Parteitag erklärte, daß kein Grund vorlag, die Praxis der Reichstagsfraktion zu ändern.

Die ausländische« Arbeiter i« Frankreich. Im französischen Senat erwiderte der Kriegsminister bei der Besprechung des Budgets des Kriegsministeriums aus eine Anfrage: Wenn wir gegenwärtig noch gezwungen sind, ausländische Arbeiter anzunehmen, um die dringenden Ar­beiten zu fördern, so werden wir sofort nach Beendigung der Krise die Klausel anwenden, nach welcher von den bei Befestigungsarbeiten verwendeten Arbeitern nicht mehr als ein Zehntel Ausländer sein dürfen.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 23. Juni 1914.

s Ev. Jünglingsverei«. Es war schon äußerlich ein prächtiges, festliches Bild der mit Fahnen geschmückte, mit fröhlichen Menschen erfüllte Platz dort am Waldsaum, aus den der Eo. Iünglingsverein am Sonntagnachmittag seine hiesigen, zahlreichen Freunde eingeladen hatte. Alles stimmte zusammen; selbst das Wetter, der trübe Regen floh noch einem kurzen Versuch, die Feier zu stören. So konnte der wirklich schöne und zweckmäßige Garten eingeweilit werden. Geh aus, mein Herz und suche Freud!" Diese frohen, immer dankbar begrüßenden Klänge erfüllten zuerst das sonst stille Waldtal. Darauf hieß der Vorstand des Vereins, Herr Stadtpfarrer Dr. Schairer, die erwartungsvollen Gäste herzlich willkommen nachher geschah dies auch noch in poetischer Form und gab der Dankbarkeit des Vereins für dieses schöne Eigentum Ausdruck. Die kleine impro­visierte Bühne zeigte darauf eine unterhaltende Reihe leben­der Bilder, den Tageslauf einer Psadfindergruppe, von Herrn Oberamtsdiener Fegert musterhaft angeordnet. All­gemein froh begrüßt wurde der inzwischen von Neckar­tenzlingen hier eingetroffene frühere Bereinsleitcr und Gründer des Gartens, Herr Pfarrer Haap samt Frau Gemahlin. In ernster, herzlicher Festrede erzählte er kurz von den Mühen und Freuden der Erwerbung des Grundstücks, ge­dachte rühmend des greisen Spenders, der sich selbst auch trotz seiner gesundheitlichen Beschwerden auf dem Platz ein­gesunden hatte, und ermahnte den Verein, dessen Gabe als ein anoertrautes Gut zu schützen, überhaupt den guten Wurzelgrund kräftigen Weiterwachsens auch sonst nicht zu verlassen. In vergangene Zeit und ferne Länder führte eine AufführungIm Burenlager", die trotz des ernsten Hinter­grundes und Ausgangs dem Publikum und den Spielern viel Heiterkeit bot. Bekommt man doch in Nagold selten solch wilde Neger, feige, spitzbübische Engländer, mutige Burenknaben zu sehen wie hier. Allmählich war die Zeit und der Hunger lang geworden. Gerne sprach man der Einladung zum Vesper zu und jeder suchte sich eine Wurst zu erraffen sowie ein Plätzlein, sie ungestört zu verzehren. Leider mußten die zahlreich erschienenen Altensteiger Freunde vom dortigen Bruderoerein, die in reicher Zahl schon den anfänglichen Festzug durch die Straßen der Stadt vergrößert hatten, zu früh wieder nach Hause; andere von auswärts gekommene, die Culwer, Haiterbacher, konnten aber auch den zweiten Teil des Festes mitmachen. Feierlich wurden zuerst über 30 neue Mitglieder dem Verein angeschloffen und von Herrn Stadtpfarrer Schairer in kräftigen Worten verpflichtet. Dann folgte eine Reihe turnerischer Vorführungen, Pyramiden, mit Mühe und Fleiß und zäher Kraft gestellt und von den Zuschauern dankbar begrüßt. Nach fröhlichem Lied endete ein Schlußwort von Herrn Verwalter Bauer die schöne Feier. Herzlich dankte er allen, die zur Gewinnung des Platzes und zur Geling- ung des Festes beitrugen, und sprach die Hoffnung aus, dieses neue schöne Anwesen werde zum Wachstum des Ganzen nach innen und außen spürbar dienen. Alle, die die wohlgelungene Feier miterleben dursten und die über­haupt die Arbeit des Vereins zu schätzen wissen, werden diesem Wunsche von Herzen sich anschließen.

:) Auswärtiger Besuch in Ragold. Der Kirchen­chor der St. Eberhardskirche in StuttgartCäcilia" hatte am gestrigen Montag einen Ausflug nach Nagold unter-

und als die Tür sich hinter ihm geschloffen, rief sie höhnisch: Glück aus den Weg, Wolf von Wolssburg mein wirst Du doch!"

