Politische Nachrichten.
Reichstagsabgeordneter Deka« Leser -j-. Reichstagsabgeordneter Dekan Leser ist nach kurzem, schwerem Leiden in Neuhausen a. F. gestorben. Dekan Leser vertrat den Reichstagswahlkreis Ravensburg seit dem Jahre 1903. Bet der letzten Wahl im Jahre 1912 wurde er mit 19945 Zentrumsstimmen gegen 1936 nationalliberale, 1602 sozialdemokratische und 74 konservative Stimmen gewählt. Der Wahlkreis gehört seit dem Jahre 1871 zum unbestrittenen Besitztum des Zentrums. Er ist 1846 geboren.
Veränderungen in den hohe» Kommando stellen der deutsche» Marine. Dem Berliner „Lok.Anz." wird aus Wilhelmshaven berichtet, daß, dem Bernehmen nach, der Chef der Mariuestation der Nordsee, Admiral von Heeringen, schon in allernächster Zeit in den Ruhestand treten dürste, da seine Gesundheit zu Besorgnissen Anlaß gibt. Ueber seinen Nachfolger ist noch keine Bestimmung getroffen. Da später im Jahre auch ein Wechsel des Chefs der Ostseestation wahrscheinlich ist, sieht man damit größeren Beränderungen in den höheren Kommandostellen entgegen, die sich namentlich aus die Stellungen der Departements- direktoren im Reichsmarineamt erstrecken dürften.
Kriegsavsage der Radikale«. Das Exekutivkomitee der republikanisch-radikalen und der sozialistisch- radikalen Partei hat in einer Sitzung einstimmig folgende Tagesordnung angenommen: Das Exekutivkomitee, geleitet von den Beschlüssen des Kongresses in Pau und von den Lehren, die sich aus den Abstimmungen vom 26. April und 10. Mat ergeben, verpflichtet seine Anhänger, Ausschüsse und Verbände, ihre Gewählten aufzufordern: 1. ihr Vertrauen dem Kabinett Ribot, dem Ministerium des Rückschritts, zu verweigern, 2 . ihr Vertrauen nur einer Regierung der Linken zu gewähren, dis sich ausschließlich aus eine Majorität der Linken stützt.
Ein Ultimatum. In der allgemeinen Lage in Albanien ist keine Aenderung zu verzeichnen. Es herrscht vollkommene Ruhe. Wie verlautet, hat der Mbret den Aufständischen ein Ultimatum von 48 Stunden gefetzt, dis Waffen uiederzulegen, andernfalls werde man gegen sie marschieren. Er hat den Aufständischen für den Fall der Waffenniederlegung Straffreiheit zugesichert. Im Gegensatz zu Pariser und Petersburger Meldungen kann es als feststehend bezeichnet werden, daß es grundsätzlich zu einer Einigung über die Frage der Entsendung einer internationalen Truppenabteilung aus Skutari nach Durazzo von Kriegsschiffen der Mächte dorthin gekommen ist. Die Ausführung hängt lediglich davon ab, ob und wann der Fürst sie für notwendig errachtet.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 10. Juni 1914.
Rotes Krenz. Am Mittwochabend fand zum Besten des Roten Kreuzes nochmals im „Rößle" die Aufführung des Moser'schen Schwankes „Frau Müller" statt. Die Mitwirkenden ernteten, wie auch am Samstag, wiederum lebhaften Beifall und erzielten große Lacherfolge. Dem Stück voraus gingen einige Musikstücke. Am Ende der Vorstellung sprach Herr Oberamtmann Kommerell allen Mitwirkenden, die sich in liebenswürdiger Weise in den Dienst der guten Sache gestellt haben, den herzlichsten Dank aus und dankte allen Anwesenden, besonders auch den zahlreich von auswärts Herbeigeeilten für ihr Erscheinen, durch das sie ebenfalls zur Unterstützung des Roten Kreuzes beitrugen. Sodann wies der Redner in kurzen Worten aus die Bedeutung des Abends hin und gab Bemerkungen über die Bestrebungen und Ziele des Roten Kreuzes. Interessant war es, zu hören, was bereits in unserer Stadt geleistet worden ist, und das Lob, das der Redner dem Frl. Mayer, die sich uneigennützig in den Dienst des Roten Kreuzes gestellt hat, spendete, fand allseitig Widerhall. Es schlossen sich Darbietungen verschiedener Musikstücke, Gesänge und Rezitationen an, worauf der Abend, der zur vollsten Be-
so lange ich Dich kenne; für Dich lebe und sterbe ich! Und aus meine Treue kannst Du wie auf die Deiniqe bauen!"
