gung erloschen und die Ruhe überall wiederhergesiellt wor­den sei.

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Konstantinopel, 16. Juni. Die Regierung verord- nete die Verhängung des Belagerungszustandes über die längs der Dardanellen befindlichen Ortschaften und über Smyrna. Der griechische Konsul in Nowo- rosstk fordert die im Schwarzen und Asorvschen Meere be­findlichen griechischen Schisse auf, unverzüglich nach Griechenland zurückzukehren.

Zwiespalt

im mexikanischen Rebellenlager.

Wie derNewyork Herold" meldet, steht ein offener Bruch zwischen den Rebellen-Generälen Villa und Carranza unmittelbar bevor. Der Vertreter der Ber­einigten Staaten, der sich augenblicklich in Saltillo befindet, wird einen letzten Besuch machen, die Beziehungen der beiden Generäle zueinander aus friedliche Bahnen zu lenken, indem er auf die schweren Folgen Hinweisen wird, welche ein Scheitern seiner Bemühungen nach sich ziehen könnte. Man ist der Ansicht, daß General Billa infolge der gegen ihn angezettelten Intrigen alle Geduld verloren hat. Die ganze Rebellenarmee steht sozusagen auf Billas Seite, die Anhänger Carranzas haben dagegen die Eisenbahnen und Telegraphen unter ihrer Kontrolle und sogar die eigenen Telegramme des Generals Billa werden "nicht befördert. Die Eisenbahnzüge, die im Laufe der letzten Monate von Torreon nach Saltillo und Monterey abgelassen wurden, sind aus ganz geheimnisvolle Weise verschwunden, und man hat nie wieder etwas von ihnen gehört.

Auf Seiten der Anhänger des Generals Billa nimmt die Neigung zu, in freundschaftliche Beziehungen zu den Bereinigten Staaten zu kommen, nötigenfalls durchUeber- bordwerfung" des Generals Carranza. Man glaubt auch, daß Washington bereit ist, die Arbeit für den General Billa zu besorgen.

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Mazatlau, 16. Juni. Der mexikanische Transport- dampserGucrrere" hat den Dampfer der RebellenCulia- can" nach heftigem Kampf zerstört.

Kompromiß zwischen König nnd Kabinett in Dänemark. In einem dänischen Staatsrat ist beschlossen worden, das Landsthing auszulösen, doch ist vereinbart worden, daß die Entscheidung über eine Auflösung auch der sogenannten Königsdelegierten, d. h. der vom König er­nannten Herrenhausmitglieder erst nach Beendigung der Wahlen zu dem neuen Landsthing getrosten werde. Der König wie das Ministerium behalten sich ihre Stellungnahme über die zwischen ihnen strittige Frage bis nach dem Aus­gang der Wahlen vor. Durch dieses Kompromiß zwischen der Krone und der Regierung ist eine Kobineltskrisis vor­läufig abgewendet worden.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 17. Juni 1914.

Generalmajor von Ttei» von der 51. Inf.Brigade weilt zur Zeit wegen der Aushebung der Militärpflichtigen

in unserer Stadt. -

vp. Wildberg. Die Häuser der Barmherzigkeit in Staigacker und in Wildberg (Sitz der Stiftung in Stutt­gart) geben zur Zeit ihren Rechenschaftsbericht für 1913 heraus. Diese Häuser bieten bedürftigen, alten, landesan- gehörigen Personen beiderlei Geschlechts eine sorgenfreie Heimstätte für ihren Lebensabend. Eingetreten sind im Berichtsjahr in beiden Anstalten zusammen 100 Pfleglinge, gestorben 67, ausgetreten 14. Am Schluß des Jahres 1913 betrug die Zahl der Insasten in Wtldberg 44. Für etwa die Hälfte dieser Rentner bezahlt die Versicherungs­anstalt Württemberg unter Inanspruchnahme der Renten das ganze Kostgeld, für die übrigen Pfleglinge haben sich, soweit die letzteren nicht noch etwas eigene Mittel besitzen

gleich, was oder wen sie schlägt. Ihr Mädchen kann da­von erzählen. Wie hat sie einmal ihr Schoßhündchen ge­prügelt! Das Tierchen ist daran gestorben."

Tut Ihnen Ihre sanfte Lisa dann nicht leid, wenn sie in solche Behandlung kommt?"

Sie tun ja gerade, als wenn es sich um einen Men­schen handelte, Herr von Wolfsburg I Ein Tier, ich bitte

Sie, was ist ein Tier!-Ach ja, waren Sie neulich

auch im Zirkus, Herr Leutnant, als der Drahtseilkünstler stürzte? Herr von Holbach erzählte es mir; er war zugegen! Schade, gerade an dem Abend war ich verhindert! Ich hätte es gern gesehen; so etwas bringt doch Abwechslung und geht einem auf die Nerven!"

