2. stellen diese konfessionellen Organisationen im Konfliktssalle — nach dem Wort „man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen" — die Interesten und Gebote ihrer Kirche und deren Vertreter über die Interessen und Gesetze des Staates und dessen Beamten, und find also in dieser Richtung „staatsgefährlich".
Die „Germania" knüpft an diese Meldung, die weiteste Kreise Deutschlands stark interessieren muß. folgende Betrachtung :
„Wir vermögen an die Richtigkeit dieser Meldung schlechterdings nicht zu glauben; sie wird wohl bald richtiggestellt werden. Dem „Beobachter" gegenüber ist vor allem festzustellen, daß es in Württemberg und auch anderswo „Zentrums"-Iugendorganisationen nicht gibt; können also nur die katholischen Jugendorganisationen gemeint sein! Aber müßten dann nicht mit derselben Begründung wie oben bei 1. auch die evang. Jugendorganisationen aufgelöst werden, da auch sie ihre Mitglieder „in streng konfessionelle Lager auseinanderreißen?" Was die Behauptung betrifft, daß diese katholischen Jugendorganisationen „staatsgefährlich" seien, so bedarf sie nicht lange der Widerlegung, aber sie ist deshalb interessant, weil sie das Landesorgan derselben Partei bringt, die sich seit Jahren schon aufs engste mit der Partei des Umsturzes verbündet hat!"
Die Meldung des „Beobachters" stimmt, wie aus Berlin berichtet wird, durchaus nicht. Es handelt sich lediglich um sozialdemokratische Jugendorganisation. Die preußische Regierung ist entschlossen, die gesamten sozialdemokratischen Jugendorganisationen aufzulösen, sobald das Oberverwaltungs- gericht in dem vom Berliner Polizeipräsidenten anhängig gemachten Berwaltungsstreitverfahren entschieden hat, daß die Gewerkschaften politische Verbände sind. Da die Gewerkschaften die Jugendorganisationen mit Geld und anderen Mitteln unterstützen, so wird das Urteil des Oberoerwalt- ungsgerichts auch für die Iugendvereine entscheidend sein. Die preußische Polizeibehörde hat bereit« alle Vorarbeiten zur Auslösung der sozialdemokratischen Jugendorganisationen erledigt. Württemberg, Bayern und Sachsen werden, wie bestimmt verlautet, dem preußischen Beispiele folgen, ohne daß besondere Berständigungskonferenzen der betreffenden Behörden notwendig sein werden.
Die feindlichen Brüder.
Gegenüber der von der Mehrheit der sozialdemokratischen Landtagsfraktion veröffentlichten Zurückweisung der Angriffe des Landtagsabg. Westmeyer erläßt nunmehr Westmeyer eine Erklärung, in der die von der Fraktionsmehrheit gegebene Darstellung als der Wirklichkeit nicht entsprechend bezeichnet wird. Westmeyer lehnt es aber ab, die von der Mehrheit der Fraktion eröffnet« Zeitungspolemik über innerparteiliche Angelegenheiten fortzuführen zu einer Zeit, da die Partei sich im schweren Kampfe mit den bürgerlichen Gegnern befinde. Die Antwort auf die Angriffe des Fraktionsoorstandes bezw. der Fraktionemehrheit werde an zuständiger Stelle erfolgen. — Im Anschluß an diese Erklärung veröffentlichen die Landtagsabg. Engelhardt und Hoschka eine Erklärung, in der sie betonen, daß die Fraktionsmehrheit durch die Veröffentlichung der Zurückweisung den Gegnern neues Material gegen die Partei geliefert habe. Sie konstatieren, daß sie sich gegen die Veröffentlichung dieser Zurückweisung ausgesprochen hätten.
Der Vorstand der sozialdemokratischen Landtagsfraktion erklärt auf die Erklärung des Abg. Westmeyer, daß es die Art der Polemik Westmeyers fei, Parteigenoffen dort wo sie sich nicht wehren können aufs schwerste zu beschuldigen und zu beschimpfen, um sie vor der Partei herabzusetzen und dann, wenn sie sich wehren, sich als verfolgte Unschuld hinzustellen. Es sei richtig, daß die Abg. Engelhardt und Hoschka sich gegen die Veröffentlichung der Zurückweisung ausgesprochen hätten, trotzdem sie die Angriffe Westmeyers auf die Fraktion mißbilligten. Die überwiegende Mehrheit
Theater : das ist mein liebstes Vergnügen. Ost kann ich es mir allerdings nicht leisten!"
„Das soll jetzt anders werden, mein Herz; dafür lasse mich sorgen."
„Nein," entgegnet« sie da. „nein, auf keinen Fall!"