Da faßte er ihren Kopf mit beiden Händen und sah tief in die großen, unschuldigen Augen. Was ihm daraus entgegenstrahlte, mußte ihn wohl befriedigen; denn er küßte die klare Stirn des Mädchens. „Ich danke Dir, mein Lieb," lispelte er und zog Mary sanft zu sich empor.
„Du Süßer," flüsterte sie ihm lächelnd zu. Da preßte er sie in überquellender Leidenschaft fest an sich und bedeckte den süßen Mund mit glühenden Küssen. Leise strich er dann über ihr erglühendes Gesicht und flüsterte innig: „Mein Märchen, mein Sonnenstrahl." Es war so friedlich, so weltverloren um sie her; nur die Nachtigallen ließen ihre sehnsüchtigen Klänge erschallen. Lange lag Mary so in seinem Arm — keines redete mit dem anderen — sie waren so glücklich in ihrer Liebe, in dem Bewußtsein des Sichangehörens!
„Ich muß jetzt gehen, Wolf." sagte sie endlich leise.
„Bleibe noch, Geliebte," bat er.
„Nein, Wolf, es ist schon spät I Wenn nur die Pforte noch offen ist!" Sie stand auf, strich sich das Haar zurecht und setzte den Hut wieder auf.
„Wenn es denn sein muß, daß wir uns trennen müssen, dann begleite ich Dich, Märchen!" sagte er.
„Bitte, mein Schatz; lasse mich allein gehen, ich fürchte mich nicht!"
„Aber warum, Maus? Du könntest belästigt werden!"
„Das lieber, als — mit Dir so spät gesehen werden,
friedigung verlaufen ist, sein Ende fand. Die auswärtigen Besucher werden es ohne Zweifel bedauert haben, daß es ihnen nicht möglich war, länger bei der Veranstaltung zu weilen. Für die Kaffe des Roten Kreuzes ist eine unerwartet hohe Summe eingegangen.
Ein erfreuliches Bild der Entwicklung unserer Stadt Nagold gibt folgende Uebersicht über die steuerliche Entwicklung der Stadtgemeinde seit dem Jahre 1900. Es beträgt danach:
Im
Jahre
das
Grund-
Kataster
der Steuer- anschlag der Gebäude
das
Gewerbe
kataster
die
Gemeinde-
Eink.Steuer
1900
121034
4021950
242736
1901
—
4123550
241 603
—
1902
—
4180150
247 234
—
1903
—
4152650
254868
—
1904
—
4246600
252 179
—
1905
120716
4 306 700
286 149
1849
1906
—
4 583200
286808
1931
1907
—
4731700
303 720
2000
1908
—
5001100
352 255
2168
1909
—
5665300
349948
2242
1910
120492
5923100
358007
2216
1911
—
6097300
381 671
2349
1912
—
6229400
389863
2 572
1913
120531
6416500
387562
2387
1914
—
6631200
394905
—
Vom Württ. Schwarzwaldvereiu. Am 20. und 21 . Juni wird bekanntlich die 30. Hauptoersammlug und das Hauptoereinsfest des Mürttembergischen Schwarzwald- Vereins zu Freudenstadt stattfinden und damit verbunden die Einweihung des König Wilhelmsturmes auf dem Rinkenberg bei Baiersbronn. Mit einer schönen Gabe — gewissermaßen als Festangebinde zur 30. Hauptversammlung — hat der Verein seine Mitglieder erfreut: „Karten- lesen von Alfred Egerer". Mit diesem Werk ist eine Einführung in das Verständnis der topographischen Karten und eine Art Abschluß zum Bereinskartenwerk gedacht, bestimmt, Jung und Alt zum richtigen Gebrauch einer Karte anzuleiten oder die Freude am Gebrauch einer guten Wanderkarte und die Uebung darin zu erhöhen und wach zu erhalten.
Sonderzüge nach Reutlingen zum Bundeskriegerfest am 14. Sonntag finden unsere Leser im Handelsteil.