Fräulein Ulrich, der Mann hinterläßt eine Frau und fünf kleine Kinder was soll da aus der Familie wer­den?" entgegnete Wolf sehr nachdrücklich. Sie zuckte die Achseln.Ja, warum heiratet er und hat Familie? Solche Leute brauchen das nicht! Warum ist er Drahtseilkünstler! Da muß eben stets mit einem Unfall gerechnet werden. Er konnte ja Handwerker oder sonst etwas Reelles wer­den I Papa hat der Frau 300 Mark geschickt das war nicht nötig: die Frau kann arbeiten!"

Wolf war empört über diese Herzlosigkeit; am liebsten hätte er seine Meinung gesagt; aber er schwieg. Verstohlen sah er sie von der Seite an; augenscheinlich war sie sich gar nicht des Eindrucks ihrer Worte bewußt. Das war doch so selbstverständlich. Nachlässig ließ sie das elegante Foulardkleid durch den Staub schleifen, das wohl mehr als 300 Mark gekostet hatte. Da tat ihr das Geld nicht

oder deren Renten hinreichen, Verwandte und Gönner, oder Armenverbände zur Bezahlung eines Kostgeldes verpflichtet. Das Zinserträgnis des für besonders bedürftige Fälle ge­stifteten Karl-Olga-Fonds wird bestimmungsgemäß zu Kost­geldermäßigungen verwendet.

au Pfrondorf. Die Eisenbahnasfistentenprüfung hat bestanden Jakob Dürr von hier.

d Effringe«. Aus Anlaß des Sängerfestes veran­staltete der Gesangverein am Montag ein Kinderfest. Spiele, die des aufgeweichten Bodens wegen beschränkt werden mußten, wechselten mit ernsten und heileren Deklamationen. Bewirtung und Beschenkung durch den Verein machten große Freude. Auch für das Kinderfest erwies sich die Halle ungemein günstig; ohne sie wäre dasselbe zur Un­möglichkeit geworden, oder hätte, kaum begonnen, ein wässeriges Ende" genommen. Für den Gesangverein, die Gemeinde, Kinder und Lehrer gewinnen die beiden gelunge­nen Feste noch besondere Bedeutung dadurch, daß durch sie die reiche und vielseitige Tätigkeit des Hauptlehrers Trieb einen schönen harmonischen Abschluß erhält, der allen betei­ligten in bleibender Erinnerung sein wird.

K Walddorf. Eine Kuh brachte dieser Tage zwei Kälber zur Welt, wobei dem einen Kops, Schwanz und Füße fehlte, während das andere frisch und munter herum- hüpfte.

Aus de« Nachbarbezirke«, d Gündringe». Am Sonntagabend 6 Uhr starb hier der älteste Ortsbewohner, Josef Wehrstein, Ziegler, das alte Bergma'le genannt, 88 Jahre und 7 Monate alt. Er hat lange Jahrzehnte in Nagold als Ziegler ge- arbeitet. Bis zuletzt stieg er alle Tage den beschwerlichen Kirchberg hinab, um imRößle" seinen Schoppen und sein Schnäpsle zu trinken, so noch am Sonntag. Aber den Berg hinauf kam er nicht mehr; in der Wirtschaft brach er zusammen und mußte helmgetragen werden. In seiner Wohnung starb er gleich darauf. Einen so leichten Tod, wie ihn das Bergma'le gehabt hat, wird man ganz selten finden. _

p Stuttgart. Der Württ. Handwerker-Landes- verband hielt unter dem Vorsitz von Malermeister Julius Haug-Stuttgart im Hotel Bilfinger hier eine Sitzung des gesamten Landeeausschusses ab. Der Sekretär des Ver­bandes, C. Naujokat, gab einen eingehenden Bericht über die Tätigkeit des engeren Vorstands seit der letzten Lan­desausschußsitzung und betonte die dringende Notwendigkeit einer intensiven Arbeit des Verbandes. Die Wichtigkeit der Errichtung einer eigenen Geschäftsstelle wurde besonders hervorgehoben. In Lorch und Wetlderstadt wurden Orts­gruppen neu gegründet, ebenso in Bissingen a. E. Der diesjährige Berbandstag des Württ. Handwerker'Landes­verbandes findet am 2. August in Ludwigsburg statt. Mit der Tagung ist eine allgemeine öffentliche Handwerkerver­sammlung verbunden. Die Frage des Anschlusses des Verbandes an den zu errichtenden Zentralverband des ge­samten organisierten württembergischen Handwerks soll vom Berbandstag entschieden werden.

r Stuttgart. Im Bücgermuseum hielt der Verein Württ. Finanzbeamten seine Hauptversammlung ab, zu der auch Vertreter befreundeter Verbände von Ba­den, Hessen und Elsaß-Lothringen erschienen waren. Zoll­inspektor Holl erstattete den Jahresbericht und berührte da­bei auch die Titelfrage, sowie die Rangordnung und andere Standesangelegenheiten. Der Rechenschaftsbericht verzeichnet einen Mitgliederstand von 483, das ist eine Zunahme um 22. Auch die Dermögensverhältnisse sind günstig.