„Und wanim nicht, mein Lieb?"
„Nein, das kann ich nicht annehmen! Ich will es nicht so machen, wie die anderen Mädchen im Geschäft, nein, ich kann es nicht! Herr von Wolssburg, verlangen Sie —"
„Rädchen, hast Du vergessen, daß ich Dein Wolf bin?"
„Gönnen Sie mir Zeit, mich daran zu gewöhnen! Vielleicht wäre es bester, ich versuchte es gar nicht! Denn, denn — was ich vorhin schon sagen wollte, es ist doch so unrecht von mir, daß ich gekommen bin!"
„Mädchen!"
„Ja, es ist unrecht," wiederholte sie, „ich habe immer geschwankt, ob ich Ihren Brief beantworten sollte, ob ich Ihrem Ruse folgen sollte!"
„Mary, was fichi Dich an!" ries er aus.
„Nun bin ich doch zum Rendezvous gekommen, weil ich mußte," fuhr sie leise fort, „aber ich fühle, daß dieser Schritt mich recht viel kostet — meine Selbstachtung!"
„Aber Kind —"
„Beantworten Sie mir eine Frage," unterbrach sie ihn lebhaft, „hätten Sie eine Dame der Gesellschaft um ein Stelldichein gebeten?"
„Da hätte ich es nicht nötig gehabt, Kind, weil ich da genug Gelegenheit durch Bälle, Abendessen usw. hätte,
der Fraktion sei der Ansicht, daß bei der weiten t rg
der Angriffe Westmeyers ihre öffentliche Zurück» n-
erläßlich sei, um einer weiteren Schädigung ^ Partei oorzubeugen. _
Das Ministerium Ribot.
Paris, 9. Juni. Das Ministerium Ribot ist konstituiert worden. Delcasss übernimmt das Kriegsministerium, Chautemps das Martneministerium. Es bleibt noch ein Minister zu ernennen, was noch im Laufe des heutigen Abends erfolgen dürste. Noulens hat das Portefeuille des Krieges endgültig abgclehnt, da ihm das neugeplante Kabinett nicht als republikanische Konzentration erscheint. Die gemäßigt-republikanischen und die nationalistischen Blätter, die das Ministerium Ribot bereits als endgültig gebildet anfahen, wobei sie allerdings Noulens als Kriegsminister nannten, begrüßen das neue Kabinett mit lebhafter Befriedigung. Sie verhehlen zwar nicht, daß Ribot durch die Zusammensetzung seines Ministeriums genötigt sein werde, in seinem Programm den Radikalen mancherlei Zugeständnisse zu machen, erklären jedoch, daß die nunmehrige Gewißheit der Ausrechterhaltung des Dreijahresgesetzes Bedenken zum Schweigen bringen müsse.
Politische Nachrichten.
Eine Riesenarbeit. Die „Deutsche Parlaments- Korrespondenz" berichtet: Im Laufe der mit Schluß des Reichstages beendeten ersten Session der laufenden 13. Legislaturperiode sind nicht weniger als 11690 Peti- tionen beim Reichstage angebracht worden. Bon diesen Petitionen sind nur diejenigen zur Erledigung gelangt, die zu den Reichshaushaltsetats und zu den vom Reichstage angenommenen Gesetzentwürfen eingegangen waren oder als zur Erörterung im Plenum ungeeignet erachtet wurden. Die von der Petitionskommission des Reichstages erstatteten 224 Berichte über Petitionen sind mit ganz geringen Ausnahmen fast sämtlich vom Plenum unerledigt gelassen worden. Eine Riesenarbeit hat jetzt aber das Reichstagsbureau durchzusühren. Es muß neben den Bescheiden an die Pe- tenten über die erledigten Petitionen mehr als 10000 Petitionen an die einzelnen Antragsteller zurücksenden. Es handelt sich dabei um ganz ungeheure Aktenstöße. Die Rücksendung jeder Petition erfolgt mit einem gedruckten Begleitschreiben des Direktors beim Reichstag, daß sie in- folge des Sessionsschluffes nicht mehr zur Beratung und Beschlußfassung im Plenum des Reichstages gelangt ist.
Das Kaiferhoch. Wie von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, hat die bei der sozialdemokratischen Fraktions- abstimmung über das Kaiserhoch-Sitzenbleiben der Reichs- tagsabgeordneten unterlegene Minorität der sozialdemokratischen Abgeordneten die Unterbreitung der Streitfrage an den diesjährigen Parteitag in Würzburg in die Wege geleitet.
Der bayrische Wehrbeitrag. Das Gesamterträg- nis des Wehrbeitrags für Bayern ist. nach zuverlässiger Verlautbarung, um 0,5 Prozent hinter dem Voranschlag zurückgeblieben.
