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88. Jahrgang.

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Beilagen: Plauderstllbchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

^ 138

Wichtiges vom Tage.

Schwere Wolkenbrüche und Ueberschwem- mungen haben in und bei Stuttgart großen Schaden angerichtet; auch aus den übrigen Teilen Württembergs lausen Meldungen von schweren Gemütern ein.

In derbadischen Zweiten Kammer erklärte Minister o. Bodmann, daß Baden beim Versagen der Mitwirkung Slsaß-Lothringens und der Schweiz an der Schiffbar­machung des Rheins eo. selbständig Vorgehen würde.

Die Iungliberalen Badens wandten sich energisch gegen eine Beschränkung der jungliberalischen Selbständigkeit innerhalb der Partei.

Auf Grund der Ersatzverteilung für 1914 hat vom Herbst dieses Jahres ab die Einstellung aller in den Reichs­landen auszuhebenden Rekruten in Truppenteile außer­halb von Elsaß-Lothringen zu erfolgen. Diese Ver­ordnung bestand bis zum Jahr 1903 und wurde damals versuchsweise aufgehoben.

In Ne u-8 trelitz wurde in Beiseln desKaisers der verstorbene Großherzog Adolf Friedrich beigesetzt.

Nach lebhafter Debatte wurde die von den Radikalen Republikanern, Sozialisten und der übrigen linksrepubli­kanischen Gruppen in der französischen Kammer eingebrachte Tagesordnung mit 370 gegen 167 Stimmen angenommen. Die Kammer spricht der Regierung das Vertrauen aus.

Durch eine Wasserhose, die sich in Paris nieder- licß, kamen 7 Menschen ums Leben.

Beim Besuch des Zaren inConstanza wurden sehr freundschaftliche Trinksprüche gehalten. Die rumänische Stimmung wendet sich gegen den Dreibund.

Die Nacht vom Montag zum Dienstag ist in Du­ra z z o ruhig verlausen; über den Dienstag sind keine Meldungen eingelausen.

Amtliches.

K. Hbercrrnl Wagokd.

Die Herren Ortsvorsteher wollen binnen 4 Tagen berichten, ob das Mobilmachungsbüchlei« entsprechend dem Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 9. April 1914 (Min.Abl. S. 190) ergänzt ist.

Den 16. Juni 1914. Kommerell.

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Bekanntmachung, betr. die Feldbereinignng II ans der Markung Schönbronn.

Der Gemeinderat Schönbronn hat den Antrag aus Vornahme einer Feldbereinkgung in den GewändenDie- merschlag, Bühl. Hofweg, Stockäcker, Große Aecker, Bu- lacher Höhe, Pfad, Seeger, Aeußere Bühlergasse, Feld usw." der Markung Schönbronn gestellt.

Nachdem das Unternehmen von der K. Zentralstelle

Gin IrüMngstraum.

Bon Fr. Lehne.

(14. Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

(Nttie Abonninten erhalten den Anfang gratis nachgeliefert.)

Nachdenklich hörte Strachwitz zu.Hm," meinte er dann,klingt eigentlich sehr romantisch Mutter russische Fürstin usw.! Haben Sie sich auch genau erkundigt, ob alles stimmt?"

Strachwitz!" brauste Wolf da auf,müssen Sir denn immer Zweifel in das holde Mädchen setzen? Ich weiß nicht, was ich denken soll!"

Das Richtige, lieber Freund I Ich meine es nur gut! Denken Sie aber nicht, daß ich eifersüchtig bin aus Ihren Erfolg. Bewahre! Bin sehr stark engagiert, wenn auch nicht in solcher Weise wie Sie ich liebe das Reelle bin nicht für Mondscheinnächte und dergleichen Zauber habe aber dafür die Augen offen und sehe die Dinge an, wie sie sind! Sie wollen doch wohl das Mädel heiraten da darf man sich nicht allein von der Liebe beherrschen lasten, da muß man vor allem den Verstand zu Rate ziehen, und das tun Sie nicht!"

Ich glaube meiner Mary"

Sollen Sie auch! Ist ganz schön und gut; genügt aber nicht! Prüfen, prüfen und überlegen nicht blind­lings zutappen! Na, für heute genug! mit verliebten Leuten ist nicht viel zu reden!-Im übrigen gebe ich

Mittwoch, dm 17. Ami

für die Landwirtschaft, Abteilung für Feldbereinigung, auf Grund einer vorläufigen Prüfung, als sür die Landeskultur nützlich und im Allgemeinen zweckmäßig erkannt und zur Abstimmung dem gestellten Antrag gemäß zugelassen worden ist, wird hiemit

Tagfahrt zur Abstimmung über den vorliegenden Antrag und zur Wahl der Mitglieder der Bollzugskommission auf Donnerstag, den SS. Juli ds. Js. vorm. 8V» Uhr anberaumt.

