hier ein. Die Straße zwischen hier und Schafhausen mußte gesperrt wer- den, denn das Wasser drückt mitten in den Straßen empor und an anderen Stellen ist eine breiartige, metertiefe Masse, wodurch jeder Verkehr ausgeschlossen ist.

r Leonberg. Der Bahnarbeiter Rothacker, aus Merk- lingen, der bei Zuffenhausen von einer Maschine erfaßt und geschleift wurde, ist im Katharinenhospital in Stuttgart seinen schweren Verletzungen erlegen.

m Eßlingen. Die bürgerlichen Kollegien haben in einer nichtöffentlichen Sitzung dem Vertrag zwischen der Stadt und der Militärverwaltung über einen von der Stadt abzutretenden Exerzierplatz beim Duldhäuschen zu- gestimmt.

u Zell OA. Eßlingen. Der früher bei der Thurn- und Taxisschen Postoerwaltung gegen einen Iahreslohn von 15 Gulden bei wöchentlich dreimaligem Botengang zwischen hier und Eßlingen angestellte Johannes Barth von hier feierte seinen 93. Geburtstag.

p Ebingen. Der Landesverband der württ. Glasermeister hielt unter dem Vorsitz von Obermeister Friedrich Schütz seinen Berbandstag hier ab, der vom Land- tagsabg. Kommerzienrat Haux im Namen der Stadt be­grüßt wurde. Nach dem Jahresbericht des Verbands- sekretärs Sternbeck, gehören etwa 300 von insgesamt 1400 Glasermeistern des Landes dem Verbands an. Ueber die Reform des Submissionswesens sprach Handwerkskammer­sekretär Hermann-Reutlingen, über die Handwerksgenossen- schäften Prof. Dr. Zwiesele-Stuttgart. Der korporative Beitritt des Verbandes zum Verbände deutscher Glaser­innungen wurde beschlossen, dagegen der gleiche Anschluß an den württ. Bund für Handel und Gewerbe vorerst zurück- gestellt. Der nächstjährige Berbandstag wird in Aalen ge­halten.

r Bönnigheim. Der seit einigen Tagen vermißte Christian Schmidt ist nun in einer alten Lehmgrube, mit einer großen Verletzung am Unterleib tot aufgesunden worden.

m. Bönnigheim. Bon einem schweren Unglück ist eine hiesige Familie verfolgt. Seit vorigen Freitag mittag wurde ein erwachsener Sohn, der kurz vor seiner Verhei­ratung stand, vermißt. Er ist nun unweit der elterlichen Betriebsanlage in schrecklichem Zustand aufgesunden worden. Er hatte sich mit P e l r o l e u m ganz übergossen und anscheinend noch Maschinenöl zugesetzt und sich dann stehend angezündet. Der Tod kann erst nach unsäglichen Leiden eingetreten sein. Bor etwa 12 Jahren wurde ein erwachsener Sohn der Familie in einer Wirtschaft erstochen, vor etwa 9 Jahren ist ein 6jähriger Sohn ertrunken.

n. Brackeuheim. In Schwaigern starb der älteste Mann, der 96 jährige Schuhmacher Christian Mark. Erst vor 4 Jahren starb seine 91jährige Frau, mit welcher er die silberne, goldene, diamantene und sogar eiserne Hochzeit feiern konnte.

u. Brackenheim. Ein Geschäftsmann aus einem Ort am Michelsberg erhielt von einem Schuldner, den er an seine Zahlungspflicht erinnert hatte, folgendes Schreiben: Sehr geehrter Herr! Wenn Sie einen Rechtsanwalt finden, der Ihren Prozeß gegen mich gewinnt, so ist dies ein tüchtiger Mann. Wenn Sie aber einen Gerichts­vollzieher finden, der von mir Geld bekommt, so ziehe ich den Hut vor ihm ab. Ich habe zweimal Konkurs gemacht. Glauben Sie, ich hätte dabei nichts gelernt?" Unterschrift....

r Gerabronn. Der Gerabronner v. Landauer, Großkausmann in London, der unter anderen Stiftungen dem Lindenmuseum in Stuttgart eine wertvolle Sammlung überließ, hat dem Schillermuseum in Marbach einen Brief von Schiller, datiert Mannheim, 7. August 1783, mit einem Begleitschreiben des Frhr. v. Gleichen-Rußwurm, dem Urenkel Schillers, eine prächtige Autographie von Eduard

ohne daß es ausfiel, zu Mary gehen! Es war ziemlich dämmerig und unfreundlich, da es bis gegen Abend ge­regnet hatte und der Himmel noch stark bewölkt war. Ge­rade, als er in das kleine Haus eintreten wollte, das Bergers bewohnten, kam ihm dieser entgegen.

Guten Abend, Berger," sagte Wolf, ihm die Hand entgegenstceckend,guten Abend! Würden Sie mir wohl einen Gefallen tun?"

Tausend, Herr Leutnant, tausend. Was ist denn?" fragte er, und einen besorgten Blick in Wolfs bleiches Ge­sicht werfend, fügte er hinzu,der Herr Leutnant sind doch nicht krank? Wie sehen Sie nur aus? Was wird da Fräulein Mary sagen, die"

Lassen Sie nur," wehrte Wolf mit müder Bewegung ab.also, würde Ihre Frau wohl zu meiner Braut gehen und sie bitten, unverzüglich zu einer äußerst wichtigen Unterredung hierherzukommen, wenn sie nicht gar zu krank ist, was ich eigentlich befürchte, da ich sie heute nicht ge­sehen und seit einigen Tagen nicht gesprochen habe!"

Aber Herr Leutnant," rief da Berger in hohem Er­staunen aus.Sie wissen wohl gar nicht, daß Fräulein Mary schon hier ist ?"

Was?" schrie Wolf,Mary hier? Unmöglich!"

Doch! Sie wissen es wohl gar nicht mal? Bor un­gefähr einer halben Stunde habe ich sie dort drüben ge­sehen" er machte eine bezügliche Bewegungsie nickte mir noch zu."Wo? dort? es ist nicht möglich!" ries Wolf und packte in höchster Erregung Bergers Arm,das ist nicht möglich," sage ich! (Forts, folgt.)