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* Illustr. Sonntagsblatt und

88. Jahrgang.

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M 133

Donnerstag, den 11. Juni

1914

Wichtiges vom Tage.

Ueber das Befinden des Groß Herzogs von M e ck- lenburg-Strelitz wird offiziell geweidet, daß das Schlimmste zu befürchten ist.

Der Reichstagsabgeordnete Leser (Ztr.j, Vertreter des 17. württ. Wahlkreises, ist gestorben.

Richard Strauß, der bekannte Opernkomponist (Elektra, Salome, Rosenkaoalier usw.) feiert heute seinen 50. Geburtstag.

An amtlicher Stelle in Berlin wird erklärt, daß das Gericht einer Auflösung des Reichstags sofort nach seinem Zusammentritt im Herbst jeder Grundlage entbehre.

Der General st reik in Italien nimmt gewaltige Dimensionen an. In Turin und Florenz kam es zu teil­weise schweren Ausschreitungen.

Fürst von Albanien hat an die Aufständischen ein 48stündiges Ultimatum gerichtet.

Japan hat drei weitere Kriegsschiffe in die mexika­nischen Gewässer gesandt.

China ha! beschlossen, die allgemeine Wehrpflicht smzusiihren.

Bekanntmachung!

Das Inoalidenprüsungsgeschäft für dieses Jahr findet wie folgt statt:

in Neuenbürg: (Rathaus) am 25. und 26. Juni 1914 von Vormittags 8 Uhr ab.

m Calw: (Bezirkskommandp)am27.u.29.6.1914

von Vormittags 8 Uhr ab. in Herrenberg: (Rathaus) am 30. Juni 1914s von Bormittags 8 Uhr ab.

Es haben hierzu sämtliche Invaliden und Renten­empfänger, die diesseits in Kontrolle stehen und deren Pension bezw. Rente mit Ende September -s. Js. abläust, zu erscheinen.

Calw, den 8. Juni 1914.

Kgl. Bezirkskoinmando.

Sie imrlteolbersW Lmdesmsstellmg m«.

x Ueber die aus Anlaß des fünsundzwanzigjährigen Regierungsjubiläums des Königs im Jahre 1916 hier geplante württembergische Landesausstellung für Gewerbe und Industrie, über die vor kurzem Regierungsrat Schüle in einer Sitzung des Gesuntkollegiums der Zentralstelle für Gewerbe und Handel berichtete, werden nunmehr nähere Einzelheiten bekannt. Darnach soll die Ausstellung alle Zweige des Gewerbes umfassen. Außerdem soll die Land- Wirtschaft zur Beteiligung eingeladen werden, und es ist

begründete Aussicht vorhanden, daß diese erfolgen wird. Auch den verschiedenen öffentlichen Behörden, Schulen und Körperschaften soll die Beschickung, die sehr willkommen ist. offen gehalten werden. Um die Ausstellung aus andern ähnlichen Unternehmungen herauszuheben, soll mit der Vor­führung eine Rückschau verbunden werden, die in Aus­dehnung aus eine allgemeine Ausstellung bis jetzt wohl noch nirgends zu treffen war. Sie soll etwa den Gang der Dinge in den letzten fünfzig Jahren vor Augen führen, der Zeitspanne, innerhalb der die wirtschaftliche Entwicklung Württembergs die entscheidende Wendung genommen hat. Fünfzig Jahre schwäbischer Arbeit wird darum auch der Name der Ausstellung sein. Diese Rückschau kann im einzelnen in der verschiedensten Weise gestaltet werden: Vorführung von Arbeitsbehelfen und Erzeugnissen, woraus der Fortschritt in diesen Jahren heroorgeht, sei es dieser Dinge selbst oder von Modellen oder Abbildungen, Vor­führung der Betciebsstätten im Modell oder im Bild, Vor­führung der Betriebsentwicklung durch zahlenmäßige Angaben (z. B. über Größe der Arbeitsräume, Zahl der Arbeiter und der Maschinen, Mengen der verbrauchten Rohstoffe und Erzeugnisse. Kraftverbrauch und dergl.) oder durch bildliche Darstellungen usf. Gewisse Darstellungen können gruppenweise zusammengesaßt werden, bei manchen muß dies notwendig geschehen. Die Durchführung der Aus­stellung soll in der Hand der Zentralstelle liegen, bei der zu diesem Zweck ein Aussiellungsamt errichtet wird. Bon den Handelskammern hat sich keine gegen das Unternehmen ausgesprochen. Sie weisen darauf hin. daß in der Industrie der Plan verschieden ausgenommen werde. In einigen Industriezweigen oder wenigstens in manchen Betrieben bestehe kein Bedürfnis oder keine Neigung, eine Landes­ausstellung zu beschicken. In andern Industriezweigen oder Unternehmungen dagegen sei die Auffassung eine wesentlich andere. Insbesondere stellen sich in verschiedenen Bezirken namentlich das Kunstgewerbe, Teile der Maschinen- und der Textilindustrie u. a. dem Gedanken günstig gegenüber. Mehrfach wird betont, daß zwar nicht die Rücksicht auf den eigenen Betrieb, sondern allgemeine Rücksichten die Entscheidung für die Ausstellung veranlaßt haben. Wie vielfach die einzelnen Industriezweige des gleichen Bezirks keine Geschlossenheit in ihrer Beurteilung der Sache auf­weisen, so zeigt sich auch ein beträchtlicher Unterschied in der Stellungnahme der einzelnen Landesteile. So hatte die Rundfrage der einzelnen Kammern gerade in besonders gewerbereichen Bezirken das Ergebnis, daß sich die Mehr­zahl der Antworten bestimmt für die Beschickung der Aus­stellung aussprach, eine Anzahl sich die Stellungnahme noch offenhielt und nur wenige sich ablehnend verhielten, und das, obgleich bis jetzt keine Werbetätigkeit eingesetzt hat, während sich anderswo da» Verhältnis umkehrte. Die Handwerkskammern haben sich für den Plan ausgesprochen. Auch der Vorstand des Verbands wücttembergischer Indu­strieller hat das Unternehmen gebilligt in der Erwägung, daß mit dieser Ausstellung der gewerblichen Tätigkeit im Lande Gelegenheit zu einer umfassenden Darstellung ihrer gesamten Leistungsfähigkeit geboten werden solle.