Hiebei werden die beteiligten Grundeigentümer bezw. deren Vertreter in das Rathaus in Schönbronn unter Androhung des Rechtsnachteils eingeladen, daß diejenigen, welche bei der Abstimmungstagsahrt weder in Person noch durch einen seine Bertretungsbesugnis rechtsgültig nachwei­senden Vertreter erscheinen, als dem beantragten Unternehmen zustimmend angesehen und von der Teilnahme an der Wahl der Mitglieder der Bollzugskommission ausgeschlossen wer­den und daß ein Einspruch oder eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen diese gesetzliche Folge des Aus­bleibens nicht stattfindet.

Für den Fall, daß die nach der Abstimmung eventuell vorzunehmende Wahl der Landwirte und ihrer Ersatzmänner sür die Bollzugskommission aus irgend einem Grunde nicht zustande käme, so werden die Landwirte aus Antrag des Oberamts nach vorgängiger Vernehmung des Gemeinde­rats von der Zentralstelle berufen.

Bon dem Plan, der Beschreibung der Feldbereinigung, dem Verzeichnis der Grundeigentümer, dem allgemeinen Ueberschlag über die mutmaßlichen Kosten und dem Ergeb­nisse der vorläufigen Prüfung der Zentralstelle kann bis zum Abstimmungstag jedermann in dem Rathaus in Schönbronn Einsicht nehmen.

Zugleich ergeht die öffentliche Aufforderung, etwaige noch nicht bekannte Ansprüche aus Freilassung von dem Unternehmen, oder auf Anteilnahme an demselben, innerhalb der Ausschließungsfrist von zwei Wochen, von dem Tage des Erscheinens dieser Bekanntmachung an ge­rechnet. beim Schultheißenamt Schönbronn oder beim Oberamt hier geltend zu machen.

Den 15. Juni 1914. Kommerell.

Der Kampf um Durazzo.

Nach der Schilderung des Korrespondenten derTimes" in Durazzo begann der Angriff der Rebellen früh um vier Uhr aus drei Seiten. Die Wache am Kopse der Brücke wurde überrascht und herüber getrieben, worauf Verstär­kungen ankamen und die Gräben verteidigten. Gin wüten­des Feuer wurde stundenlang unterhalten und viel Munition verschwendet. Der holländische Oberst Thomson fiel nach sechs Uhr, von einem Schuß in den Nacken getroffen. Kein Albaner kam ihm zu Hilfe, sondern der Korrespondent und ein Major hoben den Verwundeten aus und trugen ihn in ein Hans, wo er nach wenigen Minuten starb. Ueber den Tod des Obersten Thomson erfährt der Korre­spondent derNeuen Freien Presse" in Durazzo folgendes:

Ihnen aber den guten Rat, Ihre alten Bekannten, guten Freunde und getreue Nachbarn nicht zu vergessen in Ihrem Interesse, lieber Wolssburg! A propos! Die schöne Ella fragt oft nach Ihnen; es ist nicht gut, die Familie zu vernachlässigen; wer weiß, ob man die Leute nicht mal nötig hat! Deshalb braucht doch niemand zu

ahnen, daß Sie von zarten Banden gefesselt find!-

Noch eins, heute abend geruht der Alte ins Kassino zu kommen, keiner fehle! nur damit Sie es wissen! Na, Servus endlich!" Damit ging er.

Halb geärgert, halb gerührt hatte Wolf ihm zugehört, 's ist doch ein guter Kerl," dachte er dann. Nun mußte er Mary abschreiben, denn er konnte den Abend nicht anderswo zubringen, wenn der Alte sich sehen ließ, dessen Bevorzugter er sogar war l Nachdem der Brief befördert war, Mary fand ihn am Abend, wenn sie aus dem Geschäft kam, sicher vor schlenkerte er langsam nach der Promenade. Dort begegnete ihm Gabriele Ulrich, sehr elegant und vornehm gekleidet. Er dachte an den Rat seines Freundes und blieb stehen, sie zu begrüßen. Sie war eine ausfallende Erscheinung, für ihre einundzwanzig Jahre fast zu üppig; das Helle, blonde Haar paßte gut zu der frischen, rosigen, gesunden Gesichtsfarbe. Ihre Augen, von einem Hellen Blaugrau, hatten einen eigentümlich kalten, nüchternen Blick, der gar nicht so recht zu dem etwas phlegmatischen Aussehen paßte. Fräulein Ulrich war das, was man gemeinhin ein hübsches Mädchen nennt ohne jede besondere Eigenart. Für Wolf hatte sie etwas direkt Abstoßendes warum, wußte er selbst nicht; vielleicht,

1914

Thomsons Leute lagen in den Schützengräben. Der Oberst befahl das Dorrllcken der Schützenlinien. Dre Leute, meist bewaffnete Malissoren, zögerten angesichts des heftigen feind­lichen Feuers. Thomson sprang, um ihnen Mut zu machen, aus dem Graben und stürmte mit geschwungenem Säbel voran. Er wurde von einer Kugel tödlich getroffen. Um 9 Uhr hörte man nur noch vereinzelte Gewehrschüsse. Der Angriff der Rebellen schien um 9 Uhr vorläufig abgeschlagen zu sein.

