handelt oder bei Befolgung dieser Anordnungen unrichtige Angaben macht;
3. Wer den in Betreff der Saison- und Inventurausverkäufe getroffenen Anordnungen (Z 7) zuwiderhandelt.
8 9 .
Die gegenwärtigen Bestimmungen traten am 1. April 1913 in Kraft.
Mit diesem Zeitpunkt werden die bisherigen Bestimmungen, betr. die Saison- und Inventurausverkäufe vom 9. Dez. 1912, Gesellschafter Nr. 290, ausgehoben.
Nagold, den 15. Juni 1914. Kommerell.
Verheerungen durch Wolkenbrüche.
Erschreckend sind die Nachrichten, die über die gewaltigen Verheerungen der Wolkenbrüche und des Hochwassers berichten. Verhältnismäßig besser gegenüber anderen Gegenden scheint
die Nagolder Umgegend weggekommen zu sein. Nur im Waldachtal hat das Unwetter arg gewütet. Aus Bösingen wird uns noch von unsrem Mitarbeiter gemeldet: Am Dienstagv--rmittag gingen zwei schwere Gewitter mit wolkendruchartigem Regen über unsere Markung nieder. Das Wasser überflutete die Straßen des Ortes. An vielen Stellen wurden die Früchte und das Heugras durch Überschwemmung stark beschädigt. Der Blitz schlug in das Wohn- und Oekonomiegebäude des Ioh. Georg Mönch und in das Doppelwohnhaus des Ioh. Georg Bolz alt, gottlob ohne zu zünden. Bei letzterem wurde das Dach und der Giebel beschädigt. Aus Oberwaldach meldet man: Stundenlang goß es in Strömen, so daß die Waldach an manchen Stellen über ihre User trat. Der teilweise mit Hagel untermengte Regen warf das Heugras und zum Teil auch die Halmfrüchte zu Boden. Ganz bös hat es im unteren Nagoldtal
gewütet. So schreibt man aus Calw: Bon mittag 3 Uhr bis abends 6 Uhr zogen mehrere Gewitter über unsere Gegend hin. Wolkenbruchattige Regenmassen stürzten nieder, sodaß dieNagold über ihre Ufer getreten ist. Die Seitenbäche. wie der Ziegel- und Tälesbach schwollen riesig an, da in den Gäuorten gegen Althengste tt zu große Wassermengen sich ansommelten. Seit mehr als 10 Jahren kann man sich kein solches Unwetter denken wie das heutige. Die Verheerungen sind schauderhaft. Infolge des Wolkenbruchs wurde auch der Monbach zu einem reißenden Strom. Der Garten des Kurhotels Monbach wurde von den Wassermassen überschwemmt und völlig zerstört. Auch die Bäche, die bei Ernstmühl und Hirsau herunterkommen, rissen Felsen mit sich und entwurzelten Bäume. Die Brücke bei Ernstmühl ist durch die angeschwemmten Stämme eingedrückt worden. In Hirsau wurden die ganzen Charlottenanlagen überschwemmt. Das Hoch- wasser der Nagold führte, wie weiter aus Unterreichenbach gemeldet wird, alles mögliche mit sich, entwurzelte Bäume, Brücken, Ställe und verschiedene andere Gegenstände ; auch sah man vielfach tote Tiere wie Hunde, Katzen und Hühner. Nähere Mitteilungen liegen weiter vor aus Althengstett. Die Staatsstraße Calw-Althengstett wurde in großem Umfange beschädigt. Die alte Straße ist völlig vernichtet und nicht mehr begehbar, da verschiedene Mauern, die sich an der Straße hinziehen, eingestürzt sind. Das ganze untere Dorf bis zum „Hirsch" stand unter Wasser. — In Möttlingen konnten aus den niedrig gelegenen Häusern Menschen und Vieh nur mit knapper Not vor den Fluten gerettet werden. In ein Haus schlug der Blitz ein, ohne zu zünden. — In Weilderstadt dauerte das Wetter von 3—7 Uhr ununterbrochen. Viermal schlug der Blitz ein, ohne zu zünden. In einem Schafslall waren 2 Schafherden innerhalb der Stadt, welche nur mit größter Mühe in Sicherheit gebracht werden konnten, die Leute wateten dabei meterttef im Wasser. Wie ein reißender Strom durchbrauste das Wasser die niedergelegenen Teile
der Stadt. Aus der Wolldeckenfabrtk mußten die Arbeiter mit der Feuerwehrleiter geholt werden. In einer Mühle ertranken 3 Schweine. Ueber Gärten geht das Wasser mannshoch und hat viel Schaden verursacht. Ueber das Unwetter, das im
Würmtal
niedergegangen ist, können wir uns nur kurz fassen; auch hier hat es große Verheerungen angerichtet, und zwischen Würm und Pforzheim wurden sämtliche Wehre und Stege weggerissen. Bon allen Höngen herab strömten riesige Wassermassen, über Felsen und Wiesen, so daß niedergelegene Häuser in Gefahr kamen, von den ungeheuren Wasserströmen weggeschwemmt zu werden. Am stärksten bedroht waren die Mühlen und Fabrikanlagen, die sich an der Würm befinden. Mit banger Sorge sieht der Landmann dem Einbringen seiner Ernte entgegen, ist doch die Heuernte im Tal ganz vernichtet.