Neue russische Festungen und Flotteuvermeh- ruugen. Wie die „Reichspost" aus Petersburg erfährt, enthält die der Duma zugegangene neue Kreditbewilligung eine Forderung von 125 Millionen Rudel für die Anlage neuer Festungen an der russischen Westgrenze. — Ferner nahm die Kriegs- und Marinekommission der Reichsduma in geheimer Sitzung den Gesetzentwurf betreffend die Kredite zur Vermehrung der Schwarzmeerflotte an.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 10. Juni 1S14.
Nagold auf der Gesuudheitsausstellung. Der
Stuttgarter Stadtgarten, in dem während der Ausstellung täglich Konzerte stattfinden, ist anläßlich der Ausstellung von Hallengängen umgeben, die durch den Haupteingang
mich der Angebeteten zu nähern! Aber wie das bei Dir, Du Süße? Dir auflauern, Dich auf der Straße ansprechen, um den Leuten Gelegenheit zum Reden zu geben — nein! Also blieb mir tatsächlich nichts anderes übrig, als Dich um ein Stelldichein zu bitten — ich mußte Dich ja endlich sprechen — so konnte es nicht weiter gehen; die Sehnsucht nach Dir rieb mich ja sonst aus."
„So konnte es nicht weiter gehen," wiederholte sie leise, wie für sich. (Fortsetzung folgt.)
Der Dümmste im Saal. Ein berühmter englischer Gelehrter, der seine Kindertage in einem kleinen Landstädtchen verbracht hatte, hatte schon längst versprochen, den Stätten seiner Kindheit einen Besuch abzustallen und dabei in dem Orte einen Bortrag zugunsten einer der Wohlfahrtseinrichtungen zu halten. Endlich kam er dazu, das alte Versprechen einzulösen, der Vortrag fand statt. Als er nach Beendigung feiner Vorlesung mit einer Anzahl jener Herren sprach, die den Abend arrangiert hatten, beglückwünschte man den Meister der Wissenschaft und dankte chm. Vor allem aber, so hob einer der Herren bewundernd hervor, sei es gerade großartig, in wie meisterhafter und klarer Weise der Forscher es verstanden habe, sein schwieriges Thema der im Durchschnitt nicht gerade hochgebildeten Zuhörerschaft anschaulich zu machen. „Ach," meinte der Gelehrte erklärend, „sehen Sie, ich blicke bei meinem Vortrag in solchen Fällen immer den Zuhörer an, der mir das am wenigsten intelligente Gesicht zu haben scheint.
getrennt sind. In diesen Hallen haben Bäder. Kurorte und Sanatorien Württembergs ausgestellt und machen in bescheidener Weise Propaganda für sich. Unter vielen anderen sind auch die Luftkurorte des Oderamtsbezirks Nagold zu finden. Man erblickt photographische Ansichten von Nagold, Altensteig, Ebhausen, Berneck, Haiterbach und Wild- berg! Mit würdigem Tannenschmuck umgeben, werden die Bilder von einem Auerhahn gekrönt. Die hiesige Firma Klaiß hat dabei zwei Honiggläser ausgestellt, welche Zeugnis geben sollen von einer gerade hier weitverbreiteten Bienen- züchterei. Interessant ist auch eine auf der Ausstellung ausgestellte Karte des Oberamts Nagold, die, von Herrn Oberamtsbaumeister Schleicher ausgearbeitet, das Resultat der Wohnungsoufstcht darstellt.
Die Geburtenüberschüsse im Oberamt Nagold. Im Oberamt Nagold kamen 1910 aus 26 614 Einwohner 180 Eheschließungen und ehelich 8l5 und unehelich Geborene 80, dagegen Gestorbene einschließlich der Totgeborenen 473, so daß sich ein Geburtenüberschuß ergibt von 412, worunter 214 männliche und 198 weibliche Personen.
Ei» Besuch bei Christian Wagner. Etwa vierzig Zöglinge des hiesigen Seminars statteten am Sonntag unter Führung der Herren Professor Dr. Wagner und Professor Bauser dem schwäbischen Bauerndichter Christian Wagner in seinem Heimatdorf Warmbronn einen Besuch ab und brachten ihm ein Ständchen dar. Die jungen Besucher hatten sich vorher angemeldet und wurden vom Dichtergreis aufs herzlichste empfangen. Mit den besten Eindrücken im Herzen kehrten sie wieder nach Nagold zurück.