Bankier Ulrich erhob sich von dem Platz an dem mächtigen Schreibtisch, als Wolf eintrat, ihn zu begrüßen. Er war von ziemlich kleiner, etwas zur Korpulenz neigen­der Gestalt. Das runde, von einem ergrauten Bart um­rahmte Gesicht trug für gewöhnlich einen gutmütigen, jovialen Ausdruck, jedoch ein Zug darin zeigte, daß er rücksichtslos bis zur Härte sein konnte, und auch die Augen hatten einen listigen, verschlagenen Ausdruck. Ihm ging der Ruf eines sehr tüchtigen, gewiegten Geschäftsmannes voraus.

Sie schrieben mir, daß Sie mich erwarten," begann Wolf, nachdem sich beide gefetzt.

Ja, allerdings, schon seit zwanzig Minuten" lächelte Bankier Ulrich.

Dann bitte ich sehr um Bezeihung, aber Ihre Fräu­lein Tochter entschuldigte sich der junge Offizier; hatte ihn dies Geschöpf noch belogen!

Schon gut," unterbrach ihn der Bankier,schon gut, Herr Leutnant! ich begreife eine junge Dame besitzt mehr Anziehungskraft, als ein alter Mann! Nun, daß Sie sich gut unterhalten haben, muß ich aus Ihrer Un- Pünktlichkeit schließen freut mich sehr!"

(Fortsetzung folgt.)

nommen. Man fuhr mit der Bahn bis Emmingen und wanderte ins Rötenbachtal, wo im dortigen Genesungsheim die sangessrohe Gesellschaft von Herrn Vorstand Bauer aufs herzlichste bewillkommnet und bewirtet wurde. In Nagold angekommen wurde das Mittagsmahl in der Post" eingenommen. Unter Führung des Herrn Stadt­pfarrer Stemmler besichtigten die Besucher die Stadt und die Ruine Hohennagold. Am Abend kehrten sie hochbe- fricdigt, wie lebhaft versichert wurde, nach Stuttgart zurück.

r DasKünstler".Einjährige Exameu. Allge­meine Freude wird hervorgerusen, wenn junge Leute aus dem Handwerkerstand usw. die Berechtigung zum einjährig- freiwilligen Militärdienst dadurch erwerben, daß sie in der Art ihrer Tätigkeit Hervorragendes leisten. Die Bestim­mungen darüber sind folgende: Don dem Nachweis der wissenschaftlichen Befähigung für den einjährig-freiwilligen Dienst dürfen durch die E satzbehörde dritter Instanz ent­bunden werden a) junge Leute, die sich in einem Zweig der Wissenschaft oder Kunst oder in einem anderen dem Gemeinwesen zu Gute kommenden Tätigkeit besonders aus­zeichnen, b) kunstverständige oder mechanische Arbeiter, die in der Art ihrer Tätigkeit Hervorragendes leisten, e) zu Kunstleistungen angestellte.Mitglieder landesherrlicher Büh­nen. Personen die aus eine derartige Berücksichtigung An­spruch machen, haben ihrer Meldung an die K. Prüfungs­kommission für Einjährig-Freiwillige in Ludwigsburg die erforderlichen amtlich beglaubigten Zeugnisse beizufügen. Sie werden nur einer Prüfung in den Elementarkenntnissen unterworfen, nach denen Ausfall die Ersatzbehörde dritter Instanz entscheidet, ob der Berechtigungsschein zu erteilen ist oder nicht. Prüfungsgegenstände sind: Deutscher Aus- satz, Mathematik, Geographie, Geschichte und deutsche Li­teratur. In der Mathematik werden im Anschluß an die mündliche Prüfung in der Arithmetik einige leichtere Fragen aus der Geometrie über Flächenberechnung (Quadrat, Recht- rck, Dreieck, Rhombus, unregelmäßiges Viereck, Trapez und Kreis) gestellt. In der Literatur wird die Bekannt­schaft mit einigen Werken der deutschen Klassiker voraus­gesetzt. Im übrigen wird in den Prüfungsgegenständen der Besitz solcher Kenntnisse verlangt, die einer guten Volks­schulbildung entsprechen. Die Gesuche um Zulassung zur Prüfung müssen für die Frühjahrsprüfung spätestens bis zum 1. Februar, für die Herbstprüfung spätestens bis zum 1. August angebracht werden.