So ähnlich lauten auch die Nachrichten aus der Fildergegend.woin Schönaich der 46 Jahre alte Landwirt Mader vom Blitz erschlagen wurde. Ueberhaupt werden zahlreiche Blitzschläge gemeldet. So schlug der Blitz in Eßlingen in die elektrische Lichtanlage der Stadlkirche. Auch in die kleine Schi bbühne der Maschinenfabrik in Mellingen schlug der Blitz und setzte dieselbe außer Betrieb. In Nürtingen wurde auf dem Heimweg vom Feld eine Frau, Mutter von 8 Kindern, vom Blitz erschlagen. Wie aus Saulgan berichtet wird, hat der Blitz ein in den Feldern bei Mieterkingen weilendes Mädchen erschlagen. — In Schönealderhos hat der Blitz 6 Kühe im Stalle gelötet. Im oberen
Zabergäu,
in Zaberfeld, schlug der Blitz in das Wohnhaus des Christian Albrecht Sommer und äscherte es vollständig ein. Am furchtbarsten hauste das Unwetter bei Dolen heim und Cleebronn. Die Leute mußten mit Leitern au« den Häusern gerettet werden. In Cleebronn ist ein 19- jähriger Bursche namens Gernhäußer, der seinem Nachbarn sein Vieh retten half, ertrunken. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht gefunden werden. In Botenheim ist eine Frau, die aus dem Keller etwas holen wollte, vom Wasser überrascht worden und ebenfalls ertrunken. In Botenheim stand das Wasser 1^ Meter hoch. In Cleebronn stand das Rathaus 2^/2 bis 3 Meter unter Wasser. Der letztere Ort bietet ein Bild grauenhafter Verwüstung. Die Straßen sind 100 Meter weit eingerutscht. Große Bäume wurden weggeschwemmt.
In Stuttgart und Umgegend hat der neue Wolkenbruch großen Schaden angerichtet. Die Vororte im Südosten wurden durchweg überschwemmt und fast überall drang das Wasser nicht nur in die Keller, sondern auch in die niedrig gelegenen Wohnungen, so in Untertürkheim, Wangen, Gaisburg und Gablenberg, und erst recht wieder in Hedelfingen, wo außerdem eine Eisenbetonbrücke über den Dürrbach weggerissen und das Straßenbahngleis aufs neue zerstört wurde. Rohracker scheint besonders schlimm weggekommen zu sein. Dort wird der Schaden jetzt höher geschätzt, als der vom Sonntag in Hedelfingen. Man spricht von mehr als 50000 die allein der Flurschaden ausmachen soll. Da das Gewitter von den Fildern heranzog, sind auch Hiobsbotschaften von den Filderorten nicht ausgeblieben. Namentlich Birkach, Kemnat, Sillenbuch und Scharnhausen wurden schwer heimgesucht. Auch in Möhringen gab es eine Ueberschwemmung. Bis nach Echterdingen und Bernhausen hin waren die Felder und Wiesen strichweise in Seen verwandelt. Der Schaden in Hedelfingen wird amtlich auf 120—130 000 ^ geschätzt.
Jetzt treffen auch aus Hohenzollern, wie aus dem unteren Neckargebiet und dem Schurwald über Unwetterschäden betrübende Nachrichten ein. U. a. wird uns noch gemeldet:
r Tübingen. Infolge de: starken Gewitter ist der Neckar mit seinen Zuflüssen stark gestiegen. Die teilweise schon gemähten Talwiesen abwärts der Stadt waren teil
weise überschwemmt. Das Heu steht im Wasser. Ein sonst ganz kleiner Bach, der Biehhausbach bei Kirchentellinsfurt machte am meisten Schaden und hat auch die Straße nach Lustnau-Pliezhausen teilweise unter Wasser gesetzt.
r Besigheim. In Freudental stiegen die Wasser- Mafien 3^/2 bis 4 Meter hoch. Diele Einwohner mußten in Kähnen gerettet werden. Die Kinder wurden in einem Nachen in das Erholungsheim und in den Gräfl. Schloß, garten gebracht. Mehrere Bewohner flohen auf die Dächer. Das Hochwasser hat eine Höhe erreicht, wie man sie hier nie erlebt hat. 84 Hühner, 5 Ziegen und 2 Kühe kamen in den Fluten um. Menschenleben sind dagegen nicht zu beklagen.
