Wird die Beförderung von Tieren in einem Zuge verlangt und gestattet, der für die Beförderung von Tieren überhaupt oder für die Beförderung der betreffenden Tier­art nicht bestimmt ist, fo wird außer der Fracht ein Zu­schlag berechnet.

8. Die Rückbeförderung an den ersten Absender erfolgt nach den Bestimmungen für Frachtbegünstigungen bei Aus­stellungen frachtfrei unter folgenden Bedingungen:

n) Bei der Aufgabe der Pferde zur Hinbeförderung hat der Absender ausdrücklich anzugeben, daß die Pferde zu der Prämierung gesendet werden. Soweit behufs Er­langung der Frachtermäßigung für die Hinbeförderung der gemäß ^ Abf. 2 vorgeschriebene Antrag gestellt worden ist, ist darin jene Angabe bereits enthalten.

Die Sendungen dürfen auf dem Hinwege nur Pferde enthalten, die bei der Prämierung oorgeführt werden. Als Ausweis über die Hinbeförderung werden die Karten zu den Beförderungsscheinen für den Hinweg von der Emp- fangsabfertigung dem Absender ausgehändigt.

d) Die Aufgabe zur frachtfreien Rückbeförderung an den ersten Absender nach der ursprünglichen Versandstation muß längstens 4 Wochen nach Schluß der Prämierung und stets auf der Bestimmungsstation des Hinwegs erfolgen. Die Rückbeförderung findet auf dem Wege der Hinbeför­derung statt.

c) Bei der Ausgabe zur Rückbeförderung sind vom Absender oorzulegen:

1) der Frachtbrief oder die Karte zum Besörderungs- schein für den Hinweg,

2) eine Bescheinigung, daß die zurückzubesördernden Pferde an der Prämierung teilgenommen haben und nicht verkauft oder vertauscht worden sind.

Die Frachtbriefe für die Hinbeförderung werden ab­gestempelt, mit einem Vermerk über die Aufgabe zur Rück­beförderung versehen und den Absendern zurückgegeben. Die Karten zu den Beförderungsschelnen werden eingezogen

ä) Die als eine Sendung zur Prämierung beförder­ten Pferde müssen als eine Sendung zur Rückbeförderung angegeben werden. Die Rücksendung nur eines Teils ist zulässig, dagegen die Rücksendung in mehreren Teilsendungen unstatthaft.

Bei der Rückbeförderung können mehr Wagen oder Wagen mit größerer Ladefläche als bei der Hinbeförderung nicht verlangt werden. Wenn nur ein Teil der Sendung zurückbesördert wird, kann auch nur eine verhältnismäßig geringe Ladefläche beansprucht werden.

v) Für die Benutzung zuschlagpflichtiger Züge, sowie für sonstige besondere Leistungen der Eisenbahn (Desinfi­zieren) sind die tarifmäßigen oder sonst festgesetzten Gebühren zu erheben.

k) Begleiter genießen keine Begünstigungen.

Die Anmeldestellen haben Verzeichnisse der zu den Prämierungen zu befördernden Pferde in doppelter Ausfertigung mindestens 8 Tage vor der Prämierung der K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen in Stuttgart oorzulegen. Formulare zu diesen Verzeichnissen werden den Anmeldestellen von der Landgestülskommission zugestellt werden.

Stuttgart, den 8. Juni 1914.

K. Landgestülskommission:

Haag.

Der Streit in der Sozialdemokratie.

