ärzte den Krieg mit dem Most aufnehmen, aber von an­deren Gesichtspunkten aus als von dem des Alkoholgehalts. Auch gegen den Kaffeegenuß wurde in einem Bericht Be­schwerde geführt. Der Kaffee, den unsere Landbevölkerung trinkt, wird allermeist in der Umgebung von Ludwigsburg gebaut (Große Heiterkeit) und ist, wenn mit Milch und Zucker getrunken, ein durchaus unschädliche« Getränke. Aus dem Schwarzwald wird berichtet, daß sich die ungünstige Wirkung des weichen Wassers fast direkt Nach­weisen lasse. Nicht nur vielfach, sondern durchweg ganz tra-rig sehe e» mit den Zähnen aus. Nicht uninteressant sind die Berichte über Ungeziefer. Einzelne Bezirke sind vollständig frei davon, andererseits gibt es Gemeinden, wo bi« zu 20°/g der Mädchen mit Läusen behaftet sind, sodaß einige Oberamtsärzte sich veranlaßt sahen, ein Läusemerk- blatt drucken zu kaffen, zumal bemerkt wurde, daß auf eine schriftliche Mitteilung bezüglich Läuse an die Eltern öste»s empfindlich reagiert wurde. Vielfach liegt tatsächlich die allgemeine Reinlichkeit im Argen. Die Er- ziehung de» Badebedürsnisses und die Erstellung von Bädern wird, wenn auch langsam, doch immerhin schließlich eine Folge der Schularzteinrichtung sein. Die bekannte Tatsache, daß bei der Jugend Lungentuberkulose selten ist, ist überall bestätigt. Die Tuberksloseerkrankung der Jugend ist eben die Skrosulose. Brüche, bei Mädchen nament­lich Nabelbrüche, wurden häufig gefunden. Ueber gefun­dene Mängel wurde den Eltern mündlich oder schriftlich Mitteilung gemacht. Bon einer Reihe von Schulärzten wird berichtet, daß die Schüleruntersuchungen eine sofortige stärkere Inanspruchnahme der Praxis der behandelnden Aerzte zur Folge hatten. Unterschiede zwischen Stadt und Land, zwischen höherer Schule und Volksschule wurden nirgends nachgewiesen. Nur in Stuttgart hat sich zweifel­los ein Unterschied nach dem eingehenden Bericht de« Stadt- arztes ergeben. Die Einführung der Messung und Wägung der Schulkinder wird sich auch für das Land empfehlen, nachdem die von dem Stadtarzt von Stuttgart angestellten Erhebungen über Größe und Gewicht der Schüler ergeben haben, daß die Schüler der Volksschulen durchschnitt­lich um etwa 12°/g kleiner und leichter sind als die gleichaltrigen Schüler der Mittel- und Bürgerschulen und daß diese wiederum um etwa ebensoviel kleiner und leichter sind als die Schüler der höheren Schulen. Das Verhält­nis zwischen Lehrer und Schularzt hat sich überall als durchaus freundliches gestaltet. Der Lehrer hat die Tätig­keit de« Schularztes als Unterstützung seiner Arbeit aufge­faßt. , In gleich günstiger Weise hat sich das Verhältnis zwischen Schularzt und Einwohnerschaft gestaltet. Bis jetzt haben die Schulärzte es wohl verstanden, das Vertrauen derDevölkerung in hohem Maße sich zu erwerben. Bxi -dtn Untersuchungen der Kinder im 1. Schuljahr sind nahezu alle Mütter der Einladung gefolgt. Zeichen genug liegen demnach jetzt schon vor, daß die Untersuchungen und die sich darauf gründenden Maßnahmen für jeden einzelnen Schüler von Nutzen sein werden; für die Allgemeinheit, insbesondere für die Aufsichtsbehörde, werden die Ergebnisse von nicht minder großer Bedeutung sein; sie werden zum Segen unseres Volkes die Richtlinien abgeben, nach welchen sich ein erheblicher Teil der künftigen öffentlichen Gesund, hettspflege zu bewegen haben wird.

Ablösung vor!