r Baihmge« a. G. Infolge des Hochwassers steht ein großer Teil unseres Ortes gänzlich unter Wasser, das Wiesen und Gärten überschwemmt. Das Wasser drang in Keller und Stallungen ein. Alles Gemüse und Heu ist weggeschwemmt. Das Waffe: steht in den Wiesen und und Gärten so hoch, daß die Zugänge unmöglich sind. Alte Einwohner sagen, daß sie ein derartiges Hochwasser noch nicht erlebt hätten. Landwirte und Gartenbesitzer erleiden einen großen Schaden. Der Blitz schlug in die Wohnung des Eisenbahnassistenten Starke ein. Bon der Familie war niemand anwesend. Der Eisenbahnvm stand bemerkte jedoch das Feuer und dank seinem energischen Eingreifen sind nur wenige Gegenstände verbrannt.
Gerabronn. Schreckliche Unwetter, wie selten seit Menschengedenken sind in den letzten Tagen hier niederge- gangen. Das Eigenartige an diesen wohl 15 Gewittern seit Freitag ist, daß sie mit solcher Heftigkeit und Waffer- menge hereinsallen und die Fluren in Seen verwandeln. Im ganzen Bezirk hat der Blitz mehrere Male verheerend gewirkt. In Schainbach brannte eine große Scheuer ab. Dächer wurden abgedeckt. In Creglingen schlug der Blitz zweimal ein und richtete großen Schaden an Gebäulichkeiten an, ein ganzer Hausgiebel wurde vom übrigen Haus getrennt.
Me »aliMaWerale» SindttirWisitimen.
Die Auflösung der nationalltberalen Sonderorganisationen wird auch auf dem Kölner Parteitage zur Verhandlung kommen. Der „Hann. Cour." hat in Berlin folgende Information erhalten: „In der „Altnationalliberalen Korresp." wird angedeutet, daß die Auflösung der Sonderverbände in der nationalliberalen Partei sich zurzeit als unmöglich erwiesen habe. Das gibt ein falsches Bild von der Lage. Es ist noch nicht das Allergeringste entschieden, vielmehr erweist die Fülle der Zuschriften aus dem ganzen Reiche an den Parteivorstand und dessen führende Mitglieder, daß hinter dem Märzbeschluß des Zentralvorstandes die erdrückende Mehrheit der Parteifreunde Miller Schattierungen steht. Ganz falsch ist namentlich die Annahme, daß die im März in die Hand genommene Sache stillschweigend wieder fallen gelassen werde. Vielmehr wird sie unter allen Umständen aus dem Kölner Bertretertag auf die Tagesordnung kommen. Die Aussprache kann zu Erregungen führen, aber unterdrückt wird sie nicht werden, und man hat in der Parteileitung soviel Vertrauen aus die innere Gesundheit und Festigkeit der Partei, daß man nicht befürchtet, „es könne die öffentliche Erörterung durch einen tausendköpfigen, also einer Volksversammlung ähnlichen Patteitag unheilbare Wunden hinterlaflen und unüberbrückbare Gegensätze schaffen". _
Me AuimdW d« neuen Bestenenmzsrechtes.
Es ist im Hinblick aus die Festsetzung des Haushaltes in den Gemeinden von großem Interesse, eine Uebersicht zu gewinnen über die Verteilung der Steuerlasten noch dem neuen Gesetz. Durchweg bringt dieses für die Beamten und im Lohne Stehenden eine ganz bedeutende Erhöhung ihrer Steuerlasten. Die stets sich steigernden Aufwendungen der Gemeinden haben dazu geführt, daß mehr als die Hälfte aller Gemeinden, die eine Erhöhung der Einkommensteuer.
haben, wie Leutnant Brenner ihr angedeutet hatte — doch die hat schließlich jeder junge Mann — was tat das I Wenn sie nur wüßte, wer — ? Sie hatte seit jenem Theaterabend auf Mary Winters einen Verdacht — 0 , sie hatte scharfe Augen; sie wußte genau, daß er mit ihr, wenn auch nur ganz flüchtig, gesprochen hatte, mochte er auch leugnen — vielleicht war dies der Anfang gewesen I Na, gleichviel — das wollte sie schon erfahren und mußte sie erfahren. Darum machte sie sich keine Sorge! Mit Geld schafft man
alles; davon hatte sie genug-und er hatte nichts!