o Altensteig. In der Dienstagsitzung des Gemeinderats wurde die für 1913 zur Austeilung kommende Bürgergabe auf 5 Mark festgesetzt. Ein verbleibender kleiner Ueberschuß des Erlöses aus Reisig und Rinde wird zur Ausgleichung für später bestimmt. — Für die Kleinkinder- schule wurde die Anschaffung von 70 Bechern und 70 Schaufeln, sowie zweier Aluminium- Becher genehmigt. Ferner sollen 2 Kubikmeter reiner Flußsand (zum Spielen) beschafft werden. — Auf Grund Vollmacht des Gemeinderats hat der städt. Oberförster die Waldparzelle Nr. 693 1 Hektar 30 Ar 34 qm. im Wulzenteich, Markung Besenfeld, die unmittelbar an den Stadtwald anstößt, um 2400 Mark erworben. Der abgeschloffene Kaufvertrag wird genehmigt. — Der städt. Oberförster wurde zur Anschaffung eines Nioellter-Instruments zur Benützung bei Waldweganlagen ermächtigt. — Die Fortführung des in die neue Schloßbergstraße eingelegten Wasserleitungs-Strangs bis zur Wendeplatte und die gleichzeitige Einlegung der Kanalisation aus die ganze Strecke vom Sellengraben bis zur Wendeplatte wurde genehmigt. Die Arbeiten sind bereits zur Vergebung ausgeschrieben. Die Ausführung soll erst nach der Heuernte erfolgen.
m Obertalheim. Am vergangenen Sonntag befand sich der, frühere Waldmeister Schlotter von hier auf dem Heimweg von Altheim und wählte dazu den Fußpfad, der sich rechts des Tales unmittelbar neben der Steinach
Wolf! Ich weiß, daß einige meiner Mitarbeiterinnen die Abendspaziergänge sehr lieben, und wenn die mich sähen, wäre alles vorbei. Sie mögen mich ohnehin nicht leiden!"
„Dann will ich nachgeben. mein Kleines — aber bis zur Pforte geleite ich Dich." Ec legte seinen Arm um sie; kurz vor dem Ausgang blieb sie stehen.
„Gute Nacht, mein Geliebter!" Er hielt ihre Hand fest. „Wann sehe ich Dich wieder? Morgen um diese Zeit und hier, ja?" fragte er.
„Morgen schon wieder? Ach Wolf, ich tue es nicht gern, so lieb ich Dich habe!"
„Bitte, mein Liebling, bitte," fleht er, „ich kann doch nicht in Deine Wohnung kommen und — Du wirst mich doch nicht vergebens warten lassen?"
„Ach, wüßtest Du, wie beschämend, wie peinlich diese Heimlichkeit für mich ist," klagte sie.
„Sei geduldig, mein Herz, es soll ja nicht lange dauern; lasse mir Zeit zum Ueberlegen - morgen wollen wir über alles sprechen — also Du kommst?"
„Nun denn, ja! Aber jetzt gute Nacht, mein Wolf!" Er preßte sie nochmals an sich; ihre Lippen ruhten in einem heißen Kusse auseinander; dann entwand sie sich ihm und eilte leichtfüßig von dannen.
_ (Fortsetzung folgt.)
Stadt und Land. Das Kais. Statistische Amt hat einen Vergleich zwischen der Einwohnerschaft aller Gemeinden von mindestens 2000 Einwohnern (also der städtischen Bevölkerung) an den Zähltagen ( 1 . Dezember) der letzten
hinzieht. Dabei stolperte er über eine der vielen Baumwurzeln und stürzte den ziemlich steilen Hang hinunter und blieb dort liegen. Ein anderer Bürger von hier, Augustin Straub, ging aus der entgegengesetzten Seite des Tales ebenfalls Obertalheim zu. Dieser eilte hinzu und fand Schlotter mit dem Kops ganz im Wasser liegend und die Arme so ungeschickt aus dem Rücken, daß er sich selbst nicht Rettung zu bringen vermochte. Nahe daran, zu ertrinken, wurde er von Straub aus seiner bedenklichen Lage befreit. Glücklicherweise ist Schlotter, ohne weiteren Schaden zu nehmen, daoongekommen.
m Obertalheim. Am letzten Sonntag hielt der Schützenverein bei etwas kühlem, aber sonst ganz günstigem Weiter sein öffentliches Preisschießen ab. Der Platz beim Schießstand, sowie der zur Abhaltung des Waldfestes bestimmte Platz waren namentlich auch von Auswärtigen sehr gut besucht. Während die Schützen sich eifrig zum Schießen meldeten, bewegte sich die Jugend zu den Weisen der Musikkapelle froh im Tanze. Abends fand im Gasthaus zur Krone die Preisverteilung statt.
Ans de» Nachbarbezirken.
r Stammheim. Unter jungen Leuten gab es hier heftige Streitereien, wobei zwei teils leichtere, teils schwerere Stichwunden erlitten. Ein dritter kam mit einer leichteren Wunde davon. Ein vierter Verwundeter hatte eine etwa 5 Zentimeter lange, klaffende, tiefe Wunde, wahrscheinlich von einem Prügelhieb. Drei muhten ins Bezirkskrankenhaus nach Calw verbracht werden.