- ^ Emmingen. Der Liederkranz Emmingen hielt am Sonntag abend eine Nachfeier des Sängersestes Esslingen im Gasthaus zum Lamm ab, wegen des zu den sieben an ihrer Fahne hängenden Preisen noch in Esslingen im höheren Dolksgesang errungenen IL Preis. Dem Verein wurde ein silberner Fahnenkranz von den Ehrenmitgliedern des Vereins gestiftet, um den Verein zu weiteren Bestrebungen für die Pflege des edlen Gesanges^ anzuspornen. Unter anderem dankte Vorstand Weitbrecht dem Dirigenten, Herrn Hauptlehrer Messer, für seine aufopfernde Tätigkeit, sowie den Sängern, für ihr gutes Zusammenhalten mit dem Wunsche, sich auch fernerhin mit gleicher Energie dem deutschen Liede zu widmen Der Abend verlief in fröhlicher Stimmung mit abwechselnden Gesangsvorträgen.

() Spielberg. Eine königliche Auszeichnung wurde dem hiesigen Ortssteuerbeamten Michael Hauser zu teil. Bei dem Bundesfest in Reutlingen verlieh ihm der König die silberne Militär-Verdienstmedaille. Diese wurde am Sonntag, den 21. Juni, bei einer aus diesem Anlaß einberusenen Versammlung des Kriegeroereins Spielberg dem 70jährigen Veteranen von dem Bereinsvorstande mit ehrender Ansprache überreicht. Hierauf brachte der Vorstand den Königstoast aus, und der Verein stimmte die Könige­hymne an. Sämtliche Vereinsmitglieder freuten sich über die hohe Auszeichnung, die dem verdienstvollen Kameraden, der seit 36 Jahren Kassier des Vereins ist, verliehen wurde. Möge der O tssteuecbeamte Hauser noch viele Jahre dieses Ehrenzeichen neben seinen drei andern Auszeichnungen tragen dürfen.

Aus der Gedankenwelt Verla von Suttners.

Utopie! sagen die Höflichen. Das Wort eignet sich so hübsch zum Wegsegen unbequemer Pläne. Daß alle Errungenschaften von heute einst als Utopie gegolten, daß dieses Wort die ganze Kulturgeschichte als eine ununter­brochene Kette beschämter Kleingläubigkeit durchzieht, dessen erinnern sich die neuen Utopie-Rusec nimmer.

Miteinander, statt gegeneinander! Die Geschichte der Zivilisation ist ja eigentlich die Geschichte der wachsenden Gemeinsamkeit und zugleich die der überwundenen Bru­talität. AusMartha's Kinder."

*

Unsere Zivilisation ist noch ein gar dünnes Häutchen aus dem Riesenkörper der alten Barbarei . . . Mit wel­chem Recht brüstet sich das 20. Jahrhundert seiner soge­nannten Kultur? Hot es denn noch den Mut gehabt, ein einziges Gebot der Unkultur Totschlag als ultima ratio, Aberglauben als Dogma. Vergeudung und Ausbeutung als Wirtschaft abzuschütteln?

Zur Güte gehört Stärke: das sehen die Leute noch nicht ein. In der allgemeinen Auffassung sindgut" und schwach" beinahe identische Begriffe. Aber man wird noch begreifen lernen, daß es Genies und Helden der Güte geben kann und daß die Welt heute solche Helden braucht, solche, die das Gute und Edle nicht nur wollen, sondern es allem Widerstand gegenüber auch durchsetzen.

Aus: Briefe an einen Toten.

Ans de» Skachbarbezirken.

A Gündringe«. Am Samstagmorgen verunglückte Josef Loh rer, Mesner, durch einen schweren Fall von der Bühne, indem drei morsche Bretter brachen und er in die Liefe stürzte. Wenn auch die Höhe nicht so beträchtlich war, so erlitt er doch durch Ausfallen aus ein unten lie- gendes Beil eine solche Quetschung der Wirbelsäule, daß er ohnmächtig vom Platze getragen wurde.

A Gündringe«. Am Sonntag feierten im Gasthaus zum Mohren die Fünfziger und Sechziger mit einer An- zahl von auswärts herbeigeeilter Altersgenossen und vielen hiesigen Bekannten ihr Altersfest unter den üblichen Reden, Toasten, Gesangsvorträgen des hiesigen Gesang­vereins und den Klängen der Musikkapelle. Möge den Feiernden noch manches frohe Iährlein beschieden sein, ehe der unheimliche Reiter (Tod genannt) zum Abschied ruft!

än Herrenberg. In ihren letzten Sitzungen haben die Gemeindekollegien die Steuerumlage auf Grund, Ge­bäude und Gewerbe von beschlossenen 11°/o auf 10°/o er­mäßigt (Differenz 3 934 ^s) nachdem statt 50°/g künftig 65°/o Gemeindeeinkommensteuer erhoben werden können und müssen, was rine Mehreinnahme an Gemeindeeinkom- mensteuer von 3066 ergibt.

aa. Horb. Der dienstaufstchtführende Amtsrichter Landgerichisrat Dieterich in Horb wurde seinem An­suchen gemäß aus den 1. Oktober d. Is. in den Ruhestand versetzt und ihm bei diesem Anlaß das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone verliehen.