p Der Streit in der Sozialdemokratie scheint eine weitere Verschärfung zu erfahren. In einer Mitglieder­versammlung des Stuttgarter sozialdemokratischen Vereins berichtete der Abg. Westmeyer über die letzten Vorgänge in der Partei, die eine sehr starke Verbitterung in die Partei hineingetragen und den unseligen Zwist aufs neue zu Heller Flamme angefacht hätten. Die Wirkung des Vorgehens der Revisionisten fei die, daß dadurch die Kampffähigkeit der Partei nicht nur in Stuttgart sondern auch im Lande gerade in dieser Zeit aufs tiefste geschwächt wurde. Auch in Heilbronn hätten die Revisionisten eines sicheren Bezirks ihre Anhänger durch Zirkulare in die Generalversammlung dirigiert und so einen Wahlerfolg erzielt. Zu den Angriffen auf die Landtagsfraktion erklärte Westmeyer, der Fraktions- vorstand habe seine Zurückhaltung zu dem Versuch benützt, ihn öffentlich zu infamieren. Ueber das Fraktionsessen, das Genosse Hornung, der an ihm tetlnahm, als solches bezeichnete, wurde mitgeteilt, daß in der letzten Sitzung des Landtags vom Schriftführer der Fraktion, dem Abg. Hey- mann, sämtliche FraKtionsmttglieder eingeladen worden seien mit Ausnahme der drei radikalen Abgeordneten Hoschka, Engelhardt und Westmeyer. Dem Frakttonsoorsitzenden Keil wird die Ausschaltung der Stuttgarter Parteiorganisation bei einer Kundgebung aller Stuttgarter Gewerkschaften gegen die Regierung oorgeworfen. Auf einen Protest Wcstmeyers habe Keil erklärt: Das gehe die Fraktion nichts an. Die Ausführungen Westmeyers wurden wiederholt durch leb­hafte Zustimmung? bezeugungen unterstrichen, die sich, wie Schwab. Tagwacht feststellt, am Schluffe zu einer stürmi­schen Beifallskundgebung steigerten. Schließlich wurde eine Erklärung angenommen, wonach die Parteioersammlung das parteischädigende Treiben der Verfasser und Verbreiter des anonymen Pamphlets gegen die Patteiorganisation aufs schärfste verurteilt und den Versuch, mit einem zweiten anonymen Zirkular die unterirdische Wühlarbeit weiter zu fördern, als eine bewußte und gewollte Zerrüttung der Parteiorganisation kennzeichnet. Die Parteileitung wird verpflichtet ungeachtet der Versuche, das Verfahren gegen die betr. Genossen aufzuhalten, mit aller Energie diesem Treiben ein Ende zu bereiten.

Eine sozialdemokratische Generalversammlung des 5. Wahlkreises, die in Nürtingen tagte, hat eine Resolution abgelehnt, wonach der Beschluß des'Landesvorstands be­grüßt wird, der eine völlige unparteiische Untersuchung der Ursachen der Differenzen im württembergischen Parteileben bezweckt und in der die Hoffnung ausgesprochen ist, daß diese Untersuchung zu einer endgiltigen Beendigung des Streits führe. _

Ein Angriff auf Durazzo.

Wie«, 15. Juni. Direkte telegraphische Meldungen aus Durazzo bestätigen, daß die Aufständischen beim ersten Morgengrauen in großer Zahl von den Bergen Herabstiegen und Durazzo angrisfen. Die Wachen waren je­doch auf ihrem Posten und so gelang die Ueberrumpelung nicht. Nach mehrstündigem Kampfe, in dem die Rebellen von den Maschinengewehren und Schnellfeusrgeschützen reihenweise niedergemäht wurden, wurde der Angriff mit schweren Verlusten abgeschlagen.

Nach dem Falle des Obersten Thomson übernahm Mbret Wilhelm persönlich die Leitung der Ver­teidigung Durazzos. Der Fürst befindet sich ständig in den vordersten Reihen seiner Truppen; er hofft, bis zum Ein­treffen der erwarteten Verstärkungen die Stadt halten zu können. Die Aufständischen sind über alle Vorgänge in Durazzo aufs genaueste unterrichtet, da sie andauernd in Verbindung mit ihren in der Stadt lebenden Freunden stehen. Die süistentreuen Albaner bedauern lebhaft, daß der verhaftete Bürgermeister, der als einer der Hauptspione der Insurgenten gilt, auf russischen Einfluß hin wieder auf freien Fuß gesetzt worden Ist.

Rom, 15. Juni. Hier verlautet, daß die albanischen Regierungstruppen durch die Aufständischen geschlagen sind. Die Regierungsiruppen sollen sich zurückgezogen und die Rebellen Durazzo genommen haben. Der Mbret habe sich mit seiner Familie an Bord des im Hafen liegenden italieni­schen Stationäre geflüchtet. Bisher ist noch keine Be­stätigung vom vom Falle Durazzos eingetroffen.

Der Besuch des Kaisers in Konopischt.

DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt in ihrer Wochenrundschau: Der Besuch des Kaisers und Königs aus dem herrlichen Landsitz des österreich-ungarischen Thron­folgers in Böhmen wurde bei uns wie bei der verbündeten habsburgischen Monarchie von der Presse als eine neue Bekundung der die beiden Herren verbindenden herzlichen Freundschaft begrüßt. Auch der Umstand, daß auf beson­dere Einladung des Erzherzogs der Staatssekretär Groß­admiral v. Tirpitz den Kaiser nach Konopischt begleitete, wurde in den Besprechungen der Blätter heroorgehoben. Es braucht nicht näher ausgeführt zu werden, daß ein Bei­sammensein von drei Marinefachmännern, wie es der Kaiser, sein Wirt und der Großadmiral sind, auch auf den Inhalt ihrer Gespräche nicht ohne Wirkung gewesen sein wird. Hiervon abgesehen, müssen wir, in Uebereinstimmung mit derWiener Abendpost", die politischen Deutungen, die einige ausländische Blätter dem Kaiserbesuch in Konopischt unterschieben wollen, als irrtümlich bezeichnen. Der wirk­liche Wert der Zusammenkunft wird durch solche Entfiel« lungsversuche nicht berührt. Die Freunde des deutsch­österreichischen Bündnisses wie der Dreibundpolitik werden gern der schönen Stunden gedenken, die dem Kaiser durch die liebenswürdige Gastfreundschaft des E'zherzog-Thron- folgers bereitet worden sind.