Das mexikanische Chaos.

Die Amerikaner haben eine kleine Aufregung glücklich überftanden. Huerta hatte die Absicht, den Hafen von Tampico zu blockieren, um den mit Waffen und Munition versehenen DampferAntilla" an der Landung seiner La­dung zu verhindern. Zu diesem Zweck beorderte er zwei Kanonenboote vor Tampico, die den Dampfer auffangen sollten. Darob große Entrüstung in Amerika, die Freiheit des Handels war ja'bedroht, und so erhielten amerikanische Kriegsschiffe den Befehl, dieAntilla" zu schützen. In letzter Stunde hat nun Huerta auf die Blockade verzichtet, und zwar erfolgte die Aufhebung der Blockade auf eine bei der mexikanischen Regierung eingelaufene Meldung, daß die Vermittler in Niagaras Falls wegen der Bewe­gungen des DampfersAntilla" einen Schritt unternehmen würden. Amtlich wird erklärt, die Regierung habe bei Anordnung der Blockade nicht beabsichtigt, den Handels­verkehr zu stören, sondern nur gewünscht, zu verhindern, daß die Konstitutionalisten Munition erhielten.

In Mexiko selber geht alles drunter und drüber. Jetzt vermutet man, daß japanische Diplomaten von den Rebellen gefangen genommen worden sind. Wie derDaily Tele­graph" aus Mexiko berichtet, sind der dortige japanische Geschäftsträger und der Erste Attachö vermutlich in die Hände der Rebellen gefallen. Der Geschäftsträger war in Begleitung de» Attaches nach Manzanilla abgcgangen, um den im dortigen Hafen liegenden japanischen KreuzerId- zuma" zu besichtigen. Sie verließen Mexiko in den ersten Tagen des Mai. Am 1. Juni depeschierte der japani che Konsul in Colima, daß sie sich nach Manzanilla begeben wollten. Die Eisenbahn gehe aber nur bis St. Puma, eine Stadt von 4000 Einwohnern. Von dort aus seien die Schienen aufgeriffen. Die Bevölkerung dort befinde sich in völliger Anarchie. Der Geschäftsträger versuchte, mit dem Kommandanten der Idzuma telegraphisch in Ver­bindung zu treten, doch konnte er nur ein kurzes Telegramm abgeben. Dem Leiter der japanischen Gesandtschaft in Mexiko gelang es nicht, mit St. Duma in telegraphische Verbindung zu kommen. Es wird nun befürchtet, daß die beiden Diplomaten von der Bevölkerung gefangen gehalten werden. Die Ausstandsbewegung in St. Puma ist voll­kommen unabhängig von der allgemeinen Reoolutionsbe- wegung und trägt durchaus lokalen Charakter. Weder Carranza noch Huerta haben Truppen in der dortigen Gegend. Aus Veranlassung des japanischen Gesandten hat Huerta eine Truppenabteilung nach Et. Puma abgehen lassen, doch ist diese offenbar auf Widerstand gestoßen, da ihr Vormarsch zum Stillstand gekommen ist. Die ameri­kanische Regierung hat an Carranza ein Telegramm ge­sandt mit der Bitte, Nachforschungen über den Verbleib der beiden Diplomaten anzustellen, die bis jetzt erfolglos ver­liefen. Auf der japanischen Gesandtschaft in Mexiko herrscht große Beunruhigung.

London. 10. Juni. Nach Kabelmeldungen aus Beracruz hat Japan 3 weitere Kriegsschiffe in die mexikanischen Gewässer entsandt. Die Schiffe tauschen mit Huerta Begrüßungen aus.

Ein Irühüngstraum.

Bon Fr. Lehne.