Der französische Ministerpräsident Doumergue ist zurückgetreten. Diese Krise ist von großer Bedeutung jür die Republik. Denn die wichtigste Ursache für den Schritt des Ministerpräsidenten ist die Frage, ob die dreijährige Dienstzeit bleiben soll und ob die Rückkehr zur zwei­jährigen Dienstzeit möglich sei. Die radikale Partei, an deren Spitze Herr Doumergue stehi, hat im vorigen Sommer, als sie in Pau sich zu einem unter einheitlicher Leitung stehenden Körper zusammenschloß, die Forderung nach Ab> schaffung der dreijährigen Dienstzeit ausgesprochen. Als sie jedoch zur Regierung berufen wurde, konnte sie diesen Grundsatz nicht durchführen und der Ministerpräsident Doumergue und der Kriegsmintster Noulens erklärten, daß sie an der einmal geschaffenen Einrichtung sesthalten wollen. In den Wahlen hat die radikale Partei da« Programm der zweijährigen Dienstzeit unter solchen Verhältnissen nicht mit der Bestimmtheit, wie dies in Pau geschehen ist, auf­rechterhalten können. Nach dem Ergebnis der Wahlen ist jedoch eine radikale Regierungsmehrheit nur dann möglich, wenn sich ihr die vereinigten Sozialisten unter der Führung des Abgeordneten Iaures und mit einer Stärke von mehr als hundert Mann anschließen. Iaures fordert jedoch in Verbindung mit den schärferen Elementen in der radikalen Partei, insbesondere mit dem ehemaligen Finanzminister Caillaux, die Rückkehr zur zweijährigen Dienstzeit. Der Ministerpräsident hat sich in dieser Frage gebunden, er kann nicht mit und mußte nach dem Wahlsiege unmittelbar nach dem Zusammentritt der Kammer sich zurückziehen. Sein Nachfolger ist der Minister für öffentliche Arbeiten im Kabinett Clemenceau, Herr Vioiani, einer der sozialisti­schen Führer. Vermutlich wird in der Frage der dreijährigen Dienstzeit, die eigentlich nur eine von 32 Monaten ist, ein Mittelweg eingeschlagen werden, der diesen Streit mildert. Schon in der Debatte über die dreijährige Dienstzeit wurde viel von einer dreißigmonailtchen Dienstzeit gesprochen, die durch Urlaubsrechte den intellektuellen Klaffen die nötige Erleichterung dielen und die in Frankreich gewünschte Deckung der Grenzen durch starke Bestände nicht schwächen würden Stünde heute Frankreich nochmals vor der Frage der dreijährigen Dienstzeit, so würde diese keine Mehrheit findem Der Rausch ist verflogen, und an das bittere

Ende, die Aufbringung der Kosten, hat man sich überhaupt noch nicht gewagt.

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Paris, 4. Juni. Leon Bourgeois wird das Mi­nisterium de« Aeußern übernehmen. Die Finanzen über­trägt Vioiani dem bisherigen Kriegsmintster und radikalen Deputierten Noulens, Kriegsminister wird der Radikal­sozialist Messimy, der bekanntlich bei der Verhandlung über die dreijährige Dienstzeit in seinem Kompromißantrag eine Dienstzeit von 30 Monaten für die Infanterie und von 32 Monaten für die Kavallerie »orgeschlagen hatte. Herr Delcasss ist, wie oorauszuseheo war, aus der Kom­bination des Herrn Vioiani aurgeschieben.

' -er Litt i» Manie».

Wenn auch die telegraphischen und brieflichen Berichte aus Albanien, insbesondere au» Durazzo, in der letzten Zeit recht reichlich fließen, so ermöglichen sie doch auch jetzt noch kein zuverlässige, Urteil über die Zustände in diesem poli­tisch so interessant gewordenes Lande und noch weniger eine richtige Voraussage der nächsten Entwicklung. Schon über die eine wichtige Frage, was die Aufständischen be­absichtigen, ob Durazzo und der Fürst ernstlich bedroht sind und ob und wie lange dieser sich wird halten können, gehen die Mitteilungen und Meinungen weit auseinander. Mel­den doch die einen, daß er bereits zur Abdankung bereit und entschlossen sei, andere, daß er überhaupt nicht bedroht sei und daß die Zahl seiner zu bewaffneter Unterstützung bereiten Anhänger sich vermehre. In diplomatischen Kreisen ist man mißtrauisch gegen die Nachricht, daß der Fürst Wilhelm schon zur Abdankung bereit sei und erblickt in diesen tendenziöse Ausstreuungen solcher, die die Entfernung des Fürsten von seinem gewiß recht schwierigen und auch gefähr­deten Posten wünschen. Man darf aber, mögen die Verhält­nisse dort noch so unklar sein, doch nicht vergessen, daß dieser Fürst ein Instmment der europäischen Friedenspolitik gewe­sen ist und es nach der Ansicht derer, die dieses künstliche Fürstentum als ein Mittel zur Vermeidung schwerer Kon­flikte geschaffen haben, auch jetzt noch ist. Man weiß in Rom wie in Wien recht gut, daß die Lage in Albanien noch viel schwieriger und die Möglichketten der weiteren Entwicklung noch bedrohlicher sein würden, wenn dieser Fürst Wilhelm von Albanien nicht mehr existierte. Daraus ergibt sich, daß Italien und Oesterreich-Ungarn zur Zeit und solange es irgend durchführbar ist, darin einig find, das in erster Linie von ihnen geschaffene Fürstentum und seinen ersten Fürsten zu erhalten. Darin vereinigen sich die öster­reichischen und italienischen Interessen, und daß San Giu- liano an dieser Politik ehrlich festhält, wird in diplomati­schen Kreisen nicht bezweifelt. Die italienischen Funktionäre, die in Albanien offenbar auf eigene Faust operiert haben, haben damit gegen die von der eigenen Regierung im wohl­verstandenen Interesse des eigenen Landes festgehaltene Politik gehandelt. Sie mögen sich dabei aus Strömungen stützen, denen gegenüber der Leiter der auswärtigen Politik Italiens, wie das ja auch in anderen Ländern zuweilen oorkommt, keinen leichten Stand hat. Deutschlands Haltung in dieser Situation ergibt sich einfach aus seinem Interesse am Dreibund und aus seinem Interesse an der Erhaltung des Friedens. Es ergreift nicht einseitig Pattei, sondern leistet gute Dienste, indem es die Einmütigkeit des Vor­gehens seiner beiden Bundesgenossen fördert.