Eutingen. Am Dienstag kam Bischof von Keppler von Bollmaringen her auf der Heimreise nach Rotienburg begriffen, um die restaurierten Wandgemälde der Pfarrkirche zu besichtigen.
A Freudenstadt. Für den nach Stuttgart zum Steuerkollegium einberusenen Finanzamtmann Caeper ist, wie wir hören, der Flnanzassefsor Oehler in Sindelfingen dem Kameralamt Freudenstadt zugeieilt worden. Der Stellenwechsel vollzieht sich sofort.
p Frendeustadt. Der Seifensieder Albert Wohlfarth kam beim Schwanenhos mit seinem Fahrrad zu Fall und zog sich schwere Verletzungen zu. Er wurde in bewußtlosem Zustande nach Hause gebracht.
r Stuttgart. Das Präsidium des Württ. Landesvereins vom Roten Kreuz hat aus Samstag, den 20. Juni d. I. einen außerordentlichen Mitgliedertag (vormittags 10 Uhr im Großen Saal des neuen Stadtgartenge- bäudes) einberufen, der besonders den Bezirksvertretern, ihren Mitarbeitern, und namentlich den Vorsitzenden der Helferinnen- und Depotabteilungen, sowie den Vorständen der Saniiätskolonnen Gelegenheit bieten soll, sich in eingehender Aussprache Über die weitere Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Rote-Kreuz-Sammlung 1914 im ganzen Lande endgiltig zu informieren und jede gewünschte Auskunft und Unterstützung zu erhalten. Der großen Mitgliederversammlung am 20. Juni wird sich ein Frühstück im kleinen Saal des Stadtgartens anschließen und nachmittags find Führungen durch die Ausstellung für Gesundheitspflege unter sachverständiger Leitung vorgesehen. Den auswärtigen Vertretern der Bezirke und Abteilungen stellt das Präsidium freie Eintrittskarten für die Ausstellung zur Verfügung, die an der Geschäftsstelle des Landesvereins in Empfang zu nehmen sind.
r Stuttgart. Leutnant Wencher vom 19. Ulanenregiment in Uim ist dieser Tage mit seinem Begleitosfizier von Hennings in 4 Stunden 50 Minuten von Johannistal nach Wien geflogen. Am Montag trat er den Rückflug nach Ulm an und brauchte dazu, abgerechnet eine Zwischenlandung !n Linz, 4^2 Stunden. In Ulm wurde ein vierstündiger Aufenthalt genommen und abends um V 26 Uhr trotz schlechten Wetters nach Stuttgart weitergeflogen, wo am Abend gegen Vs? Uhr eine glatte Landung erfolgte. Am Dienstagabend nach 6 Uhr unternahmen beide Herren mit ihrem Doppeldecker einen Probeflug, der sie in mehrfachen, wundervollen Spiralen über Stuttgart bis zu etwa
beiden Volkszählungen gezogen. Darnach ist die Einwohnerzahl der Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohner in den 5 Jahren seit der vorletzten Volkszählung um 0,51 0 . H. gewachsen. Es entfallen auf die städtische Bevölkerung 60,82 und auf die ländliche Bevölkerung 39,98 0 . H. der Gesamtbevölkerung. Die städtische Bevölkerung hat mithin seit der vorletzten Volkszählung viermal so stark zugenommen als die ländliche. In Preußen beträgt dis Gesamtzunahme der Bevölkerung 1 v. H.; die Zunahme der städtischen Bevölkerung 1.2 v. H.; immerhin macht die ländliche Bevölkerung noch 55 v. H. der Gesamtheit aus. Unter den übrigen Bundesstaaten schwankt die Zunahme der Bevölkerung zwischen 0.3 in Braunschweig und 1.3 in Oldenburg. Die Abwanderung vom Lande in die Städte ist am stärksten in Elsaß-Lothringen. nämlich 2 v. H., am geringsten in den beiden Mecklenburg mit 0,5 v. H.
Naiv. „Die sitzende Beschäftigung bekommt Ihnen nicht! Sie müssen sich nach der Arbeitszeit möglichst viel Bewegung machen — turnen, schwimmen." Patient (Schneidergesellc) eifrig: „Herr Doktor, ich kann reiien . . können Sie mir nicht von der Kasse aus ein Pferd verschreiben.
Besser früher als gar nicht. Richter (zum Ange- klagten): „Ist denn das ein Grund den Herrn Piffke tätlich zu beleidigen, weil er sich mit Ihrer Braut vor der Sennhütte unterhalten hat? Hat er sie etwa geküßt?" Huber: „Dös nöt! I' hob eahm dö Watsch'n ja a' nur zur Sicherheit im voraus geb'n."