8 Stuttgart. Die offizielle vergoldete Ausstellungs­nadel. die auf der Gesundheitsausstellung als Anstecknadel zum Preise von 40 ^ zum Verkauf kommt, zeigt in Me­daillenform den Kops der Athene Lemnia, wie er vom Plakat her bekannt ist. in echter Emailleausführung. Die vergoldete Rückseite trägt die AufschriftStuttgart 1914". Die künstlerisch ausgeführte und vornehm wirkende Nadel ist ein Erzeugnis der Metallwarenfabrik Ad. Schwerdt, Stuttgart.

leid! aber es für arme Leute auszugeben, war es zu schade

da hatte man ja nichts dafür!

Hoffentlich werden Sie Papa mit mir begrüßen! Ich versprach ihm, ihn abzuholen! Er würde sich freuen, weil er Sie so gern hat," bat sie mit einem koketten Augen­ausschlag.

Sehr schmeichelhaft, mein gnädiges Fräulein! Muß aber leider aus das Vergnügen verzichten, Ihren Herrn Vater zu begrüßen, da es mir heute tatsächlich an Zeit fehlt."

Ach, das sagen die Herren immer um eine Aus­rede sind sie nie verlegen," schmollte sie.Wissen Sie auch, Herr von Wolfsburg, daß Leutnant Brenner sehr eifersüchtig aus Sie ist?"

Aus mich inwiefern?" fragte Wolf erstaunt.

Ja er meinte, ich vernachlässige ihn Ihretwegen zu sehr, und Sie verdienten es gar nicht!"

Mein gnädiges Iräulein in der Tat ich weiß

zu viel Ehre." Er war wie auf Nadeln; jeden Augen­blick mußte ihnen Mary begegnen, ihn dann als Gabrieles Begleiter sehen o, was mußte sie denken! Und richtig, da sah er sie von weitem in ihrem rosafarbenen Kleide kommen, das er so sehr an ihr liebte. Seine Augen spähten vorwärts jetzt mußte sie ihn erblicken; ein Freudenstrahl huschte bei seinem Anblick über ihr Gesicht, um gleich da­rauf einem Ausdruck erschreckten Erstaunens Platz zu machen, ihn als Begleiter einer Dame zu sehen. Sie gingen aneinander vorüber Mary grüßte Gabriele, was diese kaum mit einem Kopfnicken erwiderte; Wolf faßte schnell an die Mütze.

p Stuttgart. Die beiden Militärflieger. Leutnant Schilling vom Feldart.-Regt. Nr. 51 in Straß­burg und Oberleutnant Will ich vom Ins.-Regt. Nr. 125 in Stuttgart, die in Straßburg zu einer militärischen Ueb- ungsfahrt aufgestiegen waren, wollten auf dem Cannstatter Wasen eine Landung vornehmen. Infolge starken Nebels verloren sie die Orientierung. In der Annahme, daß sie bereits über dem Cannstatter Wasen seien, wollten sie nie- vergehen. Sie waren aber noch über dcn Häusern von Cannstatt. Bet dem niederen Flug blieb der Apparat an einem Dach hängen und das Flugzeug stürzte ab. Glücklicherweise verfing es sich im Geäst einer Pappel. Bon einer zufällig oorüberreitenden Dragoneradteilung und der sofort herbeigeeilten Feuerwehr wurden die beiden Flie­ger, die glücklicherweise unverletzt geblieben waren, mit Leitern herabgeholt und der Apparat, dessen Gestell voll­ständig zertrümmert war, geborgen.

* Stuttgart. Eine 33jährige Frau wollte auf einer Veranda Betten lüften und stürzte dabei in den Hofraum hinunter. Sie starb bald noch ihrer Einlieferung ins Katharinenhospital. Die Frau hinterläßt fünf Kinder, welche zur Zeit alle im Olgakrankenhaus wegen Dyphtenti- erkrankung untergebracht sind.