Sozialdemokratische Hofgängerei. Bet Be­grüßung des Großherzogpaares von Hessen in München befand sich unter den offiziellen Vertretern auch der sozialdemokratische Gemeindevorstand Witti. Witti wurde bekanntlich bei dem letzten Kaffer­desuch in München vom Kaiser im Münchener Rathaus angesprochen.

Aus Stadl und Land.

Nagow, 5. Juni 1914.

Befähigt auf Grund der höheren Prüfung für den Bolksschuldienst zur Anstellung im Ausstchtsdienst der Volksschule und für das Lehramt an den Lehrerbildungs­anstalten: Otter doch, Adolf, Oberlehrer in Ebhausen.

Krteikt der Grad eines Diplom-Ingenieurs dem Bau­ingenieur Paul Bausch von Nagold.

Vom Rathaus.

In der öffentlichen Sitzung am vergangenen Mittwoch beschäftigte sich, wie schon kurz berichtet, das bürgerliche Gesamtkollegium mit dem

städt. Haushaltsplan für das Rechnungsjahr IS14.

Zunächst wurden die Einzeletats Armenpflege, Stadtwald- kasse, Tief- und Hochbauamt, Feuerlöschkasse und Waffer- leitungskafle beraten. Bei Anwesenheit der Ortsarmen­behörde und des Bürgerausschusses ging man, wie erwähnt, zuerst an die Beratung de«

Etats der Armenpflege, dessen Grundstocksvermögen X 28000. beträgt. Die Gesamteinnahmen belaufen sich auf 3373.; die Aus- gaben sind insgesamt mit 6873. in den Etat einge­stellt. Das gibt einen Abmangel oon^k 3500., wie im Vorjahre. Aus Restmitteln werden 1000 gedeckt und ^ 2500 in den Etat der Stadtpflege eingestellt. Ueber einzelne Fälle wurde lebhaft debattiert. Der Etat wurde hierauf angenommen. Man trat in die Beratung des Etats der Stadtwald Kasse ein. Der Vorsitzende schickte im allgemeinen voraus, daß

zwar kein Restvermöaen vorhanden ist, es sei aber auch kein Abmangel da. Nach dem vorl. Abschluß des Haupt- etats ist es möglich, den bisherigen Umlagefatz von 7,5 °/g beizubehalten. Geplant war beim Wald für das lausende Jahr eine Nutzung von 5200 Fm. Die gesamte Holzmasse, die bis heute angesallen ist, beträgt rund 7000 Fm. Es müssen etwa« mehr als 1700 Fm. auf da» kommende Wittschaftsjahr »errechnet und nur die Summe für ungefähr 5000 Fm. jetzt eingestellt werden. Bei Reisig sind ange­fallen 68102 Wellen. Die Mehrnutzung durch Windsall beträgt bi» jetzt 1700 Fm. Als Einnahmen sind vorgesehen für Nutzung 120602. gegenüber ^ 113645. im Vorjahre, als Gesamteinnahmen ^ 122648. Von der Forftverwaltung war im Vorjahre ein Antrag aus Ergän­zung der Dienstkleidung für Waldschützen gestellt worden; dies sei dringendes Bedürfnis; die Waldschützen brauchten im Jahr unbedingt zwei Hosen. Der Antrag wurde da­raufhin einstimmig angenommen. Die Kulturkosten haben sich von ^ 10265. aus ^ 12500 erhöht. Nach dem Bericht de» Forstverwalters stehen die Kulturen gut. Die Gesamtausgaben betragen 47148., der Ueberschuß ist demnach 75500. gegen 71300. im Vorjahre.