XXII. württ. Kriegerbundestag.

p Reutlingen, 15. Juni. Der XXII. Württ. Krieger- bundestag fand gestern unter überaus zahlreicher Beteiligung hier statt. An den Verhandlungen des Bundestags in der Bundeshalle nahmen Vertreter des preußischen Landeskrieger- verbandes, des Deutschen Kttegerbundes und der Landes- kriegerverbände teil. Der Präsident des Bundes, General Freiherr o. Hügel, konnte ein erfrsul'ches Wachstum des Bundes feststellen. Oberbürgermeister Hepp begrüßte die Tagung im Namen der Stadt. Der Präsident des Kyff- häuserbundes, General z. D. v. Ploetz, brachte ein Hurra auf den Bund aus. Hierauf wurden die vom König ver­liehenen Auszeichnungen bekannt gegeben. Das Ritterkreuz 1. Klasse des Friedrichsordens erhielten Direktor Karl Dizler-Stuttgart, Landtageabg. Groß-Reutlingen, Kommer­zienrat Ritter und Major Schuster-Ludwigsburg. Zu Ehren­mitgliedern des Bundes wurden ernannt Generaloberst v. Lindequist, der Kabinettschef des Königs Freiherr v. Soden, General v. Bilfinger und Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein. Die Errichtung einer Bundessterbekasse wurde nach einem Referat von Direktor Dr. Raiser beschlossen, ebenso eine Erhöhung der Jahresbeiträge der Bereinsmitglieder von 35 auf 45 Die Bundestagung 1916 wird in Stuttgart stattfinden. Nach den Verhandlungen erschien der König und würde vom Oberbürgermeister Hepp empfangen. Aus der Tribüne waren ferner anwesend der Herzog von Urach, Fürst von Hohenlohe-Bartenstein, die Minister v. March- taler, v. Fleischhauer und Dr. v. Pischek. Nach dem Frühstück im Museum nahm der König den Vorbeimarsch sämtlicher zum Fest erschienener Kriegeroereine, insgesamt 684, mit etwa 17 OM Mitgliedern, entgegen. Nach dem Festzug fand im Kronprinzen das Festessen statt.

VH. Nagoldgau-Liederfest.

Unter freudiger Anteilnahme der Bevölkerung Eff- ringens fand am vergangenen Sonntag das VII. Na- goldgau-Liedersest statt. Der Ort war überaus festlich geschmückt, und auf dem Festplatze hinter dem Hirsch war eine geräumige Festhalle, Bierzelte und Karussel. Schiffsschaukel und ein Kino zur Volksbelustigung errichtet. Früh 6 Uhr fand Tagwache statt. Im Laufe des Morgens trafen von allen Seiten die teilnehmenden Vereine und Festbesucher ein, die vom festgebenden Verein an der Orts- grenzs empfangen wurden. Um Vs 10 Uhr fand in der Festhalle der

Wettgesang

statt. Als Preisrichter walteten Seminaroberlehrer a. D. Eberle - Baihingen a. E. und Chordirigent Fr. Neuert, der bekannte Komponist, Pforzheim, ihres Amtes. Gau- vorstand Herr Bayer-Calw hieß die Vereine herzlich will­kommen, worauf der Wettgesang seinen Anfang nahm. Als Pslichtchor für die Gauvereine galt K. MudlersUnd wie­der ward es Maienzeit". Unter den Gauvereinen haben besonders Liederkranz Wildberg, Eintracht Hohenwarth und Eintracht Effringen glänzende Erfolge gehabt, während unter den Gastvsreinen der Gesangverein Rotfelden sehr an­genehm sich bemerkbar machte.