L Böblingen. Am Montag stürzte von einem Leitungsmast an der alten Sindelfinger Straße ein lediger Arbeiter der Neckarwerke ab. Er wurde schwer verletzt ins Bezirdskrankenhaus verbracht.

r Tübingen. Im laufenden Sommersemester studie­ren an der hiesigen Hochschule 20 evangelische und 11 katholische Bolksschullehrer.

r Tübingen. Das Programm für die am Samstag, den 4. Juli stattfindende, von Regierung, Landständen und Stadt veranstaltete 400 Iahrfeier des Tübinger Vertrags steht nunmehr fest. Früh 10 Uhr erfolgt Empfang der Gäste, Mitglieder des Staatsministeriums und der Stände, am Bahnhof durch Vertreter der Stadt und die Stadtgarde. Daran anschließend ist Begrüßung auf dem Rathaus; um Il Vt Uhr Festakt im Rittersaal des Schlosses. Er setzt sich zusammen aus Ansprachen der Prä­sidenten von Regierung und Ständen und Festrede, Ein­leitung und Schluß bilden Männerchöre. Aus 1^ Uhr ist Festmahl im Museumssaal angesetzt, dem sich eine Rund­fahrt durch die Straßen der Stadt anschließt. Abends 7Vz Uhr findet in der Platanenallee Promenadekonzert statt; von 9 Uhr an werden, genau wie beim vorjährigen Sänger­fest, der Neckar, die Ufer und die Höhen, Allee und Schloß, festlich beleuchtet. Der König, der zur Teilnahme an der Feier eingeladen worden war, hat, wie bereits verzeichnet, Mitteilen lassen, daß er leider an der Teilnahme verhindert sei.

r Reutlingen. Von den Psullinger Silderdieben ist nun der entwichene Josef Gschwender in Konstanz an­gehalten worden. Ob die Diebe das wertvolle Silber ge­teilt haben und wo es hingekommen ist, ist noch unbekannt.

r Reutlingen. Bon Bebenhausen ist im Automobil die Königin vor dem Rathaus eingetroffen und feierlich empfangen worden. Sie wohnte der Schlußprüfung des Hclfermnenkurfes vom Roten Kreuz von 16 Helferinnen bei und ließ sich verschiedene Damen und Herren umstellen, zog auch einzelne Helferinnen längere Zeit ins Gespräch. Nachdem die Königin im kleinen Rathaussaal den Tee eingenommen hatte, machte sie unter lebhaften Zurufen der Bevölkerung eine Rundfahrt durch die noch im Festschmuck prangende Stadt und kehrte nach Bebenhausen zurück.

r Möhringen a. F. Der 76 Jahre alte Schultheiß Alber von Harrhausen ist von der Leiter gestürzt und hat eine Gehirnerschütterung erlitten.

x Urach. Das auf der Hochwiese über dem Wasser­fall errichtete Denkmal für den Dichter Gustav Schwab, wird am Sonntag, 15. Juli nunmehr bestimmt enthüllt werden.

p Tuttlingen. Ein eigenartiger Unglücksfall stieß in Wurmlingen einem 15jährigen Jungen zu ; ihm flog eine Gans, die sich in starkem Fluge befand, an den Kopf, wodurch der Junge mit dem Schnabel im Gesicht schwer verletzt wurde und bewußtlos nach Hause gebracht werden mußte.

Sie kannten diese Dame?" fragte er.

Dame?" gab Gabriele etwas spöttisch zurück.Dame? Eine Putzmacherin ist's in dem Hutgeschäft von Frau Gündel. Sie hat entschieden etwas Geschmack im Gar­nieren; ich lasse mich stets von ihr bedienen. Das ist die ganze Bekanntschaft. Die Leute glauben dann, wenn man ihnen begegnet, grüßen zu müssen."

_ (Fortsetzung folgt.)

Päpstlicher Humor. Einer der schlagfertigsten Päpste war Innocenz VIII. Eines Tages ries er. wieII Secolo XX." erzählt, den großen Maler Andrea Mantegna zu sich und gab ihm einige Fresken in Auftrag. Der Künstler wußte, daß der Papst, sei es wegen seiner vielen anderweitigen Beschäftigungen, sei es aus einfacher Zerstreutheit, sich nur in sehr seltenen Fällen daran zu erinnern schien, daß er ihm für seine Arbeit auch Geld schulde und hatte eine geniale Idee, den Papst an seine Pflichen zu erinnern. Er matte neben die Darstellung derTugend" eine Dar­stellung derDiscrezione", desbilligen Sinnes". Als der Papst eines Tages kam, um sich die Arbeit anzusehen, blieb er verwundert vor der Figur stehen, die er gar nicht in Auftrag gegeben hatte. Er begriff sofort, was der Künstler damit sagen wollte, strafte aber seinen Ruf als schlagfertigen Mann nicht Lügen. Nachdem er den Künstler lebhaft zu seiner Arbeit beglückwünscht hatte, fügte er mit einem feinen Lächeln hinzu!Damit nun dieseDiscrezione" in würdiger Gesellschaft sei, ist es wohl nötig, neben sie auch noch dieGeduld" zu malen.