Wenn er nur spielte, vielleicht könnte er mal dazu animiert
werden-und sie zerbrach sich den Kops, wie sie ihn
wohl am sichersten sangen könnte! —
In minder befriedigter Stimmung war Wolf. Was mußte Mary denken! Aber wenn er ihr die Sachlage klar machte, mußte sie einsehen, daß er Rücksichten zu nehmen hatte — sie war ja «in vernünftiges Mädchen! Unerhört, wie Gabriele, die ihr, was Reinheit und Lauterkeit des Empfindens anbetraf, weit nachstand, wegwerfend von ihr gesprochen halte — Gabriele mit ihrer seichten Oberflächlichkeit und Frivolität! Sollte trotz aller Heimlichkeit von ihren Zusammenkünften in die Oeffentlichkeit gedrungen sein? Es war wirklich bester, wenn sie aus der Stadt ging. Aber wie sollte er ohne sie weiter leben? Und sie konnte ja vor dem fünfzehnten Juli ihre Stellung nicht ausgeben. Wohin dann mit ihr? Dachte er an seine Familie, krampfte sich ihm das Herz voll Bitterkeit zusammen; sein Vater schrieb nicht; für den existierte er überhaupt nicht mehr; nur Edwin, der flotte, lustige Bruder, gedachte zuweilen
seiner mit einigen Zeilen. Und Wolf hatte so viel Sinn für Familienleben — und nun er ein Weib lieben gelernt, da stellten sich seiner Bereinigung mit demselben so große Schwierigkeiten entgegen. Er hatte nur ein kleines Vermögen; aber er stand ja dicht vor dem Hauptmann, da wäre die Sache nicht so schlimm gewesen — jedoch Mary
— er wußte von ihr so wenig; seit jenem Abend hatten sie nicht wieder davon gesprochen. Zartfühlend, wie er war, hatte er niemals wieder eine Frage nach ihrer Der- gangenheit getan. Eine Abenteuerin war sie nicht — konnte sie nicht sein, dazu war sie zu unschuldig und harmlos — an ihrer Aufrichtigkeit zu zweifeln, wäre Sünde gewesen — diese Augen und Lippen konnten nicht lügen
— mochte Strachwitz sagen, was er wollte! Im Geiste trat ihr süßes Antlitz vor sein Auge, und heiße Sehnsucht packte ihn, in ihren Armen alle Unruhe, alle quälenden Gedanken zu vergessen. — Aber er mußte sich bis morgen abend gedulden, was ihm eine Ewigkeit schien. Was sollte das erst werden, wenn sie gänzlich von einander getrennt waren?
— Was hatte die Liebe für eine Macht über ihn erlangt
— das hätte er nimmer gedacht! Alles andere war ihm gleichgültig geworden — was fragte er jetzt nach Auszeichnungen und Anerkennungen! — so ganz erfüllte ihn sein Lieb! Manchmal überfiel ihn eine unsinnige Angst, sie
könnte ihm entrissen werden-oder untreu werden;
der Gedanke drückte ihm dann das Herz ab, und er fand erst wieder Ruhe in ihrer Gegenwart, die ihn beseligte, ihn berauschte.-
(Fortsetzung folgt.)
Liebe Leser!
Aus, in den Schwarzwald! So soll unser Losungswort heißen, wenn es an Sonntagen regnet! Regnen? Ja, selbstverständlich, sonst kann man mit mir nicht in den Schwarzwald. Ihr müßt nämlich wissen, daß ich nicht mit dem Zuge fahre, auch nicht mit Flugzeugen, ich fahre überhaupt nicht, sondern wandre, und zwar in Gedanken! Aber in Gesellschaft! Da wandert sichs besser! Ich muß deut- licher werden: Ein nettes Spiel ist nämlich eine zeitlang im Schaufenster der G. W. Zaiseischen Buchhandlung aus- gestellt worden, und ich habe es mir angeschafft und reise nun an trüben Sonntagen in Gesellschaft froher, splellustiger Kameraden im Schwarzwald herum, von oben bis unten, an einem Sonntagnachmittag einige Male. In Ettlingen geht's los; wir kommen u. a. nach Baden-Baden, in Bad Freiersbach überrascht uns ein Gewitter, und in Haslach besuchen wir den Hansjakob. In Furtwangen kaufen wir uns eine Schwarzwälderuhr, und rudern über den Titisee, kommen auch nach Freiburg und ersteigen den Feldberg, dann gehts nach Donaueschingen, Schramberg, Calw und Naqold und fahren am Ende noch nach Stuttgart. Es ist selten ein so unterhaltendes Gesellschaftsspiel geboten worden, als hierin, wo eine ganze Familie sich stundenlang köstlich unterhalten kann. „Der Gesellschafter."
Deutlicher Muk. Heiratslustige: „Was haben Sie sich jetzt gewünscht, als die Sternschuppe fiel?" Herr: „40 000 Mark". Heiratslustige: „Ewig Dein, die Hab' ich"