Hauptversammlung des Württ. Schwarzwald­vereins.

x Freud eustadt, 22. Juni. Unter zahlreicher Be­teiligung fand hier die Hauptversammlung des Württ. Echwarzwaldvereins statt. In der Versammlung, die vom Vorsitzenden, Schulrat Dr. Salzmann-Stuttgart, ge­leitet wurde, waren 38 Bezirksvereinsoertrster anwesend. Im Auftrag des hiesigen Vereins hieß Rechtsanwalt Dürr die Tagung willkommen und überreichte ein Angebinde. Weitere Begrüßungsansprachen hielten Stadtschulihuß Hart- ranst und Bahnhofinspektor Mönch-Rottenburg, letzterer im Namen des Echwäb. Albvereins. Nach dem Jahresbericht beträgt die Mitgliederzahl 11063, die Zahl der Bezirks­vereine 50 (jetzt 56). Mit Befriedigung wird aus den Abschluß des mit einem Aufwand von 40000 ^ nach 13jähriger Arbeit geschaffenen Bereinskartenhandwerks hin- gewiesen, und der sehr befriedigende Absatz der Verlagsartikel, inbesondere des Wais'schen Schwarzwaldsührers hervor- gehoden. Mit Genugtuung wurde der Kassenbericht des verdienten Kassiers, Buchhändlers Winckler-Stuttgart, dem der König das Ritterkreuz des Friedrichsordens verliehen hat, entgegengenommen und sodann der Voranschlag ge­nehmigt. Es wurden bewilligt dem Bezirksverein Neuen­bürg zur Anlage eines staubfreien Fußwegs nach Pforzheim 1000 dem Verein Pfalzgrafenweiler zur Wiederherstel­lung der Nördlinger Hütte 400 dem Verein Schwen­ningen zur Erhaltung und Zugänglichmachung des Schmen- ninger Moors 500 ferner für die Neuanlage der Wege im Monbachtal 200 Dem Bauunternehmer für den Turm aus dem Rinkenberg wurde ein Extrahonorar von 500 ^ bewilligt. Die nächstjährige Tagung soll in Schram­berg stattfinden. Am gestrigen Sonntag fand die Ein­weihung des Turms auf dem Rinkenberg statt. Nach An­sprachen des Bezirksvereinsvorstandes und des Baumeisters übernahm der Hauptoeretnsvorsitzende den Bau, der den Namen König Wilhelm-Turm führen wird, in das Eigen­tum des Vereins, woraus Schultheiß Gaiser den Turm in die Obhut der Gemeinde Baiersbronn nahm. Mit einer humorvollen Ansprache von Oberförster Kaißer und einem Schlußwort von Oberreallehrer Mögling fand die Feier ihren Abschluß. _

r Stuttgart. Im Alter von 82 Jahren ist Professor Gustav Conz gestorben, der fast 50 Jahre lang am Katharinenslift als Zeichenlehrer gewirkt hat. Ein Sohn von ihm ist der bekannte Karlsruher Maler Conz.

Merkwürdig, wie blind die Menschen sind! Die Fol­terkammer des finsteren Mittelalters flößen ihnen Abscheu ein, auf ihre Arsenale aber sind sie stolz.

Die Zukunft gehört der Güte.

Aus: Die Waffen nieder.

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Die Interessengemeinschaft der Welt hat einen Grad erreicht, bei dem die Wandlung des Gewaltzustandes in Rechtszustand schon eine positive Notwendigkeit, eine Lebensbedingung geworden ist.

Aus: Vor dem Gewitter.

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In welcher Verlegenheit müßte sich doch derGott der Armeen" befinden, wenn er die gegenseitigen Wünsche erhören wollte, die von den beiden Feldgottesdiensten ans­steigen I Ein Dank-Tedeum bleibt ihm übrigens auf jeden Fall gesichert, ob der Sieg nun da oder dort gefeiert wird.-

Einfache frohe Pflichterfüllung das ist der normale Gesundheitszustand der Seele.

Die Gleichgiltigkeit, die Tochter de: Unwissenheit, diese schläfrige, lahme Unholdin bildet das eigentliche turmhohe Hindernis des Vordringens neuer Ideen.

Das ewige Werden ist zugleich ein ewiges Veredeln; das Streben nach Verbreitung, Verschönerung, Vervollkomm­nung, ist die allen Dingen innewohnende Lebenskraft.

Aus verschiedenen Schriften.