Ueber die Schutzmaßnahmen in Durazzo wurde ge­meldet : Die österreichisch-ungarischen Soldaten bewachen die Südseite des fürstlichen Palais. Die österreichisch-ungari- scheu Torpedoboote sind möglichst nahe an die Stadt heran- gesahren,' um im Notfälle Durazzo unter Feuer nehmen zu können. In der Stadt selbst herrscht vollständige Ruhe und Ordnung. Mehrere Hospitäler wurden eingerichtet.

Die Aufständischen erhalten, wie weiter berichtet wird, neuen Zuzug. Man fürchtet weitere Angriffe. Admiral Trifari ließ die Besatzung des Palastes und der italienischen Gesandtschaft verstärken. Die Fürstin hat sich mit ihren Kindern eingeschifft. Falls Durazzo fällt und der Fürst gezwungen sein sollte, sich ohne Hoffnung aus Rückkehr einzuschiffen, wird Italien Vorschlägen, Albanien aufs neue unter die Verwaltung der internationalen Kontrollkommission zu stellen, bis die Großmächte sich weiter entschieden haben.

Friedliche Lösung des griechisch- Mrkischen Konflikts?

Aus Athen meldet ein Telegramm: Die Aussichten aus eine friedliche Beilegung des gefahrdrohenden griechisch- türkischen Konfliktes sind nach Informationen aus hiesigen diplomatischen Kreisen durchaus günstig. Die Be­antwortung der griechischen Rote Lurch Sie'Pforte dürfte bereits in den nächsten Tagen erfolgen. Sie wird einen durchaus versöhnlichen Charakter tragen, so daß in Aus­sicht steht, daß der Konflikt noch im Laufe der nächsten Woche friedlich beigelegt sein wird. Die günstige Wendung der Dinge ist in der Hauptsache dem Einwirken der Vertreter der Großmächte in Konstantinopel zu danken. Die Pforte hat sich bereiterklärt, die Ausweisung von Griechen zurückzuziehen und Schadenersatz zu leisten; Maß­nahmen, durch die die griechische Regierung vollständig zu- friedengestellt ist. Die türkische Presse bespricht die Erklä­rungen des griechischen Ministerpräsidenten Benizelos ziem­lich ruhig.Tanin" hält sie sür ein parlamentarisches Manöver zu dem Zwecke, die Einstellung der Auswande­rung der Griechen, die der Reise Talaat Beis zu verdanken sei, als eigenen Erfolg darzustellen. Das Blatt sagt weiter: Niemand in der Türkei sei sür den Krieg; aber keine Regierung sei so schwach, vor Griechenland zu kapitulieren. Im übrigen drucken die türkischen Blätter das Dekret über die Annexion von Chios und Mytilene durch Griechenland ohne Kommentar ab. Der Bürgermeister der Griechenstadt Aiwali (Kleinasien) telegraphierte dem Großwesir, daß in­folge der Ankunft Talaat Beis die Auswanderungsbewe-

weil sie ihm gar so deutlich ihr Wohlgefallen zeigte, was ihn sehr unangenehm berührte.

Sie lasten sich auch gar zu selten sehen, Herr von Wolfsburg," sagte sie eben schmollend;ich bin eigentlich recht böse aus Sie!"

Dann bin ich untröstlich, mein gnädiges Fräulein!"

Das glaube ich gar nicht Sie hatten es ja gar nicht gemerkt, daß ich schon auf dem letzten Kasinooergnügen Ihnen gram war hat Herr von Strachwitz, bei dem ich mich über Sie beklagt, Ihnen nichts erzählt?"

Strachwitz? ja, ja, allerdings," entgegnete Wolf; er hatte keine Ahnung, um was es sich da handelte, es war ihm auch gleichgültig, nur nicht die Zeit versäumen, Mary zu begegnen. Aber er kam nicht von ihr los; Gabriele hielt ihn im Gespräch fest; denn sie war ja viel zu stolz daraus, den schönen Wolfsburg an ihrer Seite zu sehen, als daß sie ihn so schnell wieder fceigegeben hätte, deshalb bat sie ihn, sie noch ein Stück des Weges zu geleiten,die Herren haben doch vor Tisch nichts Wichtiges zu erledigen?" Wohl oder übel mußte er mit, und sie suchte ihn lebhaft zu unterhalten.

Papa hat mir gestern ein neues Reitpferd gekauft einen Rappen meine Lisa gefiel mir nicht mehr; ich habe sie verkauft, Frau von Mühlen bat mich darum."

Ist Ihnen die Trennung nicht schwer geworden? Lisa war ein gutes, frommes Tier! Erzählten Sie mir nicht mal, daß die Dame ihre Tiere nicht sonderlich gut behandelt?"

Nun ja, wenn sie ihre Neroenanfälle hat, ist es ihr