Nach dem Mittagessen durchzogen die Vereine im langen Festzug den Ott. Auf dem Festplatz angekommen fang der festgebende Verein einen Begrüßungschor, worauf Herr Hauptlehrer Grieb eine mit großem Interesse auf­genommene Festrede hielt, in welcher er das deutsche Lied und den Männergesang feierte. Der Pflichtchor wurde sodann im Massenchor wiederholt. Von Frl. Anna Deuble wurde namens der Festjungsrauen dem festgebenden Verein ein Fahnenband überreicht. Verschiedene Mitglieder erhielten zum Zeichen der Anerkennung für ihre langjährige Mit­gliedschaft Diplome überreicht, so Herr Vorstand Traub für 40jährige und die Herren Gottlob Deuble, Ioh. Georg Geigle, Friedrich Schmid, Jakob Roller und Ioh. Traub für 25jährige Mitgliedschaft. Vom Vorstand des Arbeitervereins Herrn Stengle wurde ein Lorbeerkranz überreicht, während verschiedene andere Vereine ebenfalls Angebinde dem festgebenden Vereine überbrachten. Ver­schiedene Gastvereine brachten im Laufe des Nachmittags einige Chöre zum Bortrag, während sich auf dem Festplatze im allgemeinen ein frohes Fest entwickelte, das leider durch Gewitterregen arg gestört wurde. Am Abend fand Preis- vetteilung und Bankett statt; das Resultat der Preisvertei- lung wurde von uns bereits gestern veröffentlicht. Die zahlreichen Ehrengaben bestanden in wertvollen Silber­pokalen usw. Am Montag nahm unter günstigeren Witterungsoerhältnissen das Fest seinen Fortgang.

Politische Tagesberichte.

General von Ringler

Samstagaacht ist Generalmajor a. D. Albert von Ringler im Alter von 98 Jahren sanft verschieden. Am 21. Januar 1817 wurde er als Sohn eines kriegs- erprobten Soldaten in Sulz unter dem Wald im Elsaß geboren. Im Alter von 16 Jahren trat er am 23. Sept. 1833 in die württembergische Kriegsschule in Ludwigsburg ein. Von 1850 führte er als Hauptmann 15 Jahre lang die 6. Kompagnie des 4. Inf.-Reg, und nachdem er den Feldzug von 1866 als Bataillonskommandeur im 7. Regi­ment mitgemacht hatte, kehrte er schon 1868 als Oberst­leutnant zum 2. Inf.-Regt. zurück. Noch im gleichen Jahre zog er als Kommandeur des 2. Bataillons in die neu- errichtete Garnison Weingarten ein. Dann kam der große Krieg. Er machte ihn an der Spitze seines Regiments als Oberst mit. Unter seiner tapferen Führung haben sich die Zweier bei Wörth und Fröschweiler und später am Mont Mesch unvergängliche Lorbeeren geholt. Mit zahlreichen hohen Auszeichnungen geschmückt, führte er am 1. Juli 1871 das inzwischen dem Kaiser verliehene Regiment nach Weingarten zurück. Bald darauf, 1874, trat er in den Ruhestand. Seitdem lebte er in Stuttgart.

Pertrauenskundgebrrng für Wacker.

Der auf den Index gesetzte Zentrumssührer hat von seiten der badischen Geistlichkeit Bettrauenskundgebungen erfahren. Gelegentlich der in SLockach abgehaltenen Kon­ferenz der katholischen Geistlichen aus den Kapiteln Stockach, Engen und Meßkirch, an der sich 23 Geistliche beteiligten, wurde an den Geistlichen Rat Wacker folgende Erklärung abgeschickt:Indem wir uns in aller Ehrfurcht und Auf­richtigkeit mit Ihnen, hochw. Geistl. Rat, den Entscheidungen unserer obersten Kirchenbehörde unterwerfen, drängt es uns, Ihnen unseren innigsten Dank auszusprechen für alles, was Sie in jahrzehntelangem, schwerem Kampf für die Sache unserer heiligen Kirche getan, gelitten und errungen haben; wir verehren Sie auch weiterhin als unseren wackeren Vor­kämpfer. Wir sprechen Ihnen vollstes Vertrauen aus und hoffen zu Gott, daß Sie uns noch manches Jahr die ruhm­reiche Fahne voraustragen werden für Wahrheit, Freiheit und Recht."

r Vom Hofe. Der König wird sich bei der Be­erdigung des Großherzogs von Meckienburg-Strelitz in Strelitz durch Herzog Robert v. Wüttemberg vertreten lassen.

Hochwasser.

x Durch wolkenbruchartige Regenfälle aus den Fildern und der Umgebung von Stuttgart wurden am Sonntag bedeutende Ueberschwemmungen veranlaßt. In Hebel- fingen war eine förmliche Hochwafferkatastrophe zu ver-