(9. Fortsetzung.) (Nachdr. oerb.)

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Nicht wahr, nun siehst Du doch ein. daß ich nicht anders handeln konnte! Du hast also keine Ursache, Dich zu schämen," fuhr er fort,einmal mußte ich Dir sagen, wie lieb ich Dich habe, baß Du mein Gedanke bei Tag und bei Nacht bist." Und zärtlich strich er über ihr blondes Haar. Da schmiegte sie sich fest an ihn und schlang die Arme um seinen Hals.O Wolf, wie liebe ich Dich doch." flüsterte sie,ich vertraue Dir auch, Du bist nicht wie die anderen, ich fühle es Du treibst keinen Scherz mit mir."

Nein, bei Gott nicht, Mädchen," sagte er ernst,zu einer flüchtigen Liebeständelei bist Du zu schade. Ich liebe Dich mit jener heiligen Liebe, die man nur seinem Weibe gibt! Hier im Angesichte Gottes schwöre ich Dir, daß ich Dich zu meinem Weibe machen will!"

Wsls," rief sie da aus; es klang aber mehr erschreckt wie erfreut,Du weißt ja nicht, was Du sagst - Du der Osfizier, ich eine Ladnerin das ist ja unmöglich!"

Unmöglich nicht, aber sehr schwierig das verhehle ich mir keinesfalls!"

Und dann, Deine Familie Deine Karriere"

Wenn ich auch alles ausgeben muß, ich tue es, Dich zu besitzen, Mädchen!"

O Wolf, der Gedanke ist ja viel zu schön, als daß ich daran glauben könnte!"

Glaube nur, mein Süßes, Hab' mich lieb und sei mir treu, hörst Du?"

Es klang verhaltene Angst aus seiner Stimme, als er dies letztere sagte. Alle Ueberlegung hatte er verloren, seit er das holde Mädchen in seinen Armen hielt er fragte weder nach ihrer Familie, noch nach ihrer Herkunft ihm genügte, daß sie da war, daß er sich an ihrer Schön­heit berauschen konnte. Und schön war Mary wie ein Traum. Sie saß auf seinem Knie, von seinem Arm fest umschlungen, den Kopf an seine Brust gelehnt, um den Kopf ein glückliches Lächeln. Das Mondlicht fiel voll auf sie und umwob sie wie mit einer Glorie. Ihre dunkel­blauen Augen, die von langen dunklen Wimpern umsäumt waren, strahlten in einem seltenen Glanze aus dem weißen Gesichtchen. Wie Wolf sie verzückt betrachtete, fiel ihm ihre Durchsichtigkeit auf und eine plötzliche Angst erfüllte ihn.Du bist so bleich mein Lieb? Du bist doch nicht krank?"

Sei ohne Sorge, mein Geliebter," lächelte sie ihn an,ich bin ganz gesund! Nur fehlt mir frische Lust, den ganzen Tag in der Arbeilsstube oder im Laden sein, das macht blaß!"

Das muß anders werden Du mußt dort fort!"

Sie richtete sich aus seinen Annen auf.

Und wovon soll ich leben? Das geht nicht; die an- deren müssen ebenfalls arbeiten. Jetzt zur Saison ist sehr viel zu tun; nachher wird's auch besser!"

Lasse mich für Dich sorgen, mein Lieb." bat er.

Wolf, sage so etwas nicht wieder, das kränkt mich ich kann doch nicht« von Dir geschenkt nehmen!"

Hast Du nicht Ellern oder Verwandte, zu denen Du gehen kannst?"

Ich stehe ganz allein da; ich habe niemand auf der Welt als Dich," sagte sie traurig.Ein andermal will ich Dir von meiner Herkunft erzählen heute nicht; ich will mir diese glückliche Stunde nicht durch die Erinnerung an traurige Zeiten trüben. Lasse Dir für heute damit ge­nügen : Du hast Deine Liebe keiner Unwürdigen geschenkt! Mir ist es auch nicht an der Wiege gesungen worden, daß ich als Putzmacherin mein Brot verdienen muß."

Die Augen standen ihr voller Tränen, als sie das

sagte. Er küßte sie ihr von den Wimpern.Lasse das,

Geliebte," bat er,sage mir nur, ob Du mich auch wirk­lich liebst! Ich bin ein armer, einsamer Mann, der jetzt

erst in Dir seines Lebens Inhalt gefunden hat, der in Dir

sein alles sieht! Mary, wenn Du mir je untreu werden würdest, das ertrüge ich nie." Eine tiefe Bewegung klang bei diesen Worten aus seiner Stimme. Da glitt sie von seinen Knieen aus die Erde, ihm zu Füßen und küßte seine Hand.

Was tust Du, Kind nicht doch!" Und er ent­zog sie ihr.

Laß nur." sagte sie. Dann lehnte sie ihre Wange daran, und die großen Augen voll zu ihm ausschlagend, kam es innig von ihren Lippen:

Wolf, wenn Du es denn hören willst, ich liebe Dich,