Fronleichnam. Am Donnerstag begeht die katholische Kirche das Fronleichnamsfest, das. wie der Name sagt, zu Ehren des Leichnams Christi eingesetzt und zur Verherrlichung des heiligen Meßopfers dient. Seine Einführung verdankt es einer; Vision der Nonne Iuliana zu Lüttich, die es trotz aller Schwierigkeiten doch durchzusetzen wußte, daß das Fest dort 1246 zum erstenmal eingefühct wurde. Bon Papst Urban IV. 1262 anerkannt, wurde es aus dem Konzil zu Vienne im Jahre 1311 allgemein eingeführt und seither alljährlich mit Prozessionen gefeiert. Im Hinblick auf den Gründonnerstag, dem Einsetzungstag de» heiligen Abendmahles, wurde das Fronleichnamsfest aus den Donnerstag nach dem Dreieinigkeitsfest gelegt. Auf den Fronleichnam beziehen sich zwei Wetterregeln; die eine heißt: „Fällt auf die Fronletchnamsprozession Regen, so regnet es 40 Tage allerwegen" und die andere: „Auf Fronleichnam licht und klar, folget ein gar gutes Jahr."
Pflanzenschutz. Zum Schutze einheimischer Pflanzen hat das badische Bezirksamt Engen neuerdings eine bezirkspolizeiliche Vorschrift herausgegeben: Danach dürfen folgende Pflanzen nicht ausgerissen oder ausgegraben oder in größeren Mengen gepflückt werden: Hirschzunge, Frauenschuh. Türkenbund (Goldwurz), Berghähnlein, Großes Windröschen. Osterglocke, Silberblatt, Diptam, Stechpalme. Seidelbast, Steinröschen, Seerose, Maiblumen. Quirlkreuz- Kraut, Schneeglöckchen, Märzenblümchen, Trollblume, Ackelei, Ginster, Zwergbuchs, Kreuzdorn, Mehlprimel, Tausendgüldenkraut, Sumpfenzian, Bergaster, Silberdistel, Golddistel. Flockenblume, Eisenhut. Schwertlilie, Hundszunge, Aronstab, Wintergrün, olle Fingerhutarten, alle Orchideen und Enziangewächse. Mit allen diesen Pflanzen sowie mit den Eibenzweigen, Blüten oder Knospen tragenden Zweigen der wildwachsenden Weiden, der Espe und des Haselnußstrauches darf nicht gehandelt werden; insbesondere ist der Straßen- und Marktverkauf dieser Pflanzen untersagt. Zuwiderhandlungen werden mit Geld bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.
Rotes Kreuz. Heute abend findet zum Besten des Roten Kreuzes die Aufführung des Moserschen Schwankes „Frau Müller", gegeben von Mitgliedern des Museums, statt. Mit der Aufführung ist wiederum, wie beim Unter- haltungsabend des „Museums", der Bortrag verschiedener Musikstücke verbunden.
Aus den Nachbarbezirke«.
s Uuterjettiugen. Nach 9jähriger Tätigkeit verließ uns am Montag Pfarrer Weber, um die ihm übertragene
Und nun erkläre ich die Sache so lange, und so genau, bis ich an jenem Gesicht ablese, daß der Mann es verstanden hat". Einen Augenblick später betrat der Herr Bürgermeister den Raum und ging auf den Gelehrten zu. „Oh, Sie glauben nicht, welche Freude Eie mir heute abend bereitet haben. Während des ganzen Bortrages hatte ich das Gefühl, als blickten Sie nur mich an und als sprächen Sie nur zu mir".
Eier vo« schwarze« Heuue». Bei einem Kaufmann in Berlin, der behauptet hatte, daß ihn noch niemals eine Kundin ins Garn gelockt hätte, sondern daß die Damen und Mädchen kaufen, was er wolle, erschien ein altes Mütterchen und verlangte zwei Mandeln Eier, die aber nur von schwarzen Hennen gelegt sein dürften. Der Kaufmann sah die Frau an, lächelte und sagte: „Ja, da müssen Sie sich die Eier schon selber aussuchen, Sie können nicht gut verlangen, daß ich das weiß, welche von schwarzen, welche von bunten Hühnern gelegt werden." Die Frau ließ es sich nicht zweimal sagen, nahm die Eier aus der Kiste, und als der Kaufmann sie durchzähltc, war er erstaunt, daß die Frau die größten Eier in ihre Tasche getan hatte. „Wie, es sind wohl gerade die größten Eier, die die schwarzen Hennen legen?" fragte der Kaufmann, und das Mütterchen zahlte, ging rasch aus dem Laden und meinte: „Stimmt, gerade daran erkennt man sie ja."
Aeim Nendez,o«s. „Ach. dort kommt schon das holde Wesen! Hätte sie sich doch etwas verspätet, das Warten auf sie ist eine so süße Pein.