71000. werden an die Stadtkasse abgefühtt, während der Rest verzinslich angelegt und einem Reservesond zuge- wlesen wird. Bei dieser Gelegenheit entspann sich eins De­batte über Schuldentilgung, die jedoch nichts wesentliches ergab. Ein

Gesuch der Stadttaglöhner

um Erhöhung ihrer Löhne war ihm Vorjahre bis zur diesjährigen Etatderatung zurückgestellt worden. Man be­schäftigte sich diesmal wieder mit dem Gesuch und sah da­von ab, eine Stundenentlohnung einzusühren. Nach längerer, eingehender Debatte, wurde der Vorschlag gemacht, den Tageslohn bei voll-leistungsfähigen Wald- und Stadt- arbeitern mit einer Höchstgrenze von 2.90 im Winter und 3.10 im Sommer festzusetzen. Die Anset­zung aller Löhne erfolgt auf Vorschlag der Betriedsvorstände jeweils durch den Gemeinderat. Die Höchstgrenze des Lohnes für Vorarbeiter beträgt 3.30 im Winter und und 3.50 im Sommer. Arbeiter, welche im Wald zeit­weise als Aufseher usw. beschäftigt werden, erhalten einen Lohnzuschlag von 20 ^ pro Tag. Herr Gdtt. Schneps stellte den Antrag, die Löhne der Arbeiter auf 3 dezw. 3.20 zu erhöhen, welcher Antrag jedoch abgelehnt wurde. Dagegen wurde der obenvermerkte Vorschlag an­genommen. Man schritt hierauf zur Beratung des

Etat des Tiefbaues.

Als Ausgaben für das lausende Wirtschaftsjahr sind vorge­sehen neben den Unterhaltungskosten für Straßen, Brücken, Kanäle, Feldwege usw. an Neubauten, Kanalisation der Emmingerstraße mit ^ 3000, Herstellung der Kanalstraße

1550, Randsteine in der Haiterbacherstraße bis zum Eiseubahnübergang 525, Verlängerung des Gehwegs in dieser Straße bis zur Deckenfabrik B 500, Grunderwerb und Kanalisation der Schillerstraße 6500, Verbesserung des durch Erdrutsch beschäd. Emmingerwegs 750, sowie zweite Rate der Etterstratzenbewalzung ^ 5676. Die Aus­gaben betragen insgesamt 26880.. Es folgte die Besprechung des

Etat des Hochbauamts

wobei für das Wittschaftsjahr 1914 an Gesamt-Ausgaben festgesetzt wurden 4050, darunter zweite und letzte Rate von KXX) für die Verbesserung der beiden Parterreschul­säle im Mädchenschulhaus. Auf Antrag wurde die Aus­schmückung der Gräber der bei der Hicschkatastrophe Um­gekommenen den Hinterbliebenen gestattet; die Gräber, welche aus diese Weise nicht geschmückt werden können, sollen durch den Totengräber in Stand gehalten und ge­schmückt werden. Dieser erhält dafür eine jährliche Ent­schädigung. Die bürgerlichen Kollegien beschäftigten sich sodann mtt dem

Mobiliar-Etat,

wobei eine lebhafte Debatte über die Anschaffung eines Schäferkarrens entstand; der Posten wurde gestrichen. Es waren nunmehr noch oorgemerkt folgende Ausgaben: Ausstattung der neu erricht. Schulklasse 1000 und eines Unterlehrerzimmers 160, Bänke in die Oberklaffe der Realschule ^ 301, sonstige Unterhaltungen und kleinere Anschaffungen ^ 279, zus. ^ 1740. Der

Unterhaltungsanteil bei den Bizinalstraßen

in Beaufsichtigung des oberamtl. Technikers beträgt im lausenden Geschäftsjahr 4400 -6. Man hofft, daß es im nächsten Jahre möglich sein wird, einen größeren Posten zur Neubewalzung der Haiterbacherstraße einzuftellen. Hie- rauf ging man zur Beratung des

Feuerlösch-Etats

über, dessen Einnahmen 872, die Ausgaben ^ 1042 betragen. DerAbmangel von 170 wird aus Rest- Mitteln gedeckt. Der Etat wurde, wie alle vorhergehenden einstimmig angenommen. Bei dem

Etat der Wasserleitungskasse

betragen die Einnahmen 7350, während sich die Ge­samtausgaben auf ^ 7850 belaufen; der Ab Mangel von ^ 500 wird ebenfalls aus Restmitteln gedeckt. Die Wasser- lettungsschuld beträgt jetzt noch 56000. Für das Rech­nungsjahr 1914 sind unter obigen Ausgaben vorgesehen: Wasserleitung in der Schillerstratze 1800 und Fortsetzung derselben für die Häuser im Rietdrunncn 1300. 2 ,er Etat fand Annahme, woraus die Beratung aus Frei­tagabend 5 Uhr vertagt wurde.